Die Beugungserscheinungen einer kreisrunden Oeffnung und eines kreirunden Schirmchens, theoretisch und experimentell bearbeitet. (Q1544578)
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English | Die Beugungserscheinungen einer kreisrunden Oeffnung und eines kreirunden Schirmchens, theoretisch und experimentell bearbeitet. |
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Die Beugungserscheinungen einer kreisrunden Oeffnung und eines kreirunden Schirmchens, theoretisch und experimentell bearbeitet. (English)
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1885
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Während die Theorie der Fraunhofer'schen Beugungserscheinungen längst abgeschlossen ist, ist ein Gleiches mit denjenigen Fresnel'schen Beugungserscheinungen, die durch eine kreisförmige Oeffnung oder durch einen kreisförmigen Schirm hervorgebracht werden, noch nicht der Fall. Nur die Intensität in der Mitte des Beugungsbildes ist hier aus den allgemeinen Formeln abgeleitet, die Ausdehnung der Theorie auf andere Punkte des Bildes war bis zum Erscheinen der vorliegenden Arbeit noch nicht gelungen. Diese Arbeit füllt also eine wesentliche Lücke der Theorie aus. Die kreisförmige Oeffnung sei dem Auffangschirme parallel, ihr Mittelpunkt liege auf dem von dem leuchtenden Punkte (dem Mittelpunkte der einfallenden Kugelwellen) auf den Schirm gefällten Lote. Der Radius der Oeffnung sei so klein, dass der Sinus des Winkels, unter dem er vom leuchtenden Punkte aus erscheint, durch den Bogen ersetzt werden kann. Dann ergiebt sich für die Lichtstärke, die auf einem mit dem Radius \(\xi\) um die Bildmitte beschriebenen Kreise herrscht, der Ausdruck \[ M^2=C^2+S^2 \] wo \[ (1)\quad \begin{cases} C=\int_0^{2\pi} \int_0^r \cos\{ \frac 12 k\varrho^2 - l\varrho\cos\varphi \} \varrho d\varrho d\varphi \\ = 2\pi\int_0^r J_0(l\varrho) \cos(\frac 12 k\varrho^2) d\varrho \end{cases} \] ist, während \(S\) aus \(C\) durch Vertauschung der Function cosinus mit sinus entsteht. In (1) ist \(r\) der Radius der Oeffnung, ferner ist \[ l=\frac{2\pi\xi}{\lambda\cdot b},\quad \tfrac 12 k=\frac{2\pi}{\lambda}\frac{ a+b}{2ab}, \] während \(a\) der Radius der die Oeffnung treffenden Kugelwelle, \(b\) die Entfernung des Pols dieser Welle vom Auffangschirm, \(\lambda\) die Wellenlänge, \(J_0\) endlich die Bessel'sche Function erster Art mit dem Index 0 ist. Die transcendenten Integrale für \(C\) und \(S\) lassen sich durch wiederholte Anwendung der teilweisen Integration auf doppelte Art in Reihen entwickeln, indem einmal \(J_0 (l\varrho).\varrho\) und weiterhin \(J_n(l\varrho).