Die elliptische Tragfläche auf potentialtheoretischer Grundlage. (Q2589159)
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scientific article
Language | Label | Description | Also known as |
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English | Die elliptische Tragfläche auf potentialtheoretischer Grundlage. |
scientific article |
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Die elliptische Tragfläche auf potentialtheoretischer Grundlage. (English)
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1940
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Das in der vorliegenden Arbeit unter Verallgemeinerung einer früheren Untersuchung von \textit{W. Kinner} (Ingenieur-Arch. 8 (1937), 47-80; JFM 63.0774.*) zunächst behandelte Problem der symmetrisch angeströmten elliptischen Tragfläche läßt sich -- nach Ansicht der Referenten -folgendermaßen formulieren: 1. Ein schwach gewölbtes Flächenstück \(F\) mit elliptisch berandetem, in der \(x,y\)-Ebene gelegenem Grundriß \(F'\) werde in einer idealen Flüssigkeit durch eine stationäre Parallelströmung symmetrisch zur großen Achse der Grundellipse angeblasen. Dann muß, um dem Vorhandensein einer von Null verschiedenen Reaktionskraft Rechnung zu tragen, beim Durchgang durch \(F\) ein Drucksprung vorausgesetzt werden. An die resultierende Strömung, die sich aus der Grundströmung \(\{V,0,0\}\) und der durch den Flügel bedingten Störung \(\{u,v,w\}\) zusammensetzt, sind die Forderungen zu stellen, daß sie in allen inneren Punkten von \(F\) tangential verläuft (Konturbedingung) und an der Hinterkante glatt abfließt, während die Vorderkante im allgemeinen umströmt werden, d. h., vom Sonderfall stoßfreien Eintritts abgesehen, keine Staulinie, sondern Saugkante sein soll. 2. Aus den Eulerschen Gleichungen folgt bekanntlich die Existenz eines Beschleunigungspotentials \(\psi(x,y,z)\), das bei Annahme kleiner Störungsgeschwindigkeiten der Laplaceschen Differentialgleichung \(\varDelta \psi=0\) genügt. Nach \textit{L. Prandtl} (Luftfahrtforschung 13 (1936), 313-319; JFM 62.1577.*) ist \(\psi\) als Potential einer über \(F\) ausgebreiteten Doppelschicht mit einer dem Drucksprung proportionalen Belegungsdichte darzustellen; im Rahmen der ``linearisierten'' Theorie wird jedoch (wiederum nach dem Vorgang von Prandtl) die wesentliche Vereinfachung getroffen, daß als Träger jener Belegung die Projektion \(F'\) gewählt wird, mithin sinngemäß die obengenannten Strömungsbedingungen nicht an \(F\) selbst, sondern am Grundriß \(F'\) zu erfüllen sind (Analogie zum ebenen Problem der dünnen Profile). 3. An Hand des derart gewonnenen Gedankenmodells entstehen jetzt zwei Aufgaben, nämlich einerseits (erste Grundaufgabe) bei vorgegebenem Drucksprung an \(F'\) die Störungsgeschwindigkeit sowie die Gestalt von \(F\) zu bestimmen, andererseits (zweite Grundaufgabe) bei bekannter Gestalt von \(F\) mit Hilfe der Störungsgeschwindigkeit den Drucksprung an \(F'\) zu finden. Das Ziel der Arbeit des Verf. bildet die zweite Grundaufgabe, deren Erledigung die Lösbarkeit der ersten zur Voraussetzung hat. Die Verwindung der durch \(z=z(x,y)\) analytisch dargestellten Tragfläche \(F\) wird dabei (wie in der Traglinientheorie) durch die Neigung der Profilsehnen gegen diejenige in der Flügelsymmetrieebene festgelegt. Um den Einfluß eines zusätzlichen Anstellwinkels \(\alpha_0\) zu berücksichtigen, hat man dem Drucksprung an \(F\) denjenigen an einer ebenen, um \(\alpha_0\) gegen die \(x,y\)-Ebene geneigten elliptischen Scheibe \(z_0(x,y)=-x\cdot \operatorname{tg}\alpha_0\) zu überlagern; im Hinblick auf die Linearisierung bestimmt sich dann die Gestalt der angestellten Fläche \(F_1\) gemäß \(z_1(x,y)=z(x,y)+z_0(x,y)\). 