Zur Theorie der analytischen Mengen. (Q1830633)
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Language | Label | Description | Also known as |
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English | Zur Theorie der analytischen Mengen. |
scientific article |
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Zur Theorie der analytischen Mengen. (English)
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1930
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Nach einem Satz von \textit{Mazurkiewicz} und \textit{Sierpiński} (Fundamenta 6 (1924), 161-169; F. d. M. 50, 186 (JFM 50.0186.*)) ist die Menge der Werte, die eine stetige reelle Funktion \(f\) überabzählbar oft annimmt, analytisch. Man kann nun nach dem Charakter der Komplementärmenge fragen, der Menge \(A(f)\) der Werte, die \(f\) nur abzählbar oft annimmt. In der zitierten Arbeit wird in dieser Richtung bewiesen: Sind die Ordnungen der abzählbaren unter den Argumentmengen durch eine Zahl der zweiten Zahlklasse beschränkt, so ist die Menge \(A(f)\) der zugehörigen Funktionswerte borelsch (Ordnung einer abzählbaren Menge ist dabei die Ordnungszahl, bei der iterierte Ableitungen zuerst verschwinden). Von diesem Satz beweist Verf. die Umkehrung: Treten unter den Argumentmengen von \(f\) abzählbare Mengen beliebig hoher Ordnungen auf, so ist \(A(f)\) nicht borelsch. Nach einem Satz von \textit{Mazurkiewicz} und \textit{Sierpiński} (Fundamenta 1 (1920), 17-27; F. d. M. 47, 176 (JFM 47.0176.*)) über die Homöomorphie abgeschlossener abzählbarer Mengen ist also für den \textit{Borel}schen Charakter von \(A(f)\) das Auftreten von nur abzählbar vielen topologischen Typen unter den abzählbaren Argumentmengen notwendig und hinreichend. Statt reeller Funktionen \(f(x)\) legt Verf. allgemeiner stetige Abbildungen kompakter Räume aufeinander zu Grunde. Außerdem geht er von einer andern aber doch nicht wesentlich verschiedenen Formulierung der Probleme aus: Er betrachtet einen metrischen kompakten überabzählbaren Raum \(R\), seinen Potenzraum \(\mathfrak R\) (den Raum aller abgeschlossenen Mengen von \(R\)) und schließlich die Teilmenge \(\mathfrak M\) von \(\mathfrak R\), die Menge aller unabzählbaren abgeschlossenen Mengen von \(R\). Es gilt dann der Satz: \(\mathfrak M\) \textit{ist analytisch, aber nicht borelsch relativ} \(\mathfrak R\); die Menge \(\mathfrak R - \mathfrak M\) der abzählbaren abgeschlossenen Mengen von \(R\) ist relativ \(\mathfrak R\) also nicht analytisch. Allgemeiner gilt: Die Teilmenge von \(\mathfrak R-\mathfrak M\), die aus allen abzählbaren abgeschlossenen Mengen von \(R\) mit einer Ordnung \(\leqq\eta<\varOmega\) besteht, ist borelsch; dagegen ist jede Teilmenge von \(\mathfrak R-\mathfrak M\), unter deren Elementen Mengen von \(R\) beliebig hoher Ordnungen auftreten, nicht analytisch, speziell also \(\mathfrak R-\mathfrak M\) selbst. Der Beweis beruht darauf, daß eine Verbindung hergestellt wird zwischen dem \textit{Index} (Hausdorff, Mengenlehre 1927; \S\ 34; 2, 3) eines Punktes von \(\mathfrak R\) in bezug auf ein erzeugendes System und der \textit{Ordnung} der zugehörigen abgeschlossenen Menge von \(R\). Folgenderweise wird nämlich ein erzeugendes System \(\mathfrak F\) von \(\mathfrak M\) in \(\mathfrak R\) gefunden: In \(R\) sei ein \(R\) definierendes abzählbares Umgebungssystem gegeben, das mit zwei Umgebungen auch die Summe enthält; \(m\) Umgebungen mit paarweise fremden abgeschlossenen Hüllen bilden zusammen einen ``Komplex'' \(K^m\). Enthält jede Umgebung von \(K^m\) genau zwei Umgebungen von \(K^{2m}\), so heißt \(K^{2m}\) Verzweigung von \(K^m\). Jedes \(K^{2k}\) bekommt \(k\) untere Indices, so daß die Verzweigungseigenschaft von \(K^{2k+1}\) in bezug auf \(K^{2k}\) durch die Hinzufügung eines Index bezeichnet wird. Die Gesamtheit der abgeschlossenen Mengen, die mit jeder der abgeschlossenen Umgebungen eines bestimmten \(K_{n_1,\ldots,n_k}\) Punkte gemeinsam haben, heiße, als Menge von \(\mathfrak R\) betrachtet, \(\mathfrak F_{n_1,\ldots,n_k}\). Diese \(\mathfrak F\) erzeugen nun gerade die analytische Menge \(\mathfrak M\) von \(\mathfrak R\). Für jeden Punkt von \(\mathfrak R-\mathfrak M\) ist nun sowohl der Index \((\lambda)\) in bezug auf \(\mathfrak F\) als auch die Ordnung \((\alpha)\) der ihm entsprechenden (abzählbaren) abgeschlossenen Menge von \(R\) als eine Zahl der zweiten Zahklasse definiert. Es ergibt sich die grundlegende Beziehung \[ \omega(\alpha-1)\leqq\lambda<\omega\alpha. \] Sie zeigt, daß zugleich mit der Ordnung auch der Index unbeschränkt (durch eine Zahl der zweiten Zahlklasse) ist und umgekehrt; und daraus folgt der zu beweisende Satz über die Teilmengen von \(\mathfrak R-\mathfrak M\) und durch eine leichte Modifikation der Überlegungen der Satz von den stetigen Abbildungen. Zum Schluß gibt Verf. ein sehr einfaches Beispiel einer linearen analytischen nicht Borelschen Menge.
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