Moderna teoria delle funzioni di variabile reale. I: G. Vitali. Aggregati, analisi delle funzioni, integrazione, derivazione. II: G. Sansone. Sviluppi in serie di funzioni ortogonali. (Q2607122)

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Moderna teoria delle funzioni di variabile reale. I: G. Vitali. Aggregati, analisi delle funzioni, integrazione, derivazione. II: G. Sansone. Sviluppi in serie di funzioni ortogonali.
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    Moderna teoria delle funzioni di variabile reale. I: G. Vitali. Aggregati, analisi delle funzioni, integrazione, derivazione. II: G. Sansone. Sviluppi in serie di funzioni ortogonali. (English)
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    1936
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    Den ersten Band dieses Werkes verdankt man dem verstorbenen \textit{G. Vitali}; er enthält eine in sich geschlossene und einheitliche, zum großen Teil -- sei es der Form, sei es dem Inhalt nach -- neue Darstellung der Grundzüge der modernen Mengenlehre und der modernen Theorie der Funktionen einer reellen Veränderlichen -- einer Theorie, die dem berühmten Analytiker, der hier eine Zusammenfassung davon gibt, viele grundlegende Ergebnisse verdankt. Beim Tode des Verf. (1932) war der Band fast vollendet; \textit{G. Sansone} hat mit umsichtiger Genauigkeit und gewissenhafter Treue gegen den Gedankengang und die vom Verf. gewählte Form der Darstellung die Vervollständigung und die Veröffentlichung besorgt. Die Verbesserungen und Ergänzungen von \textit{Sansone} fügen sich sehr glücklich dem harmonischen Aufbau des Verf. ein; sie tragen dazu bei, das Werk zu einem zuverlässigen und leichten Leitfaden für denjenigen zu machen, der die schönsten und höchsten Theorien der modernen Analysis der reellen Veränderlichen kennen lernen will, sowie zu einer geeigneten Einführung in den Stoff, von dem \textit{Sansone} selbst eine knappe und klare Darstellung im zweiten Bande gibt: die Theorie der Entwicklungen in Reihen von Orthogonalfunktionen und insbesondere in \textit{Fourier}sche Reihen sowie in Reihen von \textit{Legendre}schen, von \textit{Tschebyscheff-Laguerre}schen und von \textit{Tschebyscheff-Hermite}schen Polynomen. Zu diesen Theorien, die von großer aktueller Bedeutung für verschiedene Zweige der angewandten Mathematik sind, haben \textit{Sansone} und seine Mitarbeiter und Schüler wertvolle Beiträge geliefert. Zusammen mit einem Teil dieser Ergebnisse benutzt Verf, eine große Anzahl von Resultaten, die aus einer sorgfältigen und vollständigen Durchforschung der ungeheuren Literatur über diesen Gegenstand (bis 1934) geschöpft sind, und verschmelzt sie miteinander zu einer Darstellung von bemerkenswerter Klarheit und Eleganz, voll von nützlichen Vereinfachungen und neuen Gesichtspunkten und Beweisen. Von diesem Literaturstudium findet sich eine nützliche Spur auch in zahlreichen genauen bibliographischen Angaben. Und das ist der Punkt, in dem sich die beiden Bände am meisten unterscheiden: In Bd. I, wo das völlig autonome und persönliche Vorgehen und der straffe, unabhängige Aufbau der Darstellung ganz dem entsprechen, was man von \textit{Vitali} erwarten durfte, finden sich nur wenige Zitate, und diese -- die sich meist auf wesentliche Beiträge von \textit{Vitali} selbst beziehen -- sind von \textit{Sansone} hinzugefügt worden. Im ganzen ist das Ziel, den Leser an die