Ueber diejenigen Curven, welche durch ein geschlossenes System von einfach unendlich vielen vertauschbaren linearen Transformationen in sich übergehen. (Q1562429)

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Ueber diejenigen Curven, welche durch ein geschlossenes System von einfach unendlich vielen vertauschbaren linearen Transformationen in sich übergehen.
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    Ueber diejenigen Curven, welche durch ein geschlossenes System von einfach unendlich vielen vertauschbaren linearen Transformationen in sich übergehen. (English)
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    1871
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    Bezeichnet, wie es hier stets geschieht, Transformation die Substitution einer Funktion von Coordinaten für die Coordinaten, so ist die Folge einer Transformation eine Verückung des durch die letztern bestimmten Punktes oder Raumgebildes. Der Aufsatz handelt nun von denjenigen ebenen Curven, welche durch lineare Transformationen unverändert bleiben, und welche daselbst den Namen \(W\)-Curven führen. Man gelangt zu ihnen, indem man die lineare Transformation, welche eine unendlich kleine Verrückung bewirkt, unendlich oft wiederholt. Die durch die erhaltene Punktreihe gehende Curve wird dann durch eine endliche Transformation gleicher Art nicht verändert. Alle möglichen linearen Transformationen lassen sich nun aus folgenden 5 einfachen zusammensetzen: \[ \text{I.}\quad \begin{matrix} \l\\ x'=ax\\ y'=by,\end{matrix} \qquad \text{II.}\quad \begin{matrix}\l\\ x'=ax\\ y'=y+b\end{matrix}\qquad \text{III.} \quad \begin{matrix}\l\\ x'=x+a\\ y'=y+ax+b,\end{matrix} \] \[ \text{IV.}\quad \begin{matrix}\l\\ x'=ax\\ y'=ay\end{matrix} \qquad \text{V.}\quad\begin{matrix}\l\\ x'=x+a\\ y'=y+b\end{matrix} \] sämmtlich von der Beschaffenheit, dass die Wiederholung einer jeden nur eine Transformation derselben Classe für neue Constantenwerthe ergiebt. Bildet man das Resultat einer \(\lambda\) maligen Wiederholung, setzt \[ x' = x + dx; \quad y' = y + dy \] und \(d\lambda\) für \(\lambda\), und eliminirt \(d\lambda\) durch Division, so erhält man die Differentialgleichung der \(W\)-Curve für jede der 5 Transformationsklassen. Die \(W\)-Curven sind dann die folgenden: \[ \text{I.}\quad \left(\frac{x}{x_{0}}\right)^{b} = \left(\frac{y}{y_{0}}\right)^{a}, \qquad \text{II.}\quad a (y - y_{0}) = b\, \log \frac{x}{x_{0}}, \] \[ \text{III.}\quad a (x^{2} - 2y) - bx = a (x_{0}^{2} - 2y_{0}) - bx_{0}, \] \[ \text{IV.}\quad \frac{x}{x_{0}} = \frac{y}{y_{0}}, \qquad \text{V.}\quad a(y - y_{0}) = b(x - x_{0}). \] Aus der genannten Eigenschaft der Curven folgt dann weiter, dass auch alle Gebilde, die zu ihnen in fester Beziehung stehen, z. B. die Tangenten und deren Schnittpunkte, diese Beziehung bei jeder Transformation gleicher Classe für gleiche Constantenwerthe unverändert behalten. Es sind dies alle im Sinne der neuern Algebra covarianten Beziehungen zu dem von der \(W\)-Curve und dem Fundamentaldreieck (Coordinatensystem) gebildeten Systeme. Unter den Eigenschaften der \(W\)-Curven, die hieraus folgen, sind insbesondere genannt: Curven eines Systems können sich nur in Eckpunkten des Fundamentaldreiecks schneiden. Curven \(W\) besitzen in keinem ihrer Punkte, ausser etwa in den Eckpunkten des Fundamentaldreiecks, Singularitäten. Jede covariante Curve einer \(W\)-Curve ist eine Curve desselben Systems. Die Umhüllungslinie der aus den linearen Transformationen eines \(W\)-Curvensystems, auf eine andere Curve angewandt, hervorgehenden Curven besteht aus \(W\)-Curven desselben Systems. Es werden dann weiter die verschiedenen Transformationsklassen combinirt, und die Bedingungen der Vertauschbarkeit ihrer Reihenfolge untersucht. Hierzu gehört, dass die Elemente der Ebene, welche bei der einen fest bleiben, auch bei der andern fest bleiben, oder durch dieselbe unter sich vertauscht werden. Ferner sollen die Systeme von Transformationen, die man erhält, indem man die Constanten alle Werthe durchlaufen lässt, derart sein, dass sie in keinem umfassenderen enthalten sind. Es sind dies wiederum fünf, deren erste drei mit den einfachen gleichlauten. An Stelle der beiden andern treten: \[ \begin{aligned} x' = x+a & \qquad\qquad x'=x\\ y'=y+b & \qquad\qquad y'=y + ax + b.\end{aligned} \] Anwendungen werden hiervon gemacht auf beliebige andere Curven als Elemente der Ebene, indem sie den genannten Transformationen unterworfen werden. Unter den specielleren sind folgende Sätze zu erwähnen: Die reciproke Polare einer \(W\)-Curve hinsichtlich eines Kegelschnitts, der das Fundamentaldreieck zum Polardreieck hat, ist eine Curve desselben Systems. Die \(W\)-Curve ist dann ihre eigene reciproke Polare, wenn sie vom Kegelschnitt berührt wird. Das Doppelverhältniss der Tangente einer \(W\)-Curve zu den 3 Geraden, welche ihren Berührungspunkt mit den Ecken des Fundamentaldreiecks verbinden, ist constant. Die Betrachtung der Differentialgleichung der \(W\)-Curve führt zu einer Methode der Separation der Variabeln, von welcher die auf homogene Gleichungen gewöhnlich angewandte nur ein specieller Fall ist. Sie lässt sich auf jede Gleichung \[ \frac{dy}{dx} = f (y, x) \] anwenden, die durch einfach unendlich viele Transformationen in sich übergeht. Sei nämlich \(y=\kappa\) die Gleichung aller solcher Curven, die durch diese Transformationen in sich übergehen, und \(\xi = \lambda\) die Gleichung des Curvensystems, das aus einer beliebigen Curve \(\xi = \lambda_{1}\) durch Anwendung derselben Transformation hervorgeht, dann durch Einführung von \(\xi\), \(\eta\) für \(x\), \(y\) die gegebene Gleichung in eine solche über, in welcher die Variabeln separirt sind. Den Schluss bildet eine Anwendung auf Raumcurven.
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