Vorlesungen über Invariantentheorie. Herausgegeben von G. Kerschensteiner. Zweiter Band: Binäre Formen. 360 S. (Q1539729)

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Vorlesungen über Invariantentheorie. Herausgegeben von G. Kerschensteiner. Zweiter Band: Binäre Formen. 360 S.
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    Vorlesungen über Invariantentheorie. Herausgegeben von G. Kerschensteiner. Zweiter Band: Binäre Formen. 360 S. (English)
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    1887
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    Der erste Teil des vorliegenden zweiten Bandes behandelt die fundamentalen Processe für invariante Bildungen im binären Formengebiete. Nachdem für eine binäre Grundform die symbolische Bezeichnung und die lineare Transformation erklärt, sowie im Anschluss daran die Begriffe Invariante und Covariante definirt sind, folgt die Beschreibung des sogenannten Faltungsprocesses. Ein symbolisches Product \[ (ab)^\mu (ac)^\nu (bc)^\varrho \dots a_x^\sigma b_x^\tau c_x^\kappa\dots \] wird einmal ``gefaltet'', wenn man etwa die beiden symbolischen Factoren \(a_x\) und \(b_x\) herausgreift und an ihre Stelle den Klammerfactor \((ab)\) einführt. Wird umgekehrt ein Klammerfactor \((ab)\) durch \(a_x b_x\) ersetzt, so ist dadurch der Ausdruck ``entfaltet''. Beide Processe sind offenbar rein symbolische Processe. Es folgt eine Darlegung der Elemente der symbolischen Rechnung (\(\S\) 1). Der Polarenbegriiff und die Aufstellung derjenigen Differentialgleichung, welcher eine jede Polare genügt, führt zu dem Omegaprocess \[ \varOmega f=\frac{1}{mn} \left\{ \;\frac{\partial^2f}{\partial x_1\partial y_2} - \frac{\partial^2f}{\partial x_2\partial y_1} \right\}, \] wo \(f\) eine Form von der \(m^{\mathrm ten}\) und \(n^{\mathrm ten}\) Ordnung bezw. in den cogredienten Variabelnreihen \(x_1,x_2\) und \(y_1,y_2\) bedeutet. Der Omegaprocess lässt die Invarianteneigenschaft eines Ausdruckes ungeändert (\(\S\) 2). Wiederholte Faltung oder wiederholte Anwendung des Omegaprocesses liefert den Process der Ueberschiebung, welchem andererseits auch eine unsymbolische Darstellung und Bedeutung zukommt. Die nähere Untersuchung zeigt, dass jedes symbolische Product sich als Summe von Ueberschiebungen ausdrücken lässt (\(\S\) 3). Beispiele für Ueberschiebungen sind die Functionaldeterminante und die Hesse'sche Covariante (\(\S\) 4). Sind zwei binäre Formen von gleicher Ordnung vorgelegt \[ f=a_0x_1^n + {n \choose 1} a_1x_1^{n-1} x_2+\cdots +a_n x_2^n, \] \[ \varphi=\alpha_0 x_1^n + {n \choose 1} \alpha_1 x_1^{n-1} x_2+\cdots +\alpha_n x_2^n, \] so wird eine Invariante derselben ``deltairt'', indem man auf dieselbe den Aronhold'schen Differentiationsprocess \[ \delta=\alpha_0 \;\frac{\partial}{\partial a_0} + \alpha_1\;\frac{\partial}{\partial a_1} + \cdots + \alpha_n \;\frac{\partial}{\partial a_n} \] anwendet. Was die mehrfache Anwendung dieses Processes anbetrifft. so wird auch der Fall behandelt, in welchem die Coefficienten der Form \(\varphi\) Functionen der Coefficienten von \(f\) sind (\(\S\) 5). Eine Simultaninvariante, welche bei Anwendung des Aronhold'schen Processes identisch verschwindet, ist eine Combinante. Auch hier wird der Fall der Abhängigkeit der beiden Formen \(f\) und \(\varphi\) von einander berücksichtigt (\(\S\) 6). Eine jede Form von zwei