Anwendungen sowie an die Lektüre größerer Werke über die ungeheuren Forschungsgebiete, deren Behandlung hier angegriffen wird, heranzuführen, indem ein zusammenfassender, aber -- in den Hauptlinien -- vollständiger Überblick auf engem Raum (Bd. I: 183 S., Bd. II: 310 S.) gegeben wird, in dem vorliegenden Werk sehr wohl erreicht. Es folgt eine kurze Inhaltsübersicht der beiden Bände: Bd. I besteht aus fünf Kapiteln. Im ersten werden die Grundzüge der Theorie der Punktmengen einer Geraden und der transfiniten Zahlen entwickelt. Die Wohlordnungsfrage wird, unter Benutzung des \textit{Zermelo}schen Axioms, in positivem Sinne beantwortet; dieses Axiom wird auch später (nicht ohne ausdrückliche Erwähnung) mehrmals benutzt. Die Begriffe, die sich auf Kardinal- und Ordinalzahlen, auf Mengen im allgemeinen und insbesondere auf abzählbare Mengen und solche von der Mächtigkeit des Kontinuum beziehen, werden kurz entwickelt, unter Beschränkung auf das für das Folgende Wesentliche. Das zweite Kapitel ist der Maßtheorie (immer für lineare Mengen) gewidmet. Die Behandlung ist orientiert an der Darstellung, die \textit{Vitali} in seinem Buch ``Geometria nello spazio hilbertiano'' (1929; F.~d.~M. 55\(_{\text{II}}\), 1046-1052) gegeben hat, aber weiter und mit größerer Vollständigkeit durchgeführt; diese wiederum hat ihren Ursprung in einigen Arbeiten \textit{Vitali}s aus dem Jahre 1904 (R. Ist. Lombardo Sci. Lett., Rend. (2) 37, 69-73; Rend. Circ. mat. Palermo 18, 116-126; F.~d.~M. 35, 393, 90), wo er -- später als \textit{Lebesgue}, aber unabhängig von diesem -- die Begriffe des \textit{Maßes} einer Menge und der \textit{meßbaren} Mengen eingeführt hat. Verf. definiert zuerst als ``Boreliano'' jede endliche oder abzählbare Menge von (eigentlichen oder uneigentlichen) Intervallen einer Geraden; ein solches heißt \textit{einfach}, wenn die Intervalle, aus denen es besteht, keine (für wenigstens eines von ihnen) inneren Punkte gemeinsam haben. Verf. entwickelt den bekannten Bedeckungssatz von \textit{Pincherle-Borel} (\textit{Pincherle}, Mem. Accad. Sci. Ist. Bologna, Cl. Sci. fis. (4)3 (1882), 151-180, p. 153-154); er geht dann dazu über, zu definieren, was er die ``kleinste Ausdehnung'' (estensione minima) einer Menge nennt; sie ist das ``äußere Maß'' im Sinne von \textit{Lebesgue}. Er charakterisiert die meßbaren Mengen als die Mengen von der ``Anomalie'' null; dabei ist die Anomalie einer Menge \(a\) die untere Grenze der kleinsten Ausdehnungen der Mengen \(B-a\), wo \(B\) die Menge der Punkte eines einfachen Boreliano ist, das eine Bedeckung von \(a\) ist (vgl. die zweite der oben genannten Noten von \textit{Vitali}). Die Theorie des \textit{Lebesgue}schen Maßes (mit einem Hinweis auf das \textit{Borel}sche Maß) wird vom Verf. mit bemerkenswerter Einfachheit des Aufbaus fortgeführt bis zum Beweis der Existenz von perfekten Mengen vom Maße null, des wohlbekannten \textit{Überdeckungssatzes} (oder ``teorema geometrico'') von \textit{Vitali} (Atti Accad. Torino, Cl. Sci. fis. mat. nat. 43 (1908), 229-246; F.~d.~M. 39, 101) und der Möglichkeit der Konstruktion nicht meßbarer Mengen unter Annahme des \textit{Zermelo}schen Axioms (einem Beweis, der ebenfalls, von \textit{Vitali} herrührt: Sul problema della misura dei gruppi di punti di una retta, 1905; F.~d.