Ueber die Beziehung zwischen den Maxwell'schen elektrodynamischen Grundgleichungen und den Grundgleichungen der gegnerischen Elektrodynamik. (Q1544611)

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Ueber die Beziehung zwischen den Maxwell'schen elektrodynamischen Grundgleichungen und den Grundgleichungen der gegnerischen Elektrodynamik.
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    Ueber die Beziehung zwischen den Maxwell'schen elektrodynamischen Grundgleichungen und den Grundgleichungen der gegnerischen Elektrodynamik. (English)
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    1884
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    1) Sind \(u, v, w\) die Componenten von im Magnetfelde vorhandenen geschlossenen elektrischen Strömen, \[ (1)\quad U_1 =\int\frac{u'}{r}d\tau', \quad V_1=\int\frac{v'}{r} d\tau', \quad W_1=\int\frac{w'}{r} d\tau' \] die Componenten ihres Vectorpotentials, so wirkt bekanntlich in jedem Punkt des Magnetfeldes eine Kraft auf einen Magnetpol 1 (``Magnetkraft'') mit den Componenten \[ (2)\quad X_1=A\left( \frac{dV_1}{dz} - \frac{dW_1}{dy} \right) \text{ etc.} \] Aus der Form dieser Componenten folgt, dass dieselben die Differentialquotienten des Potentials einer durch den Strom begrenzten magnetischen Doppelschicht sind; aus der Identität der Resultirenden der ponderomotorischen Kräfte auf einen unendlich kleinen Strom mit der resultirenden Kraft auf ein magnetisches Molecül folgt dann weiter, dass auch die Componenten und Drehungsmomente der ponderomotorischen Kraft des Feldes auf einen geschlossenen endlichen elektrischen Strom ein Potential besitzen, nämlich das Potential des Feldes auf eine durch den Strom begrenzte magnetische Doppelschicht. Aus der Existenz eines solchen Potentials folgt aber nach dem Princip der Energie, dass eine beliebige Aenderung dieses Potentials in jedem Punkt des Magnetfeldes eine elektromotorische Kraft mit den Componenten \[ (3)\quad E_x=-A^2\frac{dU_1}{dt} \text{ etc.} \] hervorruft. Eine solche Aenderung kann nun auch in der Aenderung magnetischer Momente \(\lambda,\mu,\nu\) bestehen, z. B. geschlossener linearer Magnetringe, in denen die Aenderungen \(\frac{d\lambda}{dl}\) etc. stattfinden, und welche der Verfasser ``magnetische Ströme'' nennt. Die Componenten der elektromotorischen Kraft solcher Magnetströme sind aber bekanntlich, wenn man \[ \begin{aligned} &(4)\quad U_2=\int \frac{d\lambda'}{dt} \frac{d\tau'}{r} \text{ etc. setzt, }\\ & (5)\quad E_x=-A\left( \frac{dV_2}{dz} - \frac{dW_2}{dy} \right) \text{ etc.},\end{aligned} \] und da sie hiernach die Form (2) von Magnetkräften haben, so lassen sie sich analog wie diese als die Differentialquotienten des Potentials von durch die Magnetringe begrenzten elektrischen Doppelschichten darstellen. Daraus schliesst der Verfasser, dass zwei solche veränderliche (z. B. erlöschende) Ringmagnete auch ponderomotorische Kräfte auf einander ausüben, welche durch das Potential der zwei elektrischen Doppelflächen oder durch das damit identische, in seiner mathematischen Form dem Potential zweier elektrischen Ströme vollkommen analoge Potential der Magnetringe selbst dargestellt werden. (Ueber die dieser Schlussweise entgegenstehenden Bedenken vgl. Lorberg, Bemerkung zu zwei Aufsätzen von Hertz, und Aulinger, Ueber einen Gegenstand der Elektrodynamik. Wied. Ann. XXVII. 