Naturerkennen und Logik. (Q1828986)
From MaRDI portal
scientific article
Language | Label | Description | Also known as |
---|---|---|---|
English | Naturerkennen und Logik. |
scientific article |
Statements
Naturerkennen und Logik. (English)
0 references
1930
0 references
Wiedergabe eines Vortrages vor der Königsberger Naturforscherversammlung (September 1929). Verf. wirft die Frage auf ``nach dem Anteil, den das Denken einerseits und die Erfahrung andrerseits an unserer Erkenntnis haben''. Die Situation der heutigen Wissenschaft erscheint zur Beantwortung dieser Frage aus zwei Gründen besonders günstig: Einmal haben wir in neuerer Zeit zahlreiche Entdeckungen und durch sie bewirkte Neueinstellungen selbst miterlebt. So ist der Boden aufgelockert für eine Besinnung auf die Grundlagen unserer Erkenntnis. Und zweitens besitzen wir in der axiomatischen Methode ein äußerst brauchbares logisches Werkzeug. Zum eingangs gestellten Problem übergehend, weist Verf. zunächst auf drei merkwürdige Übereinstimmungen zwischen Natur und Denken hin: Das Unendliche ist weder hier noch dort realisiert (erst in der vorher erläuterten Weise ist es dem Denken mittels der axiomatischen Methode zugänglich). Ferner kommt uns die Natur bei der Erforschung ihrer Gesetze entgegen. Endlich kommt es häufig vor, daß die von der Physik benötigten mathematischen Theorien kurz vorher aus rein mathematischem Interesse entwickelt worden sind. Verf. sucht diese Übereinstimmung zwischen Natur und Denken aus dem formalen Element auf beiden Seiten zu begreifen: ``Der mathematische Prozeß der Elimination liefert, wie es scheint, die Ruhepunkte und Stationen, auf denen ebenso die Körper in der realen Welt wie die Gedanken in der Geisteswelt verweilen und sich dadurch der Kontrolle und der Vergleichung darbieten''. Doch sind durch Vorstehendes die Beziehungen zwischen Natur und Denken noch nicht erschöpft. Verf. erläutert weiterhin, daß, trotz manchmaligen gegenteiligen Anscheins, die Naturgesetze lediglich der Erfahrung entstammen. Sonst müsse man außer Deduktion und Erfahrung noch eine weitere Erkenntnisquelle annehmen. Und es ist in der Tat von vielen Philosophen, insbesondere von \textit{Kant}, behauptet worden, daß wir a priori gewisse Erkenntnisse über die Wirklichkeit haben. Diesen allgemeinsten Grundgedanken der \textit{Kant}ischen Erkenntnistheorie hält Verf. fest, zieht aber die Grenze zwischen apriorischer und Erfahrungserkenntnis anders als \textit{Kant}, der den Umfang der ersten überschätze. Dies bezieht sich insbesondre auf die Erkenntnis von Raum und Zeit: die Geometrie ist ein Zweig der Physik, denn sie hat ihre Axiome der Erfahrung zu entnehmen; die früher für apriorisch geltende Vorstellung von einer absoluten Gegenwart wurde von \textit{Einstein} als Irrtum erkannt. Die Mathematik erweist sich als Vermittlerin zwischen Beobachten und Denken. Auf dieser Anwendungsmöglichkeit beruht ihr Ansehen -- indes nicht ihr Wert, eine Auffassung, für die Verf. zum Schluß Zeugnisse zahlreicher großer Mathematiker anführt.
0 references