~M. 36, 586). Die Darstellung schließt mit einer Bemerkung über \textit{automorphe} Mengen, die durch eine Translation in eineindeutiger Weise in sich selbst übergeführt werden; deren Existenz wird auch aus dem \textit{Zermelo}schen Prinzip abgeleitet. Das folgende Kapitel III ist den \textit{meßbaren Funktionen} gewidmet; von dem dort behandelten Stoff seien genannt: der Satz, der die Erhaltung der Meßbarkeit beim Übergang zum Grenzwert oder bei der Bildung der oberen oder unteren Unbestimmtheitsgrenze einer Folge von Funktionen aussagt; die \textit{Baire}schen Funktionen; die Funktionen von beschränkter Variation, die (im Falle der Stetigkeit) in einer tiefergehenden Untersuchung im Kap. V noch einmal wiederaufgenommen werden; die stetigen Funktionen, für die Verf. eine interessante Analyse auf Grund der Betrachtung der Mengen \(G_1, \, G_2, \ldots \!, G_r, \ldots \!, G_{\infty}\) der Werte, die die stetige Funktion \(f(x)\) genau in einem, in zwei, ..., in \(r\), .. ., in unendlich vielen Punkten ihres Definitionsintervalls annimmt, durchführt (vgl. \textit{Vitali}, Fundam. Math., Warszawa, 8 (1926), 175-188; F.~d.~M. 52, 240-241). Die Mengen \(G_r\), \(G_{\infty}\) und daher auch die Mengen \[ \varDelta_r=G_{\infty}+G_r+G_{r+1}+ \cdots \] der Werte von \(f(x)\), die wenigstens \(r\)-mal angenommen werden, sind \(B\)-meßbar. Verf. gelangt zu folgendem Satz: Notwendig und hinreichend dafür, daß die stetige Funktion \(f(x)\) von beschränkter Variation sei, ist die Konvergenz der Reihe \(\sum\limits_{r=1}^{\infty} \mu_r\), wo \(\mu_r\) das Maß der Menge \(\varDelta_r\) bezeichnet. Verf. führt schließlich den (von ihm selbst herrührenden) grundlegenden Begriff der \textit{absolut stetigen} Funktion (\textit{Vitali}, Atti Accad. Torino, Cl. Sci. fis. mat. nat. 40 (1905), 1021-1034; F.~d.~M. 36, 480) ein und zeigt, daß eine Funktion stetig und von beschränkter Variation sein kann, ohne absolut stetig zu sein, (ebenfalls ein Ergebnis von \textit{Vitali}) und daß, wenn eine Funktion absolut stetig ist, auch ihre Variationen es sind. Kap. IV enthält eine von \textit{Vitali} selbst herrührende Darstellung der \textit{Integrationstheorie von Lebesgue} (die etwas weniger ausführlich schon in dem Buch ``Geometria nello spazio hilbertiano'', S. 20-45, gegeben worden ist). \textit{Vitali} definiert das \textit{Lebesgue}sche Integral zuerst für die von ihm als in einer Menge \(g\) \textit{quasikonstante} bezeichneten Funktionen: sie nehmen in \(g\) nur eine endliche oder abzahlbar unendliche Anzahl von Werten an. Er gelangt dann zum Integral einer summierbaren Funktion als Schnittelement zwischen den beiden Klassen, die aus den Integralen derjenigen quasikonstanten summierbaren Funktionen bestehen, die deren Majoranten bzw. Minoranten sind. (Dabei heißt z. B. Majorante von \(f(t)\) in \(g\) eine Funktion \(\varphi(t)\), wenn in \(g\) \textit{im allgemeinen} (d. h. bis auf eine Menge vom Maße null) \(\varphi(t) \geqq f(t)\) gilt.) Die Theorie wird in der Darstellung \textit{Vitali}s unerwartet klar und einfach; ein würdiges Gegenstück dazu ist die Klarheit und Einfachheit der Darstellung, die \textit{Sansone} im Bd. II (Kap. V) der in \textit{Vitali}s Abhandlung nicht enthaltenen \textit{Stieltjes}schen Integrationstheorie gibt. Unter anderem sei hervorgehoben: der Satz, der die Funktionen vom Integral null kennzeichnet (\textit{Vitali}, Rend. Circ. mat. Palermo 30 (1905), 136-141; F.~d.