Theorie der thermoelektrischen Kräfte. (Q1544652)

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Theorie der thermoelektrischen Kräfte.
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    Theorie der thermoelektrischen Kräfte. (English)
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    1884
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    1) Der Verfasser setzt die von ihm (Pogg. Ann. CLIII. 1874 F. d. M. VI. 1874. 702, JFM 06.0702.01) ergänzte Clausius'sche Theorie der Thermoelektricität nochmals kurz auseinander. Hiernach ist bekanntlich die Potentialdifferenz an der Berührungsfläche zweier Metalle \(a,b\), welche hier die Elektricität von \(a\) nach \(b\) treibt, \[ (1)\quad E_{ab} = T(\beta-\alpha) \] wo \(T\) die absolute Temperatur bedeutet und \(\alpha\), resp. \(\beta\) eine von der Beschaffenheit des Metalls \(a\) abhängige Grösse ist, welche nur insofern von der Temperatur abhängt, als die Beschaffenheit des Metalls von derselben abhängig ist. In einem aus den zwei Metallen \(a\) und \(b\) bestehenden geschlossenen Kreise mit den Temperaturen \(T_0\) und \(T_1 > T_0\), der Berührungsstellen ist demnach, wenn wir mit \(a_0\) und \(a_1\) das Metall \(a\) bei den Temperaturen \(T_0\) und \(T_1\) bezeichnen, die ganze elektromotorische Kraft \[ e = E_{b_0a_0} + E_{a_0a_1} + E_{a_1b_1} + E_{b_1b_0}, \] wo \[ E_{b_0a_0} = T_0(\alpha_0-\beta_0),\quad E_{a_0a_1} = \int_{T_0}^{T_1} Td\alpha, \] also \[ (2)\quad e = \int_{T_0}^{T_1} (\beta-\alpha)dT, \] woraus \[ (3)\quad \frac{de}{dT_1} = \beta_1 - \alpha_1. \] Die an der Berührungsstelle 1 absorbirte Peltier'sche Wärme ist, wenn \(J\) die Stromstärke bezeichnet, \[ (4)\quad P_1=JE_{a_1b_1} = JT_1(\beta_1-\alpha_1) = JT_1\frac{de}{dT_1}\cdot \] 2) Nach der von Kohlrausch (Pogg. Ann. CLVI. 1875) aufgestellten Theorie, nach welcher ein Wärmestrom einen elektrischen Strom mit sich führt, findet an den Berührungsstellen keine besondere Elektricitätsentwickelung statt, sondern in jedem Element \(ds\) eines von einem Wärmestrom durchflossenen Metalls \(a\) entsteht eine elektromotorische Kraft \[ (1^{\text{a}})\quad -\frac{dV}{ds} ds=-\vartheta_a\frac{dT}{ds} ds, \] wo \(\vartheta_a\) eine von der Beschaffenheit des Metalls und insofern auch von der Temperatur abhängige Grösse (``die thermoelektrische Constante des Metalls'') bezeichnet; dies stimmt mit dem obigen Ausdruck \(dE = Td\alpha\) überein, wenn man \[ (5)\quad \vartheta_a=-T\frac{d\alpha}{dT} \] setzt. Die in dem oben betrachteten Stromkreise entstehende elektromotorische Kraft ist also nach Kohlrausch \[ (2^{\text{a}})\quad e=\int_{T_0}^{T_1} (\vartheta_b-\vartheta_a) dT,\quad \frac{de}{dT_1} = (\vartheta_b-\vartheta_a)_1, \] woraus sich hinsichtlich des Maximums der elektromotorischen Kraft und der Umkehrung ihres Zeichens analoge und ebenso gut mit der Erfahrung übereinstimmende Folgerungen ergeben wie aus den Gleichungen (2) und (3). Zur Erklärung des Peltier'schen Phänomens macht Kohlrausch die Annahme, dass auch umgekehrt ein elektrischer Strom \(J\) in der Zeiteinheit eine Wärmemenge \(W = c\vartheta J\) durch den Querschnitt führt, wo \(c\) von der Substanz unabhängig ist; in einem aus zwei Metallen \(a, b\) von