Das ebene Kreissystem und seine Abbildung auf den Raum. (Q1546162)

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Das ebene Kreissystem und seine Abbildung auf den Raum.
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    Das ebene Kreissystem und seine Abbildung auf den Raum. (English)
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    1884
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    Wenn eine Kugel \(K\), deren Radius als Einheit genommen werde, in einem Punkte, der als der Südpol bezeichnet werde, eine Ebene berührt, und man nimmt den dem Südpol diametral gegenüberliegenden Punkt (den Nordpol) als Projectionscentrum, so wird durch jeden vom Nordpol ausgehenden Strahl ein Punkt der Kugel eindeutig auf die Ebene abgebildet und umgekehrt. Diese Abbildung ist bekanntlich die stereographische Projection. Dieselbe ist conform, d. h. die Winkel in der Abbildung sind den entsprechenden Winkeln im Original gleich, und sie hat die bemerkenswerte Eigenschaft, dass jedem Kreise der Ebene ein Kugelkreis entspricht und jedem Kugelkreise ein ebener Kreis, der aber in eine Gerade degenerirt, wenn der Kugelkreis durch den Nordpol geht. -- Die Geraden der Ebene sollen demgemäss auch als Kreise mit unendlich grossem Radius betrachtet werden. Da nun weiter jedem Kugelkreise ein Punkt des Raumes eindeutig entspricht, nämlich der Pol der Kreisebene in Bezug auf die Kugel \(K\), so entspricht jedem ebenen Kreise ein bestimmter Punkt des Raumes und umgekehrt, doch so, dass, wenn der Kreis reell ist, der entsprechende Punkt ausserhalb der Kugel liegt. Ist der Kreis in eine Gerade degenerirt, so liegt der ihm entsprechende Punkt in der Tangentialebene des Nordpols. Diese Abbildung hat der Herr Verfasser benutzt, um aus bekannten Sätzen über Kreise in einer Ebene herzuleiten, wobei natürlich auch viele bereits bekannte Sätze in einem neuen Zusammenhange wiedergewonnen werden. Die wichtigsten Beziehungen, welche sich ergeben, sind folgende: Liegen drei oder mehr Punkte des Raumes (ausserhalb \(K\)) in einer Geraden, so schneiden sich ihre drei Polarebenen in einer Geraden, also entsprechen ihnen in der Ebene drei oder mehr Kreise, die derselben Kreisschar angehören, und umgekehrt. Liegen vier oder mehr Punkte in einer Ebene, so haben ihre Polarebenen einen Punkt gemein, und in der Ebene entsprechen ihnen vier oder mehr Kreise mit einem gemeinschaftlichen Potenzpunkt, und umgekehrt. Alle diese Kreise schneiden einen gewissen Kreis rechtwinklig, dessen Mittelpunkt eben der Potenzpunkt ist, und dessen Radius reell ist, wenn die Ebene \(E\) die Kugel \(K\) reell schneidet. Schneiden sich drei (oder mehr) Ebenen in einer Geraden, so entspricht jeder von ihnen in der Ebene \(s\) eine Schar-Schar von Kreisen mit gemeinschaftlichem Potenzpunkt, die drei Potenzpunkte liegen in einer Geraden, und die drei Schar-Schar haben eine Kreisschar gemeinschaftlich. Aus diesen Beziehungen lassen sich nun ausserordentlich viele Folgerungen ableiten, namentlich über Berührung und Durchschnitt von Kreisen unter constantem Winkel u. dgl. Der Aufgabe des Apollonius, einen Kreis zu construiren, der drei gegebene Kreise berührt, entspricht z. B. die Aufgabe, einen Punkt des Raumes zu suchen, dessen Verbindungslinien mit drei gegebenen Punkten die Kugel \(K\) berühren, oder was dasselbe ist, die Durchschnittpunkte dreier Berührungskegel der Kugel \(K\) zu bestimmen. In ähnlicher Weise wird man auf bekannte Aufgaben von Steiner geführt. Durch Hinzunahme der Inversion oder Abbildung durch reciproke Radien und anderer einfacher Hülfsmittel der Geometrie werden die Betrachtungen häufig vereinfacht. Auf die Details genauer einzugehen würde zu weit führen. Das Angeführte wird genügen, um die Arbeit zu charakterisiren und darauf hinzuweisen, dass dieselbe, welche aus Anlass der Leitung seminaristischer Uebungen entstanden ist, anregenden Stoff zu geometrischen Untersuchungen liefert.
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