~M. 36, 454); der Begriff der ``\textit{Riemann}schen Majoranten und Minoranten'' und daran anschließend die Beziehungen zum \textit{Riemann}schen Integral; schließlich, nach Einführung der Begriffe: in einer Menge \(g\) \textit{vollständig konvergente Funktionenfolge} und \textit{Quasilimes} \(f(t)\) einer solchen Folge \(f_n(t)\), derart, daß \({\underset{n \to \infty} {\lim}} \int\limits_{\gamma} |\, f_n(t)-f(t) \,| \, dt=0\) gilt (wobei \(\gamma\) irgendeine Teilmenge von \(g\) von endlichem Maß ist), der bekannte Satz, der die notwendige und hinreichende Bedingung dafür angibt, daß im \textit{Lebesgue}schen Integral \(\int f_n(t) \, dt\) der Grenzübergang für \(n \to \infty\) unter dem Integralzeichen ausgeführt werden darf (Begriffsbildungen und Satz von \textit{Vitali}, Rend. Circ. mat. Palermo 23 (1907), 137-155; F.~d.~M. 38, 338). Bd. I schließt mit dem Kap. V, das der \textit{Ableitung} und dem Studium der \textit{stetigen Funktionen von beschränkter Variation} gewidmet ist. Es werden für eine stetige Funktion die ``Derivierten'' von \textit{Dini} eingeführt und unter anderem die Bedingungen dafür untersucht, daß diese, wenigstens im allgemeinen, für eine gegebene Funktion übereinstimmen, d. h. die Funktion eine Ableitung besitzt; ferner die Beziehungen zwischen Ableitung und Integration; insbesondere wird der bekannte Satz abgeleitet, der besagt, daß die notwendige (\textit{Lebesgue}) und hinreichende (\textit{Vitali}) Bedingung dafür, daß eine Funktion eine Integralfunktion sei, darin besteht, daß sie absolut stetig sei. Dann definiert Verf., den Inhalt einer eigenen Arbeit aus dem Jahre 1922 wiedergebend (Rend. Circ. mat. Palermo 46, 388-408; F.~d.~M. 48, 268-269), den ``scarto'' einer Funktion \(f(t)\) in einem Boreliano \(B\) und insbesondere in einem Intervall und gibt davon verschiedene Anwendungen. Der scarto von \(f(t)\) in \(B\) ist die obere Grenze der Zahlen \(\omega \geqq 0\) von der Eigenschaft, daß für ein behebiges \(\eta > 0\) ein einfaches Boreliano \(B'\) von einer Länge \(< \eta\) in \(B\) enthalten ist, in dem die ``Norm'' von \(f(t) \geqq \omega\) ist; die Norm ist (vgl. S. 73) die Summe der Beträge der Inkremente von \(f(t)\) in bezug auf die einzelnen Intervalle, aus denen \(B'\) besteht. Es sei daran erinnert, daß, wenn man für das Boreliano \(B\) ein offenes Intervall \(A\) nimmt, die Norm von \(f(t)\) in den in \(A\) enthaltenen einfachen Boreliani \(B'\) von der Länge \(\leqq \eta\) eine obere Grenze hat, die \textit{C. Carathéodory} (Vorlesungen über die Theorie der reellen Funktionen (1918; F.~d.~M. 46, 376-380), S. 510 ff.) die \(\eta\)-Variation von \(f(t)\) in \(A\) nennt; der scarto von \(f(t)\) in \(A\) ist also die Nullvariation \((\eta=0)\) nach \textit{Carathéodory}. Es seien einige der Ergebnisse, die \textit{Vitali} erhält, angedeutet: Insbesondere untersucht er die Funktionen \(F(t)\), die für jedes \(t\) im Intervall \((a, \, b)\) den Wert des scarto \(S_a^t f(t)\) in \((a, \, t)\) einer in \((a, \, b)\) stetigen Funktion von beschränkter Variation \(f(t)\) angeben; sie haben die charakteristische Eigenschaft, nicht abnehmende Funktionen zu sein, die für \(t=a\) null sind und mit ihren eigenen scarti in \((a, \, b)\) übereinstimmen; sie haben im allgemeinen die Ableitung null. Jede nicht abnehmende stetige Funktion in einem endlichen Intervall ist gleich der Summe ihres eigenen scarto und einer absolut stetigen Funktion. Nennt man ``Varianzpunkt'' einer stetigen Funktion \(f(t)\) einen Punkt, der in keinem