Ueber die auf das Innere magnetisch oder diëlektrisch polarisirter Körper wirkenden Kräfte. (Q1549897)

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Ueber die auf das Innere magnetisch oder diëlektrisch polarisirter Körper wirkenden Kräfte.
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    Ueber die auf das Innere magnetisch oder diëlektrisch polarisirter Körper wirkenden Kräfte. (English)
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    1881
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    Zahlreiche Versuche neuerer Zeit (besonders von Quincke) haben den Beweis geliefert, dass in Isolatoren, auf welche elektrische Kräfte wirken, Spannungen entstehen, welche eine Dehnung senkrecht zu den elektrischen Kraftlinien hervorzubringen bestrebt sind. Diese Spannungen lassen sich ohne besondere Annahmen über die innere Constitution diëlektrischer Medien erklären, wenn man von denselben Vorstellungen über ihre Polarisirbarkeit ausgeht, wie Poisson bei seiner Therie der magnetischen Induction, und das Gesetz von der Constanz der Energie als gültig ansieht. Hiernach liegen der diëlektrischen Verteilung die folgenden Gleichungen zu Grunde: \[ \lambda = - \vartheta \frac {\partial \varphi}{\partial x}, \quad \mu = - \vartheta \frac {\partial \varphi}{\partial y}, \quad \nu = - \vartheta \frac {\partial \varphi}{\partial z}. \] In denselben sind \(\lambda, \mu, \nu\) die diëlektrischen Momente im Punkte \(x,y,z\) nach der Richtung der drei Axen, \(\varphi\) das Potenzial der freien Elektricität. Ferner gilt für die Raumdichtigkeit \({\mathfrak e}\) der freien Elektricität die Gleichung: \[ {\mathfrak e} = - \frac {1}{4 \pi} \varDelta \varphi = \varepsilon - \frac {\partial \lambda}{\partial x} - \frac {\partial \mu}{\partial y} - \frac {\partial \nu}{\partial z}, \] und für die Flächendichtigkeit \({\mathfrak E}\) an der Grenze zweier verschiedener Medien: \[ {\mathfrak E} = - \frac {1}{4 \pi} \left\{ \frac {\partial \varphi}{\partial N_1} + \frac {\partial \varphi}{\partial N_2} \right\} \] \[ = e - (\lambda_1 - \lambda_2) \; \cos{} a_1 - (\mu_1 - \mu_2) \; \cos{} b_1 - (\nu_1 - \nu_2) \; \cos{} c_1 . \] Die übrigen Bezeichnungen sind leicht verständlich; \(\varepsilon\) und \(e\) bedeuten Raumdichtigkeit und Flächendichtigkeit bei nicht vorhandener Polarisation. Um die auf das Innere der Körper wirkenden pondermotorischen Kräfte zu bestimmen, ist der Ausdruck für die Energie zu bilden. Unter den verschiedenen Formen desselben zeichnet sich die folgende, welche der Verfasser als Normalform bezeichnet, dadurch aus, dass ihre Variation bei Veränderung der einzelnen in Betracht kommenden Grössen mit Rücksicht auf die oben aufgestellten Gleichungen verschwindet. Der betreffende Ausdruck lautet: \[ {\mathfrak W} = \iiint \left\{\varphi . \varepsilon + \lambda \frac {\partial \varphi}{\partial x} + \mu \frac {\partial \varphi}{\partial y} + \nu \frac {\partial \varphi}{\partial z} + \frac {1}{2 \vartheta} (\lambda^2 + \mu^2 + \nu^2) \right. \] \[ \left. - \frac {1}{8 \pi} \left[ \left( \frac {\partial \varphi}{\partial x} \right)^2 + \left( \frac {\partial \varphi}{\partial y} \right)^2 + \left( \frac {\partial \varphi}{\partial z} \right)^2 \right] dx \; dy \; dz + \int \varphi \; edw. \right\} \] Mit Benutzung der oben gegebenen Gleichungen kann man hierfür auch schreiben: \[ {\mathfrak W} = \iiint \left\{\varphi . \varepsilon - \frac {1 + 4 \pi \vartheta}{8 \pi} \left[ \left( \frac {\partial \varphi}{\partial x} \right)^2 + \left( \frac {\partial \varphi}{\partial y} \right)^2 + \left( \frac {\partial \varphi}{\partial z} \right)^2 \right]\right\} dx.dy.dz. \] Eine Reihe von Betrachtungen über diese Ausdr\"cke, ihre Bedeutung bei magnetisirbaren Medien, sowie bei Medien, welche die Elektricität leiten, wollen wir mit Hinweis auf die Originalabhandlung übergehen und uns zur Hauptfrage, der Ableitung der ponderomotorischen Kräfte auf die diëlektrischen Medien, wenden, wobei letztere nicht mehr als starr, sondern als elastisch deformirbar anzusehen sind. Bezeichnet man die Verschiebungscomponenten des Punktes \(x, y, z\) mit \(\xi, \eta, \zeta,\) die ponderomotorischen Kräfte mit \(X, Y, Z,\) so sind dieselben aus der Gleichung: \[ \delta {\mathfrak W} + \iiint \left[ X. \xi + Y. \eta + Z. \zeta \right] dx.dy.dz = 0 \] abzuleiten. Hierbei sind \(\vartheta\) und \(\varepsilon\) als veränderlich anzusehen. Für ihre Variationen bestehen ausserdam Bedingungsgleichungen nach Art der Gleichung der Continuität. Das System der Componenten \(X, Y, Z\) lässt sich auf dieselbe Form bringen, welche man gewöhnlich den Componenten des elastischen Drucks giebt. Dann ist: \[ \begin{aligned} & A_x = \frac {1 + 4 \pi \vartheta}{8 \pi \vartheta^2} [\lambda^2 - \mu^2 - \nu^2] + \frac {\theta}{2 \vartheta^2} \; (\lambda^2 + \mu^2 + \nu^2) ,\\ & B_y = \frac {1 + 4 \pi \vartheta}{8 \pi \vartheta^2} [- \lambda^2 + \mu^2 - \nu^2] + \frac {\theta}{2 \vartheta^2} \; (\lambda^2 + \mu^2 + \nu^2) ,\\ & C_z = \frac {1 + 4 \pi \vartheta}{8 \pi \vartheta^2} [- \lambda^2 - \mu^2 + \nu^2] + \frac {\theta}{2 \vartheta^2} \; (\lambda^2 + \mu^2 + \nu^2) ;\end{aligned} \] \[ \begin{aligned} & A_y = B_x = \frac {1 + 4 \pi \vartheta}{4 \pi \vartheta^2} \cdot \lambda \mu ,\\ & B_z = C_y = \frac {1 + 4 \pi \vartheta}{4 \pi \vartheta^2} \cdot \mu \nu ,\\ & C_x = A_z = \frac {1 + 4 \pi \vartheta}{4 \pi \vartheta^2} \cdot \lambda \nu . \end{aligned} \] Zum Schluss giebt der Verfasser für die Componenten \( X, Y, Z \) noch eine andere Ausdrucksform, aus welcher hervorgeht, dass die beiden Auschauungen, nämlich diejenige, welche fernewirkende Kräfte annimmt, und die Faraday-Maxwell'sche, nach welcher überhaupt nur Polarisation der Medien existirt, neben einander bestehen können.
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