Ueber die reducirte Länge eines geodätischen Bogens und die Bildung jener Flächen, deren Normalen eine gegebene Fläche berühren. (Q1546794)

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Ueber die reducirte Länge eines geodätischen Bogens und die Bildung jener Flächen, deren Normalen eine gegebene Fläche berühren.
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    Ueber die reducirte Länge eines geodätischen Bogens und die Bildung jener Flächen, deren Normalen eine gegebene Fläche berühren. (English)
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    1883
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    Im Anschluss an die Arbeit des Herrn Brill: Zur Theorie der geodätischen Linie (Münch. Abh. XIV. p. 111 ff., siehe das vorhergehende Referat (JFM 15.0650.01)), in welcher ein einfacher Ausdruck für die reducirte Länge eines geodätischen Bogens entwickelt ist, leitet der Herr Verfasser die reducirte Länge für solche Flächen ab, deren Linienelement durch die Gleichung \[ \text{(I)}\quad ds^2= [f(\alpha) - F(\beta)] (d\alpha^2 + d\beta^2) \] bestimmt ist. Diese Flächen sind, wie der Herr Verfasser hervorhebt, die einzigen, für welche bis jetzt die vollständige Integration der geodätischen Linien ausgeführt ist; denn die Rotationsächen und die Flächen zweiten Grades können als specielle alle dieser Flächen betrachtet werden. Ist aber diese Integration ausgeführt, so ist bekanntlich auch die Aufgabe als gelöst zu betrachten, alle Flächen zu bestimmen, welche die gegebene Fläche zur einen Mittelpunktsfläche haben. Versteht man unter \(\varrho\) die Länge eines geodätischen Bogens, so ist unter Voraussetzung der Gleichung (I) nach Gauss \[ \left(\frac{\partial \varrho}{\partial \alpha}\right)^2 + \left(\frac{\partial \varrho}{\partial \beta}\right)^2 =f(\alpha)-F(\beta). \] Diese Gleichung kann man ersetzen durch die Gleichungen \[ \left(\frac{\partial \varrho}{\partial \alpha}\right)^2 = a-F(\beta),\quad\left(\frac{\partial \varrho}{\partial \beta}\right)^2 =f(\alpha)-a, \] deren Integration ergiebt \[ \text{(II)}\quad \varrho=\int^a_{a_0}\sqrt{f(\alpha)-a}\,d\alpha, +\int^\beta_{\beta_0}\;\sqrt{a-F(\beta)}\,d\beta \] und dann ist die Integralgleichung der geodätischen Linie in der Liouville'schen Form: \[ \text{(III)}\quad\frac{\partial \varrho}{\partial a}=-\int\;\frac{d\alpha}{\sqrt{f(\alpha)-a}}+\int\;\frac{d\beta}{\sqrt{a-F(\beta)}}\;=\text{const.} \] Setzt man noch \(\text{tg\,}\vartheta=-\frac{d\beta}{d\alpha}\), wo \(\vartheta\), das Azimuth der geodätischen Linie, der Winkel ist, unter welchem die geodätische Linie die Curven \(\beta = \text{const.