gleichförmiger Temperatur \(T\) bestehenden Stromkreise wird also im Metall \(a\) eine Wärmemenge \(c\vartheta_aJ\) von der Berührungsstelle 0 nach 1, im Metall \(b\) eine Wärmemenge \(c\vartheta_b J\) von 1 nach 0 geführt, es wird also an der Berührungsstelle 1 eine Wärmemenge \[ (4^{\text{a}})\quad P_1=Jc(\vartheta_b-\vartheta_a) = Jc\frac{de}{dT} \] absorbirt. Die Vergleichung dieses Ausdrucks mit dem Ausdruck (4), welcher bekanntlich von Clausius aus dem zweiten Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie abgeleitet worden ist, giebt \(c = T\). In einem homogenen Drahtstück \(b\), in welchem ein Strom \(J\) im Sinne der abnehmenden Temperatur fliesst, muss demnach analog der Gleichung \((4^{\text{a}})\) eine Wärmemenge \[ W=-J\int_{T_1}^{T_0} Td\vartheta \] erzeugt werden; statt dessen giebt Kohlrausch nach Gleichung \((1^{\text{a}})\) den Ausdruck \[ W=-J\int_{T_1}^{T_0} dV= -J\int_{T_1}^{T_0} \vartheta dT, \] indem er annimmt, dass der Wärmestrom, indem er Elektricität in Bewegung setzt, Arbeit leiste. Diese beiden verschiedenen Ausdrücke lassen sich allerdings in Uebereinstimmung bringen durch die Annahme \(\vartheta_b =h_bT\), wo \(h_b\) von der Temperatur unabhängig ist; dadurch würde aber Gleichung \((2^{\text{a}})\) übergehen in \[ e=\frac{h_b-h_a}{2} (T_1^2 - T_0^2), \] was bekanntlich der Erfahrung widerspricht. Ausserdem macht der Verfasser darauf aufmerksam, dass sich mit einem Wärmestrom in einem Draht von gleichförmiger Temperatur, wie ihn Kohlrausch zur Erklärung des Peltier'schen Phänomens annimmt, schwer eine physikalische Vorstellung verbinden lässt. 3) Schliesslich stellt der Verfasser noch eine Hypothese über die Art auf, wie man sich, entsprechend der Ansicht von Clausius, die Elektricitätserregung beim Contact als durch die Wärmebewegung veranlasst vorstellen kann. Nach einer schon von Weber ausgesprochenen Ansicht schwingen die Elektricitätsteilchen um die Körpermolecüle, und ihre mittlere lebendige Kraft ist ein von der Temperatur abhängiger Bruchteil von der der Körpermolecüle, (welcher möglicherweise für die positiven Teilchen ein anderer sein kann als für die negativen). Da schon die geringste elektromotorische Kraft in einem Leiter einen Strom hervorruft, so müssen wir annehmen, dass die Elektricitätsteilchen schon von selbst in beständiger Wanderung von einem Körpermolecül zum andern begriffen sind, wobei in einem homogenen und stromlosen Leiter in der Zeiteinheit durch jede Flächeneinheit im Mittel gleichviele Elektricitätsteilchen einer Art nach der einen und andern Seite hindurchgehen, also etwa \(a_1\) positive und \(a_2\) negative Teilchen, oder, was dasselbe ist, \(a_1 -a_2 = aT\) positive Teilchen. Durch die Grenzfiäche zweier verschiedenen Leiter \(A, B\) gehen \(bT\) positive Teilchen nach \(A, aT\) positive Teilchen nach \(B, B\) gewinnt also \((a-b)T\) positive Teilchen, und ein Beharrungszustand tritt ein, wenn hierdurch an der Berührungsfläche eine mit \((a-b)T\) proportionale Potentialdifferenz hergestellt ist, welche in der Zeiteinheit eine gleiche Elektricitätsmenge nach \(A\) zurücktreibt. Dieses Resultat stimmt mit Gleichung (1) überein.
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