Über die analytische Darstellung der automorphen Funktionen durch bedingt konvergente Reihen und Produkte. (Q566056)

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Über die analytische Darstellung der automorphen Funktionen durch bedingt konvergente Reihen und Produkte.
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    Über die analytische Darstellung der automorphen Funktionen durch bedingt konvergente Reihen und Produkte. (English)
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    1932
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    Die analytische Darstellung der automorphen Funktionen durch \textit{Poincaré}schen Reihen bringt den Nachteil mit sich, daß die Funktion selbst erst als Quotient zweier solcher Reihen hervorgeht. Zwar kann man in denjenigen Fällen, wo schon die Reihen \((-2)\)-ter Dimension absolut konvergieren, aus denselben unmittelbar analytische ausdrücke für die \textit{Abel}schen Integrale und hiernach für die automorphen Funktionen selbst gewinnen, aber dieses Verfahren versagt gerade bei den Gruppen, welche für die Uniformisierung am wichtigsten sind, nämlich den Hauptkreisgruppen, für die der Hauptkreis zugleich Grenzkreis ist (vgl. \textit{Myrberg}, 1916; F. d. M. 46, 1470 (JFM 46.1470.*)). Verf. greift nun die schon von \textit{F. Klein} aufgeworfene Frage nach der Darstellung von automorphen Funktionen durch bedingt konvergente Reihen oder Produkte wieder auf und gibt solche Darstellungen für die automorphen Funktionen derjenigen Gruppen vom Geschlecht Null, welche ein Kreisbogenpolygon \(B\) mit lauter verschwindenden Winkeln zum Fundamentalbereich haben. \(B\) enthalte den Nullpunkt, und die \(B\) begrenzenden Bögen seien zum Hauptkreis \(H(|z| =1)\) orthogonal. Die \(2n\) Ecken des Polygons liegen alle auf \(H\), und jede zweite ist Fixpunkt einer parabolischen Erzeugenden \(\Sigma _i \, (i=1,2,\dots,n)\). Die \(\Sigma _i\) und \(\Sigma _{n+i} = \Sigma _i^{-1}\) erzeugen die Gruppe \(\varGamma \), deren Substitutionen aus \(B\) ein das Innere von \(H\) einfach und lückenlos überdeckendes Polygonnetz entstehen lassen. Dieses Netz wird durch die automorphe Hauptfunktion \(x=f(z)\) auf die über der \(x\)-Ebene ausgebreitete, einfach zusammenhängende Überlagerungsfläche abgebildet, welche in \(c_1, c_2, \dots, c_{n+1}\) Verzweigungspunkte unendlich hoher Ordnung besitzt. Die Verzweigungsschnitte laufen dabei von \(c_{n+1} =\infty \) nach den übrigen Punkten. Da zwischen den Substitutionen von \(\varGamma \) keine Relationen außer solchen der Form \(SS^{-1} =1\) bestehen, so läßt sich jede Substitution eindeutig in der (nicht mehr kürzbaren) Gestalt \(S=\Sigma _{\nu _1} \dots \Sigma _{\nu _m}\) darstellen. Sie heißt dann ``von der \(m\)-ten Stufe'', und diese Bezeichnung überträgt sich auch auf das Polygon, in das \(B\) durch \(S\) übergeführt wird, sowie auf dessen äußeren Randkreis und den Hauptkreisbogen, über welchem derselbe steht. Die geometrische Grundlage des Folgenden bildet der \textit{Hilfssatz}: Sind \(\varDelta _{q(m+1)}\) und \(\varDelta _{qm}\) die Längen zweier beliebigen Hauptkreisbögen \(q(m+1)\)-ter bzw. \(qm\)-ter Stufe, von denen der erste ein Teilbogen des letzteren ist, so gilt \[ \varDelta _{q(m+1)} \colon \varDelta _{qm} = \varrho _q \colon m, \quad \text{ wobei } \varrho _q = \frac {\varrho r^g}{q^3} \] ist und sowohl \(r\) als \(\varrho \) durch \(\varGamma \) bestimmte, von \(m\) unabhängige, positive Konstante bedeuten. Dieser Satz ist, ohne Angabe von \(\varrho _q\), schon in einer früheren Arbeit des Verf. (Acat Math. 57 (1931), 389-409 (JFM 57.0450.