Intervall enthalten ist, in dem \(f(t)\) konstant ist, und ``Kern'' (nucleo) von \(f(t)\) die (perfekte) Menge, die aus den Varianzpunkten von \(f(t)\) besteht, nennt man schließlich ``Elementarscarto'' im endlichen Intervall \(\sigma\) eine Funktion, die in den Endpunkten von \(\sigma\) die Werte 0 und 1 annimmt, in \(\sigma\) stetig ist und nicht abnimmt und dort einen Kern vom Maße null hat, so gilt folgender interessanter Satz (S. 168): Jede in einem endlichen Intervall stetige Funktion von beschränkter Variation läßt sich in der Form \(a(t)+\sum\limits_{n}k_n \, \varphi_n(t)\) schreiben, wobei \(a(t)\) absolut stetig ist und die \(\varphi_n(t)\) Elementarscarti, die \(k_n\) Konstante mit absolut konvergenter \(\sum\limits_{n}k_n\) sind. Daraus ergibt sich insbesondere, daß jede stetige Funktion von beschränkter Variation im allgemeinen eine Ableitung besitzt, ein Satz, der (wie \textit{Sansone} in einer Anmerkung andeutet) einer weiteren Verallgemeinerung fähig ist, die hier nicht entwickelt wird. Bd. II besteht ebenfalls aus fünf Kapiteln. In Kap. I werden kurz, unter Beschränkung auf das, was im folgenden gebraucht wird, die Grundzüge der Theorie der \textit{Entwicklungen in Reihen von Orthogonalfunktionen} dargestellt. Zum Teil schließt sich die Darstellung des Verf. an die von \textit{Vitali} in dem schon mehrmals zitierten Buch ``Geometria nello spazio hilbertiano'' (S. 42-102) an. Nach einigen Vorbereitungen über die quadratisch summierbaren Funktionen und über lineare Abhängigkeit mehrerer Funktionen führt Verf. die grundlegenden Begriffe, die sich auf den \textit{Hilbertschen Raum} und seine metrische Geometrie beziehen, ein; von Abbildungen in den \textit{Hilbert}schen Raum ist im folgenden mehrmals die Rede, um Begriffsbildungen und Sätzen eine ausdrucksvolle Deutung zu geben (z. B. bei Betrachtung von Approximationsproblemen, die gleichbedeutend sind mit Problemen über den kleinsten Abstand). Die Behandlung der ``Konvergenz im Mittel'' wird, um die Beschränkung auf Mengen von endlichem Maß zu beseitigen, ergänzt durch die Einführung der ``vollständigen Konvergenz im Mittel'' (S. 15). Indem Verf. auf normierte Orthogonalsysteme von Funktionen in einer Menge von endlichem Maß zu sprechen kommt, gibt er unter anderem den \textit{Fischer-Riesz}schen Satz und das Abgeschlossenheitskriterium von \textit{Vitali} (Atti Accad. naz. Lincei, Rend., Cl. Sci. fis. mat. nat. (5) 30\(_{\text{II}}\) (1921), 498-501; F.~d.~M. 48, 485); dessen systematische Anwendung, zusammen mit Erweiterungen und Ergänzungen von \textit{Sansone} selbst, ergibt im folgenden die Abgeschlossenheitssätze, die die Grundlage der einzelnen hier betrachteten Typen von Reihenentwicklungen bilden. (Vgl. S. 37, 133, 308 des Buches sowie die Noten von \textit{Sansone} in Giorn. Ist. Ital. Attuari 4 (1933), 71-82; Ann. Scuola norm. sup. Pisa (2) 4 (1935), 35-41; F.~d.~M. 59\(_{\text{II}}\), 1016; 61\(_{\text{I}}\), 265.) Kap. II handelt von den \textit{Entwicklungen in Fouriersche Reihen}. Der Stoff, Gegenstand ausführlicher Darstellungen (darunter die grundlegenden Werke von \textit{Dini} (1880; F.~d.~M. 12, 177-183) und \textit{Tonelli} (1928; F.~d.