Diophantische Ungleichungen. II: Rhythmische Systeme. A, B. (Q563711)

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Diophantische Ungleichungen. II: Rhythmische Systeme. A, B.
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    Diophantische Ungleichungen. II: Rhythmische Systeme. A, B. (English)
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    1932
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    Dieser Teil II behandelt die zweite der in Teil I (1931; F. d. M. \(57_{\text{I}}\), 230) genannten Methoden zur Feststellung, ob ein gegebenes System von \(n\;(\geqq 1)\) Ungleichungen in \(m\;(\geqq 1)\) Unbekannten unendlich viele Lösungen besitzt oder nicht. Wie z. B. der Polynomsatz zeigt, werden hier viel allgemeinere Systeme erfaßt als in Teil I. Grundlegend ist der wichtige Invarianzeigenschaften zeigende Begriff des rhythmischen Systems, der in A untersucht wird. Abschnitt A. Definition: Das Funktionensystem \[ (f_{\nu }) = (f_1(x_1,\ldots,x_m),\ldots,f_n(x_1,\ldots,x_m)) \] sei in jedem Gitterpunkt \(x=(x_1,\ldots,x_m)\) des \(R_m\) definiert. Ist \(\varepsilon > 0\), \(x\) Gitterpunkt des \(R_m\) so heißt der Gitterpunkt \(\tau = (\tau _1,\ldots,\tau _m) = \tau (\varepsilon,x,f_{\nu })\) ein zu \(\varepsilon, x\) gehöriger Verschiebungspunkt von \((f_n)\), wenn für jeden Gitterpunkt \(h=(h_1,\ldots,h_m)\) mit \[ |h_\mu | \leqq \frac {1}{\varepsilon } \qquad \mu =(1,\ldots,m) \] die \(n\) Ungleichungen \[ -\varepsilon < f_{\nu }(x+\tau +h)- f_{\nu }(x+h) < \varepsilon \text{ mod }1 \qquad (\nu =1,\ldots,n) \] gelten. (\(f_{\nu }\)) heißt insbesondere rhythmisches System (\(n=1\): rhythmische Funktion), wenn jedem \(\varepsilon >0\) eine nur von \(\varepsilon \) abhänge Länge \(L = L(\varepsilon,f_{\nu })\) zugeordnet werden kann, so daß jeder achsenparallel orientierte Würfel des \(R_m\) mit der Kantenlänge \(L\) für jeden Gitterpunkt \(x\) wenigstens einen Verschiebungspunkt \(\tau (\varepsilon,x,f_{\nu })\) enthält. Die Bedeutung des Begriffes für diophantische Approximationen zeigt der Satz: \((f_{\nu })\) sei ein rhythmisches System. Hat das Ungleichungssystem \[ \alpha _{\nu } < f_{\nu }(x) < \beta _{\nu } \text{ mod }1 \] eine ganzzahlige Lösung, so sogar unendlich viele. Jeder achsenparallel orientierte Würfel des \(R_m\) mit geeigneter nur von \(\alpha _{\nu }, \beta _{\nu }, f_{\nu }\) abhängiger Kantenlänge \(L\) enthält dann wenigstens eine ganzzahlige Lösung. Besonders wichtig sind folgende Invarianzeigenschaften: 1) Mit \((f_{\nu })\) ist auch \((f_1,\ldots, f_n, f_1 + f_2)\) und \((f_1, \ldots, f_n, cf_1)\) für ganze konstante \(c\) rhythmisch. 2) \(\varphi (v_1,\ldots, v_n)\) sei für jeden Punkt \(v\) des \(R_n\) definiert, periodisch mod 1 (d. h. aus \(v_{\nu } \equiv w_{\nu }\text{ mod }1\) folgt \(\varphi (v) \equiv \varphi (w)\text{ mod }1)\) und stetig mod 1 (d. h. zu jedem \(v\) gibt es ein ganzes \(y\) mit \(\lim \limits _{v \rightarrow w} (\varphi (v) - y) = \varphi (w))\). Dann ist mit (\(f_{\nu }\)) auch \((f_1, \ldots, f_n, \varphi (f_1, \ldots, f_n))\) rhythmisch. 