Die Stufen des Unendlichen. (Q577741)
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scientific article
Language | Label | Description | Also known as |
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English | Die Stufen des Unendlichen. |
scientific article |
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Die Stufen des Unendlichen. (English)
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1931
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In der Entwicklung der Arithmetik lassen sich in bezug auf die Rolle des Unendlichen vier Stufen unterscheiden. Der ersten Stufe gehört ein einzelnes konkretes Urteil an wie \(3 > 2\), der zweiten Stufe Urteile von hypothetischer Allgemeinheit wie: Liegen irgend zwei Zahlzeichen \(a\) und \(b\) vor, so ist entweder \(a > b\) oder \(a = b\) oder \(b > a\). Der Bereich des aktuell Gegebenen wird hier nicht überschritten, weil dieses Urteil nur etwas aussagen will, \textit{wenn} bestimmte Zahlen \(a\), \(b\) gegeben sind. Etwas ganz Neues aber geschieht, wenn auf der dritten Stufe die aktuell vorkommenden Zahlzeichen ein gebettet werden in die Reihe aller möglichen Zahlen, die aus der Einheit durch einen beliebig wiederholbaren Erzeugungsprozeß entsteht. Methodisch findet dieser Standpunkt seinen Ausdruck in der Definition und dem Schluß durch vollständige Induktion. Diese ersten drei Versuche stehen unter der Kategorie der Möglichkeit in der Mathematik. Auf der vierten Stufe handelt es sich um den gefährlichen Versuch, das ins Unendliche offene Feld der Möglichkeiten in ein geschlossenes Reich absoluter Existenz zu verkehren. Soweit diese Versuche sich auf dem klassischen Boden der abstrakten Mengenlehre bewegen, werden sie vom Verf., der der Ansicht ist, daß z. B. hinter der \textit{Cantor}schen Skala der Mächtigkeiten kaum etwas Faßbares steckt, abgelehnt. Eine besondere Stellung gesteht er dem \textit{Hilbert}schen Formalismus zu, in der er aber nicht mehr eigentliche Mathematik im Sinne \textit{Brouwer}s sehen will. Jedoch gibt er \textit{Hilbert}, der sich dahin äußert, daß das Unendliche in der Mathematik die Rolle einer Idee im \textit{Kant}ischen Sinne spiele, durch welche das Konkrete im Sinne der Totalität ergänzt werde, insofern recht, als diese theoretische Ergänzung notwendig ist, wenn die Mathematik durch die Physik mit in den Prozeß der theoretischen Weltkonstruktion hinein genommen wird. Auf diesem Standpunkt ist es dann nicht mehr nötig, daß das Mathematische sich als ein besonderer Bezirk des anschaulich Gewissen isolieren läßt.
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