\varrho^{n+1}\) als zu integrirender Factor betrachtet wird, das zweite Mal aber \(\cos(\tfrac 12 k\varrho^2). \varrho\). Diese Reihen sind, wenn man \[ kr^2 = y,\quad lr = z \] setzt, folgende: \[ (2)\quad \left\{\begin{aligned} C & =\pi r^2 \left\{ \frac{\cos(\frac 12 y)}{\frac 12 y}\cdot U_1 + \frac{\sin(\frac 12 y)}{\frac 12 y} \cdot U_2 \right\} \\ & = \pi r^2 \left\{ \frac 2y \sin \left( \frac{z^2}{2y} \right) + \frac{\sin(\frac 12 y)}{\frac 12 y} \cdot V_0 - \frac{\cos(\frac 12 y)}{\frac 12 y} \cdot V_1 \right\}, \\ S & =\pi r^2 \left\{ \frac{\sin(\frac 12 y)}{\frac 12 y}\cdot U_1 - \frac{\cos(\frac 12 y)}{\frac 12 y} \cdot U_2 \right\} \\ & = \pi r^2 \left\{ \frac 2y \cos \left( \frac{z^2}{2y} \right) + \frac{\cos(\frac 12 y)}{\frac 12 y} \cdot V_0 - \frac{\sin(\frac 12 y)}{\frac 12 y} \cdot V_1 \right\}, \end{aligned} \right. \] während \[ (3)\quad \left\{\begin{aligned} & U_n(y,z) =\sum_{p=0}^{\infty}(-1)^p \left( \frac yz \right)^{n+2p} J_{n+2p}(z), \\ & V_n(y,z)=\sum_{p=0}^{\infty}(-1)^p \left( \frac zy \right)^{n+2p} J_{n+2p}(z) \end{aligned}\right. \] ist, unter \(n\) eine beliebige positive oder negative ganze Zahl (incl. Null), unter \(J\) die Bessel'sche Function verstanden. Die Untersuchung der Functionen \(U_n, V_n\) führt zu einer Reihe bemerkenswerter Sätze und Formeln, von denen die folgenden hier Platz finden mögen. \(U_n\) und \(V_n\) convergiren für alle Werte von \(y\) und \(z\); für \(y<z\) convergirt die Reihe \(U_n\), für \(y>z\) die Reihe \(V_n\) schneller. Für \(y = z\) lassen sich \(U_n\) und \(V_n\) in endlicher Form durch goniometrische und Bessel'sche Functionen ausdrücken. Es gelten ferner die Formeln \[ \frac{\partial U_n}{\partial z} = -\frac zy\;U_{n+1},\quad \frac{\partial U_n}{\partial y} = \tfrac 12 U_{n-1}+\tfrac 12 \left( \frac zy \right)^2 U_{n+1}, \] \[ U_n+U_{n+2} = \left( \frac yz \right)^n J_n(z), \] und analoge für \(V_n\). Sodann ist \[ (-1)^n[U_{2n+1} + V_{-2n+1}] = U_1+V_1= \sin\left( \tfrac 12 y+\frac{z^2}{2y} \right), \] \[ (-1)^n[-U_{2n+2} + V_{-2n}] = -U_2+V_0= \cos\left( \tfrac 12 y+\frac{z^2}{2y} \right). \] Diese Gleichungen drücken eine neue interessante Eigenschaft der Bessel'schen Functionen aus und gehen für \(y = z\) in die bekannten Entwickelungen von \(\sin z\) und \(\cos z\) nach Bessel'schen Functionen über. Wie die Functionen \(U_1, U_2, V_0, V_1\) aus der Entwickelung bestimmter Integrale entstanden sind, so hängen auch \(U_n\) und \(V_n\) mit gewissen bestimmten Integralen zusammen. Es ist nämlich \[ \begin{aligned} \frac 1y \left( \frac zy \right)^{n-1} U_n & = \int_0^1 J_{n-1}(zu)\cos [\tfrac 12 y(1-u^2)]\cdot u^n du \\ & = \frac zy \int_0^1 J_{n-2}(zu)\sin [\tfrac 12 y(1-u^2)]\cdot u^{n-1} du, \end{aligned} \] woraus sich für den Fall \(y=z\) noch wichtige Folgerungen ergeben. Ersetzt man in den Gleichungen (2) \(y\) und \(z\) durch \(k, l, r\) und geht zur Grenze für \(r = \infty\) über, so verschwinden die Functionen \(V_0\) und \(V_1\), und man gelangt zu folgenden bestimmten Integralen: \[ (4)\quad \begin{cases} \frac{1}{2\pi} C_\infty = \int_0^\infty J_0(l\varrho)\cos(\frac 12 k\varrho^2)\varrho d\varrho = \frac 1k \sin\left( \frac{l^2}{2k} \right), \\ \frac{1}{2\pi} S_\infty = \int_0^\infty J_0(l\varrho)\sin(\frac 12 k\varrho^2)\varrho d\varrho = \frac 1k \cos\left( \frac{l^2}{2k} \right), \end{cases} \] Auch diese Integrale sind der Verallgemeinerung fähig, indem an Stelle von \( J_0(l\varrho).