Über Gauß' Arbeiten zur Mechanik und Potentialtheorie. (Q2624063)

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Über Gauß' Arbeiten zur Mechanik und Potentialtheorie.
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    Über Gauß' Arbeiten zur Mechanik und Potentialtheorie. (English)
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    1933
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    Die historisch-kritische Behandlung der Arbeiten von Gauß zur Mechanik unter Heranziehung des Nachlasses konnte nicht einen ebenso tiefen Einblick in das Schaffen dieses Geistes gewähren, wie wir ihn bei der Lektüre anderer Essays des gleichen Bandes X, 2 der Werke von C. Fr. Gauß erhalten. Durch die Abtrennung der himmelsmechanischen Untersuchungen ist das Thema etwas eng gefaßt. Neben kleineren Arbeiten zur praktischen Mechanik behandelt Verf. Gauß' Anteilnahme an dem Nachweis der Erdrotation. Er hat eine Theorie des fallenden Körpers auf der rotierenden Erde entwickelt. Sie deckt sich zwar in ihren Ergebnissen im wesentlichen mit einer Methode von Laplace. Allein in dem geschickten Ansatz erkennt man den Meister. Auch macht Verf. darauf aufmerksam, daß Gauß bei dieser Gelegenheit zum ersten Male die Bedeutung der Corioliskraft richtig gewürdigt habe, der erst eine spätere Zeit die gebührende Beachtung schenkte. Die Besprechung der Gaußschen Arbeit über die Anziehung der Ellipsoide und seiner Untersuchungen zur Potentialtheorie deckt manche inneren Zusammenhänge auf. Doch ergeben sich naturgemäß Überschneidungen mit den Abhandlungen von \textit{L. Schlesinger}, \textit{P. Stäckel} und \textit{O. Bolza} im gleichen Bande. Die verschiedene Beleuchtung, in die von den einzelnen Autoren diese so fruchtbaren Arbeiten gerückt werden, ist lehrreich und bei der einzigartigen Bedeutung von Gauß auch gerechtfertigt. In der vorliegenden Abhandlung verdienen die Betrachtungen zum Prinzip des kleinsten Zwanges eine besondere Beachtung. Verf. weist nach, wie Gauß zu dieser Formulierung aus seiner philosophisch-ethischen Weltanschauung heraus gelangt ist. Er selbst hat die Bedeutung seines schönen Gedankens in gewisser Hinsicht unterschätzt. Er hielt ihn mit dem d'Alembertschen Prinzip für gleichwertig. Für reguläre Lagen ist das zwar der Fall. Unter singulären Verhältnissen kann aber das d'Alembertsche Prinzip versagen, während der Ansatz von Gauß seinen Sinn behält. Vor allem leistet er mehr, wenn die Freiheit des Systems nicht durch Gleichungen, sondern durch Ungleichheitsbedingungen eingeschränkt wird, wie es in praktischen Fällen oft vorkommt. Die schwierigen damit zusammenhängenden Fragen und ihre historische Entwicklung werden vom Verf. mit großer Sorgfalt und Klarheit auseinandergesetzt. (IV 13, VI 3.)
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