Ueber die elektrodynamische Kettenlinie. (Q1544665)

Ein linearer biegsamer Stromleiter, dessen Endpunkte zwei feste Punkte der Stromleitung sind, befinde sich in einem magnetischen Felde mit den Kraftcomponenten \(A, B, C\); bezeichnen \((x, y, z)\) die Coordinaten eines Punktes des biegsamen Leiters, \(ds\) sein Bogenelement, \(T\) die Spannung, so sind die Componenten der ponderomotorischen Kraft auf die Längeneinheit \[ X=B\frac{dz}{ds} - C\frac{dy}{ds} \text{ etc.}, \] also die Bedingungen für das Gleichgewicht des Fadens \[ (1)\quad \begin{cases} \frac{d}{ds} \left( T\frac{dx}{ds} \right) = C\frac{dy}{ds} - B\frac{dz}{ds}, \\ \frac{d}{ds} \left( T\frac{dy}{ds} \right) = A\frac{dz}{ds} - C\frac{dx}{ds}, \\ \frac{d}{ds} \left( T\frac{dz}{ds} \right) = B\frac{dx}{ds} - A\frac{dy}{ds}\cdot \end{cases} \] Multiplicirt man diese Gleichungen resp. mit \[ T\frac{dx}{ds},\quad T\frac{dy}{ds},\quad T\frac{dz}{ds} \] und addirt sie, so ergiebt sich \(T\) = Const. Ist das Magnetfeld homogen, so erhält man ausserdem durch Multiplication mit \(A, B, C\) und Addition, wenn \(S\) die tangentiale Kraftcomponente bezeichnet, \(S = A\frac{dx}{ds} + \cdots\)= Const. Ferner ergeben sich in diesem Falle die Richtungscosinus der Normale der Krümmungsebene und der Krümmungsradius \[ \cos\alpha = \frac{A-S\frac{dx}{ds}}{N} \text{ etc., }\quad \varrho=\frac TN, \] wo \(N\) die auf der Tangente senkrechte Kraftcomponente bezeichnet. Der Krümmungsradius ist also constant, die elektrodynamische Kettenlinie folglich ein Kreisbogen oder eine Schraubenlinie. Ersteres findet statt, wenn die zwei Endpunkte der Kettenlinie in einer auf den Kraftlinien senkrechten Ebene liegen; denn nehmen wir diese Ebene zur \(xy\)-Ebene, so folgt aus der dritten Gleichung (1) \(\frac{dz}{ds}\)= Const., also \(\frac{dz}{ds}=0\), d.h. die Kettenlinie liegt in der \(xy\)-Ebene, ist folglich ein Kreisbogen. Zur Prüfung des letztem Resultats wurde ein Goldblatt zwischen zwei in einem Holzring befestigten Elektroden so eingeklemmt, dass es nicht gespannt war, und die Vorrichtung so auf einen vertical stehenden Magneten aufgesetzt, dass die Fläche des Goldblattes vertical stand; die Elektroden konnten einander mehr oder weniger genähert werden. Die von dem Goldblatt gebildete Curve ergab sich in der That als ein Kreisbogen.