~M. 54, 298-300)) wird hier knapp in seinen Hauptlinien dargestellt. Nach den ersten allgemeinen Betrachtungen findet sich dort der Satz, der die Konvergenz \textit{im Mittel} der \textit{Fourier}reihe einer in \((-\pi, \, \pi)\) quadratisch summierbaren Funktion \(f(x)\) gegen \(f(x)\) sichert. (In der Folge beschäftigt sich Verf. immer mit punktweiser Konvergenz.) Ein interessanter Abstecher führt von hier über die Approximation einer in einem endlichen Intervall \(g\) summierbaren Funktion \(f(x)\) durch eine stetige Funktion \(P(x)\) (die der Bedingung \[ \int\limits_{g} |\, f(x)-P(x) \,| \, dx<\sigma \] für beliebig vorgegebenes \(\sigma > 0\) genügt) zum Satz über die Integration durch Substitution. Verf. kommt dann auf \textit{Fourier}reihen stetiger Funktionen zu sprechen; er gelangt zu der bekannten hinreichenden Bedingung für gleichmäßige Konvergenz für Funktionen, deren Ableitungen \textit{Lipschitz}funktionen beliebiger Ordnung \((>0)\) sind. Zur Betrachtung von summierbaren Funktionen übergehend erhält Verf. nach einigen Vorbemerkungen über Abschätzungen von trigonometrischen Integralen die \textit{Dirichlet}sche Formel, die (für eine solche Funktion) die Summe der ersten \(n\) Glieder der \textit{Fourier}reihe darstellt, und den wichtigen Satz von \textit{Riemann} über das Verhalten der \textit{Fourier}reihe in einem Punkt; er gibt dann einige der wichtigsten hinreichenden Bedingungen für punktweise Konvergenz, zum Teil (S. 73-74) ohne Beweis, unter Hinweis auf ausführlichere Darstellungen und Originalarbeiten (die immer genau zitiert werden). Die Ergebnisse werden durch verschiedene Beispiele erläutert. Von besonderem Interesse ist der Paragraph über die \((C, \, 1)\)-Summation der \textit{Fourier}schen Reihen nach \textit{Fejér}; ihm sind die Grundlagen über \textit{Cesarò}sche Mittel \(k\)-ter Ordnung und über \((C, \, k)\)-Summation vorangestellt. Es folgt ein kurzer Abschnitt über die \textit{Poisson}sche Summation; die Summabilität einer \textit{Fourier}reihe nach \textit{Poisson} wird mit dem bekannten \textit{Frobenius}schen Satz auf die \((C, \, 1)\)-Summierbarkeit zurückgeführt. Das Kapitel schließt mit einem letzten Paragraphen über das \textit{Fourier}sche Integral; ihm sind einige Betrachtungen über Funktionen ``von beschränkter Variation in einem unendlichen Intervall'' oder ``mit daselbst konvergentem Integral'' vorangestellt. Verf. gelangt bis zum Beweis der \textit{Fourier}schen Reziprozitätsformeln. Kap. III gilt den \textit{Entwicklungen in Reihen von Legendreschen Polynomen}. Die Theorie erhält auf etwa 60 Seiten einen einheitlichen und -- soweit es sich um das Wesentliche handelt -- vollständigen Aufbau. Verf. führt die \textit{Legendre}schen Polynome \(P_n(x)\) von der erzeugenden Funktion her ein und erhält die verschiedenen teils rekursiven, teils expliziten Formeln, Differential- und Integralbeziehungen, die die \(P_n(x)\) darstellen oder miteinander verknüpfen; er beweist dann (wie schon angedeutet) unter Benutzung des \textit{Vitali}schen Kriteriums die Abgeschlossenheit des Systems \(\left\{ \sqrt{\dfrac{2n+1}{2}} \, P_n(x) \right\}\) und teilet daraus den Begriff der \textit{Legendreschen Reihe}, für die er Beispiele gibt, ab. Nach \textit{Fejér} gibt er die \textit{Stieltjes}schen Abschätzungen für die \textit{Legendre}schen Polynome, dann die Sätze von \textit{Picone} und \textit{Jackson} und die entsprechenden Kriterien für gleichmäßige Konvergenz, für Funktionen von beschränkter Variation in einem endlichen Intervall. Es folgt eine Aufzählung der bekanntesten Formeln für das asymptotische Verhalten der \textit{Legendre}schen Polynome; Verf. verweilt