Über den Habitus der konformen Abbildung am Rande des Abbildungsbereiches. (Q2612135)

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Über den Habitus der konformen Abbildung am Rande des Abbildungsbereiches.
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    Über den Habitus der konformen Abbildung am Rande des Abbildungsbereiches. (English)
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    1935
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    Aus dem Begriff konform hebt der Verf. gewisse Elemente heraus, insbesondere auch für den Fall, daß nur eine Teilumgebung \(\omega\) des Punktes \(z_0\) zugrunde gelegt wird; es seien Winkeltreue und \textit{Grenzähnlichkeit} (relative Konformität) genannt ; unter dieser versteht er folgendes: Streben \(z_1\), \(z_2\) in \(\omega\) gegen \(z_0\), und sind \(w_0\), \(w_1\), \(w_2\) die Bilder dieser Punkte durch \(w = f (z)\), so sollen die Dreiecke aus diesen Punktetripeln in der Grenze ähnlich sein, d. h. \[ \dfrac{w_1-w_0}{w_2-w_0} \sim \dfrac{z_1-z_0}{z_2-z_0}, \qquad \dfrac{w_2-w_1}{w_2-w_0} \sim \dfrac{z_2-z_1}{z_2-z_0}, \] und die Differenzen entsprechender Dreieckswinkel sollen nach Null streben, solange der Winkel \(\alpha_0\) bei \(z_0\) der Ungleichung \(0<\delta\leqq \alpha_0\leqq \pi-\delta\) genügt. Grenzähnlichkeit kann bestehen, auch wenn der Differenzenquotient \(\dfrac{f(z)-w_0}{z-z_0}\) keinen Grenzwert oder den Grenzwert \(0, \infty\) hat. Es mögen bezeichnen: \(G\) und \(G_1\) die Gebiete der \(w\)- bzw. \(z\)-Ebene, die durch \(w = f (z)\) aufeinander bezogen sind; \(G_1\) kann insbesondere der Einheitskreis \(E\) sein. Für einen Randpunkt \(z_0\) von \(G_1\) und sein Bild \(w_0\) werden die beiden Randbogenpaare betrachtet, die in diese Punkte münden; über sie erscheinen folgende Annahmen: I. Daß je eine Tangente existiert. Ia. Daß es vier Halbtangenten gibt, die Winkel \(\gamma\), \(\gamma_1\) einschließen. Ib. Daß für \textit{zwei} zugeordnete Bogen Halbtangenten existieren. II. Daß \(L\)-\textit{Tangenten} (bzw. IIa: vier, IIb: zwei \(L\)-Halbtangenten) vorliegen: d.\,h. alle Sehnen des Randbogens weichen um nicht mehr als \(\varepsilon\) von der (Halb-)Tangentenrichtung ab, sobald sie in einer \(\delta_{\varepsilon}\)-Umgebung von \(z_0\) bzw. \(w_0\) gewählt sind. III. Daß die Sehnen in engen Intervallen schwanken (\textit{Grenzstützen}). Für die Annäherung von \(z\) aus \(G_1\) heraus an \(z_0\) sei unterschieden: Annäherung \textit{im Winkel} (d. i. nicht zu nahe an die Randbogen heran), \textit{allseitig} (d. h. beliebig aus \(G_1\), \textit{halbseitig} (d. i. beliebig nahe an dem einen Randbogen, im Winkel in bezug auf den anderen). Verf. selbst nennt als sein Hauptergebnis: Aus Winkeltreue in \(z_0\) folgt Grenzähnlichkeit, sobald \(z_1\), \(z_2\) im Winkel gegen \(z_0\) streben. Wann liegt Winkeltreue vor? Ist \(G_1 = E\), so unter den Annahmen I oder II mit \(\gamma=\gamma_1\) (\textit{Lindelöf}); dann strebt sogar arg \(f' (z)\) gegen einen Grenzwert, wenn \(z\) \textit{allseitig} gegen \(z_0\) rückt; also genügt II auch für Grenzähnlichkeit und allseitige Annäherung. Wieder für allgemeines \(G_1\) unter der Annahme Ia folgt bei Annäherung \(z\to z_0\) \textit{im Winkel} als zweites Hauptergebnis der \textit{Randverzerrungssatz} \[ f'(z) : \dfrac{f(z)-w_0}{z-z_0} \to \dfrac{\gamma}{\gamma_1} \quad \text{ für } \quad \gamma\geqq0, \quad \gamma_1>0 \] \(\Big(\)oder etwas allgemeiner für \(\dfrac{\gamma}{\gamma_1}>0\Big)\). Daraus fließt unter anderem, daß auch \[ \arg f'(z)-\left(\dfrac{\gamma}{\gamma_1}-1\right) \arg (z-z_0) \] einem festen Grenzwert zustrebt. Und für IIa gilt das sogar \textit{allseitig}, für IIb halbseitig. Der obige Randverzerrungssatz folgt aus Betrachtungen über die Ableitungen des \textit{Poisson}schen Integrals, die in einfachster Form von \textit{Lichtenstein} herrühren. Vom Verf. sind sie hier in sehr interessanter Weise und sehr weitgehend vertieft worden und verdienen auch schon für sich, rein potentialtheoretisch, Beachtung. Als ein Beispiel für die Art dieser Sätze sei der folgende herausgehoben: Besteht für die auf dem Rande des Einheitskreises \(E\) vorgeschriebenen Randwerte \(\chi(\vartheta)\) an einer Stelle \(\vartheta_0\) \textit{Durchschnittsstetigkeit}, d. h. strebt \[ \dfrac{1}{\vartheta-\vartheta_0}\int\limits_{\vartheta_0}^{\vartheta} \chi(\vartheta)\,d\vartheta \to \chi(\vartheta_0) \quad \text{ für } \quad \vartheta\to \vartheta_0, \] so gilt für die \(n\)-te Ableitung des \textit{Poisson}schen Integrals \[ f(z)=\dfrac{1}{2\pi}\int\limits_0^{2\pi} \chi(\vartheta)\dfrac{e^{i\vartheta}+z}{e^{i\vartheta}-z}\,d\vartheta \] \((z-z_0)^nf^{(n)}(z)\to 0\), wenn \(z\) \textit{im Winkel} aus dem Inneren von \(E\) gegen \(z_0\) rückt. Aus einer solchen Vertiefung wird eine noch allgemeinere Form des oben genannten Randverzerrungssatzes erschlossen, in der nur Voraussetzung III benutzt wird. Dann umfaßt das Ergebnis noch den oben genannten Satz von \textit{Lindelof} über Winkeltreue. Der Fall der \textit{Spitzenabbildung}, \(\gamma=0\), erfordert mehrfach besonderes Eingehen; eine Reihe von Ergebnissen bei \(\gamma>0\) kann dann auch hier, teils mit besonderen Methoden, gesichert werden. Z. B. gelten unter der Voraussetzung Ia für \(z_1\), \(z_2\to z_0\) im Winkel mit \(0<c_1\leqq \left|\dfrac{z_1-z_0}{z_2-z_0}\right|\leqq c_2<\infty\) die Formeln \[ \dfrac{f(z_1)-f(z_0)}{f(z_2)-f(z_0)}\to 1,\qquad \dfrac{f(z_2)-f(z_1)}{f(z_2)-f(z_0)}\to 0, \] und unter der Voraussetzung IIa oder b kann diese Aussage wieder auf allseitige oder halbseitige Annäherung aus \(G_1\) an \(z_0\) ausgedehnt werden. Der Beweis von Aussagen über die Beziehung zwischen \[ \arg f'(z) \quad \text{ und }\quad \arg \dfrac{f(z)-f(z_0)}{z-z_0} \] bedarf jetzt eines besonderen Hilfsmittels in einem Satze über Darstellung einer analytischen Funktion durch das \textit{Poisson}sche Integral, wenn am Rande des Einheitskreises eine gewisse Unstetigkeit auftritt. (IV 13.)
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