\varrho\) die Function \(J_n(l\varrho) . \varrho^{n+1}\) tritt. Nach diesen rein analytischen Entwickelungen kehrt Herr Lommel zu der optischen Aufgabe zurück und betrachtet zunächst den Fraunhofer'schen Grenzfall. Hier ist \(a = -b\), also \(y = 0\). Daher nimmt der Ausdruck für die Lichtstärke des Beugungsbildes die einfache Gestalt an: \[ M^2=\{ 2z^{-1}. J_1(z) \}^2. \] Für die Function \(z^{-1}.J_1(z)\), sowie für \(M\) hat Herr Lommel nun eine von \(z = 0\) bis \(z = 20\), reichende, in Intervallen von 0,1 fortschreitende Tabelle berechnet, aus der sich die Nullwerte, sowie die Maxima von \(M\) leicht ergeben. Falls \(z>20\), reicht das erste Glied der bekannten halbconvergenten Reihen zur Berechnung von \(J_1\) hin. Aus den numerischen Rechnungen ergeben sich folgende Resultate: 1) Die Gangunterschiede der Randstrahlen, bei welchen schwarze Ringe auftreten, nähern sich mit wachsendem Beugungswinkel den Werten\( (m+\frac 14)\lambda\), diejenigen, bei welchen helle Ringe sich zeigen, den Werten \((m+\frac 34)\lambda\) als oberen Grenzen. 2) Die Intensitätsmaxima verhalten sich angenähert umgekehrt wie die dritten Potenzen der zugehörigen Gangunterschiede. In dem Fresnel'schen allgemeinen Falle wird die Lichtstärke \[ M^2 = \left( \frac 2y \right)^2 \{ U_1^2+U_2^2 \}. \] Dieselbe wird ein Maximum oder Minimum, entweder wenn \(J_1(z) = 0\), oder wenn \(U_2(y, z) = 0\), d.h. wenn \(J_0(z)\) oder \(U_1(y,z)\) ein Maximum oder Minimum wird. Die vorher entwickelten allgemeinen Formeln geben in Verbindung mit bekannten Formeln aus der Theorie der Bessel'schen Functionen die Mittel zur Berechnung von Tabellen für die Functionen \(\frac 1y U_1\) und \(\frac 1y U_2\) und damit zur graphischen Darstellung von \(M\). Herr Lommel hat sich der Mühe unterzogen, solche Tabellen für die Werte \(y = \pi, 2\pi,\dots, 10\pi\) und \(z = 1, 2,\dots, 12\) zu berechnen und mit ihrer Hülfe die entsprechenden Intensitätscurven zu construiren. Damit ist schon ein Anhalt zur Vergleichung der Theorie mit Beobachtungen gewonnen. Aber weder aus den Tabellen noch aus den Figuren ergeben sich bestimmte Gesetze der Helligkeitsverteilung, vielmehr zeigen dieselben eine ganz regellose Verteilung der Maxima und Minima der Intensität. Daher geht Herr Lommel, um eine Einsicht in die Gesetzmässigkeit der Erscheinung zu erlangen, zu einer räumlichen Darstellung über, indem er \(y\) und \(z\) als rechtwinklige Coordinaten einer Ebene auffasst, während die Werte von \(M_2\) durch die Ordinaten einer über der Ebene liegenden Fläche dargestellt werden. Um die Gestalt der Intensitätscurve über einer beliebigen zur \(z\)-Axe parallelen Geraden zu erkennen, werden in der \(yz\)-Ebene diejenigen zur \(y\)-Axe parallelen Geraden, für die \(J_1(z) = 0\) ist, sowie die