Ueber diejenige Theorie eines Raumes mit beliebig vielen Dimensionen, die der Krümmungstheorie des gewöhnlichen Raumes entspricht. (Q1562315)

Der Aufsatz enthält eine Reihe von Sätzen der Geometrie, die sich auf einen Raum von beliebig vielen Dimensionen ausdehnen lassen. Zur Uebertragung der Begriffe bedurfte es der folgenden Anordnungen. Eine Gleichung \[ F(x_{1}, x_{2}, \cdots x_{n}) = 0 \] bestimmt eine \((n-1)\) fache Mannichfaltigkeit \(M_{n-1}\) (entsprechend der Fläche). Ist die Gleichung linear, so heisst die Mannichfaltigkeit eben; insbesondere heisst \[ \sum_{i=1}^{i=n} \frac{dF}{dx_{i}}(x_{i'} - x_{i}) = 0, \] die ebene Tangential-Mannichfaltigkeit von \(F=0\) (Berührungsebene). Configuration (Linie) heisst eine einfach unendliche Mannichfaltigkeit, welche im Raume \(M_{n}\) durch \(n-1\) Gleichungen dargestellt wird. Ist die ebene Mannichfaltigkeit \[ \sum a_{i}x_{i} = \; \text{const.,} \] so heisst \[ \frac{x_{1}' - x_{1}}{a_{1}} = \frac{x_{2}' - x_{2}}{a_{2}} = \cdots \frac{x_{n}' - x_{n}}{a_{n}} \] ihre Normalconfiguration (Normale der Ebene), und zwar für \[ a_{i} = \frac{dF}{dx_{i}}, \] die der Mannichfaltigkeit \(F=0\) im Elemente \(x_{i}\) zugehörige Normalconfiguration (Normale der Fläche). Richtung heisst der Uebergang von einem Element zu einem unendlich nahen. Zwei Richtungen \((dx_{i}^{(a)}), (dx_{i}^{(b)})\) heissen orthogonal, wenn \[ \sum dx_{i}^{(a)} \; dx_{i}^{(b)} = 0. \] Zwei \(M_{n-1}, F=0\) und \(\varPhi = 0\), schneiden einander orthogonal, wenn \[ \sum \frac{dF}{dx_{i}}\; \frac{d\varPhi}{dx_{i}} = \lambda F + \mu \varPhi. \] Schneiden sich die beiden Normalconfigurationen, welche zwei unendlich nahen Elementen einer \(M_{n-1}\) entsprechen, in einem Elemente, genannt Hauptelement (Krümmungsmittelpunkt), so heisst die Richtung von einem Elemente zum andern eine Hauptrichtung (Hauptkrümmungsrichtung), und eine Configuration, die lauter Hauptrichtungen verfolgt, Hauptconfiguration (Krümmungslinie). Folgende Sätze gelten nun für beliebig viele Dimensionen. Die Orthogonalitäts-Beziehungen bleiben bei jeder Transformation \[ \xi_{j} = \sum a_{ji} x_{i}; \quad \sum a_{ji}^{2}=1; \quad \sum a_{ji} a_{ki}=0 \] ungeändert. Von jedem Elemente einer \(M_{n-1}\) gehen im allgemeinen \(n-1\) Hauptrichtungen aus, und diese sind stets orthogonal. Das Dupin'sche Theorem, nach welchem 3 orthogonale Flächenschaaren sich in Krümmungslinien schneiden, sowie die Eigenschaft der Kugelfläche, auf welcher alle Richtungen Hauptkrümmungsrichtungen sind, lassen sich leicht übertragen. Hieran schliessen sich fernere Betrachtungen, indem die Kugel eines Raumes von \(n\) Dimensionen, in welcher \(n+1\) Elemente unabhängig variiren als Ausdruck eines Raumes von \(n+1\) Dimensionen aufgefasst wird. Bei orthogonaler Transformation gehen Kugeln, die sich in einem Elemente berühren, in ebensolche über. Unmittelbar für beliebig viele Dimensionen aufgestellt und bewiesen ist von Jacobi der Satz, dass die einfach unendlich vielen Mannichfaltigkeiten, die durch die Gleichung \[ \sum \; \frac{x_{i}^{\varepsilon}}{a_{i}+\lambda}=1 \] dargestellt werden, ein Orthogonalsystem bilden, woraus sich unbegrenzt viele algebraische Flächen mit algebraischen Krümmungslinien ergeben. Den Schluss bilden einige Anwendungen homogener Coordinaten.