Über die Multiplikationstabelle der unitär-orthogonalen Funktionensysteme. (Q2624621)

Verf. dehnt seine Untersuchung über die Multiplikationstabelle von reellen Orthogonalsystemen (1930; JFM 56.0942.*-943) auf unitär-orthogonale aus. Sei also auf einer Menge \(M\) das komplexwertige System \(\varphi _1 (s), \varphi _2(s), \dots \) mit \[ \int \limits _{\mathfrak M} \varphi _p (s) \varphi _q (s) = \delta _{pq} \qquad (p, q = 1, 2, 3, \dots ), \delta _{pq} = \begin{cases} 1 \quad {\text{für}} \quad p=q \\0 \quad {\text{für}} \quad p \neq q \end{cases}, \] gegeben, und außerdem gelte \(|\varphi _p (s)| \leqq M_p\), wo \(M_p\) eine von \(p\) abhängige Konstante bedeutet. Die Größen \[ c_{pqr} = \int \limits _{\mathfrak M} \varphi _p \varphi _q \bar {\varphi }_r ds \qquad (p, q, r = 1, 2, 3, \dots ) \] bilden die Miltiplikationstabelle des Systems. Das System \(\varphi _1, \varphi _2, \dots \) heißt in sich abgeschlossen, wenn die Funktionen \[ 1, \varphi _\alpha \varphi _\beta, \quad \varphi _\alpha \bar {\varphi }_\beta, \quad \bar {\varphi }_\alpha \bar {\varphi }_\beta \] durch dessselbe im Mittel beliebig genau approximiert werden können. Für die Multiplikationstabelle eines solchen Systems gilt nun: (1) \[ c_{pqr}=c_{pqr}; \] (2) die Bilinearformen \[ C_p = \sum _{\alpha, \beta =1}^\infty c_{p\alpha \beta } x_\alpha y_\beta, \quad \bar {C}_{p'} = \sum _{\alpha, \beta =1}^\infty \bar {c}_{p \beta \alpha } x_\alpha y_\beta \] sind beschränkt und vertauschbar; (3) es gibt ein Wertesystem \(e_1, e_2, \dots \) mit konvergentem \(\sum _{\varkappa =1}^\infty |e_\varkappa |^2\), mit dessen Hilfe man die Einheitsform \(E\) in der Form \[ E=\sum _{\nu =1}^\infty e_\nu C_\nu \] darstellen kann. Bedingung (3) kann dahin verallgemeinert werden, daßfür jede mit \(C_1, C_2, \dots \) vertauschbare Matrix \(A=(a_{\alpha \beta })\) gilt: \[ A=\sum _{\varkappa =1}^\infty x_\varkappa C_\varkappa, \quad \sum |x_\varkappa |^2 {\text{konvergent}}. \] Aus dem \textit{Riesz-Fischer}schen Satz folgt, daß es zu jedem solchen \(A\) eine Funktion \(f(s)\) gibt, so daß \[ a_{\alpha \beta } = \int \limits _{\mathfrak M} f(s) \varphi _\alpha (s) \bar {\varphi }_\beta (s) ds \] ist. Die vorstehenden Begriffe lassen eine Ausdehnung auf \textit{Stieltjes}sche Integrale zu. Ist \(\sigma (s)\) auf \(<a, b>\) nicht abnehmend, so heißt \(\varphi _1, \varphi _2, \dots \) in bezug auf \(\sigma \) unitär-orthogonal, wenn \[ \int \limits _a^b \varphi _\alpha \bar {\varphi }_\beta d\sigma (s) = \delta _{\alpha \beta } \qquad (\alpha, \beta = 1, 2, 3, \dots ) \] gilt, und abgeschossen, wenn für stetiges \(f_1\) und \(f_2\) \[ \int \limits _a^b f_1 f_2 d\sigma (s) = \sum _{k=1}^\infty \int \limits _a^b f_1(s) \bar {\varphi }_\varkappa (s) d \sigma (s) \int \limits _a^b f_2 (s) \varphi _\varkappa (s) d\sigma (s) \] ist. Die Multiplikationstabelle ist wieder \[ c_{\alpha \beta \gamma } = \int \limits _a^b \varphi _\alpha \varphi _\beta \bar {\varphi }_\gamma d\sigma (s). \] Auch jetzt sind die Bedingungen (1), (2), (3) für \((c_{\alpha \beta \gamma })\) notwendig. In diesem Falle gilt aber auch die Umkehrung, d. h. wenn die Größen \(c_{\alpha \beta \gamma }\) gemäß (1), (2), (3) gegeben sind, so gibt es eine monotone Funktion \(\sigma \) und ein in bezug auf \(\sigma \) unitärorthogonales abgeschlossenes Funktionensystem \(\omega _1, \omega _2, \dots, \), welches \((c_{\alpha \beta \gamma })\) zur Multiplikationstabelle hat. Nach dem Vorgang von \textit{Lebesgue} kann man den Übergang zu gewöhnlichen Integralen vollziehen und ein gowöhnliches unitär-orthogonales Funktionensystem herstellen, welches die \( c_{\alpha \beta \gamma }\) zur Multiplikationstabelle hat, aber nur noch in sich abgeschlossen zu sein braucht. Damit \((c_{\alpha \beta \gamma })\) Multiplikationstabelle eines auch im gewöhnlichen Sinn abgeschlossenen unitär-orthogonalen Funktionensystems sei, ist notwendig und hinreichend, daß zu den Bedingungen (1), (2), (3) noch die weitere hinzutritt: Die Gleichungen \[ \sum _{\beta =1}^{\infty } c_{p\alpha \beta } x_\beta = \mu _p x_\alpha \qquad (p, \alpha = 1, 2, 3, \dots ) \] besitzen keinen Eigenwert \(\mu _p\), zu dem ein nichtverschwindendes Lösungssystem \((x_\alpha )\) mit konvergentem \(\sum |x_\alpha |^2\) gehört.