transcendenten Curven \(U_2 (y, z) = 0\) gezeichnet. Letztere haben einen merkwürdigen Verlauf; sie besitzen in den Punkten \(z = 0, y = 4m\pi\) Doppelpunkte und schneiden die \(z\)-Axe, senkrecht in den Punkten, für die \(J_2 (z) = 0\) ist. Die Doppelpunkte auf der \(y\)-Axe und die Punkte \(J_1 (z) = 0\) auf der \(z\)-Axe sind die einzigen Punkte, in denen die Intensität Null ist; im übrigen liegen über den Geraden \(J_1 (z) = 0\) und der Curve \(U_2(y, z) = 0\) Maxima oder Minima der Intensität, und zwar teilen sich die Maxima und die Minima so, dass, wenn man längs einem Teile der Linien \(J_1 = 0\) oder \(U_2 = 0\), welchem Intensitätsmaxima entsprechen, über einen ihrer gemeinschaftlichen Durchschnittspunkte fortschreitet, das Maximum auf die Linie der anderen Gattung überspringt, während der Fortsetzung der bisher verfolgten Linie nun Minima der Lichtintensität angehören, bis beim nächsten Schnittpunkt ein neues Ueberspringen erfolgt. Die Punkte ferner, wo die Ordinaten \(y\) der Curvenäste \(U_2 = 0\) ihren grössten oder kleinsten Wert annehmen, bilden auf diesen Curven ebenfalls Grenzscheiden zwischen Intensitätsmaximis und -minimis. Ueber der Axe \(y\) liegen mit Ausnahme der Doppelpunkte lauter Intensitätsmaxima. Durch eingehende Discussion der eben genannten Curven erhält man in Verbindung mit den numerischen Tabellen ein anschauliches Bild der verwickelten Erscheinung, insbesondere auch ein Bild der über einer Parallelen zur \(z\)-Axe liegenden Intensitätscurve. Speciell behandelt wird noch der Fall \(z = 0\), in dem, wie schon früher bekannt war, \[ M^2=\left( \frac{\sin \frac 12 y}{\frac 12 y} \right)^2 \] wird, ferner die Intensität über der Geraden \(y = z\); endlich werden für die Intensitätscurven über den Geraden \( \frac yz=c \) und \(\frac yz=\frac 1c \) gewisse Beziehungen angegeben. Neben den Beugungserscheinungen, die durch eine kreisförmige Oeffnung hervorgebracht werden, werden auch die an einem kreisrunden und urchsichtigen Schirmchen entstehenden behandelt. Gegen den vorigen Fall tritt die Aenderung ein, dass die Integration nach \(\varrho\) in (1) statt von 0 bis \(r\) von \(r\) bis \(\infty\) auszudehnen ist. Die Intensität wird daber \[ M_1^2=C_1^2+S_1^2, \] wo \[ C_1=C_\infty-C_1,\quad S_1=S_\infty-S \] ist, während \(C_\infty, S_\infty\) durch (4), \(C\) und \(S\) durch (2) bestimmt sind. Daraus folgt \[ M_1^2= \left( \frac 2y \right)^2 \{ V_0^2+V_1^2\}, \] und die Lichtstärke wird ein Maximum oder Minimum für \(J_1(z) = 0\) oder \(V_0(y, z) = 0\). Hieran wird eine analoge Discussion geknüpft wie im vorigen Falle. Für \(z = 0\) ergiebt sich \(M_1^2= \left( \frac 2y \right)^2\); dies ist aber derselbe Wert, den \(M_1\) bei Abwesenheit des Schirmchens haben würde, ein Resultat, das schon Poisson aus Fresnel's Formeln abgeleitet hat. Den Schluss der Arbeit bilden Vergleichungen der Theorie mit Beobachtungen.
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