3) (Hauptsatz): Es sei \[ \varDelta _\mu f_{\nu }(x) = f_{\nu }(x_1,\ldots,x_{\mu -1},x_\mu +1,x_{\mu +1},\ldots,x_m) - f_{\nu }(x_1,\ldots, x_m). \] \((f_{\nu })\) ist rhythmisch dann und nur dann, wenn das System der \(mn\) Funktionen \((\varDelta _\mu f_{\nu })\) rhythmisch ist. (\(m, n=1\): ``\(f\) ist rhythmischs'' ist gleichbedeutend mit ``\(\varDelta f = f(x+1)-f(x)\) ist rhythmisch''.) Eine Funktion heißt absolut rhythmisch, wenn für jedes rhythmische System \((g_\varrho ) (\varrho = 1,\ldots, r;\;r\) beliebig) auch \((g_1,\ldots, g_r, f)\) rhythmisch ist. Auch dieser Begriff besitzt die Invarianzeigenschaften 1), 2), 3) (\(n=1\)). Darüber hinaus gilt: Mit \(f\) und \(g\) ist auch \(f+g\) absolut rhythmisch; jedes Polynom ist absolut rhythmisch. Im allgemeinen ist das Produkt absolut rhythmischer Funktionen nicht absolut rhythmisch. Verf. gibt aber einen ziemlich weiten Ring von absolut rhythmischen Funktionen an. Polynomsatz: Es seien \(f_{\nu }\) Polynome, \(\alpha _{\nu }, \beta _{\nu }\) Konstanten, \(v=1,\ldots,n\). Das Ungleichungssystem \[ \alpha _{\nu } < f_{\nu }(x_1,\ldots,x_m,y_1,\ldots,y_{v-1})-y_{\nu }<\beta _{\nu } \qquad (v=1,\ldots,n) \] hat unendlich viele ganzzahlige Lösungen, wenn es wenigstens eine solche besitzt. Einige Anwendungen, z. B. auf simultane Approximation mehrerer irrationaler Zahlen, werden zur Erläuterung besprochen. Abschnitt B. Der Begriff des rhythmischen Systems ist sehr eng und zeigt verschiedene Nachteile. Um einen sehr viel weiteren Bereich von Funktionssystemen erfassen zu können, werden die Begriffe vergleichbare Systeme, Translationen eingeführt und untersucht. Definition B 1: \((a_{\nu })\) und \((r_{\nu })\) seien Systeme von je \(n\) Funktionen von \(m\) Variablen; es sei \(\varepsilon >0\). Die Menge der Zahlen \(a_{\nu }(x + h)\), wobei \(v, h\) alle Lösungen der folgenden Bedingung (*) durchlaufen: \[ \begin{cases} v = 1, 2,\ldots, n,\\ h = (h_1,\ldots, h_m) \text{ Gitterpunkt mit }|h_\mu | \leqq \frac {1}{\varepsilon } \text{ für } 1\leqq \mu \leqq m; \quad a_{\nu }(x+h)\text{ definiert, } \end{cases} \] heißt eine Welle des Systems \((a_{\nu })\) mit dem Mittelpunkt \(x\) und der Breite \(\frac {2}{\varepsilon }\). Diese Welle kommt im System \((r_{\nu })\) bis auf höchstens \(\varepsilon \) mod 1 vor, wenn ein Gitterpunkt \(\tau =(\tau _1,\ldots,\tau _m)\) existiert, für den \(r_{\nu }(x+\tau +h)\) für jedes Paar \(v\), \(h\) mit (*) definiert ist und \[ -\varepsilon <r_{\nu }(x+\tau +h)-a_{\nu }(x+h)<\varepsilon \text{ mod } 1 \] gilt. Kommt für beliebig kleine \(\varepsilon > 0\) jede Welle der Breite \(\frac {2}{\varepsilon }\) von \((a_{\nu })\) in \((r_{\nu })\) bis auf höchstens \(\varepsilon \) mod 1 vor, so heißen \((a_{\nu })\) und \((r_{\nu })\) vergleichbar; insbesondere heißt \((a_{\nu })\) ärmer als oder ebenso reich wie \((r_{\nu })\): \((a_{\nu }) \prec (r_{\nu }), (r_{\nu })\) reicher als oder ebenso reich wie \((a_{\nu }): (r_{\nu }) \succ (a_{\nu })\). Gilt zugleich \((a_{\nu }) \prec (r_{\nu })\) und \((a_{\nu }) \succ (r_{\nu })\), so heißen \((a_{\nu }), (r_{\nu })\) gleich reich: \((a_{\nu }) \succ \prec (r_{\nu })\). Ist \((a_{\nu }) \prec (r_{\nu })\), aber nicht \((a_{\nu }) \succ (r_{\nu })\), so heißt \((a_{\nu })\) ärmer als \((r_{\nu })\), \((r_{\nu })\) reicher als \((a_{\nu })\). - Die Bedeutung dieser Begriffe zeigt Satz B 3: Ist \((a_{\nu }) \prec (r_{\nu })\), so hat das Ungleichungssystem \(\alpha _{\nu }< r_{\nu }(x) < \beta _{\nu }\) mod 1 (\(\alpha _{\nu }, \beta _{\nu }\) Konstante) mindestens so viele Lösungen wie das System \(\alpha _{\nu } < a_{\nu }(x) < \beta _{\nu }\) mod 1. Wichtige Eigenschaften: 1) Aus \((a_{\nu }) \prec (r_{\nu })\) folgt: a) \((a_{\nu } + c_{\nu }) \prec (r_{\nu } + c_{\nu })\) (\(c_1,\ldots,c_n\) Konstante); b) \((a_1,\ldots,a_n,a_1+a_2) \prec (r_1,\ldots, r_n, r_1 + r_2)\); c) \((a_1,\ldots,a_n,ca_1) \prec (r_1,\ldots, r_n,cr_1)\). 