insbesondere bei der von \textit{Stieltjes}, für die er den Originalbeweis wiedergibt. Der folgende Paragraph (S. 156), in dem es sich unter sehr allgemeinen Voraussetzungen um die schwierige Frage der \textit{singulären Integrale} handelt, trägt zu dem bekannten Satz zweckmäßige und nützliche Vervollständigungen bei; die Ergebnisse werden angewendet für die klare und einfache Darstellung des bemerkenswerten Satzes von \textit{Hobson}, der die punktweise Konvergenz der \textit{Legendre}schen Reihe für \(f(x)\), wo \(\dfrac{f(x)}{(1-x^2)^{\frac{1}{4}}}\) im Intervall \((-1, \, 1)\) summierbar sei, auf die punktweise Konvergenz der \textit{Fourier}reihe von \(f \, (\cos \, \gamma) \, \sin^{\frac{1}{2}} \, \gamma\) zurückführt. Eine letzte Bemerkung betrifft die Entwicklung in eine \textit{Legendre}sche Reihe in einem beliebigen endlichen Intervall. Von den \textit{Tschebyscheff-Laguerre}schen und \textit{Tschebyscheff-Hermite}schen Reihenentwicklungen, über die es bisher noch keine Gesamtdarstellung gab, handelt das vierte Kapitel. Die Darstellung ist, soweit das die größere Schwierigkeit und der geringere Grad der Entwicklung der Theorie zuläßt, analog derjenigen für die \textit{Legendre}schen Reihen. (Für einen Überblick über die drei Typen von Entwicklungen und den Stand der Theorie Ende 1934 vgl. auch die Note des Verf. I più recenti risultati sulla teoria degli sviluppi in serie di polinomi ortogonali, Atti Soc. Ital. Progr. Sci. 23\(_{\text{II}}\) (1935), 150-164; F.~d.~M. 61\(_{\text{II}}\).) Aus den erzeugenden Funktionen werden die \textit{Tschebyscheff-Laguerre}schen Polynome \(L_n^{(a)}(x)\) und die \textit{Tschebyscheff-Hermite}schen \(H_n(x)\) konstruiert; man erhält die expliziten Differentialformeln, die Rekursionsformeln in endlichen Ausdrücken, die Differentialgleichungen, denen sie genügen, und für die \textit{Hermite}schen Polynome die Summationsformel von \textit{Christoffel}, die für den weiteren Aufbau der Theorie sehr nützlich ist (vgl. S. 195, 233; ferner S. 128, 161). Dann beweist Verf. die Orthogonalität und Normalität der Systeme \[ \left\{ \varGamma^{\frac{1}{2}} \, (n+1) \, \varGamma^{-\frac{1}{2}} \, (n+a+1) \, e^{-\frac{x}{2}} \, x^{\frac{a}{2}} \, L_n^{(a)} \, (x)\right\}, \] wo \(\varGamma(x)\) die \textit{Euler}sche Gammafunktion ist, und \[ \left\{ \frac{e^{-\frac{x^2}{2}} \, H_n(x)}{\sqrt{2^n \, n! \, \sqrt{\pi}}} \right\}, \] während die Abgeschlossenheit (bezüglich der quadratisch summierbaren Funktionen) -- wie schon angedeutet, nach einem Verfahren des Verf. -- etwas später bewiesen wird (S. 208). Es werden eine wichtige Formel von \textit{J. V. Uspensky}, die die \(L_n^{(a)}(x)\) und \(H_n(x)\) miteinander verknüpft, und verschiedene asymptotische Formeln und Abschätzungen für die beiden Polynomtypen angegeben. Auf Grund seiner eigenen (schon zitierten) Arbeiten gibt Verf. die \textit{Bessel}sche Gleichung für unendliche Intervalle, die er dann auf die Folgen der \textit{Fourier}koeffizienten in den \textit{Tschebyscheff-Laguerre}schen und den \textit{Tschebyscheff-Hermite}schen Reihe einer im Intervall \((0, +\infty)\) bzw. \((-\infty, +\infty)\) quadratisch summierbaren Funktion anwendet. Schließlich entwickelt Verf. Kriterien für gleichmäßige Konvergenz (von \textit{Nasarow-Picone} und von \textit{Stone}) für die beiden Typen von Reihenentwicklungen und einen Satz von \textit{Uspensky}, der das Verhalten (in