4. Zur Ermittlung der gesuchten Dichte der Doppelbelegung stehen die von Prandtl herrührenden Formeln für die Komponenten der Störungsgeschwindigkeit \[ u=V\cdot \psi, \quad v=V\cdot \int\limits_{-\infty}^x \frac{\partial \psi}{\partial y}\,dx, \quad w=V\cdot \int\limits_{-\infty}^x \frac{\partial \psi}{\partial z}\,dx \tag{1} \] zur Verfügung; die Konturbedingung lautet dann \[ \frac wV=\frac{\partial z}{\partial x} \quad \text{auf} \quad F'. \tag{2} \] Um schließlich den beiden für die Anströmung und den Abfluß verlangten Eigenschaften der resultierenden Strömung eine mathematisch präzise Fassung zu verleihen, wird angenommen, daß der Drucksprung an der Vorder- bzw. Hinterkante der Fläche von gleicher Ordnung wie beim ebenen Problem des Streckenprofils unendlich wird bzw. verschwindet. Gang der Untersuchung: 1. Zunächst werden unter Einführung elliptischer Koordinaten die Luftkräfte und Momente solcher Strömungen um die elliptische Tragfläche berechnet, die an der Vorderkante stoßfreien Eintritt und an der Hinterkante glatten Abfluß haben. Die zugehörigen Beschleunigungspotentiale erhält man aus der Prandtlschen Integraldarstellung, indem man als Belegungsdichte Produkte spezieller Laméscher Funktionen wählt, die bei Annäherung an den Scheibenrand wie die Wurzel aus dem Randabstand gegen Null gehen (Potentialfunktionen ``erster Art''). 2. Aus den Potentialfunktionen erster Art werden durch einen Grenzübergang sogenannte Potentialfunktionen zweiter Art gewonnen. Auch diese sind, wie man aus der Art des Grenzübergangs erkennen kann, als Potentiale von Doppelbelegungen darstellbar; ihre Belegungsdichten werden längs des \textit{ganzen} Scheibenrands unendlich. Überdies läßt sich aus ihnen eine Teilmenge aussondern, deren Abwärtsgeschwindigkeit auf \(F'\) lediglich von \(y\) abhängt; die aerodynamischen Eigenschaften der zugehörigen -an sich physikalisch nicht realisierbaren -- Strömungen werden wie zuvor berechnet. 3. Zwecks Lösung der zweiten Grundaufgabe denke man sich die gesuchte Belegungsdichte \(\sigma(x,y)\) auf \(F'\) gemäß \(\sigma(x,y)=\sigma_1(x,y)+\sigma_2(x,y)\) zerlegt, und entsprechend für das Beschleunigungspotential \(\psi(x,y,z)=\psi_1(x,y,z)+\psi_2(x,y,z)\) sowie für die Abwärtsgeschwindigkeit auf \(F'\) \(w(x,y)=w_1(x,y) + w_2(x,y)\) mit [vgl. (1)] \[ w_1(x,y)=V\cdot \int\limits_{-\infty}^x \frac{\partial \psi_1}{\partial z}\,dx, \quad w_2(x,y)=V\cdot \int\limits_{-\infty}^x \frac{\partial \psi_2}{\partial z}\,dx \tag{3} \] geschrieben. Die Funktion \(\psi_1(x,y,z)\) setze man als Reihe von Potentialfunktionen erster Art, desgleichen \(\psi_2(x,y,z)\) als Reihe von solchen Potentialfunktionen zweiter Art an, die an \(F'\) eine nur von \(y\) abhängige Abwärtsgeschwindigkeit \(w_2(x,y)=w_2(y)\) erzeugen. Dann ergibt sich aus der nach \(x\) differenzierten Konturbedingung (2) wegen (3) die Forderung \[ \frac{\partial \psi_1}{\partial z} =\frac{\partial^2z}{\partial x^2} \quad \text{auf} \quad F', \] durch die \(\psi_1(x,y,z)\) bereits eindeutig bestimmt ist \([z(x,y)\) muß also \textit{zwei}mal stetig differenzierbar sein!]