On a class of geometric transformations. (Q1562543)

I. Ausser den Punkt-Transformationen gibt es bekanntlich eine ausgedehnte Klasse räumlicher Umformungen, bei denen Flächen, die sich berühren, in eben solche übergehen. Jede solche Transformation, die eine Berührungs-Transformation heissen soll, drückt sich durch fünf Gleichungen zwischen \(x, y, z, p, q\) und \(X, Y, Z, P, Q\) aus. Eliminirt man hier \(p, q, P\) und \(Q\), so erhält man eintweder eine oder zwei oder drei Gleichungen zwischen den Punkt-Coordinaten der beiden Räume. Umgekehrt weiss man, dass jede Gleichung \(F(xyz XYZ)=0\), die Plücker als eine äquatio directrix bezeichnet, eine Berührungs-Transformation definirt. Es bestimmen ferner jedesmal drei solche Gleichungen eine Punkt-Transformation. Dagegen scheint man früher nicht bemerkt zu haben, dass zwei Gleichungen: \[ F_{1}(xyz XYZ)=0, \; \; F_{2} (xyz XYZ) = 0 \] immer eine Berührungs-Transformation bestimmen, welche geometrisch darauf hinauskommt, dass den Punkten des einen Raumes im zweiten die Curven einer dreifach unendlichen Schaar entsprechen. Beschreibt ein Punkt eine Fläche, so umhüllt die dem Punkte zugeordnete Curve die Bildfläche. Man findet also, dass jede Berührungs-Transformation entweder auf der Anwendung eines neuen Coordinatensystems oder auf der Einführung (im Plücker'schen Sinne) von einem neuen Raumelemente beruht. Hieran schliessen sich einige allgemeine Entwickelungen, die sich auf partielle Differential-Gleichungen beziehen. Sind die Gleichungen (1) sowohl hinsichtlich \(x, y, z\), wie hinsichtlich \(X, Y, Z\) linear, so sind die in beiden Räumen auftretenden Curvensysteme Plücker'sche Linien-Complexe. Wichtig ist insbesondere das System \[ \begin{aligned} - Zz & = 2x - (X + iY)\\ (X - iY) z & = 2y - Z.\end{aligned} \] Fasst man hier die Geraden des Raumes \((xyz)\) als unendlich dünne Cylinder auf, so transformiren sich dieselben in die Kugeln des zweiten Raumes, und zwar so, dass sich schneidende Gerade in sich berührende Kugeln übergehen. Hieraus folgt, dass die Haupt-Tangentencurven einer Fläche im ersten Raume sich als die Krümmungslinien der entsprechenden Fläche abbilden. Dieser Satz giebt beispielsweise eine Bestimmung der Haupt-Tangentencurven auf der Kummer'schen Fläche vierter Ordnung mit 16 Knotenpunkten, während die Herren Darboux und Moutard die Krümmungslinien der Kummer'schen Fläche vierter Ordnung mit zweifachem imaginären Kugelkreise gefunden haben. Unterwirft man den Raum \((x, y, z)\) einer linearen Transformation, so ist die entsprechende Umformung des zweiten Raumes die allgemeinste Berührungs-Transformation, bei welcher Krümmungslinien covariante Curven sind. Ferner geben die linearen Transformationen, welche einen gewissen linearen Complex in sich überführen, alle conforme Punkttransformationen u. s. w. Auf diese Entwickelungen gründet sich ein fundamentaler Zusammenhang zwischen Linien-Geometrie und Kugel-Geometrie, und demzufolge zwischen projectivischen und metrischen Problemen. II. Der zweite Theil sucht einerseits die erweiterten Begriffe der neueren Geometrie, andererseits die früher gegebenen Theorien für partielle Gleichungen zu verwerthen. Gleichungen, deren Charakteristiken Haupt-Tangentencurven oder Krümmungslinien sind, und eine Classe, deren Charakteristiken geodätische Curven sind, können paarweise in einander transformirt werden. Hierher gehörige Gleichungen erster Ordnung lassen sich in übersichtlicher Weise als Linien- oder Kugelprobleme auffassen. Alle Gleichungen zweiter Ordnung, deren Charakteristiken Haupt-Tangentencurven oder Krümmungslinien sind, und welche intermediäre Integrale besitzen, werden bestimmt. Auch diese Probleme beziehen sich in einfacher Weise auf Linien- und Kugelsysteme. Man trifft hier beispielsweise die bekannten Untersuchungen über Flächen mit ebenen oder sphärischen Krümmungslinien, über Flächen mit einem gegebenen sphärischen Bilde, andererseits Theorien, die sich auf lineare Linien-Complexe beziehen. Der letzte Abschnitt endlich giebt mehrere Beiträge zur Theorie der Complexe zweiten Grades, und verfolgt ferner den schon früher besprochenen Zusammenhang zwischen zwei bekannten Kummer'schen Flächen vierter Ordnung.