einem endlichen Punkt) einer \textit{Tschebyscheff-Hermite}schen Reihe (``vom Typus \(h\)'' nach \textit{C. V. L. Charlier}) auf das einer \textit{Fourier}reihe zurückführt. Der Stoff des fünften Kapitels nähert sich wieder mehr dem Inhalt des ersten Bandes; es handelt, wie schon angedeutet, von den \textit{Stieltjesschen Integralen}. Durch eine Konstruktion von bemerkenswerter Einfachheit und Einheitlichkeit definiert und untersucht Verf. die Integration nach \textit{Stieltjes}. Die zugrunde gelegte Definition ist so, daß sie das gleichzeitige Vorhandensein von Singularitäten der zu integrierenden Funktion \(f(t)\) und der determinierenden Funktion \(\varphi(t)\) nicht ausschließt. Verf. setzt \[ S_{\varphi}(f; \, D)=\sum_{k=1}^{n} N_{\varphi}(f; \, I_k)\, \varphi \, (I_k), \quad s_{\varphi}(f; \, D)=\sum_{k=1}^{n} n_{\varphi}(f; \, I_k)\, \varphi \, (I_k), \] wobei \(I_1, \ldots \!, I_n\) irgendeine Zerlegung \(D\) eines endlichen Intervalls \(I\) in Intervalle ohne gemeinsame innere Punkte bedeutet, \(\varphi \, (I_k)\) das Inkrement von \(\varphi(t)\) in \(I_k\) und \(N_{\varphi}(f; \, I')\) die obere oder untere Grenze -- dagegen \(n_{\varphi}(f; \, I')\) die untere bzw. obere Grenze -- von \(f(t)\) in \(I'\) ist, je nachdem ob \(\varphi(I') \geqq 0\) oder \(< 0\) ist. \(S_{\varphi}(f; \, D)\) und \(s_{\varphi}(f; \, D)\) heißen die approximierenden Ober- und Untersummen von \(f(t)\) in bezug auf \(\varphi(t)\) und die Zerlegung \(D\) von \(I\). Schließlich: wenn in \(I\) \(f(t)\) beschränkt und \(\varphi(t)\) von beschränkter Variation ist und \(D_n\) eine Folge von Zerlegungen von \(I\) bezeichnet, derart, daß, wenn \(\delta(D_n)\) die größte Intervallänge der Zerlegung \(D_n\) bedeutet, gilt: \({\underset{n} \lim}\, \delta(D_n)=0\), und wenn für jeden Unstetigkeitspunkt \(t_0\) von \(\varphi(t)\) eine ganze Zahl \(n_0\) von der Eigenschaft existiert, daß \(t_0\) für \(n \geqq n_0\) Endpunkt wenigstens eines Intervalls von \(D_n\) ist, so nennt Verf. \({\underset{n \to \infty} \lim}\, S_{\varphi}(f; \, D_n)\) und \({\underset{n\to \infty} \lim}\, s_{\varphi}(f; \, D_n)\) oberes und unteres \textit{Stieltjes}integral von \(f(t)\) in bezug auf \(\varphi(t)\) im Intervall \(I\). Auf diesen Grundlagen nimmt die Theorie eine ganz elementare Form an; Verf. führt sie weiter bis zur Untersuchung der Beziehungen zu dem \textit{Lebesgue}schen und dem \textit{Riemann}schen Integral, zur Distributivität und Addivität der Integrale, zur Integrabilität der stetigen Funktionen in bezug auf Funktionen von beschränkter Variation, zu den Mittelwertsätzen, den Sätzen über partielle Integration und der eleganten Umkehrformel von \textit{Lévy} (S. 271). Als Anwendungen weist Verf. unter anderen auf die Darstellungen durch \textit{Stieltjes}integrale für das Moment einer auf einem geradlinigen Intervall verteilten Masse und für die temporäre Todesfallversicherung mit veränderlichem Kapital hin; ausführlicher entwickelt er die Theorie der Folgen von ``Verteilungsfunktionen'' (d. h. nicht abnehmenden beschränkten Funktionen, die im Endlichen regulär sind) bis zu den interessanten Sätzen, die die Konvergenz einer solchen Folge zu der Konvergenz der Folge der ``charakteristischen Funktionen'' oder ``Momente'' beliebiger Ordnung der Verteilungsfunktionen, die die ursprüngliche Folge bilden, in Beziehung setzen. (IV 3 B, D.)
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