Zur Theorie der sphärischen Abbildung im Großen. I: Konvexe Flächen mit Nabelpunkten. (Q1832533)

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Zur Theorie der sphärischen Abbildung im Großen. I: Konvexe Flächen mit Nabelpunkten.
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    Zur Theorie der sphärischen Abbildung im Großen. I: Konvexe Flächen mit Nabelpunkten. (English)
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    1930
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    Der Verf. konstruiert alle geschlossenen konvexen stetig gekrümmten Flächen mit zwei Nabelpunkten, für die das Kurvensystem \(\mathfrak S\) (Ortsvektor \(\mathfrak u (\alpha, \beta)\), \(\mathfrak u^2 = 1\)) als das sphärische Bild der Krümmungslinien vorgegeben ist. Die eine Schar (\(\alpha = \text{const}\)) der die Einheitskugel einfach und lückenlos überdeckenden Bildkurven \(\mathfrak S\) bestehe aus geschlossenen Kurven, die andere, dazu orthogonale Schar (\(\beta = \text{const}\)) aus Kurven, deren jede die Bilder der beiden Nabelpunkte verbindet. Die Nabelbilder entsprechen also den beiden Polen des Systems geographischer Koordinaten der Kugel und werden daher mit \(N\) und \(S\) bezeichnet; ihre Ortsvektoren sind \(\mathfrak u_S = \mathfrak u(0, \beta)\) und \(\mathfrak u_N = \mathfrak u(\pi, \beta)\). \(\mathfrak u(\alpha,\beta)\) soll dreimal stetig differenzierbar sein; dazu kommen noch spezielle Voraussetzungen über das Verhalten von \(\mathfrak u (\alpha, \beta)\) in der Nähe der Pole. Der Verf. knüpft an das Problem der sphärischen Abbildung im Kleinen an, also an die Aufgabe, ein nabelpunktfreies Flächenstück \(F'\) zu konstruieren, dessen Krümmungslinien ein singularitätenfreies Stück \(\alpha_0 \leqq \alpha \leqq \alpha_1\), \(\beta_0 \leqq \beta \leqq \beta_1\) (\(0 < \alpha_0 < \alpha_1 < \pi\), \(\beta_1 - \beta_0< 2\pi\)) von \(\mathfrak S\) zum Bild haben. Diese Aufgabe führt auf das Randwertproblem der hyperbolischen Differentialgleichung \[ L(\zeta) =\zeta_{\alpha\beta} -\frac{A_\beta}{A}\zeta_\alpha -\frac{B_\alpha}{B}\zeta_\beta=0\qquad \left(A=+\sqrt{\mathfrak u_\alpha^2},\quad B=+\sqrt{\mathfrak u_\beta^2}\right). \] Der Übergang zum Problem der sphärischen Abbildung im Großen erfordert nun die Erweiterung des Bildbereiches \(\alpha_0 \leqq \alpha \leqq \alpha_1\), \(\beta_0 \leqq \beta\leqq \beta_1\) von \(F'\) zum Bereich \(0\leqq\alpha\leqq\pi\), \(\beta_0\leqq\beta\leqq\beta_0+2\pi\) und die Fortsetzung der Fläche \(F'\) zu einer geschlossenen Fläche mit zwei Nabelpunkten, deren Bilder die Pole \(S\) und \(N\) sind. Die Schwierigkeit, daß die Koeffizienten der Differentialgleichung \(L = 0\) in den Polen singulär werden, läßt sich dadurch fortschaffen, daß \((L)\) durch ein äquivalentes System \((L^*)\) von zwei linearen partiellen Differentialgleichungen erster Ordnung ersetzt wird, die auch noch für \(\alpha = 0\) und \(\alpha=\pi\) regulär sind. Dadurch gelingt es sehr einfach, \(F'\) so zu einer Fläche \(F\) (Ortsvektor \(\mathfrak x(\alpha,\beta)\)) zu erweitern, daß die Krümmungslinien von \(F\) das ganze Kurvensystem \(\mathfrak S\) als sphärisches Bild haben, und daß dem einen Pol, etwa \(S\), ein Nabel entspricht. Es bleiben aber noch zwei wichtige Forderungen zu erfüllen: \begin{itemize} \item[I.] Auch dem Pol \(N\) muß ein Nabel auf \(F\) entsprechen, d. h. die Kurve \(\mathfrak x (\pi, \beta)\) muß sich auf einen Punkt zusammenziehen. \item[II.] Damit die Fläche geschlossen ist, muß \(\mathfrak x(\alpha,\beta)\) bezüglich \(\beta\) die Periode \(2\pi\) haben. \end{itemize} Zur Untersuchung der Forderung I (im zweiten Kapitel) geht Verf. von der Darstellung der Fläche durch ihre Hauptkrümmungsradien \(R_1 (\alpha, \beta)\) und \(R_2(\alpha,\beta)\) aus, wie sie aus dem \textit{Dupin}schen Satz folgt: \[ \mathfrak x(\alpha,\beta) = \mathfrak x_0 + \int\limits_{\alpha_0,\,\beta_0}^{\alpha,\,\beta} (R_1\mathfrak u_\alpha\,d\alpha + R_2\mathfrak u_\beta\, d\beta). \] Dazu werden