Über eine Metrisierung der automorphen Formen und die Theorie der Poincaréschen Reihen. (Q2586805)

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Über eine Metrisierung der automorphen Formen und die Theorie der Poincaréschen Reihen.
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    Über eine Metrisierung der automorphen Formen und die Theorie der Poincaréschen Reihen. (English)
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    1940
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    Die Theorie der Poincaréschen Reihen \(G_{-r}(\tau, v,A,\varGamma\mid F)\) wird auf der Grund\-lage der Peterssonschen Metrisierung der automorphen Formen neu entwickelt und weitergeführt (vgl. Jber. Deutsche Math.-Verein. 49 (1939), 49-75; F. d. M. \(65_{\text{I}}\), 355). Die Grenzkreisgruppe \(\varGamma\) wird von erster Art (mit parabolischen Substitutionen, wenn Poincarésche Reihen auftreten), das Multiplikatorsystem \(v\) vom Betrag \(1\), die Dimension \(- r < - 2\) vorausgesetzt. Der Fall \(r = 2\), \(v = 1\) kann wegen der bekannten Konvergenzschwierigkeiten nur für die Hauptkongruenzuntergruppe \(\varGamma(N)\) der Modulgruppe befriedigend behandelt werden. Von überragender Bedeutung ist die Frage nach der Darstellbarkeit aller (ganzen) automorphen Formen durch Poincarésche Reihen (Vollständigkeitssätze). Sie ist von Poincaré, Ritter, Fricke in Form einer reinen Existenzaussage auf Umwegen bewiesen worden ohne Vorschrift, wie eine Darstellung angegeben werden kann. Der vom Verf. vor einigen Jahren angegebene Beweis für die Darstellbarkeit einer ganzen Form vom Typus \(\{\varGamma, - r, v\}\) durch die Poincaréschen Reihen \(G (\tau, A, n) = G_{-r}(\tau, v,A,\varGamma\mid F)\), \(F (z) = z^n\), be\-ruhte auf einer Reihe von Teiluntersuchungen, die mit dem eigentlichen Gegenstand nichts zu tun hatten, und bot im Falle \(r = 2\), \(v = 1\), \(\varGamma = \varGamma (N)\) außerordentliche Schwierigkeiten, die nur durch Einführung analytischer Ausdrücke von fünf kom\-plexen Hilfsveränderlichen behoben werden konnten. Unbeantwortet blieb die Frage, für welches Exponentensystem \(n_1\), \(n_2\),\dots, \(n_\mu\) die Reihen \(G(\tau, A, n_i)\), \(i = 1\), 2,\dots, \(\mu\), eine Basis für die Schar der Spitzenformen \(\{\varGamma, - r, v\}\) bilden. Durch die Metrisie\-rung werden nun alle Schwierigkeiten und Umwege mit einem Schlage beseitigt und sämtliche Vollständigkeitssätze mit algebraischen Methoden einfach bewiesen. Außer\-dem gelingt es, die Poincaréschen Reihen in der Menge aller automorphen Formen durch metrische Eigenschaften zu charakterisieren. Die Verallgemeinerung der klassi\-schen Theorie der Weierstraßpunkte algebraischer Gebilde auf die automorphen Formen \(\{\varGamma, - r, v\}\) liefert ein angemessenes Hilfsmittel, um zu entscheiden, wann die Reihen \(G (\tau, A, n_i)\), \(i = 1\), 2,\dots, \(\mu\), eine Basis für die Schar der Spitzenformen \(\{\varGamma, - r, v\}\) bilden. So ist z. B. das bei lexikographischer Anordnung kleinste System von natürlichen Zahlen \(n_1\), \(n_2\),\dots, \(n_\mu\), für welches eine Basis vorliegt, dadurch be\-stimmt, daß \(n_i + 1\) für \(i = 1\), 2,\dots, \(\mu\) alle Lückenzahlen zur parabolischen Spitze \(A^{-1}\,\infty\) durchläuft; dabei heißt eine natürliche Zahl \(n\) Lückenzahl, wenn es keine automorphe Form \(\{\varGamma, r - 2,v^{-1})\) gibt, die in \(A^{-1}\,\infty\) einen Pol \(n\)-ter Ordnung hat und sonst im Fundamentalbereich regulär ist. Die Theorie der