Die Ausbreitung von Biegungswellen in Stäben. (Q2578983)

Anknüpfend an die bekannten Dehnungswellen, die beim plötzlichen Aufbringen einer konstanten Zug- oder Druck-Kraft an einem Ende eines Stabes diesen mit der Schallge\-schwindigkeit \(c=\sqrt{E/\varrho}\) (\(E =\) Elastizitätsmodul, \(\varrho=\) Massendichte) durchlaufen, wird untersucht, welcher Art die elastischen Wellen sind, die bei einem auf Biegung stoßartig beanspruchten Stab möglich sind. Die einfache Theorie (Vernachlässigung der Querkraftdeformation und der rotatorischen Trägheit) ergibt, daß sofort beim Aufbringen der Last der ganze Stab in Mitleidenschaft gezogen ist; dieses überraschende Ergebnis ist bedingt durch die Vernachlässigung der Querkraftdeformation, bei der der Stab als unendlich steif angenommen wird, so daß sich eine unendliche Laufgeschwindigkeit der Biegewelle ergibt. Berücksichtigt man die Querkraftdeformation und die Rotationsträgheit in den Gleichungen, so findet man, daß elastische Wellen mit endlicher Laufgeschwindigkeit möglich sind. Es ergeben sich zwei verschiedene Laufgeschwindigkeiten: Mit der \textit{Schubwellengeschwindigkeit} \(c_Q=\sqrt{GF_s/\mu}\) (\(G=\) Schubmodul, \(F_s=\) Stabquerschnitt, \(\mu =\) Masse pro Längeneinheit) pflanzt sich ein Querkraftsprung, mit der \textit{Biegewellengeschwindigkeit} \(c_M=\sqrt{E/\varrho}\) ein Momentensprung fort; die Höhe eines einmal eingeleiteten Sprunges der Querkraft oder des Biegemomentes ändert sich beim Weiterlaufen längs des Balkens nicht. -- Abschließend wird auf die Randbedingungen des Problems und auf die Grenzen für die Gültigkeit der Untersuchungen eingegangen.