Über die Existenz von Eigenwerten bei Randwertaufgaben zweiter Ordnung. (Q2599232)
From MaRDI portal
scientific article
Language | Label | Description | Also known as |
---|---|---|---|
English | Über die Existenz von Eigenwerten bei Randwertaufgaben zweiter Ordnung. |
scientific article |
Statements
Über die Existenz von Eigenwerten bei Randwertaufgaben zweiter Ordnung. (English)
0 references
1938
0 references
Im Bereich reeller Veränderlicher und Funktionen seien im Intervall \(a\leqq x\leqq b\) die beiden Differentialgleichungen \[ y'(x) = F(x,\lambda) z(x), \quad z'(x) = -G(x,\lambda)y(x) \tag{1} \] mit \(F > 0\), sowie die Randbedingungen \[ \left\{\begin{matrix} \alpha_1y(a) + \beta_1z(a) = \gamma_1y(b) + \delta_1z(b), \\ \alpha_2y(a) + \beta_2z(a) = \gamma_2y(b) + \delta_2z(b) \end{matrix}\right. \tag{2} \] gegeben; dabei sind die \(\alpha_\nu,\ldots,\delta_\nu\) gegebene Zahlen oder stetige Funktionen von \(\lambda\), und die Matrix \[ \begin{pmatrix} \alpha_1 & \beta_1 & \gamma_1 &\delta_1 \\ \alpha_2 & \beta_2 & \gamma_2 &\delta_2 \end{pmatrix} \tag{3} \] hat für jedes \(\lambda\) den Rang 2. Das System (1) ist offenbar selbstadjungiert und besagt dasselbe wie die Differentialgleichung \[ \left(\dfrac{1}{F}y'\right)' + Gy = 0. \tag{4} \] Nachdem schon früher die Frage nach der Existenz von Eigenwerten für die aus (4) und (2) bestehende Randwertaufgabe, soweit es sich um selbstadjungierte Randbedingungen handelt, wiederholt behandelt war, hat \textit{H. J. Ettlinger} (Ann. Math., Princeton, (2) 21 (1920), 278-290; F. d. M. 47, 420 (JFM 47.0420.*); Bull. Amer. math. Soc. 27 (1921), 322-325; F. d. M. 48, 525 (JFM 48.0525.*)) ``auch für einige Klassen von nicht-selbstadjungierten Randbedingungen (2) unter sehr allgemeinen Voraussetzungen nachgewiesen, daß mindestens ein (reeller) Eigenwert vorhanden ist. Er stützt sich dabei wesentlich auf die Existenz von Eigenwerten in den selbstadjungierten Fällen, und zwar sowohl der Randbedingungen erster als auch zweiter Gattung (Sturmsche und Nicht-Sturmsche Randbedingungen).'' In der vorliegenden Arbeit werden diese Ergebnisse wesentlich einfacher und ohne Berufung auf schon vorher erledigte Sonderfälle hergeleitet; es ergeben sich zugleich allgemeinere Formulierungen. In methodischer Hinsicht spielt eine wesentliche Rolle der Übergang von den ``rechtwinkligen Koordinaten'' \(y, z\) zu ``Polarkoordinaten'' \(\varrho, \vartheta\), den schon \textit{H. Prüfer} (Math. Ann. 95 (1926), 499-518; F. d. M. 52, 455) benutzte. In \S\, 1 werden zunächst die Randbedingungen normiert; bedeutet \(M\) die Matrix aus der ersten und zweiten, \(N\) die Matrix aus der dritten und vierten Spalte der Matrix (3), so gibt es folgende vier Gattungen: Gattung \(0\): Hat \(M\) (bzw. \(N\)) den Rang \(0\) und daher \(N\) (bzw. \(M\)) den Rang \(2\), so besagen die Bedingungen (2), daß \[ y(b) = z(b) = 0, \quad (\text{bzw.} \;y(a) = z(a) =0). \] Gattung 1: Haben \(M\) und \(N\) den Rang 1, so können die Bedingungen (2) in die Gestalt \[ Ay(a) + Bz(a) = 0, \;Cy(b) + Dz(b) =0, \;|A| + |B| > 0, \;|C| + |D| > 0 \tag{5} \] gebracht werden. Das sind die sogenannten Sturmschen Randbedingungen. Gattung 2: Haben \(M\) und \(N\) den Rang 2, so erhalten die Bedingungen (2) die Form \[ y(b) = Ay(a) + Bz(a), \;z(b) = Cy(a) + Dz(a), \;AD - BC \neq 0. \tag{6} \] Gattung 3: Hat \(M\) den Rang 2, \(N\) den Rang 1, so lassen sich die Bedingungen (2) in eine der Formen \[ z(a) = Ay(a), \;y(a) = Cy(b) + Dz(b) \tag{7} \] oder \[ y(a) = Bz(a), \;z(a) = Cy(b) + Dz(b) \tag{8} \] mit \(|C| + |D|> 0\) überführen; wenn aber \(M\) den Rang 1, \(N\) den Rang 2 hat, entsprechend in eine der beiden Formen \[ z(b) = Cy(b), \;y(b) = Ay(a) + Bz(a) \] oder \[ y(b) = Dz(b), \;z(b) = Ay(a) + Bz(a) \] mit \(|A| + |B| > 0\) bringen. Hängen die Elemente der Matrix (3) von \(\lambda\) nicht ab, so ist diese Einteilung erschöpfend; andernfalls sind Übergänge zwischen den verschiedenen Gattungen möglich. Verf. betrachtet nur solche Fälle, in denen die Randbedingungen für alle \(\lambda\) ein und derselben Gattung angehören, und beschäftigt sich außerdem nur mit Randbedingungen der Gattungen 1, 2 und 3. \S\, 2 enthält Hilfssätze, \S\, 3 Folgerungen über die Existenz von Eigenwerten. Die gemeinsamen Voraussetzungen für diese Ergebnisse sind: I. Im Rechteck \(a\leqq x\leqq b\), \(\varLambda_1<\lambda <\varLambda_2\) sind \(F(x, \lambda)\) und \(G(x, \lambda)\) stetig und ist \(F(x, \lambda) > 0\). II. Für eine im Intervall \(\varLambda_1<\lambda <\varLambda_2\) gelegene Zahlenfolge \(\lambda = l_n\) ist \[ \lim\limits_{n\to\infty}G(x, l_n) = -\infty \;\text{ gleichmäßig für alle } x \text{ aus } \langle a, b\rangle; \] ferner hat \(F\) für diese \(\lambda\) im ganzen Intervall \(\langle a, b\rangle\) eine obere Schranke und [was für Satz 1 entbehrlich ist] in einem Teilintervall eine positive untere Schranke. III. Für eine im Intervall \(\varLambda_1<\lambda <\varLambda_2\) gelegene Zahlenfolge \(\lambda = L_n\) ist \[ \lim\limits_{n\to\infty}G(x, L_n) = +\infty \;\text{ gleichmäßig für alle } x \text{ aus } \langle a, b\rangle; \] ferner hat \(F\) für diese \(\lambda\) im ganzen Intervall \(\langle a, b\rangle\) eine positive untere Schranke. IV. Die vorkommenden Funktionen \(A(\lambda),\ldots, D(\lambda)\) sind im Intervall \(\varLambda_1<\lambda <\varLambda_2\) stetig. Dann gilt: \textit{Satz} 1: Die Randwertaufgabe (1) + (5) hat unendlich viele Eigenwerte, wenn im ganzen Intervall \(\varLambda_1<\lambda <\varLambda_2\) entweder \(A(\lambda) \neq 0\) oder \(B(\lambda) \neq 0\) sowie gleichzeitig entweder \(C(\lambda) \neq 0\) oder \(D(\lambda) \neq 0\). \textit{Satz} 2: Die Randwertaufgabe (1) + (7) hat mindestens einen Eigenwert, wenn für \(n = 1, 2,\ldots\) die Folge der Zahlen \(A(l_n)\) nach unten beschränkt, sowie entweder \(D(l_n) = 0\) und \(C(l_n)\geqq C_0 > 0\) oder \(D(l_n)\geqq D_0 > 0\) und die Folge der Zahlen \(C(l_n)\) nach unten beschränkt ist. \textit{Satz} 3: Die Randwertaufgabe (1) + (8) hat mindestens einen Eigenwert, wenn entweder \[ A. \;\left\{\begin{matrix} B(\lambda)\geqq 0 \text{ für } \varLambda_1<\lambda <\varLambda_2 \text{ und für } n=1,2,\ldots \text{ entweder } D(l_n)=0 \text{ und} \\ \text{ gleichzeitig } C(l_n)\geqq C_0 > 0 \text{ oder } D(l_n)\geqq D_0 > 0 \;\text{ und gleichzeitig die Folge} \\ \text{ der Zahlen } \;C(l_n) \;\text{ nach unten beschränkt ist}, \end{matrix}\right. \] oder \[ B. \;\left\{\begin{matrix} B(\lambda)< 0 \text{ für } \varLambda_1<\lambda <\varLambda_2 \text{ und für } n=1,2,\ldots \;B(l_n)\leqq B_0 < 0 \text{ und} \\ \text{ entweder } D(l_n)=0 \text{ und gleichzeitig } C(l_n)\leqq C_0 < 0 \text{ oder } D(l_n)\leqq D_0 < 0 \\ \text{ und gleichzeitig die Folge der Zahlen } \;C(l_n) \;\text{ nach oben beschränkt ist}. \end{matrix}\right. \] \textit{Satz} 4: Die Randwertaufgabe (1) + (6) hat mindestens einen Eigenwert, wenn für \(\varLambda_1<\lambda <\varLambda_2\) die Determinante \(\varDelta (\lambda) = AD - BC\) beschränkt und positiv ist, ferner entweder \(B(\lambda)\equiv 0\), \(A(\lambda) > 0\), \(A(l_n)\geqq A_0 > 0\), \(C(l_n)\) nach oben beschränkt oder \(B(\lambda) < 0\), \(B(l_n)\leqq B_0 < 0\), \(C(l_n)\) und \(D(l_n)\) nach oben, \(A(l_n)\) nach unten beschränkt ist. Zum Schluß wird geklärt, in welchem Verhältnis diese Sätze zu den Ergebnissen von \textit{H. J. Ettlinger} stehen.
0 references