2) \((\varphi _\lambda (a_1,\ldots,a_n)) \prec (\varphi _\lambda (r_1,\ldots,r_n)\), wenn die Funktionen \(\varphi _\lambda (v_1,\ldots,v_n)\) in jedem Punkt des \(R_n\) definiert, periodisch mod 1 und stetig mod 1 sind. 3) Es gelten mehrere Konvergenzsätze. 4) Aus \((a, a_1,\ldots,a_n) \prec (r,r_1,\ldots,r_n)\) folgt \((a,\varDelta _1a,\ldots,\varDelta _ma,a_1,\ldots,a_n) \prec (r,\varDelta _1r,\ldots,\varDelta _mr,r_1,\ldots,r_n)\); dieser Satz gilt auch für höhere Differenzen und ist in gewisser Weise umkehrbar. 5) Ist \((a_{\nu })\) in jedem Gitterpunkt definiert und \((r_{\nu })\) ein rhythmisches System, ferner \((a_{\nu }) \prec (r_{\nu })\), so ist \((a_{\nu }) \succ \prec (r_{\nu })\) und \((a_{\nu })\) ebenfalls rhythmisch. Satz B 3 legt nahe, Systeme zu betrachten, die ärmer sind als gegebene. Dazu wird der Begriff der Translation eingeführt. Definition B 2: Ein in jedem Gitterpunkt \(x\) definiertes System \((t_{\nu })\) mit \((f_{\nu } + t_{\nu }) \prec (f_{\nu })\) heißt Translation von \((f_{\nu })\). Ersichtlich lassen sich 1 b), c), 3) und 5) entsprechend übertragen. Nach trivialen Eigenschaften gilt weiter der Satz: Hat \((\varDelta _1f,\ldots,\varDelta _mf,f_1,\ldots,f_n)\) die Translation \((T_1,\ldots, T_m, t_1,\ldots,t_n)\), so existiert eine Funktion \(T(x)\) mit \(\varDelta _\mu T(x) \equiv T_\mu (x) \text{ mod } 1\quad (\mu = 1,\ldots, m)\). Es werden Sätze bewiesen, die von den Translationen eines Systems auf diejenigen anderer zu schließen gestatten, z. B: Satz: Ist \((F_{\nu })\) ein Teilsystem von \((f_{\nu })\) und jede in ersterem nicht vorkommende Funktion \(f_{\nu }\) in allen Gitterpunkten des \(R_m\) definiert, so ergibt jede Translation von \((f_{\nu })\) eine solche von \((F_{\nu })\). Schließlich werden die konstanten Translationen behandelt: \(t_{\nu }(x) = \text{ const } (v = 1,\ldots,n)\). Es wird gezeigt: 1) Die konstanten Translationen eines Systems \((f_{\nu })\) bilden einen abgeschlossenen mod 1 periodischen Modul. 2) Für jede konstante Translation \((u_{\nu })\) eines Systems \((f_{\nu })\) ist \((f_{\nu } + u_{\nu }) \succ \prec (f_{\nu })\). 3) Sind die \(n\) Funktionen \(f_{\nu }\) in wenigstens einem Gitterpunkt definiert, und ist jeder Punkt von \(R_n\) eine konstante Translation von \((f_{\nu })\), dann besitzt \[ -\varepsilon < f_{\nu }(x) - \gamma _{\nu } < \varepsilon \text{ mod }1 \qquad (v = 1,\ldots,n;\;x_\mu \equiv \sigma _\mu \text{ mod }s) \] für jedes \(\varepsilon > 0\), jeden Punkt \(\gamma = (\gamma _1,\ldots, \gamma _n)\) und jedes ganze \(s > 0\) unendlich viele ganzzahlige Lösungen \(x\). Zum Schluß werden Sätze behandelt, die angeben, wann für zwei gegebene Systeme \((f_{\nu }), (g_{\nu })\) gilt \((f_{\nu }) \prec (g_{\nu })\). Die Beweise verlaufen durchweg ohne große Rechnungen, der Gedankengang ist durch Beispiele erläutert. Die angekündigten Abschnitte C und D sollen Anwendungen der Theorie bringen.
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