Über die Diskriminanten endlicher Körper (Q1547466)

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Über die Diskriminanten endlicher Körper
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    Über die Diskriminanten endlicher Körper (English)
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    1882
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    Diese umfangreiche Arbeit schliesst sich an eine frühere desselben Verfassers (in den Gött. Abh. 23, 1--23 (1878)) an und hat eine genauere Einsicht in die Natur der Discriminante (Grundzahl) \(D\) eines endlichen Zahlenkörpers zum Ziel. Zunächst wird man nach den in dieser (ganzen rationalen) Zahl aufgehenden Primfactoren fragen. Dies behandelt die erste Hälfte der Abhandlung, die zu dem Resultat führt: ``Die rationale Primzahl \(p\) geht stets und nur dann in der Grundzahl \(D\) von \(\varOmega\) auf, wenn \(p\) in diesem Körper \(\varOmega\) durch das Quadrat eines Primideals teilbar ist.'' Zuförderst werden einige, meist bekannte Hülfsformeln entwickelt, von denen hier nur folgende zu erwähnen nötig sein wird. Es sei \(\theta\) eine Zahl in \(\varOmega,\;\theta^{(1)},\;\theta^{(2)}\ldots \theta^{(n)}\) ihre conjugirten. Man setze \[ F(t)=(t-\theta^{(1)})(t-\theta^{(2)}) \ldots (t-\theta^{(n)}) = t^n+a_1t^{n-1}+\cdots +a_n. \] Dann ist die Norm \(N(\theta)\) von \(\theta\) gleich \((-1)^na_n\), und die Spur \(S(\theta)\) von \(\theta\) gleich \(-a_1\), wo \(a_1, a_n\) rationale und, falls \(\theta\) eine ganze Zahl (in \(\varOmega\)) ist, ganze rationale Zahlen sind. Die Normen und Spuren hängen mit den Discriminanten durch die beiden Relationen zusammen: \[ \begin{aligned} & (1)\quad \varDelta(1,\theta,\theta^2,\ldots \theta^{n-1}) = (-1)^{\frac{n(n-1)}{2}} N[F'(\theta)]\\ & (2)\quad \varDelta(\alpha_1, \alpha_2,\ldots \alpha_n) = [S(\alpha_i\alpha_k)] \quad (i,k=1,2,\ldots n), \end{aligned} \] wo in der zweiten Formel die \(\alpha\) irgend \(n\) Zahlen von \(\varOmega\) sind, und rechts die Determinante, gebildet aus den Spuren der \(n^2\) Producte \(\alpha_i\alpha_k\) steht. Ist jetzt im Besonderen \(\theta\) eine ganze Zahl (von \(\varOmega\)), dann kann man auf die linke Seite von (1) einen bekannten Determinantensatz anwenden und erhält: \[ (3)\quad \varDelta(1,\theta,\theta^2,\ldots \theta^{n-1}) = Dk^2= \pm N[F'(\theta)]. \] Hier ist \(D\) die Grundzahl von \(\varOmega\) (d. i. die Discriminante eines Systems von \(n\) unabhängigen ganzen in \(\varOmega\) enthaltenen Zahlen), \(k\) eine ganze rationale Zahl (der sog. Index von \(\theta\)). Endlich liefert der Fermat'sche Potenzsatz für die Spur einer ganzen Zahl \(\omega\) (von \(\varOmega\)) die wichtige Formel \[ (4)\quad S(\omega) \equiv S(\omega^p)\quad (\text{mod. } p), \] woraus nach (2) folgt, dass auch für \(p\) als eine rationale (positive) Primzahl gilt: \[ (5)\quad \varDelta(\alpha_1^p,\alpha_2^p,\ldots \alpha_n^p) \equiv \varDelta(\alpha_1,\alpha_2,\ldots \alpha_n) \;\; (\text{mod. } p). \] Nunmehr kann man zum Beweise des Hauptsatzes schreiten, falls man noch die eine Voraussetzung macht, dass es unter den ganzen Zahlen \(\mathfrak o\) (in \(\varOmega\)) wenigstens eine, \(\theta\), giebt, deren Index \(k\) nicht durch \(p\) teilbar ist, denn mit Hülfe eines in der früheren Arbeit d. H. Verfassers aufgestellten Satzes, der dann die Zerlegung des Ideals \({\mathfrak o}p\) in Primfactoren durch die Zerlegung der zugehörigen Function \(F(t)\) in Primfactoren nach dem Modul \(p\) ersetzt, zeigt man leicht, dass \(p\) in der Norm von \(F'(\theta)\), also nach (3) auch in \(Dk^2\) aufgeht. Zufolge unserer Voraussetzung muss demnach \(D\) durch \(p\) teilbar sein. Da es tatsächlich Körper \(\varOmega\) giebt, bei denen jene Voraussetzung nicht für alle Primzahlen \(p\) zutrifft, so wird ein ganz neuer, nicht ganz einfacher Weg eingeschlagen, der den Herrn Verfasser, wie er angiebt, schon 1871 zum Ziele geführt hatte. Den zu beweisenden Satz kann man in zwei Teile zerlegen: 1) ``ist \(p\) durch das Quadrat eines Primideals teilbar, so geht \(p\) in \(D\) auf''. 2) die Umkehrung davon. Der erste Teil ist bald mit Hülfe der Relation (5) erledigt, der zweite aber erfordert zuvor eine Reihe von fünf Hülfssätzen. Erstens lässt sich die Annahme, eine aus lauter ganzen rationalen Zahlen \(c_{ik}\) gebildete Determinante \(n^{rm ten}\) Grades sei teilbar durch die Primzahl \(p\), ersetzen durch die \(n\) Congruenzen: \[ (6)\quad \sum_{k=1}^{k=n} c_{ik}x_k \equiv 0 \;\; (\text{mod. }p) \quad (i=1,2,\ldots n), \] wo die \(x\) ganze rationale, nicht sämmtlich durch \(p\) teilbare Zahlen sind. Zweitens bilde man aus den \(n\) festen, ganzen Zahlen \(\alpha_1,\alpha_2,\ldots\alpha_n\) (in \(\varOmega\)) mittels der ganzen rationalen Zahlen \(x\) den Modul \(\mathfrak a\) der Zahlen \[ \alpha=x_1\alpha_1+\cdots +x_r\alpha_r. \] Dann wird folgende Definition eingeführt. Die Zahlen \(\alpha\) sollen ein ``nach \(p\) irreductibles'' System bilden, wenn die Congruenz \(\alpha\equiv 0\) (mod. \(p\)) nur durch \(x_1\equiv 0,\ldots x_r\equiv 0\) (mod. \(p\)) erfüllt werden kann. Es giebt dann genau \(p^r\) in \(\mathfrak a\) enthaltene nach \(p\) incongruente Zahlen. Gilt aber jene Annahme nicht, so giebt es immer \(m<r\), aber auch nicht mehr Zahlen in \(\mathfrak a\), die ein nach \(p\) irreductibles System bilden, und die erwähnte Anzahl sinkt von \(p^r\) auf \(p^m\). Die Bedingung der Irreductibilität der \(\alpha\) lässt sich einfacher ausdrücken, sobald man die \(\alpha\) aus den \(n\) Zahlen \(\omega\) einer Basis (von \(\varOmega\)) linear zusammensetzt, sie wird nach dem ersten Hülfssatz einfach die, dass die Determinante der Coefficienten nicht durch \(p\) teilbar ist. Diese zwei Hülfssätze bilden im Wesentlichen nur eine Erweiterung der in Dirichlet's Zahlentheorie, (Ende des \(\S\) 162) gemachten