cogredienten Variabelnreihen \(x_1, x_2\) und \(y_1,y_2\) lässt sich auf eine einzige Weise nach Potenzen von \((xy)\) entwickeln, deren Coefficienten Polaren der sogenannten ``Elementarcovarianten'' sind (\(\S\) 7). Der eben erwähnte Process der Reihenentwickelung ist das wichtigste Hülfsmittel für die symbolische Rechnung, und es folgen daher mannigfache Anwendungen desselben, darunter ein Beweis des Hermite'schen Reciprocitätsgesetzes sowie die Darlegung eines Verfahrens, wie man eine in symmetrischen Functionen der Wurzeldifferenzen gegebene Covariante direct in ein symbolisches Product umformen kann (\(\S\) 8). Mit Hülfe der Reihenentwickelung wird ferner gezeigt, dass eine jede Invariante und Covariante als Summe von symbolischen Producten darstellbar ist. Für denselben Satz wird noch ein zweiter auf der Anwendung des Omegaprocesses beruhender Beweis gegeben, welcher sich überdies auf Formen von beliebig vielen Variabeln ausdehnen lässt (\(\S\) 9). Es folgt die Ableitung der partiellen Differentialgleichungen für Invarianten und Covarianten und die Behandlung des Evectantenprocesses \[ x_2^n\;\frac{\partial}{\partial a_0} - x_2^{n-1}x_1\;\frac{\partial}{\partial a_1} + \cdots + (-1)^nx_1^n\;\frac{\partial}{\partial a_n} . \] Mit Hülfe dieses Processes lässt sich der Nachweis für die wichtige Thatsache führen, dass ein jedes symbolische Product, welches den wirklichen Wert Null besitzt, in Teile zerlegt werden kann, deren jeder einen Factor von der Gestalt \[ (ab)c_x + (bc) a_x + (ca) b_x \] enthält (\(\S\) 10). Der zweite Teil des Bandes beschäftigt sich mit den Formen von der zweiten, dritten und vierten Ordnung. Ein symbolisches Product heisst ``reducibel'' entweder, wenn es identisch verschwindet, oder wenn es bereits in das System aufgenommene Formen zu Factoren hat, bezw. sich in symbolische Producte von dieser Eigenschaft überführen lässt. Ein symbolischer Klammerfactor heisst ``Reducent'', sobald jedes denselben enthaltende symbolische Product reducibel ist. Nachdem durch Operiren mit diesen Begriffen das volle System von Invarianten und Covarianten für eine quadratische Form, sowie für zwei simultane quadratische Formen aufgestellt ist (\(\S\) 11), folgt in gleichem Sinne die Behandlung des Systems dreier und mehr simultaner quadratischer Grundformen (\(\S\) 12). Man gelangt ferner zu bemerkenswerten Systemen specieller quadratischer Formen, sobald man den zweiten Ueberschiebungen je zweier verschiedenen Formen des Systems besondere Bedingungen auferlegt. So giebt es ein System dreier quadratischen Formen, deren drei wechselseitige Ueberschiebungen verschwinden, ferner ein System von vier quadratischen Formen, deren sechs Ueberschiebungen den nämlichen Wert besitzen, und endlich ein System von sechs quadratischen Formen, deren fünfzehn Ueberschiebungen bis auf das Vorzeichen einander gleich sind. Die Producte jener drei, vier und sechs quadratischen Formen liefern bezw. die Oktaeder-, Hexaeder- und Ikosaederform (\(\S\) 13). Es folgt die Aufstellung des vollen Systems der Invarianten und Covarianten der kubischen Form sowie der zwischen denselben herrschenden Relationen nebst Anwendungen (\(\S\) 14). Nach den nämlichen Principien wird das volle System der biquadratischen Form aufgestellt und untersucht (\(\S\) 15). Hieran schliesst sich die Behandlung desjenigen Gebildes, welches durch lineare