Über Riemannsche Flächen mit endlich vielen Windungspunkten. (Q565925)

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Über Riemannsche Flächen mit endlich vielen Windungspunkten.
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    Über Riemannsche Flächen mit endlich vielen Windungspunkten. (English)
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    1932
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    Verf. unternimmt es hier, Beispile zu der von ihm ausgebildeten Werteverteilungslehre der meromorphen Funktionen (1925, 1929; F. d. M. 51, 254 (JFM 51.0254.*); \(55_{\text{II}}\), 773) aufzustellen, die die typischen Erscheinungen deutlicher erkennen lassen, als die aus ganz anderen Zusammenhängen hergenommenen seither bekannten speziellen Funktionen. Die untersuchte Funktionsklasse, die in gewissem Sinne die einfachste Verallgemeinerung der \(e\)-Funktion bildet, ist die der Umkehrungern der Uniformisierenden \(z(w)\) der \textit{Riemann}schen Flächen mit endlich vielen Windungspunkten durchweg unendlich hoher Ordnung. Verf. stellt sich also folgende Aufgabe: Gegeben \(q\) ``Grundpunkte'' \(a_1, \dots, a_q\) und \(q\) positive ganze Zahlen \(\mu _1, \dots, \mu _q\); zu bestimmen ist die Gesamtheit derjenigen analytischen Funktionen, welche 1) in der ganzen \(w\)-Ebene mit dem Charakter einer rationalen Funktion fortsetzbar sind, ausgenommen die Punkte \(a_1, \dots, a_q\); 2) einwertig sind; 3) über jedem \(a_i \mu _i\) verschiedene logarithmische Elemente besitzen; 4) ein einfach zusammenhängendes Bildgebiet \(G\) ergeben. \(G\) darf dabei als (endlicher oder unendlicher) Kreis angenommen werden. Es wird zunächst der Existenzbeweis für diese Funktionen geführt, wobei sich Verf. nicht auf den Hauptsatz der konformen Abbildung beruft, sondern \(z(w)\) als Grenzfunktion der Umkehrungen gewisser rationale Funktionen konstruiert, so die nähere Untersuchung der Eigenschaften von \(z(w)\) und seiner Umkehrung \(w(z)\) anbahnend. Der Existenzbeweis wird vorbereitet durch die Untersuchung der verschiedenen Möglichkeiten, die bei gegebenen \(a_i\) und \(\mu _i\) für die \textit{Riemann}sche Fläche bleiben, die Existenz von \(z(w)\) vorausgesetzt, also durch die Aufstellung von notwendigen Bedingungen. Man denkt sich die Fläche aufgebaut durch Zusammenheftung von ``Halbblättern'', Innen- und Außengebieten \(I\) bzw. \(A\) einer einfach geschlossenen, die Punkte \(a_1, \dots,a_q\) verbindenden Kurve \(L\); topologische Uniformisierung läßt dann folgenden Aufbau des Gebietes \(G\) aus Bildern von \(I\) und \(A\) erkennen: \(G\) besteht aus einem \(p\)-eckigen \(\left ( p = \sum \mu _i \right )\) Kernpolygon \(K\), von dem jede Ecke einem Windungspunkt der Fläche entspricht; ihm sind \(p\) ``logarithmische Enden'' angelagert, d.h. jeder Seite von \(K\) ist eine unendliche Folge von Streifen angehängt, deren jeder abwechselnd einem Gebiet \(I\) und \(A\) entspricht; \(K\) kann selbst längs sich nicht schneidender Diagonalen in mehrere, aber stets endlich viele Teilpolygone - auch Zweiecke -, Bildern von \(I\) und \(A\), zerfallen; die Ecken jedes solchen Teiles von \(K\) müssen verschiedenen Grundpunkten \(a_i\) entspechen. \(K\) muß also unterteilt sein, wenn nicht