Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung. (Q2624972)

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Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung.
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    Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung. (English)
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    1933
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    Verf. stellt zunächst einige Hilfsmittel aus der Mengenlehre zusammen; hervorzuheben sind hier besonders die sogenannten \(a-o\)-Mengen, nämlich Mengen, die in einem metrischen Raum sowohl offen als auch abgeschlossen sind: sie bilden einen Körper. Es folgt jetzt der für das Ziel der Abhandlung, einen lückenlosen axiomatischen Aufbau der Währscheinlichkeitsrechnung, wichtigste Begriff des \textit{Nullraums}, der als leichte Erweiterung des \textit{Baire}schen Nullraums eingeführt wird: \textit{Baire}scher Nullraum ist die Gesamtheit aller Elementenfolgen \[ e_1^{(\varrho _1)}e_2^{(\varrho _2)}e_3^{(\varrho _3)}\dots, \] wobei die Elemente \(e_i^{(\varrho _i)}\) gewissen abzählbaren Mengen \(M_i\) entstammen. Die Metri\-sierung geschieht durch die Festsetzung: Zwei Elementefolgen haben den Abstand \(1/n\), wenn sie erstmalig an der \(n\)-ten Stelle differieren. Von zentraler Bedeutung sind in solchen Nullräumen die ``Grundmengen'', die aus allen Elementefolgen bestehen, die ein festes Anfangsstück gemeinsam haben; sie sind \(o-a\)-Mengen in obigem Sinne und bilden selbst eine abzählbare Menge. Der mathematische Teil der Arbeit gipfelt darin, daß\ die \textit{Lebesgue}sche Maßtheorie sowohl wie die \textit{Peano-Jordan}sche Inhaltstheorie auf den Nullraum übertragen wird. Die Verwendbarkeit dieses mathematischen Rüstzeugs für die Zwecke der Wahr\-scheinlichkeitsrechnung basiert nun auf folgendem Zusammenhang: Zu jeder ``Versuchsvorschrift'' (z. B. unbeschränktes Würfeln und Notieren der nacheinander erscheinenden Ziffern) gehören die verschiedensten ``logisch möglichen Realisierungen'' (im Beipiel alle möglichen ziffernfolgen, die erwürfelt werden können), die in ihrer Gesamtheit gerade einen (vollständigen) Nullraum im obigen Sinne festlegen. Bestimmten Eigenschaften dieser Realisierungen (z. B. an den ersten \(n\) Stellen vorgegebene Ziffern zu liefern) entsprechen dabei bestimmte Teilmengen des Nullraums (im Beispiel sind es die oben erwähnten Grundmengen), denen nun in geeigneter Weise Bewertungen zuzuweisen sind, die die ``Wahrscheinlichkeit'' repräsentieren, mit der die Realisierungen jener Eigenschaft behaftet sind. Die so bewerteten Teilmengen des Nullraums bilden samt ihren Bewertungen ein sogenanntes ``Wahrscheinlichkeitsfeld'', und man erkennt als Gegenstand der Wahrscheinlichkeitsrechnung die Verknüpfungsregeln innerhalb eines solchen Wahrscheinlich\-keitsfeldes. Als ``Hauptwahrscheinlichkeitsfeld'' wird jetzt ein solches bewertetes Teilmengensystem eines Nullraums bezeichnet, in dem eine Reihe von Axiomen, deren Plausibilität zuvor erwogen wird, erfüllt sind: ein Grundmengenaxiom, ein Körperaxiom, ein Vollständigkeitsaxiom, zwei Additionsaxiome, die auch durch ein Zerlegungsaxiom ersetzt werden können, und ein Minimalaxiom. Der Hauptsache nach wird durch sie auf einem Teilmengenkörper des Nullraums eine nicht negative Mengenfunktion beschrieben, die vollständig additiv ist und für den ganzen Raum den Wert 1 hat. Durch Verzicht auf die Vollständigkeit der Additivität läßt sich der Begriff des Wahrscheinlichkeitsfeldes noch auf umfassendere Teilmengenkörper erweitern. Auf dieser Grundlage baut nun Verf. unter Herbeiziehung von Häufigkeitsmodellen für Wahrscheinlichkeitsfelder die Wahrscheinlichkeitsrechnung in sehr weitem Umfange auf und dringt u. a. bis zum Beweis des Integralsatzes vor. Am Schluß\ erscheint die Zahlenreihe als Modell eines (unabhängigen) Wahrscheinlichkeitsfeldes, und so ergibt sich die prinzipielle Möglichkeit einer Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf die Zahlentheorie.
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