Entwickelungen auf Congruenzen. Von jetzt ab wird darüber hinausgegangen. Es sei die letzt erwähnte Annahme erfüllt, dann kann man nach dem zweiten Hülfssatz (für irgend eine ganze Zahl \(\omega\) in \(\varOmega\)) setzen: \[ \omega\equiv x_1\alpha_1+\cdots + x_n\alpha_n \;\; (\text{mod. }p), \] also auch \[ \omega\alpha_k \equiv \sum_{i=1}^{i=n} x_{ik}\alpha_i \;\; (\text{mod. } p) \quad (\text{ für } k=1,2,\ldots n), \] wo die ganzen rationalen \(x_{ik}\) nach dem Modul \(p\) bestimmt sind. Dann gilt der dritte Hülfssatz, dass: \[ 7)\quad S(\omega)\equiv \sum x_{ii} \; (\text{mod. }p). \] Jetzt zerlege man das Ideal \({\mathfrak o}p\) in zwei relative Primideale \(\mathfrak p,q\). Sind die Grade der drei Ideale resp. \(n, r, s\) (wo \(n = r+s\)), so giebt es in \(\mathfrak q\) ein System von \(r\) nach \(p\) irreductibeln Zahlen \( \varrho_0,\varrho_1,\ldots \varrho_{r-1}\) und ebenso in \(\mathfrak p\) ein System von \(s\) nach \(p\) irreductibeln Zahlen \(\sigma_0,\sigma_1,\ldots \sigma_{s-1}\). Zugleich aber bilden auch diese \(n=r+s\) Zahlen zusammen ein solches System, so dass also jede Zahl \(\omega\) (in \(\mathfrak o\)) die Relation befriedigt: \[ \omega\equiv \sum h\varrho + \sum k\sigma \;\; (\text{mod. }p), \] wo die \(h\) und \(k\) ganze rationale Zahlen sind. Wendet man hier die Formel (7) unter der Bedingung an, dass \(\omega\) eine beliebige durch \(\mathfrak q\) teilbare Zahl \(\mu\) ist, so folgt mittels der Darstellung \[ \mu\varrho_i \equiv \sum_k h_{ki} \varrho_k \;\; (\text{mod. }p) \quad ( \text{die } h \text{ sind ganz und rational}) \] die Relation des vierten Hülfssatzes: \[ (8)\quad S(\mu)\equiv \sum_i h_{ii} \;\; (\text{mod. }p) \quad (i=0,1,\ldots r-1). \] Setzen wir endlich auch noch fest, dass \(\mathfrak p\) ein (absolutes) Primideal ist (so dass also \(p\) nicht durch \({\mathfrak p}^2\) teilbar ist), so kann man endlich den fünften Hülfssatz beweisen, dass die Determinante \[ (9)\quad R=|S(\varrho_i\varrho_k)| \quad (i,k=0,1,\ldots r-1), \] nicht durch \(p\) teilbar ist. Nunmehr lässt sich der Beweis des zweiten Teiles unseres Satzes so führen. Da nach (2) die Grundzahl \(D\) darstellbar ist durch \[ D=|S(\omega_i\omega_k)| \quad (i,k=1,2,\ldots n) \] (wo die \(\omega\) eine Basis von \(\mathfrak o\) bilden) und da, wie vorausgesetzt, \(D\) durch \(p\) teilbar ist, so fliesst nach (6) aus der letzten Gleichung das Congruenzsystem \[ \sum_i x_i S(\omega_i\omega_k) \equiv 0 \;\; (\text{mod. }p), \] wo die \(x\) ganz und rational, sowie nicht sämmtlich durch \(p\) teilbar sind. Setzt man daher \(\mu=\varSigma x\varOmega\), so ist \(\mu\) nicht teilbar durch \(p\), so dass sich die Congruenzen des Systems in die eine zusammenfassen lassen: \[ S(\mu\omega)\equiv 0 \;\; (\text{mod. }p), \] woraus wieder folgt, dass \[ (10)\quad S(\nu)\equiv S(\mu\omega+p\omega')\equiv 0 \;\; (\text{mod. }p), \] wenn \(\omega,\omega'\) willkürliche Zahlen