Diophantische Ungleichungen. I: Zur Gleichverteilung Modulo Eins. (Q572254)

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Diophantische Ungleichungen. I: Zur Gleichverteilung Modulo Eins.
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    Diophantische Ungleichungen. I: Zur Gleichverteilung Modulo Eins. (English)
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    1931
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    Verf. beabsichtigt, in mehreren zusammenhängenden Arbeiten allgemeine Ungleichungssysteme in bezug auf ihre Lösbarkeit in ganzen Zahlen zu untersuchen. Der vorliegende erste Teil behandelt die von \textit{H. Weyl} stammende Methode der Gleichverteilung mod~1. Zur Abkürzung wird hier und in den späteren Teilen folgende Bezeichnung benutzt: Sind \(\alpha\) und \(\beta\) zwei reelle Zahlen mit \(\alpha<\beta\), so bedeuten die Ungleichungen \[ \alpha \substack{<\\ \leqq} x \substack{<\\ \leqq} \beta\pmod1, \] daß es eine ganze rationale Zahl \(u\) gibt, so daß beziehungsweise \(\alpha \substack{<\\ \leqq} x-u \substack{<\\ \leqq} \beta\) ist. Sei F \(eine\) unendliche Folge \(m\)-dimensionaler Quader \[ Q:\quad a_\mu\leqq x_\mu<b_\mu\quad(\mu=1,2,\dots,m) \] mit ganzen rationalen \(a_\mu\), \(b_{\mu}\) mit \(a_\mu<b_\mu\) deren Inhalte \[ A(Q)=(b_1-a_1)(b_2-a_2)\cdots(b_m-a_m) \] gegen \(\infty\) streben. Jedem \(Q\) seien \(n\) reelle Funktionen \(f_\nu(x)=f_\nu(x_1,\dots,x_m)\) (\(\nu=1, 2,\dots, n\)) zugeordnet, die in allen Gitterpunkten \(x=(x_1,\dots, x_m)\) von \(Q\) definiert sind. Das System der Funktionen \(f_\nu(x)\) heißt gleichverteilt in den \(Q\), wenn die Anzahl \(A_1(Q)\) der Gitterpunkte \(x\) in \(Q\) mit \[ 0\leqq f_\nu(x)<\gamma_\nu\pmod1\quad(\nu=1,2,\dots,n), \tag{1} \] wo \(\gamma_1\),\dots, \(\gamma_n\) irgend \(n\) reelle positive Zahlen \(< 1\) sind, der Limesgleichung \[ \frac{A_1(Q)}{A(Q)}\to\gamma_1\gamma_2\cdots\gamma_n \] genügt, falls \(Q\) durch \(F\) läuft. Die Anzahl \(A_2(Q)\) der Gitterpunkte \(x\) in \(Q\) mit \[ \alpha_\nu \substack{<\\ \leqq} f_\nu(x) \substack{<\\ \leqq} \beta_\nu\pmod1\quad(\nu=1,2,\dots,n), \tag{2} \] wo \(\alpha_\nu\) und \(\beta_\nu\) (\(\nu=1, 2,\dots, n\)) reelle Zahlen mit \(\alpha_\nu\leqq\beta_\nu\leqq\alpha_\nu+1\) sind, genügt alsdann der analogen Limesgleichung \[ \frac{A_2(Q)}{A(Q)}\to(\beta_1-\alpha_1)(\beta_2-\alpha_2)\cdots(\beta_n-\alpha_n). \] Sei das Funktionssystem \(f_\nu(x)\) gleichverteilt in den \(Q\) und \(\psi(v_1, v_2,\dots, v_n)\) eine in jedem Punkt \((v_1, v_2,\dots, v_n)\) definierte, von \(Q\) unabhängige Funktion mit \[ \psi(v_1, v_2,\dots, v_n)=\psi(w_1, w_2,\dots, w_n) \text{ für }v_\nu\equiv w_\nu\pmod1\quad(\nu=1,2,\dots,n). \] Das eigentliche \textit{Riemann}sche Integral \[ \int\limits_0^1\int\limits_0^1\cdots\int\limits_0^1\psi(v_1, v_2,\dots, v_n)\,dv_1\,dv_2\dots dv_n=J \] existiere. Dann gilt für die über alle Gitterpunkte \(x\) von \(Q\) erstreckte Summe \[ \frac1{A(Q)}\sum_{x\text{\,in\,}Q}\psi(f_1(x),\dots,f_n(x))\to J, \] wenn \(Q\) durch \(F\) läuft. Speziell: Es ist dann und nur dann \[ \frac1{A(Q)}\sum_{x\text{\,in\,}Q}\exp2\pi i\{h_1f_1(x)+\cdots+h_nf_n(x)\}\to 0 \] für jeden Gitterpunkt \((h_1, h_2,\dots,h_n)\neq(0,0,\dots,0)\), wenn die \(f_\nu(x)\) in den \(Q\) gleichverteilt sind. Also ist das System der \(n\) Funktionen \(f_\nu(x)\) (\(\nu=1\), 2,\dots, \(n\)) dann und nur dann in den \(Q\) gleichverteilt, wenn für jeden Gitterpunkt \((h_1,h_2,\dots,h_n)\neq(0,0,\dots,0)\) die Funktion \(h_1f_1(x)+\cdots+h_nf_n(x)\) es ist. Als Anwendung hiervon wird gezeigt: Es seien \(l_\nu(x)\) (\(\nu=1,\dots, n\)) Linearformen in \(x_1\),\dots, \(x_m\) mit reellen Koeffizienten, derart daß die Form \(h_1l_1(x)+\cdots+h_nl_n(x)\) für jeden Gitterpunkt \((h_1,\dots,h_n)\neq(0,\dots, 0)\) mindestens einen irrationalen Koeffizienten hat. Dann sind die Formen in den \(Q\) gleichverteilt. Eine grundlegende Eigenschaft der Gleichverteilung liefert der Satz: Gibt es für jedes natürliche \(h\) höchstens endlich viele \(Q\) in \(F\) mit \(b_1-a_1\leqq h\), ist ferner für jedes solche \(h\) die Funktion \[ f_h(x)=f(x_1+h,x_2,\dots,x_m)-f(x_1,x_2,\dots,x_m) \] in der Folge der abgeleiteten Quader \[ Q_h:\quad a_1\leqq x<b_1-h,\;a_\mu\leqq x<b_\mu\quad(\mu=2,3,\dots,m) \] gleichverteilt, so ist es \(f (x)\) in der Folge der Quader \(Q\). Hieraus folgt: Ist \(f(x)\) ein Polynom in \(x_1\),\dots, \(x_m\) mit mindestens einem nichtkonstanten Glied mit irrationalem Koeffizienten, und strebt jede Kante \(b_\mu-a_\mu\) über alle Grenzen, wenn \(Q\) durch \(F\) läuft, so ist \(f (x)\) in \(Q\) gleichverteilt. Ein entsprechender Satz gilt für Systeme von Polynomen (Satz von \textit{Weyl}). Man kann mit seiner Hilfe mittels einfacher zusätzlicher algebraischer Überlegungen notwendige und hinreichende Bedingungen herleiten, damit das Ungleichungssystem \begin{align*} 0<f_\lambda(x)<+\varepsilon\pmod1 \quad&(\lambda=1,2,\dots,l),\\ -\varepsilon<f_\nu(x)<+\varepsilon\pmod1 \quad&(\nu=l+1,l+2,\dots,n), \end{align*} wo die \(f (x)\) reelle Polynome sind, für jedes positive \(\varepsilon\) unendlich viele Lösungen hat. Funktionen, die gleichverteilt und keine Polynome sind, werden durch folgende Resultate geliefert: (1) Sei die reelle Funktion \(f (x)\) von \(x_1,\dots, x_m\) in jedem Gitterpunkt definiert, und strebe \[ \begin{multlined} \varDelta_1^{k_1}\varDelta_2^{k_2}\dots\varDelta_m^{k_m}f(x)\\ = \sum\limits_{\varkappa_1=0}^{k_1}\dots\sum\limits_{\varkappa_m=0}^{k_m} (-1)^{k_1+\cdots+k_m-\varkappa_1-\cdots-\varkappa_m} \binom{k_1}{\varkappa_1}\cdots\binom{k_m}{\varkappa_m} f(x_1+\varkappa_1,\dots,x_m+\varkappa_m), \end{multlined} \] wenn alle \(| x_\mu|\) unbegrenzt wachsen, gegen einen irrationalen Grenzwert. In jeder Folge von Quadern \(Q\), deren Kanten \(b_\mu-a_\mu\)(\(\mu=1, 2,\dots, m\)) alle gegen Unendlich streben, ist \(f (x)\) gleichverteilt. (2) Sei jedem der Quader \(Q\) ein Paar positiver Zahlen \(r\), \(R\) mit \(r \leqq R\) und \[ (b_1-a_1)r\to\infty,\quad R\to 0, \] zugeordnet und \(f (x)\) als reelle Funktion so in jedem Gitterpunkt von \(Q\) definiert, daß die Funktion \(\varDelta_1^{k_1}\varDelta_2^{k_2}\dots\varDelta_m^{k_m}f(x)\) im Quader \[ Q_k:\quad a_\mu\leqq x_\mu<b_\mu-k_\mu\quad(\mu=1,2,\dots,m) \] eine monoton nicht abnehmende Funktion von \(x_\mu\) ist, die in \(Q_k\) beständig im Intervall \(r\leqq\omega\leqq R\) oder\(-R\leqq\omega\leqq-r\) liegt. Dann ist \(f(x)\) in den \(Q\) gleichverteilt. Diese beiden Sätze machen die Annahme, daß \(k_1, k_2,\dots, k_m\) ganze rationale nicht negative Zahlen sind, \(k_1\) speziell positiv. Die Sätze über Gleichverteilung erlauben auch allgemeinere diophantische Ungleichungen zu behandeln, die sogenannten Normalsysteme : Sei \(F\) wieder eine Folge von Quadern \(Q\) und jedem der \(Q\) ein System von \(n\) gleichverteilten Funktionen \[ f_\nu(x)=f_\nu(x_1,x_2,\dots,x_m)\quad(\mu=1,2,\dots,n) \] zugeordnet. Seien ferner \(\alpha_\lambda\) und \(\beta_\lambda\)(\(\lambda=1,2,\dots,l\)) \(2l\) reelle Zahlen und \[ \chi_\lambda(v_1,v_2,\dots,v_n)\quad(\lambda=1,2,\dots,l) \] für jeden reellen Punkt \(v = (v_1, v_2,\dots, v_n)\) definiert, reell und stetig. Das Ungleichungssystem \[ \alpha_\lambda<\chi_\lambda(f_1(x)-y_1,\dots,f_n(x)-y_n)<\beta_\lambda\quad (\lambda=1,2,\dots,l)\tag{3} \] hat dann und nur dann eine (und sogar unendlichviele) Lösung in ganzen \[ x_1,x_2,\dots,x_m,y_1,y_2,\dots,y_n, \] wenn ein reeller Punkt \(w = (w_1, w_2,\dots, w_n)\) mit \[ \alpha_\lambda<\chi_\lambda(w_1, w_2,\dots, w_n)<\beta_\lambda\quad (\lambda=1,2,\dots,l) \] existiert. In diesem Fall genügt die Anzahl \(A_3(Q)\) der in \(Q\) liegenden Gitterpunkte \(x\), für die (3) bei geeigneten \(y\) lösbar ist, der Gleichung \[ \frac{A_3(Q)}{A(Q)}\to J(E), \] wenn \(Q\) durch \(F\) läuft; dabei ist \(J (E)\) der \textit{Jordan}sche Inhalt der Menge der Punkte \(u = (u_1, u_2,\dots, u_n)\) mit \(0\leqq u_\nu\leqq1\) (\(\nu=1,2,\dots,n\)) zu denen ein Gitterpunkt \(z = (z_1, z_2,\dots, z_n)\) mit \[ \alpha_\lambda<\chi_\lambda(u_1-z_1,\dots,u_n-z_n)<\beta_\lambda\quad (\lambda=1,2,\dots,l) \] bestimmt werden kann.
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