Brouwerian philosophy of mathematics. (Q2589512)

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Brouwerian philosophy of mathematics.
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    Brouwerian philosophy of mathematics. (English)
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    1940
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    Unter den verschiedenen über die Grundlagen der Mathematik bestehenden Auffassungsweisen bietet der Intuitionismus dem Verständnis besondere Schwierigkeiten wegen der Dunkelheit seiner Thesen und der Spärlichkeit der Äußerungen seiner offiziellen Vertreter. Vorliegende Arbeit will die Hauptpunkte dieser Denkrichtung, die in Kronecker und Poincaré Vorläufer hatte, aber erst mit Brouwer beginnt, herausstellen. Intuitionisten sind diejenigen Mathematiker, die sich zu folgenden Thesen bekennen: 1) Die Mathematik hat nicht nur eine Form, sondern auch einen Inhalt. 2) Die Objekte der Mathematik werden unmittelbar vom Verstand erfaßt. Die Mathematik besteht in einem Konstruktionsprozeß, der auf der Fähigkeit der Intuition beruht. Die Mathematik ist hiernach eine freie Schöpfung des Verstandes, die mathematische Erkenntnis unabhängig von der Erfahrung. Die Fundamentierung der Mathematik auf eine andere Wissenschaft, auch auf Logik und Philosophie, würde zu einem Zirkel führen, ebenso die Forderung einer präzisen Aufstellung der mathematischen Grundbegriffe und der hierüber gültigen Aussagen. Überhaupt ist die Mathematik identisch mit dem exakten Teil unseres Denkens. Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten ist nur anwendbar auf endliche Systeme. Ein Problem ist nur dann entscheidbar, wenn gezeigt werden kann, daß es in endlich vielen Schritten zur Entscheidung gebracht werden kann. Nicht die Widerspruchsfreiheit allein, sondern die Möglichkeit der Konstruierbarkeit in endlich vielen Schritten garantiert die Existenz eines mathematischen Systems. Alle Definitionen, die nicht in einer endlichen Anzahl von Worten explizit aufgestellt werden können, sind aus der Mathematik zu verbannen. Die dem Intuitionisten erwachsende Aufgabe ist schwierig, aber bedeutsam. Doch wird die neu entstehende mathematische Welt fester und auch reicher an Inhalt sein als die bisherige.
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