alle \(\mu _i = 1\) sind. Zwei benachbarte Ecken in \(K\) müssen verschiedenen Grundpunkten zugehören, so daß also \[ \mu _i \leq \frac {p}{2} \quad (i = 1, \dots, q). \] Sind die \(\mu _i\) dieser Bedingung gemäß gewählt, so läßt sich stets das Kernpolygon so zerlegen, daß seine Teile abwechselnd als Bilder von \(I\) und \(A\) angesehen werden können. Nur in den Fällen \(q=2\) und \(q=3\) gibt es nur einen Typus, in allen anderen Fällen deren unendlich viele. Bei \(q=2\) liegt die logarithmische Fläche vor. Die Aufgabe der Bestimmung von \(z(w)\) wird nun uniformisiert, indem die reguläre Übergerungsfläche der betrachteten Fläche \(F_p\), die also in jedem Blatt in den \(a_i\) logarithmische Windungspunkte hat, schlicht auf den Einheitskreis der \(\zeta \)-Ebene abgebildet wird; die Umkehrung \(w = \omega (\zeta )\) ist eine automorphe Funktion, die zu einer Gruppe \(S\) mit \(q\) Erzeugenden gehört; \(\varphi (\zeta ) = z (\omega (\zeta ))\) - die Existenz von \(z(w)\) vorausgesetzt - ist eine automorphe Funktion, die zu einer gewissen Untergruppe \(\Sigma \) gehörtu, und \[ w = \omega (\zeta ), \quad z = \varphi (\zeta ) \] ist eine Parameterdarstellung der gesuchten Beziehung \(z(w)\); die Funktion \(\varphi (\zeta )\) kann auch definiert werden als die Umkehrung der Uniformisierenden der universellen Überlagerungsfläche des Gebietes \(G\) der \(z\) Ebene, das in den Bildern der inneren über den \(a_i\) liegenden Punkte der Fläche \(F_p\) punktiert ist. Man hat also die Untergruppe \(\Sigma \) zu ermitteln, oder damit gleichwertig, einen Fundamentalbereich \(B_{\Sigma }\) derselben, und dann eine dazu gehörige, in \(B_{\Sigma }\) schlichte automorphe Funktion \(\varphi (\zeta )\). \(B_{\Sigma }\) baut sich aus halben Fundamentalbereichen \(B_S\) von \(S\) nach demselben Schema auf wie \(G\) aus den Bildgebieten von \(I\) und \(A\), wobei ein Teil der Verheftungen durch Ränderzuordnungen zu ersetzen ist, die die Erzeugenden der Gruppe \(\Sigma \) abgeben. Offensichtlich sind diese in unendlicher Anzahl vorhanden, \(\varphi (\zeta )\) wird also eine fuchsoide Funktion, und die nachfolgenden Ausführungen des Verf. sind daher auch als ein Vorstoß in dieses noch kaum erforschte Gebiet zu werten. Der Existenzbeweis von \(\varphi (\zeta )\) wird geführt durch Ausschöpfung von \(B_{\Sigma }\) durch Teilbereiche, die aus endlich vielen \(B_S\) zusammengesetzt sind; zu jedem gehört eine \textit{Fuchs}sche Funktion \(\varphi _n\), und die so gebildete Folge strebt bei passender Normierung gegen die gesuchte \(\varphi (\zeta )\); dabei bilden die durch \(z = \varphi _n (\zeta )\), \(w = \omega (\zeta )\) \((n \to \infty )\) definierten rationalen Funktionen \(w_n(z)\) die \(z\)-Ebene auf eine Fläche ab, die über jedem \(a_i\) \(\mu _i\) verschiedene algebraische Windungspunkte wachsender Ordnung hat. Damit ist der Existenzbeweis für \(z(w)\) abgeschlossen. Es folgt die Bestimmung des Typus von \(F_p\). Die \textit{Schwarz}sche Ableitung von \(w(z)\) erweist sich nämlich, als Grenzwert derjenigen der \(w_n (z)\), die rational von beschränktem Grade sind, als rationale Funktion, und sogar als Polynom; daraus sieht man, daß \(w(z)\) im Endlichen mit dem Charakter einer rationalen Funktion