Über das Pick-Nevanlinnasche Interpolationsproblem und sein infinitesimales Analogon. (Q2612494)
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Language | Label | Description | Also known as |
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English | Über das Pick-Nevanlinnasche Interpolationsproblem und sein infinitesimales Analogon. |
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Über das Pick-Nevanlinnasche Interpolationsproblem und sein infinitesimales Analogon. (English)
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1935
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Das \textit{Pick-Nevanlinna}sche Interpolationsproblem fragt nach allen in der oberen Halbebene \(\mathfrak I(z) > 0\) regulären Funktionen \(w (z)\), die dort der Bedingung \(\mathfrak I(w) \geqq 0\) genügen und in den dort vorgegebenen Stellen \(z = \alpha_1, \alpha_2, \dots\) vorgegebene Werte \(\beta^\prime, \beta^{\prime\prime}, \dots\) annehmen. Behandelt man diese Aufgabe schrittweise, indem man sich die Funktionen, die an den ersten \(n-1\) Stellen die vorgeschriebenen Werte annehmen, bereits gegeben denkt und aus ihnen die Funktionen zu bestimmen sucht, die die Aufgabe an den ersten \(n\) Stellen lösen, so wird man auf Differenzengleichungen der Form \[ \begin{matrix} \l \\ f(\nu) = f(\nu - 1) + g(\nu -1) \dfrac{za_\nu^{\prime\prime} b_\nu^{\prime\prime}}{za_\nu^\prime - b_\nu^\prime} \\ g(\nu) = g(\nu - 1) + f(\nu -1) \dfrac{za_\nu b_\nu}{za_\nu^\prime - b_\nu^\prime} \end{matrix} \qquad (\nu = 1, 2, \dots) \] mit Randbedingungen \(f(n) - hg(n) = 0\) (\(h\) reell) geführt. Dabei ist \(f(\nu)\), \(g(\nu)\) gesucht, \(z\) ein komplexer Parameter, der auf die obere Halbebene beschränkt ist und \(a_\nu = \mathfrak I(1)\), \(b_\nu = \mathfrak I(\alpha_\nu)\), \(a_\nu^\prime = \mathfrak I(\gamma_\nu)\), \(b_\nu^\prime = \mathfrak I(\alpha_\nu \gamma_\nu)\), \(a_\nu^{\prime\prime} = \mathfrak I(\gamma_\nu^2)\), \(b_\nu^{\prime\prime} = \mathfrak I(\alpha \gamma_\nu^2)\) mit gegebenen positiv imaginären \(\gamma_\nu\). -- Bezeichnet man mit \(f_\vartheta\), \(g_\vartheta\) diejenige Lösung der Differenzengleichung, die für \(\nu = 0\) die Werte \(1, 0\) annimmt, und mit \(f_\eta\), \(g_\eta\) die Lösung, die für \(\nu = 0\) den Wert \(0, 1\) annimmt, so läßt sich bis auf einen Faktor jede Lösung in der Form \(f(\nu) = f_\vartheta(\nu) + wf_\eta(\nu)\), \(g(\nu) = g_\vartheta(\nu) + wg_\eta (\nu)\) schreiben. Die Randbedingung geht über in \(w = \dfrac{-f_\vartheta(n) + g_\vartheta(n) h}{f_\eta(n) - g_\eta(n) h}\), d.h. wenn \(h\) alle reellen Werte durchläuft, dann durchläuft \(w\) bei festgehaltenem \(z\) die Peripherie eines Kreises \(k_n(z)\). Es läßt sich zeigen: (1) Bei festem \(z\) sind die Kreise \(k_n(z)\) ineinandergeschachtelt, wenn \(n\) wächst. Daher die Alternative: Entweder konvergieren diese Kreise mit \(n\to\infty\) gegen einen Punkt \(w(z)\), Grenzpunktfall, oder