666-673. 1886.) Da nun zwei solche Magnetringe durch zwei geschlossene Solenoide mit veränderlicher Stromstärke ersetzt werden können, die bisherige Elektrodynamik aber keine ponderomotorische Kraft zwischen zwei geschlossenen Solenoiden, mögen dieselben constante oder veränderliche Stromstärke besitzen, kennt, so schliesst der Verfasser, dass die bisherigen Annahmen über die ponderomotorische Wirkung zweier elektrischen Ströme lückenhaft und durch von der Stromänderung abhängige Glieder zu ergänzen seien. 2) Diese vermeintliche Lücke glaubt der Verfasser folgendermassen ausfüllen zu können. Sowie sich aus den Magnetkräften (2) nach dem Princip der Energie die elektrischen Kräfte (3) ergeben, ebenso sollen sich aus den elektrischen Kräften (3) oder (5), weil sie dieselbe Form wie die Magnetkräfte (2) haben, nach dem Princip der Energie neue Magnetkräfte von der Form (3), nämlich \[ (6)\quad X_2=-A^2\frac{dU_2}{dt} \quad\text{etc. } \] ergeben, welche zu den Magnetkräften \(X_1\) hinzutreten. Giebt man dem Verfasser diesen Schluss zu, so ergeben sich nun aus \(X_2\) durch dieselbe Schlussweise neue Magnetkräfte. Setzen wir zur Abkürzung \[ \overline{u} = \int\frac{u'}{r}d\tau',\quad [U]=\frac{dV}{dz}-\frac{dW}{dy}, \] so ist zunächst nach (1) und (2) \[ U_1=\overline{u},\quad X_1=A[U_1]; \] daraus ergeben sich nach (3) die elektromotorischen Kräfte \(-A^2\frac{dU_1}{dt}\) u. s. w., und nach (5) und (6) ist \[ A\;\frac{dU_1}{dt}=[U_2],\quad X_2=-A^2\;\frac{dU_2}{dt}\cdot \] Daraus folgt \[ A\;\frac{d}{dt} \left( \frac{dV_1}{dz} - \frac{dW_1}{dy} \right) = \frac{d}{dz}[V_2] - \frac{d}{dy}[W_2] = -\varDelta U_2. \] d. h. \[ U_2=\frac{A}{4\pi} \frac{d}{dt} [\overline{U_1}],\quad X_2=-\frac{A^2}{4\pi}\frac{d^2}{dt^2} [A\overline{U_1}]. \] Sowie nun aus der Magnetkraft \(X_1 = [A U_1]\) die magnetische Zusatzkraft \(X_2 = - \frac{A^2}{4\pi}\frac{d^2}{dt^2} [A\overline{U_1}]\) hervorging, so ergiebt sich aus \(X_2\) wieder die Zusatzkraft \(X_3 = \left( \frac{A^2}{4\pi} \right)^2 \frac{d^4}{dt^4} [A\overline{\overline{U_1}}] \text{ u. s. w.}; \) die ganze Magnetkraft wird also \[ (7) \quad \begin{cases} X=X_1+X_2+\cdots \\ =A\left[ U_1-\frac{A^2}{4\pi} \frac{d^2 \overline{U_1}}{dt^2} + \left( \frac{ A^2}{4\pi} \right)^2 \frac{ d^4 \overline{\overline{U_1}}}{dt^4} - \cdots \right] \\ =A[U]=A\left( \frac{dV}{dz}-\frac {dW}{dy} \right), \end{cases} \] und das ganze Vectorpotential ist \[ (7^{\text{a}})\quad U= U_1-\frac{A^2}{4\pi} \frac{d^2 \overline{U_1}}{dt^2} + \left( \frac{A^2}{4\pi} \right)^2 \frac{ d^4 \overline{\overline{U_1}}}{dt^4} - \cdots \] Hieraus folgt \[ (8)\quad \begin{cases} \frac{1}{4\pi}\varDelta U=-u+\frac{A^2}{4\pi} \frac{d^2 U_1}{dt^2} - \left( \frac{A^2}{4\pi} \right)^2 \frac{d^4 \overline{U_1}}{dt^4} +\cdots \\ =-u+\frac{A^2}{4\pi} \frac{d^2U}{dt^2}, \end{cases} \] welche Gleichung an Stelle der gewöhnlichen \(\varDelta= U = - 4\pi u\) tritt. Im leeren Raum, wo \(u = 0\) ist, geht die Gleichung (8) über in \[ \varDelta U=A^2\frac{d^2U}{dt^2}, \] und dieselbe Gleichung gilt auch für \(X\) und \(E_x=-A^2\frac{dU}{dt}\cdot\) Es sind dies die Gleichungen Maxwell's für die Fortpflanzung elektrischer Störungen in einem Dielektricum, aus denen sich eine Fortpflanzung derselben mit der Lichtgeschwindigkeit \(A\) ergiebt.
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