die beiden Hauptkrümmungsradien durch \textit{Green}sche Funktionen dargestellt, die Integrale der Differentialgleichung \(L = 0\) und durch spezielle Randbedingungen charakterisiert sind. So ergibt sich, daß \(R_1\) und \(R_2\) durch die Randwerte \(R_1 (\alpha, \beta_0)\) längs der einen Meridiankurve \(\beta=\beta_0\) eindeutig bestimmt sind, und damit kann dann die Bildfläche \(F\) von \(\mathfrak S\) zunächst im Bereich \(0 < \alpha < \pi\), \(\beta\leqq\beta_0\) (da die Differentialgleichung \(L = 0\) in den Polen singulär ist) konstruiert werden. Während sich aber zeigt, daß die so bestimmte Fläche für \(\alpha=0\) immer von selbst einen Nabel hat, ergibt sich aus der Forderung I für die Randwerte \(R_1 (\alpha, \beta_0)\) die notwendige und hinreichende Bedingung: \[ \int\limits_0^\pi\frac{\partial R_1}{\partial\sigma} (\sigma,\beta_0) H^*(\sigma,\beta_0;\pi,\beta)\,d\sigma=0\quad\text{ für alle }\beta\leqq\beta_0. \tag{I*} \] Darin ist \(H^*\) eine mit der einen \textit{Green}schen Funktion zusammenhängende Funktion. Um die Bedingung I* auf eine einfachere Form bringen zu können, muß die den Vektor \(\mathfrak u(\alpha,\beta)\) betreffende Voraussetzung wesentlich verschärft werden: \(\mathfrak u (\alpha, \beta)\) soll analytisch sein. Dann sind auch die Koeffizienten der Differentialgleichung \(L = 0\) analytisch (außer für \(\alpha = 0\) und \(\alpha = \pi\)), und daher läßt die Funktion \(H^*\) gewisse Reihenentwicklungen zu, mit deren Hilfe die Bedingung I* vereinfacht werden kann. Dabei benutzt der Verf. zur Integration der Differentialgleichung \(L = 0\) ein Verfahren, das eine Erweiterung der \textit{Laplace}schen Kaskadenmethode darstellt. Während nämlich die \textit{Laplace}sche Methode im engeren Sinn nur in speziellen Fällen zur Integration der Differentialgleichung führt (``\textit{Laplace}scher Fall'', ``Differentialgleichung vom \textit{Laplace}schen Typus''), ist das verallgemeinerte Verfahren stets brauchbar, wenn die Koeffizienten der Differentialgleichung analytisch sind. Eine ausfühhrliche Darstellung der verallgemeinerten Kaskadenmethode gibt der Verf. in seiner Abhandlung: Über die \textit{Laplace}sche Kaskadenmethode [Math. Ann. 104, 96--138 (1930; JFM 56.1072.04)]. - Da die Koeffizienten der Differentialgleichung \(L = 0\) in den Polen nicht mehr regulär sind, ist es besonders wichtig, daß das vom Verf. entwickelte Integrationsverfahren auch auf das System \(L^*\) anwendbar ist. Die Bedingung I* kann nun durch die unendlich vielen, vom Parameter \(\beta\) unabhängigen Bedingungen \[ \int\limits_0^\pi \zeta_\mu(\alpha) \frac{\partial R_1}{\partial\alpha} (\alpha,\beta_0)\, d\alpha=0 \qquad (\mu=0,\,1,\,2,\,\ldots) \tag{I**} \] ersetzt werden; dabei sind die Funktionen \(\zeta_\mu(\alpha)\) die Koeffizienten der mit Hilfe der verallgemeinerten Kaskadenmethode gewonnenen Reihenentwicklung von \(H^*\). Die Bedingungsgleichungen I** reduzieren sich dann und nur dann auf ein endliches System, wenn die Differentialgleichung \(L = 0\) vom \textit{Laplace}schen Typus ist. Im dritten Kapitel wird die sphärische Abbildung in einigen Sonderfällen, in denen die Periodizitätsforderung II von selbst erfüllt ist, vollständig durchgeführt. Dazu gehören erstens die Flächen, zu denen eine Differentialgleichung \(L = 0\) vom \textit{Laplace}schen Typus gehört, insbesondere die konvexen Flächen mit einer Schar ebener Krümmungslinien; zweitens die konvexen Flächen mit zwei Symmetrieebenen. Das vierte Kapitel enthält die Untersuchung der Periodizitätsforderung, die den Beispielen des dritten Kapitels zufolge bei manchen Problemen von selbst erfüllt ist. Bei diesen ``Problemen vom Haupttypus'', wie der Verf. sie nennt, ergibt sich also aus der Forderung II \textit{keine} Bedingung für die Randwerte \(R_1 (\alpha, \beta_0)\). Wenn dies doch der Fall ist, heißt das Problem vom singulären Typus. Damit sind zwei Fragen gegeben: \begin{itemize} \item[1)] Welches sind die notwendigen und hinreichenden Bedingungen