sie konvergieren gegen einen Kreis \(k_\infty (z)\), Grenzkreisfall. (2) Welcher Fall der Alternative eintritt, ist von \(z\) gänzlich unabhängig. (3) Grenzpunkt und Grenzkreis hängen analytisch von \(z\) ab. Im Grenzkreisfall bilde man die obere \(z\)-Ebene durch eine willkürliche in der oberen Halbebene reguläre Funktion \(w_\infty(z)\) mit nichtnegativem Imaginärteil ab auf den Kreis \(k_\infty (z)\). Geschieht dies durch \(W(z) = \dfrac{-A(z) + B(z) w_\infty}{C(z) - D(z) w_\infty}\), so hat man in \(W(z)\) alle Lösungen des Interpolationsproblems. Im Grenzpunktfall ist der Grenzpunkt \(w(z)\) die eindeutig bestimmte Lösung des Problems. Die Beweise zu diesen Sätzen werden aber zunächst nicht für das gestellte Differenzenproblem gegeben, sondern vielmehr für das folgende Differentialgleichungsproblem, dessen Zusammenhang mit dem diskreten Problem auf der Hand liegt, und das, für sich betrachtet, größtes Interesse verdient: Gegeben stetige reelle Funktionen \(a(s)\), \(a^\prime(s)\), \(a^{\prime\prime}(s)\), \(b(s)\), \(b^\prime(s)\), \(b^{\prime\prime}(s)\) der reellen Veränderlichen \(s\) mit \(p(s) = a^\prime b - b^\prime a > 0\), \(q(s) = a^{\prime\prime}b^\prime - a^\prime b^{\prime\prime} > 0\) für alle \(s\). Gesucht Lösungen \(f\), \(g\) von \[ \begin{matrix} \l \\ \dfrac{df}{ds} = g(s) \dfrac{za^{\prime\prime}(s) - b^{\prime\prime}(s)} {za^\prime(s) - b^\prime(s)} \\ \dfrac{dg}{ds} = f(s) \dfrac{za(s) - b(s)}{za^\prime(s) - b^\prime(s)} \end{matrix} \qquad (z \;\text{ beliebiger Parameter mit } \;\mathfrak I(z) > 0) \] mit der Randbedingung \(f(l) - hg(l) = 0\). Für dieses Problem werden die oben angeführten Sätze bewiesen mit Methoden, die der Autor in seiner grundlegenden Arbeit (Math. Ann. 68 (1910), 220-269; F. d. M. 41, 343 (JFM 41.0343.*)) für Differentialgleichungen zweiter Ordnung (mit linear auftretendem Parameter \(z\)) eingeführt hat. Die für diese Theorie fundamentale Norm einer Lösung, die die Metrik bestimmt, ist hier für eine Lösung \(f\), \(g\) gegeben durch \[ \int\limits_0^l \frac{p(s) |f(s)|^2 + q(s) |g(s)|^2} {|za^\prime(s) - b^\prime(s)|^2} \, ds. \] Im Beweis zu Punkt (2) wird eine Vereinfachung gegenüber der zitierten Arbeit dadurch erzielt, daß die zu einem neuen Parameterwert \(z\) gehörige Lösung \(f^*\), \(g^*\) aus einem Anfangswertproblem durch ein System \textit{Volterra}scher Integralgleichungen gewonnen wird. -- Die Beweise für das Differenzenproblem werden getrennt ausgeführt. Hier wird von den Koeffizienten \(a_\nu\), \(a_\nu^\prime\), \(a_\nu^{\prime\prime}\), \(b_\nu\), \(b_\nu^\prime\), \(b_\nu^{\prime\prime}\) wesentlich benützt, daß die Form \((b_\nu a_\nu^\prime - a_\nu b_\nu^\prime) x^2 + (b_\nu a_\nu^{\prime\prime} - a_\nu b_\nu^{\prime\prime}) xy + (a_\nu^{\prime\prime} b_\nu^\prime b_\nu^{\prime\prime} a_\nu^\prime) y^2\) positiv definit ist. \ \ (IV 4 G, 10.)
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