Über die Geometrien, in denen die Geraden die Kürzesten sind. (Q5911887)

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scientific article; zbMATH DE number 2662943
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English
Über die Geometrien, in denen die Geraden die Kürzesten sind.
scientific article; zbMATH DE number 2662943

    Statements

    Über die Geometrien, in denen die Geraden die Kürzesten sind. (English)
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    1901
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    Der Verf. setzt die projektive Geometrie und die darauf gegründete Bestimmung der Punkte durch Koordinaten voraus und fragt nun nach allen möglichen Maßbestimmungen, bei denen die geraden Linien die kürzesten Linien sind. Die Länge der Punkte \(A\) nach einem Punkte \(B\) soll dabei in einem gewissem Bereiche eine im allgemeinen endliche eindeutige und stetige Funktion der Koordinaten von \(A\) und \(B\) sein, und wenn \(A, B, C\) in dieser Reihenfolge auf einer Geraden liegen, soll \(AB + BC = AC\) sein; aber es bleibt dahingestellt, welche Beziehung zwischen \(AB\) und \(BA\) besteht. Die Länge einer mit Richtungssinn versehenen Strecke ist dann darstellbar als ein Integral längs dieser Strecke. In der Ebene hat dieses die Form: \[ \int_{x_1}^{x_2} d(x, y, y') \,dx, \] wo \(y =px + b\), \(y' =p\) zu setzen ist und \(p\) die Richtung der Strecke bedeutet. Ist die Funktion \(g\) so beschaffen, daß sie das Zeichen wechselt, wenn man die Strecke von ihrem Anfangspunkt um den Winkel \(\pi\) drehet, so sagt der Verf., \textit{das starke Monodromieaxiom} ist erfüllt; weiß man dagegen nur, daß \(g\) seinen alten Wert wieder annimmt, wenn man die Strecke um den Winkel \(2\pi\) gedreht hat, so ist \textit{das schwache Monodromieaxiom} erfüllt. Nun ist auch die Länge einer beliebigen Kurve durch ein Integral darstellbar, und die Fordrung, daß die Geraden kürzeste Linien sein sollen, führt auf eine partielle Differentialgleichung für \(g\), die leicht integriert werden kann; auch kann man die Lösung der Differentialgleichung immer so wählen, daß die Länge der Geraden ein wirkliches Minimum wird. Der Verf. stellt sodann fest, wie \(g\) beschaffen sein muß, damit das starke oder das schwache Monodromieaxiom erfüllt ist, und zeigt, wie man aus seinen allgemeinen Formeln die beiden von Minkowski und Hilbert aufgestellten Geometrien erhält, in denen die gerade Linie die Kürzeste ist; auch verallgemeinert er die Hilbertsche Geometrie, indem er das Monodromieaxiom fallen läßt. Es folgen Untersuchungen über den Einfluß etwaiger Singularitäten der benutzten Funktionen und über die Axiome der gewöhnlichen Geometrie, die bei den verschiedenen Maßbestimmungen noch erfüllt sind. Dann geht der Verf. zum Raume über, wo \(g\) eine Funktion von fünf Argumenten wird, die zwei partiellen Differentialgleichungen zweiter Ordnung genügen muß. Hier ist freilich die Integration nicht allgemein durchführbar; man kann aber die Länge mit Hülfe zweier Funktionen ausdrücken, deren jede nur einer partiellen Differentialgleichung zweiter Ordnung zu genügen braucht. Der Verf. untersucht wieder, wann die Monodromieaxiome erfüllt sind, und leitet die Geometrien von \textit{Hilbert} und \textit{Minkowski} als Spezialfälle aus seinen allgemeinen Formeln ab. Sodann beschäftigt er sich mit den auftretenden Differentialgleichungen. Für die eine \[ \frac{\partial^2 h}{\partial u\partial y} = \frac{\partial^2 h}{\partial v\partial p} \] beweist er die Existenz von Lösungen, die durch gewisse Anfangsbedingungen eindeutig bestimmt sind; die Integration der zweiten kann auf die erste zurückgeführt werden (mit Hülfe einer Quadratur). Schließlich gibt der Verf. eine geometrische Deutung der gefundenen Resultate, wobei er eine Verallgemeinerung des Minkowskischen Begriffes der Aichfläche einführt. Ein Anhang enthält einige allgemeine Bemerkungen über die Bedeutung der entwickelten Theorie für das allgemeine ``Umkehrungsproblem der Variationsrechnung'', d. h. für die Aufgabe, Variationsprobleme zu finden, die auf gegebene Differentialgleichungen führen.
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