Zum Winkelstreit der rheinischen Scholastiker in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. (Q2580289)
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Language | Label | Description | Also known as |
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English | Zum Winkelstreit der rheinischen Scholastiker in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. |
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Zum Winkelstreit der rheinischen Scholastiker in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. (English)
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1942
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Im 11. Jahrhundert beschäftigten sich manche Scholastiker mit gewissen Euklidischen Sätzen, die besonders in der sogenannten Geometrie des \textit{Boëtius} ohne Beweis zusammengestellt waren. Verf. gibt den wesentlichen Inhalt eines um 1025 geführten (mathematisch unfruchtbaren) Briefwechsels zwischen \textit{Radulph} von Lüttich und \textit{Regimbold} von Köln wieder, der von den Begriffen des Innen- und Außenwinkels und von der Winkelsumme im Dreieck handelt, und dessen Ergebnisse in den ältesten Texten der nach \textit{Gerbert} benannten Geometrie erkennbar sind. Denselben Gegenstand behandelte einige Jahrzehnte später \textit{Franco} von Lüttich im ersten Buch seiner \textit{Quadratura circuli}. Seine Quellen waren die Gerbertsche Geometrie und, wie Verf. nachweist, ein in Cues aufgefundener anonymer lateinischer Traktat aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, der richtige Definitionen des Außenwinkels und Innenwinkels bringt und damit den Winkelstreit zwischen Radulph und Regimbold beendet. Dieser Traktat wird im Anhang (S. 14-17) ediert. Die Arbeit zeigt, daß den Scholastikern des 11. Jahrhunderts die überlieferten Sätze Euklids völlig unverständlich blieben und ihren auf logisch-philosophischer Grundlage unternommenen Erklärungsversuchen trotzten. Sie wirft ein Licht auf die eigenartige Denkweise des Mittelalters, gibt Einblick in die damalige Begriffsbildung und liefert einen interessanten Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des menschlichen Geistes auf germanischem Boden.
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