*), insbes. p. 402) enthalten. Der dortige Beweis wird nochmal in unwesentlich modifizierter Form wiedergegeben. Der Hauptgedanke besteht nun darin, daß statt der Gruppe \(\varGamma \) ihr Normalteiler \(\bar {\varGamma }\) vom Index \(\infty \) in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt wird, dessen Fundamentalpolygon \(\bar {B}\) sich aus allen vermöge \(T^k\) (\(T=\sum _n; \, k=0,\pm 1, \pm 2, \dots \)) aus \(B\) entstehenden Polygonen zusammensetzt. Derselbe wird erzeugt von den Substitutionen \(T^{-k} \sum _i^{\pm 1} T^k \; (i=1,2,\dots,n-1)\). Jede Substitution \(S\) von \(\varGamma \) läßt sich dann in der Form \(T^d \bar {S}\) darstellen, wobei \(\bar {S}\) in \(\bar {\varGamma }\) liegt und \(d\) der ``Index'' von \(S\) heißt. Auch der Begriff des Index läßt sich, wie derjenige der Stufe, auf Polygone, Kreise und Hauptkreisbögen übertragen. Mittels des Hilfssatzes gelingt es jetzt, zu zeigen, daß man aus unendlich vielen Kreisen vom Index \(q\) und ihren Häufungspunkten de0ine einfache geschlossene Linie \(L_q\) bilden kann, so daß die Gesamtlänge der zugehörigen Hauptkreisbögen \(2\pi \) ist. Ihre Konstruktion kann folgendermaßen vollzogen werden: Zuerst markiere man unter allen Kreisen \(q\)-ter Stufe die beiden vom Index \(\pm q\). In jedem der nicht markierten Kreise \(q\)-ter Stufe die beiden vom Index \(\pm q\). In jedem der nicht markierten Kreise \(q\)-ter Stufe liegen \(2n-1\) Kreise \((q+1)\)-ter Stufe. Von diesen markiere man wieder diejenigen vom Index \(\pm q\). In jedem der nicht markierten von diesen Kreisen gibt es \(2n-1\) Kreise \((q+2)\)-ter Stufe, von denen wiederum diejenigen vom Index \(\pm q\) markiert werden usw. Bricht man dieses Verfahren bei den Kreisen \(N\)-ter Stufe ab und schließt man die noch vorhandenen Lücken durch andere Kreise der Stufe \(N\), so erhält man im wesentlichen dasjenige, aus endlich vielen Kreisen bestehende Polygon, welches Verf. mit \(L_{q,N}\) bezeichnet. Für die Gruppe \(\bar {\varGamma }\) ist \(\log f(z)=\varphi (z)\) eine Hauptfunktion. Dasselbe gilt für die Funktion \[ g(z,a) = \frac {\varphi ' (a)}{\varphi (z) -\varphi (a)}, \] welche in \(z=a\) und den hinsichtlich \(\bar {\varGamma }\) äquivalenten Punkten einfache Pole besitzt (\(a\) liege in \(\bar {B}\), aber auf keiner Polygonseite). Nun sei \(D\) ein Bereich innerhalb \(H\), welcher keinen dieser Pole enthält. Dann lassen sich zunächst \(q\) und \(N\) so bestimmen, daß \(L_{q,N}\) den Bereich \(D\) umschließt, und die \textit{Cauchy}sche Integralformel liefert \[ g(z,a)=\sum _{\nu } \frac {A_{\nu }}{z-a_{\nu }} + \frac 1{2\pi i} \int _{L_{q,n}} \frac {g(\zeta, a)}{\zeta -z} \,d\zeta . \] wo sich die Summe über die endlich vielen, innerhalb \(L_{q,n}\) gelegenen Pole erstreckt. Der Teil des Integrals, welcher sich über die markierten Kreise (vom Index \(q\)) erstreckt. Der Teil des Integrals, welcher sich über die markierten Kreise (vom Index \(q\)) erstreckt, kann nun durch Wahl eines genügend großen \(q\) beliebig klein gemacht werden, und das Restintegral wird beliebig klein, wenn man nachträglich \(N\) groß genug nimmt. Ist also \(\varepsilon _1, \varepsilon _2, \dots \) eine monotone Nullfolge positiver Zahlen, so kann man zu jedem \(\varepsilon _{\mu }\) die Zahlen \(q_{\mu }\) und \(N_{\mu }\) so wählen, daß das Integral absolut \(<\varepsilon _{\mu }\) wird. Bezeichnet also \(\lambda _{\mu }\) die Anzahl der innerhalb \(L_{q_{\mu } N_{\mu }}\) enthaltenen Pole, so wird \[ g(z,a)=\lim _{\mu \to \infty } \sum _{\nu =1}^{\lambda _{\mu }} \frac {A_{\nu }}{z-a_{\nu }}. \] Mit Hilfe der Potenzreihenentwicklung von \(g(z,a)\) in der Umgebung von \(a_{\nu } = S_{\nu } (a)\) und der Relation \[ g(S_{\nu } (z), a) = g(z,a) \quad (S_{\nu } \text{ in } \bar {\varGamma }) \] kann noch das Residuum in \(a_{\nu }\) bestimmt werden, wodurch sich schließlich für \(g(z,a)\) die Formel \[ g(z,a)=\lim _{\mu \to \infty } \sum _{\nu =1}^{\lambda _{\mu }} \frac 1{z-S_{\nu } (a)} \frac {dS_{\nu } (a)}{da} = \sum _{\bar {\varGamma }} \frac {S' (a)}{z-S(a)}, \tag{1} \] also bezüglich \(a\) eine \textit{Poincaré}sche Reihe \((-2)\)-ter Dimension ergibt. Für die Reihenfolge der Glieder ist nur wesentlich, daß man von einer unbegrenzt wachsenden Folge \(q_1, q_2, \dots \) ausgeht und derselben eine zweite ebenfalls wachsende Folge \(N_1, N_2, \dots \) derart zuordnet, daß die Gesamtlänge der an \(L_{q_{\mu } N_{\mu }}\) beteiligten, nicht markierten Kreise für \(\mu \to \infty \) nach Null strebt. Der Übergang zu \(f(z)\) kann jetzt vermöge der Beziehung \[ f(z)=f(a) \cdot e^{\frac {\varphi '(a)}{g(z,a)}} \] erfolgen. \(f(z)\) läßt sich aber auch selbst mit Hilfe von (1) durch eine Partialbruchreihe darstellen und ebenso jede andere zu \(\varGamma \) gehörige automorphe Funktion, wobei die Glieder durch die zu den Polen gehörigen Hauptteile bestimmt werden. Für die Hauptfunktion, welche in \(B\) den Pol \(z_0\) mit Residuum 1 hat, erhält man so \[ \frac 1{x-x_0} \cdot \frac {dx_0}{dz_0} = \sum _{\varGamma } \frac {S'(z_0)}{z-S(z_0)}. \tag{2} \] Die bedingt konvergierenden Reihen (1) und (2) konvergieren in jedem innerhalb \(H\) liegenden Bereich gleichmäßig, nachdem man die endlich vielen, zu den dort vorhandenen Polen gehörigen Glieder weggelassen hat. Indem man die Reihe (2) gliedweise nach dem Parameter \(z_0\) differenziert, erhält man Reihen für automorphe Funktionen mit mehrfachen Polen. Durch Integration läßt sich aus (1) für diejenige Hauptfunktion von \(\bar {\varGamma }\), welche in den mit \(a\) bzw. \(b\) äquivalenten Punkten eine einfache Nullstelle bzw. einen einfachen Pol besitzt und in den mit \(z_0\) äquivalenten Punkten den Wert 1 annimmt, die bedingt konvergente Produktentwicklung \[ \frac {\varphi (z) - \varphi (a)}{\varphi (z) - \varphi (b)} \colon \frac {\varphi (z_0) - \varphi (a)}{\varphi (z_0) - \varphi (b)} = \prod _{\bar {\varGamma }} \left ( \frac {S(z) -a}{S(z) -b} \colon \frac {S(z_0) -a}{S(z_0) -b} \right ) \tag{3} \] herleiten, und dieselbe Darstellung erhält man für die entsprechende Hauptfunktion von \(\varGamma \), wobei sich dann das Produkt über \(\varGamma \) erstreckt. Durch Produktbildung läßt sich hieraus die Darstellung jeder automorphen Funktion von \(\varGamma \) als bedingt konvergentes Produkt gewinnen, wenn die Nullstellen und Pole gegeben sind. Allgemein ist zu bemerken, daß die Reihenfolge der Glieder nicht von der zu bildenden Funktion, sondern nur von \(\varGamma \) allein wesentlich abhängig ist. Die Reihe (1) für \(g(z,a)\) kann auch dadurch hergeleitet werden, daß man \(\bar {\varGamma }\) durch eine unendliche Folge von \textit{Fuchs}schen Gruppen \(\varGamma _h\) approximiert, welche Untergruppen von \(\bar {\varGamma }\) von Geschlecht Null sind, und für welche \(H\) nicht Grenzkreis ist. Ihre Erzeugenden sind \[ T^{-\nu } \sum _i^{\pm 1} T^{\nu } \qquad \begin{pmatrix} i=1,2,\dots,n-1; & \\ \nu =0, \pm 1, \pm 2, \dots,& \pm (h-1) \end{pmatrix} . \] Für die Hauptfunktion \(g_h (z,a)\) von \(\varGamma _h\), welche im Punkt \(a\) von \(B\) einen einfachen Pol besitzt, läßt sich in diesem Fall eine absolut konvergente Partialbruchreihe der Form (1) aufstellen, und die Folge der Funktionen \(g_h (z,a)\) konvergiert dann in jedem Bereich innerhalb \(H\) gleichmäßig gegen die entsprechende Hauptfunktion \(g(z,a)\) von \(\bar {\varGamma }\). Zum Beweis werden Sätze von \textit{Koebe} (Math. Ann. 69 (1910), 1-81 (F. d. M. 41, 480 (JFM 41.0480.*)), insbes. S. 46) herangezogen. Den Schluß bildet die Anwendung auf die Uniformisierung beliebiger algebraischer \textit{Riemann}scher Flächen. Hierbei ergibt sich noch eine Darstellung der automorphen Funktionen als Quotienten von zwei Funktionen, von denen die im Nenner stehende gleich \(g(z,a)\) ist.
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