unbeschränkt fortsetzbar, also meromorph ist; \(F_p\) ist also vom parabolischen Typus. Die Funktionen \(w(z)\) haben sich als Lösungen einer Differentialgleichung \[ \{ w, z \} = P(z) \leqno (1) \] herausgestellt, wo \(\{ w,z \}\) die \textit{Schwarz}sche Ableitung, \(P(z)\) ein Polynom ist, oder also als Quotient zweier linear unabhängiger Lösungen der Differentialgleichung \[ g'' + \frac {1}{2} Pg = 0 \,. \leqno (2) \] Es wird nun umgekehrt gezeigt, daß alle Lösungen von Differentialgleichungen des Typus (1) Funktionen der hier betrachteten Klasse sind. Sie sind offenbar stets meromorph, es bleibt also insbesondere ihr Verhalten in der Umgebung von \(z = \infty \) zu untersuchen, um von da aus auf die Singularitäten der Umkehrfunktion schließen zu können. Diese Aufgabe wird nach einer von \textit{Hille} herrührenden Methode (1925, 1927, F. d. M. 51, 280 (JFM 51.0280.*); 53, 412) gelöst. Diese besteht darin, (2) durch die \textit{Liouville}sche Transformation auf die Gestalt \[ y'' + (1 + h(x))y = 0 \quad \text{mit} \quad h(x) = O \left ( \frac {1}{x^2} \right ) \leqno (3) \] zu bringen, wobei \(x\) jetzt auf einer \textit{Riemann}schen Fläche variiert, die aus der des Logarithmus durch Ausstanzen eines hinreichend großen Kreises um \(x = 0\) entsteht. Die asymptotischen Eigenschaften der Lösungen von (3) lassen sich durch Vergleich mit den Lösungen von \(y'' + y = 0\) finden. Das Ergebnis für die Lösungen von (2) ist: Falls \(P\) vom \((p-2)\)-ten Grade ist, so besitzt (2) \(p\) ``defekte'' Lösungen \(g_0, \dots, g_{p-1}\); \(g_{\nu }\) verhält sich in dem Winkel \[ \left | \arg z - \frac {2 \pi \nu }{p} \right | < \frac {3 \pi }{p} - \varepsilon \quad (\varepsilon > 0, \text{beliebig klein}) \] asymptotisch wie \((-1)^{\nu +1} z^{\frac {p}{2}}\), besitzt also daselbst höchstens endlich viele Nullstellen. Jede von \(g_{\nu }\) und \(g_{\nu +1}\) linear unabhängige Lösung besitzt in dem Winkel \[ \left | \arg z - (2 \nu + 1) \frac {\pi }{p} \right | < \varepsilon \] asymptotisch \(\frac {r^{\frac {p}{2}}}{\pi }\) Nullstellen mit \(|z| \leq r\). Daraus folgt durch einfache Schlüsse, daß die Lösungen von (1) \(p\) unterschiedene Zielwerte \(a_i\) besitzen, also die \(z\)-Ebene auf eine \textit{Riemann}sche Fläche mit \(p\) transzendenten Singularitäten abbilden. Algebraische Singularitäten können offenbar nicht vorkommen, und somit ist die betreffende Fläche von dem eingangs charakterisierten Typus. Die \(a_i\) sind defekte Werte mit den Anzahlfunktionen \(n (r, a_i) \sim \frac {p-2 \mu _i}{\pi } r^{\frac {p}{2}}\), während alle anderen \(a\) die Anzahlfunktion \(n (r, a) \sim \frac {p r^{\frac {p}{2}}}{\pi }\) haben. Damit ist erkannt, daß die Funktionen \(w(z)\) die Defektsumme 2 haben. Indem man die \(a_i\) und die \(\mu _i\) passed wählt, kann man meromorphe Funktionen mit vorgeschriebenen defekten Werten mit vorgeschriebenen rationalen Defekten der Summe 2 bilden. In den Schlußparagraphen wird noch darauf eingegangen, was aus der Differentialgleichung (2) in den Fällen \(p=3\) und \(p=4\) erschlossen werden kann, insbesondere wie im zweiten Fall der eine wesentliche Parameter von \(P\) die Fläche beeinflußt. (IV 4, 6 F.)
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