Poincaréschen Reihen erfährt eine erfreuliche Abrundung, insofern als es gelingt, zu einem vorgegebenen Punkt \(\tau_0\) Poincarésche Reihen \(\varOmega(\tau,-\overline{\tau}_0,\overline{s},A)= \varOmega_{-r}(\tau,-\overline{\tau}_0,\overline{s};\;v, A, \varGamma)\) in Ge\-stalt von unendlichen Linearkombinationen der Reihen \(G (\tau, A, n)\) mit von \(s\) ab\-hängigen Koeffizienten anzugeben, die hinsichtlich ihrer Kennzeichnung durch metrische Eigenschaften das genaue Analogon zur Formenschar \(G (\tau, A, n)\) (\(A\) fest) darstellen. Das Skalarprodukt zweier ganzer Formen \(f\) und \(\varphi\) aus \(\{\varGamma, - r, v\}\), unter denen eine Spitzenform vorkommen möge, wenn \(\varGamma\) parabolische Substitutionen ent\-hält, wird durch \((f,\varphi) = {\int\limits_{\mathfrak B}}f\overline{\varphi}y^r\dfrac{dx\,dy}{y^2}\) (\(\mathfrak B =\) Fundamentalbereich von \(\varGamma\), \(\tau = x+ iy\)) erklärt. Es ergibt sich, daß die Skalarprodukte (\(\varphi(\tau)\), \(G (\tau, A,n)\)) und (\(\varphi(\tau)\), \(\varOmega(\tau, -\overline{\tau}_0, \overline{s}, A)\)) im wesentlichen mit den Werten der \(n\)-ten bzw. der ``kontinuier\-lichen'' \(s\)-ten Ableitung von \(\varphi(\tau)\) nach den entsprechenden Ortsvariablen der Punkte \(A^{-1}\infty\) bzw. \(A^{-1}\tau_0\) in diesen Punkten übereinstimmen. Daraus ergeben sich leicht alle Vollständigkeitssätze und auch die Kennzeichnung aller Poincaréschen Reihen durch Orthogonalitätseigenschaften. Um die Analogie zwischen den Reihen \(G\) und \(\varOmega\) zu unterstreichen, verdient folgender Satz noch hervorgehoben zu werden. Das bei lexikographischer Anordnung kleinste System von natürlichen Zahlen \(n_1\), \(n_2\),\dots, \(n_\mu\), für welches \(\varOmega(\tau, -\overline{\tau}_0,n_i,I)\), \(i=1\), 2,\dots, \(\mu\), eine Basis für die Schar der Spitzenformen \(\{\varGamma, - r, v\}\) darstellt, ist dadurch bestimmt, daß \(n_i+1\) für \(i=1\), 2,\dots, \(\mu\) alle Lückenzahlen in oben genanntem Sinne zum Punkte \(\tau_0\) durch\-läuft. Der Tatsache, daß die Poincaréschen Reihen \(G_{-2}(\tau, 1, A, \varGamma (N)\mid F)\) sich nur als Grenzwert \((s\to0)\) einer von einer Hilfsvariablen \(s\) analytisch abhängenden, für \(\Re s > 0\) absolut konvergenten Reihe darstellen lassen, wird bei den Untersuchungen, die sich auf den Fall \(r=2\) beziehen, dadurch Rechnung getragen, daß die Abhängig\-keit von \(s\) bereits bei der Bildung des Skalarproduktes zum Ausdruck gebracht wird. In Analogie zu den unendlichen Reihen \({\sum\limits_{n=0}^{\infty}}\lambda_n G (\tau, A, n)\) werden automorphe Formen in Gestalt von Linienintegralen \({\int\limits_{\mathfrak L}} \lambda(s)\varOmega(\tau,-\overline{\tau}_0,\overline{s},A)\,ds\) und ähnliche Bildungen untersucht. Zum Abschluß wird unter Voraussetzung der Existenzsätze der all\-gemeinen Funktionentheorie auf algebraischen Gebilden die Metrisierung der ganzen Formen \(\{\varGamma, - 2,1\}\), die für das Gebilde \(\varGamma\) Differentiale erster und dritter Gattung darstellen, mit den Perioden der Integrale erster Gattung in Zusammenhang gebracht. Jedes Skalarprodukt zweier Spitzenformen \(\{\varGamma, - 2,1\}\) kann als Bilinearform von Integralperioden dargestellt werden. Dieser Zusammenhang wird durch die Greensche Formel vermittelt, welche ein Flächenintegral in ein Randintegral zur verwandeln gestattet. Über die Metrisierung gewinnt man so einen Zugang zu den Riemannschen Bilinearrelationen.
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