. Da nunmehr die Differenz \[ \frac{\partial z}{\partial x}-\frac 1Vw_1(x,y) = \frac 1V w^*(y) \quad \text{auf} \quad F' \] eine bekannte Funktion von \(y\) allein darstellt, muß gemäß (2) für \(w_2(y)\) die Beziehung \[ w_2(y)=w^*(y) \quad \text{auf} \quad F' \] bestehen, die zusammen mit der Abflußbedingung zu vier unendlichen Gleichungssystemen für die unbekannten Reihenkoeffizienten von \(\psi_2(x,y,z)\) führt. Daß hierdurch \(\psi_2(x,y,z)\) eindeutig bestimmbar ist, wird stillschweigend angenommen; ebenso wird erwartet, daß zugleich die Umströmung der Vorderkante mit der gewünschten Ordnung gewährleistet wird, mithin die Reihe für \(\psi_2(x,y,z)\) beim Übergang aus \(F'\) an die Vorderkante bestimmt divergiert. Nach rechnerischer Behandlung der ebenen elliptischen Scheibe in gerader Anströmung wird -- in sinngemäßer Übertragung der Einzelheiten -- die zweite Grundaufgabe für den schiebenden Tragflügel mit elliptischem Grundriß gelöst. Die für das Achsenverhältnis 1/5 und die Schiebewinkel 15\(^\circ\) bzw. 30\(^\circ\) durchgeführten Rechnungen ergeben, daß Auftrieb und Kippmoment im Vergleich zur symmetrischen Anströmung ihrem Betrage nach mit wachsendem Schiebewinkel abnehmen; ferner zeigt das Vorzeichen des neu hinzutretenden Schieberollmoments, daß die voraneilende Flügelhälfte den größeren Auftrieb erfährt. Für dieses Moment wird bei großer Flügelstreckung eine Näherungsformel in Abhängigkeit von Schiebewinkel und Achsenverhältnis angegeben. Die Ermittlung des induzierten Widerstands, bei dem zwischen Flächen- und Linienwiderstand zu unterscheiden ist (W. Kinner, a. a. O. S. 60 u. 65), läßt sich, wie Verf. bemerkt, besonders im Fall der Schräganblasung nicht mit genügender Genauigkeit durchführen. Natürlich kann man bei der großen Schwierigkeit des bisher noch wenig behandelten Problems der tragenden Fläche nicht erwarten, daß der von Kinner und Krienes unternommene Vorstoß unmittelbar und mühelos zu einer physikalisch und mathematisch restlos befriedigenden Lösung führt. In kritischer Hinsicht beschränken wir uns daher auf einen kurzen Vergleich mit der erstmaligen Bearbeitung des Gegenstands durch \textit{H. Blenk} (Z. angew. Math. Mech. 5 (1925), 36-47; F. d. M. 51, 676 (JFM 51.0676.*)), wo bekanntlich durch lokale Reihenentwicklungen ein Näherungsausdruck für die Abwärtsgeschwindigkeit gefunden wurde. Demgegenüber ist hier als wesentlicher Fortschritt zu verzeichnen, daß durch Einführung des Beschleunigungspotentials die Abwärtsgeschwindigkeit durch eine auf dem ganzen Grundriß \(F'\) gültige Reihenentwicklung dargestellt werden kann, die aus Kugel- bzw. Laméschen Funktionen gewonnen wird und daher eine weit bequemere numerische Auswertung ermöglicht. Während jedoch bei Blenk sowohl die Anströmungs- als auch die Abflußbedingung durch den Ansatz der (dem Drucksprung proportionalen) Zirkulationsdichte automatisch erfüllt werden, laufen sie bei Kinner und Krienes auf reine Konvergenzfragen hinaus. Obwohl also die physikalisch-grundsätzliche Bedeutung dieser Fragen gerade hier besonders klar zutage tritt, wird nicht einmal die Notwendigkeit der fehlenden Konvergenzbeweise hervorgehoben. Außerdem sei bemerkt, daß die der Rechnung allein zugängliche Näherungslösung, die durch Abbrechen der Reihen für \(\psi_1(x,y,z)\) und \(\psi_2(x,y,z)\) entsteht, die Abflußbedingung an höchstens endlich vielen Stellen der Hinterkante erfüllt!
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