Combination der biquadratischen Grundform und der Hesse'schen Covariante entsteht (\(\S\) 16), sowie die ausführliche Discussion der biquadratischen Gleichung auf Grund invariantentheoretischer Principien (\(\S\) 17 und \(\S\) 18). Die Covariante sechster Ordnung der biquadratischen Grundform besitzt die Eigenschaft, dass ihre vierte Ueberschiebung über sich selbst identisch verschwindet. Die Untersuchung der allgemeineren Frage nach allen Formen von der letzteren Eigenschaft führt wiederum zu den speciellen Formen des Tetraeders, Oktaeders und Ikosaeders (\(\S\) 19). Der dritte Teil endlich enthält als Kern den Gordan'schen Fundamentalsatz von der Endlichkeit des vollen Formensystems und entwickelt in steter Beziehung zu diesem die tiefer liegenden Partien der Invariantentheorie. Es werden zunächst gewisse vorbereitende Lehrsätze vorausgeschickt (\(\S\) 20), und hierauf wird der Beweis jenes Fundamentalsatzes mit Hülfe der symbolischen Rechnung durchgeführt, wobei man zugleich die Mittel zur wirklichen Aufstellung des vollen Formensystems an die Hand erhält (\(\S\) 21). Die entwickelten Principien werden durch die Berechnung des vollen Formensystems der Form fünfter Ordnung erläutert (\(\S\) 22). Es folgt die Ableitung von Relationen zwischen den gefundenen Formen (\(\S\) 23). Unter einer typischen Darstellung wird eine solche Darstellung verstanden, bei welcher die Coefficienten Invarianten und die Variabeln Covarianten sind. Diese Darstellung und insbesondere die Darstellung der Form fünfter Ordnung als Summe von drei fünften Potenzen wird ein gehend behandelt (\(\S\) 24). Die Auflösung der Gleichung fünften Grades wird in einigen Fällen durchgeführt, wo dieselbe in Folge gewisser Invariantenrelationen ohne transcendente Mittel möglich ist (\(\S\) 25). Nach den nämlichen Principien wird auch die Grundform sechster Ordnung behandelt (\(\S\) 26 und \(\S\) 27). Sind \(\varphi\) und \(\psi\) zwei binäre Formen der gleichen Ordnung, so entsteht die Frage nach den Relationen, welche zwischen den Combinanten \[ (\varphi,\psi)_1,(\varphi,\psi)_3,(\varphi,\psi)_5,\dots \] statthaben. Diese Frage steht in naher Beziehung zu der Aufgabe, alle diejenigen Formenpaare zu finden, deren Functionaldeterminante \((\varphi, \psi)_1\) eine gegebene Form ist. Diese Aufgabe wird für den Fall gelöst, wo die Formenpaare von der vierten, die gegebene Functionaldeterminante also von der sechsten Ordnung ist (\(\S\) 28). Die typische Darstellung der Form sechster Ordnung vermittelst dreier quadratischen Covarianten (\(\S\) 29) und die Auflösung specieller Gleichungen sechsten Grades (\(\S\) 30) sind diejenigen Probleme, mit deren Behandlung die Theorie der binären Formen sechster Ordnung abschliesst. Es wird nun das simultane System einer quadratischen und kubischen Form (\(\S\) 31) und dasjenige zweier kubischen Formen behandelt (\(\S\) 32). Insbesondere erscheint die typische Darstellung zweier kubischen Grundformen interessant und ihrer Anwendungen wegen wichtig (\(\S\) 33). Was endlich die Theorie der Schwesterformen anbetrifft, so steht im Mittelpunkte derselben der Satz, dass jede Invariante und Covariante einer Grundform \(f\) gleich ist einer ganzen Function der Formen \(f, (f, f)_{2k}\) und \(((f, f)_{2k}, f)_1\), dividirt durch eine Potenz von \(f\) (\(\S\) 34).
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