}\) trifft, so folgt \[ f(\alpha) \sin^2\vartheta+ F(\beta) \cos^2 \vartheta = a. \] Führt man auch in (III) die entsprechenden Grenzen ein, so geht diese Gleichung über in \[ 0=-\int^a_{a_0}\;\frac{d\alpha}{\sqrt{f(\alpha)-a}} + \int^\beta_{\beta_0}\;\frac{d\beta}{\sqrt{a-F\beta}}\,. \] Geht man nun auf der Fläche zu einem neuen orthogonal-geodätischen Parametersystem über, so nimmt das Quadrat des Linienelementes die Form an \[ ds^2 = d\varrho^2 + g^2_1d\sigma^2, \] dann heisst \(g_1\) die reducirte Länge des geodätischen Bogens \(\varrho\) und ist im allgemeinen Function von \(\varrho\) und \(\sigma\), welche sich nach einigen Rechnungen folgendermassen bestimmt: Setzt man \[ J= \frac 12 \int^\alpha_{\alpha_0}\;\frac{d\alpha}{\sqrt{f(\alpha)-a}^3} + \frac 12\;\int^\beta_{\beta_0}\;\frac{d\beta}{\sqrt{a-F(\beta)}^3}\,, \] und bezeichnet man die Differentiation nach \(\sigma\) durch Accente, so ist im allgemeinen \[ g_1= \frac{\sqrt{(f(\alpha)-a)(a-F(\beta))}}{\sqrt{(f(\alpha_0)-a)(a-F(\beta_0))}} + a'\sqrt{(f(\alpha)-a)(a-F(\beta))}.J, \] wo \(a\) eine Function von \(\sigma\), \(a'\) ihre Ableitung bedeutet. Wenn dagegen alle geodätischen Linien von einem reellen Pol ausgehen, ist \[ g_1= 2\sqrt{(f(\alpha)-a)(a-F(\beta))(f(\alpha_0)-a)(a-F(\beta_0())}.J. \] Diese Werte bleiben aber nur so lange brauchbar, als \(J\gtrless 0\) ist, d.h., da \(J = 0\) die Enveloppe der geodätischen Linien angiebt, nur bis zu einer solchen etwa vorhandenen Enveloppe hin, wie dies aus früheren Arbeiten des Herrn Verfassers hervorgeht. Wendet man die vorliegenden Formeln auf Rotationsflächen an, indem man setzt \(F(\beta) = 0\), \(\sqrt{f(\alpha)}d\alpha = du\), so kommt man im wesentlichen auf die Darstellung des Herrn Brill. Für die Flächen zweiten Grades kann man die Gleichungen ansetzen \[ \begin{aligned} & ds^2 =(\mu^2+\nu^2)(d\alpha^2+d\beta^2),\\ & \frac{\lambda^2-\mu^2}{(\mu^2-h^2)(k^2-\mu^2)}\;d\mu^2=d\alpha^2,\\ & \frac{\lambda^2-\nu^2}{(\nu^2-h^2)(k^2-\nu^2)}\;d\nu^2=d\beta^2,\end{aligned} \] in welchen \(\lambda\), \(h\), \(k\) Constante bedeuten, \(\mu\) als Function von \(\alpha\), \(\nu\) als Function von \(\beta\) dargestellt ist; man hat also auch die oben vorausgesetzte Form. Auch das Problem der Aufsuchung derjenigen Flächen, welche eine Fläche der besprochenen Art zur einen Mittelpunktsfläche haben, lässt sich in der vorliegenden Form der Darstellung bequem durchführen. Sind nämlich \(\xi\), \(\eta\), \(\zeta\) solche Functionen von \(\alpha\) und \(\beta\), dass \[ ds^2 = [f(\alpha) + F (\beta)] (d\alpha^2+ d\beta^2) \] ist, und hat man auf der Fläche \(\xi\), \(\eta\), \(\zeta\) ein System Kürzester bestimmt wie oben, dann ergeben sich die Coordinaten der gesuchten Fläche durch die Gleichungen \[ x=\xi-\frac{\partial \xi}{\partial \varrho}\cdot \varrho \] und die analogen, während die Coordinaten der zweiten Mittelpunktsfläche der eben gefundenen Fläche werden \[ \xi_1=\xi-(\varrho-\varrho_1)\;\frac{\partial \xi}{\partial \varrho}\quad\text{etc.,} \] und es wird \[ \frac{\partial \xi}{\partial \varrho} = \frac{\frac{\partial \xi}{\partial \alpha}\,\sqrt{f(\alpha)-a}+\frac{\partial \xi}{\partial \beta}\,\sqrt{a-F(\beta)}}{f(\alpha)-F(\beta)}\quad\text{u.s.w.,} \] \[ \varrho=\int^\alpha_{\alpha_0}\;\sqrt{f(\alpha)-a}\,d\alpha + \int^\beta_{\beta_0}\;\sqrt{a-F(\beta)}\,d\beta. \] \[ \varrho-\varrho_1 = \frac{2g_1(f(\alpha)-F(\beta)}{g_1\left(\frac{f'(\alpha)}{\sqrt{f(\alpha)-a}}-\frac{F'(\beta)}{\sqrt{a-F(\beta)}}\right) + a'\;\frac{f(\alpha)-F(\beta)}{\sqrt{f(\alpha)-a}-\sqrt{a-F(\beta)}}}\,. \] Der Wert von \(\varrho\) enthält noch eine wesentliche willkürliche Constante; die verschiedenen Werte dieser Constanten bestimmen eine Schar paralleler Flächen. \(a\) ist Function von \(\sigma\), welche je nach der Art der Bestimmung sich verschieden ausdrücken lässt, wie dies in der Arbeit für drei Bestimmungsarten ausgeführt wird, nämlich 1) wenn die geodätischen Linien orthogonal zu einer willkürlich gewählten Trajectorie sind, 2) wenn sie von einem festen Anfangspunkte ausgehen, 3) wenn sie eine willkürlich gewählte feste Curve berühren. Dies wird wieder speciell angewandt 1) auf die Rotationsflächen, 2) auf die Flächen zweiten Grades. Nimmt man im letzteren Falle auf der Fläche \[ \frac{\xi^2}{\lambda^2}+\frac{\eta^2}{\lambda^2-h^2}+\frac{\zeta^2}{\lambda^2-k^2}=1 \] die geodätischen Linien so, dass sie alle eine Krümmungslinie berühren, so wird die zur gegebenen Fläche complementäre Fläche eine ihr confocale Fläche zweiten Grades mit der Gleichung \[ \frac{\xi^2}{\mu^2_1}+\frac{\eta^2}{\mu^2_1-h^2}+\frac{\zeta^2}{k^2-\mu^2_1}=1, \] und die Coordinaten der Fläche die jene beiden zur Mittelpunktsfläche hat, sind \[ x=\frac{\lambda\mu\nu}{hk}\left\{1-\frac{\varrho}{\mu^2-\nu^2}\left(\frac{M}{\mu(\lambda^2-\mu^2)} + \frac{N}{\nu(\lambda^2-\nu^2)}\right)\right\}\,, \] \[ \begin{aligned} y=\frac{\sqrt{(\lambda^2-h^2)(\mu^2-k^2)(h^2-\nu^2)}}{h\sqrt{k^2-h^2}}\;\Biggl\{ 1 - & \frac{\varrho}{\mu^2-\nu^2}\left(\frac{\mu M}{(\mu^2-h^2)(\lambda^2-\nu^2)}\right)\\ &\left. -\frac{\nu N}{(h^2-\nu^2)(\lambda^2-\nu^2)}\right)\Biggr\}\,,\end{aligned} \] \[ \begin{aligned} z = \frac{\sqrt{\lambda^2-k^2)(\mu^2-k^2)(k^2-\nu^2)}}{k\sqrt{k^2-h^2}}\;\Biggl\{1+ & \frac{\varrho}{\mu^2-\nu^2}\;\left(\frac{\mu M}{(k^2-\mu^2)(\lambda^2-\mu^2)}\right.\\ & \left.+ \frac{\nu N}{(k^2-\nu^2)(\lambda^2-\nu^2)}\right)\Biggr\}.\end{aligned} \] Hierin sind \[ \begin{aligned} & M^2 = (\lambda^2-\mu^2)(k^2-\mu^2)(\mu^2-\mu^2_1)(\mu^2-h^2)\\ & N^2 = (\lambda^2-\nu^2)(k^2-\nu^2)(\mu^2_1-\nu^2)(h^2-\nu^2)\end{aligned} \] \(\mu\) und \(\nu\) sind die Parameter, und \(\varrho\) wird wie oben bestimmt. \(\varrho\) enthält, wie oben schon gesagt, eine willkürliche Constante. Dies ist die Lösung eines Problems, welches Herr Rudio in seiner Dissertation: ``Ueber diejenigen Flächen, deren Krümmungsmittelpunktsflächen confocale Flächen zweiten Grades sind. Berlin, 1880.'' früher mit bedeutend umständlicherer Rechnung behandelt hatte. Uebrigens hat Herr Rudio selbst in Borchardt J. XCV. 240-245 (siehe Referat p. 625 (JFM 15.0625.01)) eine sehr einfache Lösung des Problems gegeben.
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