dafür, daß ein Problem vom Haupttypus ist? \item[2)] Welches ist bei einem Problem vom singulären Typus die Bedingung für die Randwerte, damit die Forderung II erfüllt ist? \end{itemize} Da es sich darum handelt, solche Lösungen des Systems \(L^*\) aufzufinden, die in bezug auf \(\beta\) periodisch sind, da andererseits nicht alle Integrale von \(L^*\) diese Eigenschaft haben, geht der Verf. von dem System \(L^*\) zu einem System von Integrodifferentialgleichungen \(\varLambda^*\) über, das sich von \(L^*\) nur durch ein Zusatzglied unterscheidet, und dessen Integrale alle in \(\beta\) periodisch sind. Außerdem sind die Integrale von \(\varLambda^*\), für die das Zusatzglied verschwindet, die also einer gewissen Nebenbedingung genügen, zugleich Lösungen des Systems \(L^*\), und zwar erscheinen \textit{alle} periodischen Lösungen von \(L^*\) in dieser Form. Nun entwickelt der Verf. die Koeffizienten und die beiden Integrale von \(\varLambda^*\) in \textit{Fourier}sche Reihen und erhält durch Einsetzen dieser Reihen in das System \(\varLambda^*\) und durch Elimination der \textit{Fourier}-Koeffizienten des einen Integrals ein unendliches System \(D\) von gewöhnlichen linearen inhomogenen Differentialgleichungen erster Ordnung, denen die \textit{Fourier}-Koeffizienten des anderen Integrals von \(\varLambda^*\) genügen. Da die Matrix des Systems \(D\) beschränkt ist, lassen sich die \textit{Fourier}-Koeffizienten der Lösungen von \(\varLambda^*\) aus \(D\) bestimmen, und zwar ergibt sich, daß alle \textit{Fourier}-Koeffizienten von einem einzigen unter ihnen abhängen, der als willkürliche Funktion zu betrachten ist. Durch diese Funktion \(\xi_0(\alpha)\) ist, wie gezeigt wird, die Lösung von \(\varLambda^*\) eindeutig festgelegt; \(\xi_0(\alpha)\) tritt also an die Stelle der Randwerte \(R_1(\alpha, \beta_0)\). Andererseits muß dafür gesorgt werden, daß die oben genannte Nebenbedingung befriedigt wird. Damit ist die aus der Periodizitätsforderung fließende Bedingung für die Randwerte bzw. für die Funktion \(\xi_0(\alpha)\) gewonnen; sie hat die Form einer homogenen linearen Integralgleichung erster Art vom \textit{Volterra}schen Typus: \[ \int\limits_0^\alpha V(\alpha,\sigma)\xi_0(\sigma)\,d\sigma =0. \tag{II*} \] Der Kern \(V (\alpha, \sigma)\) kann aus den Daten des Problems konstruiert werden. Dann und nur dann, wenn \(V(\alpha, \sigma)\equiv 0\) gilt, ist das Problem vom Haupttypus. An dieses Ergebnis anschließend zeigt der Verf., wie die Lösung des Problems der sphärischen Abbildung beim Haupttypus und beim singulären Typus durchzuführen ist. Beim Haupttypus -- der z. B. immer dann vorliegt, wenn die Differentialgleichung \(L = 0\) vom \textit{Laplace}schen Typus ist -- braucht man die Randwerte \(R_1 (\alpha, \beta_0)\) nur der Bedingung I* bzw. I** gemäß zu wählen; beim singulären Typus wird dagegen an erster Stelle die Periodizitätsbedingung II*, dann die Forderung I zu befriedigen sein. Zur Entscheidung, ob ein Problem vom Haupttypus ist oder nicht, muß der Kern \(V (\alpha, \sigma)\) konstruiert werden. Seine Berechnung ist nicht sehr übersichtlich, wenn \(\mathfrak u (\alpha, \beta)\) nur dreimal stetig differenzierbar vorausgesetzt wird, wie es im vierten Kapitel zunächst geschieht. Dagegen läßt sich \(V(\alpha,\sigma)\) im analytischen Fall in eine Potenzreihe entwickeln, deren Koeffizienten aus den Daten des Problems durch einfache Rekursionsformeln bestimmt werden. So ergibt sich, wenn \(\mathfrak u (\alpha, \beta)\) analytisch ist, eine neue charakteristische Bedingung II** für Probleme vom Haupttypus: Sämtliche Koeffizienten der Potenzreihe für \(V(\alpha,\sigma)\) müssen verschwinden. Im letzten Kapitel endlich wendet der Verf. die verallgemeinerte Kaskadenmethode auf die Integrodifferentialgleichungen \(\varLambda^*\) an und erhält so ein neues, mit den Bedingungen II** zusammenhängendes Kriterium dafür, daß ein Problem vom \textit{Laplace}schen Typus ist.
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