in \(\mathfrak o\) sind. Hier ist das Ideal \(\mathfrak n\) der Zahlen \(\nu\) ein echter Teiler von \({\mathfrak o}p\). Diese letzte Congruenz ist für die Teilbarkeit von \(D\) durch \(p\) characteristisch. Wir nehmen jetzt indirect an, \({\mathfrak o}p\) sei nicht durch \(p^2\) (d. i. das Quadrat eines Primideals) teilbar, also gleich \(\mathfrak{pq}\) (wo \(\mathfrak q\) nicht durch \(\mathfrak p\) teilbar ist). Da es unter den die Factoren von \({\mathfrak o}p\) bildenden Primidealen wenigstens eines geben muss, das in dem Ideal \(\mathfrak n\) nicht aufgeht, so nehme man grade dieses \(\mathfrak p\) als den ersten der beiden Factoren von \({\mathfrak o}p\). Dann ist \(\mathfrak q\) durch \(\mathfrak n\) teilbar, also sind auch nach (10) alle \(S(\lambda)\) durch \(p\) teilbar, wenn \(\lambda\) dem Ideal \(\mathfrak q\) angehört. Die beiden Ideale \(\mathfrak{p,q}\) sind solche, auf die man ohne Weiteres den fünften Hülfssatz anwenden kann, da aber die \(\varrho_i\;\varrho_k\) (die dort auftreten) ebenfalls in \(\mathfrak q\) enthalten, mithin ihre Spuren durch \(p\) teilbar sind, so kommt man auf den Widerspruch, dass die Determinante dieser Spuren einmal teilbar, und dann wieder nicht teilbar durch \(p\) ist, womit die gemachte Annahme widerlegt und unser Satz bewiesen ist. Um aber tiefer in die Natur der Grundzahl \(D\) einzudringen, bedarf es noch eines grösseren Hülfsapparates, der Theorie der Moduln und ihrer Ordnungen, sowie der Theorie der complementären Basen. Es ist hier nicht der Ort, diesen schwierigen und abstracten Untersuchungen genauer zu folgen, es mag vielmehr genügen, die Hauptresultate namhaft zu machen. Es existirt ein gewisses ausgezeichnetes Ideal \(\mathfrak d\), das ``Grundideal'' des Körpers \(\varOmega\), welches der Bedingung \[ (11)\quad D{\mathfrak o} = {\mathfrak d}(D{\mathfrak o}'), \; {\mathfrak o}= \mathfrak{do}', \] wo \({\mathfrak o}'\) das Complement des Moduls \(\mathfrak o\) ist, genügt. Die Norm dieses Grundideals ist die Grundzahl des Körpers. Die Grundzahl \(D\) ist stets teilbar durch das Quadrat des Grundideals. Das wichtigste Resultat endlich, zu dessen Ableitung noch die Theorie der höheren congruenzen herangezogen wird, sagt aus, dass das Grundideal \(\mathfrak d\) der grösste gemeinschaftliche Teiler aller Hauptideale von der Form \({\mathfrak o}F'(\theta)\) ist, welche allen ganzen Zahlen \(\theta\) des Körpers entsprechen. Durch die Verbindung dieser Resultate ergiebt sich auch leicht ein neuer Beweis des zuerst angeführten Hauptsatzes. Zum Schluss sei noch erwähnt, das sich diese Untersuchungen noch bedeutend erweitern lassen, sobald man den Körper der rationalen Zahlen, soweit er hier auftritt, überall durch einen beliebigen in \(\varOmega\) als Divisor enthaltenen Körper ersetzt. Dies soll jedoch an anderer Stelle vom Herrn Verfasser ausgeführt werden.
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