Abstrakte Geometrie. Untersuchungen über die Grundlagen der Euklidischen und Nicht-Euklidischen Geometrie. (Q5971577)

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scientific article; zbMATH DE number 2507306
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Abstrakte Geometrie. Untersuchungen über die Grundlagen der Euklidischen und Nicht-Euklidischen Geometrie.
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    Abstrakte Geometrie. Untersuchungen über die Grundlagen der Euklidischen und Nicht-Euklidischen Geometrie. (English)
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    1940
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    Fortsetzung des Referates von JFM 66.0687.02. \textit{III. Kapitel: Projektive Geometrie}, zweite Hälfte: Die \textit{Anordnungssätze}. Zunächst wird auf die sogenannten ``\textit{reinen Anordnungssätze}'' eingegangen, die über dem System der folgenden vier Grundsätze errichtet werden. 1) Bezüglich zweier verschiedener Elemente eines Grundgebildes 1.~Stufe zerfallen alle übrigen Elemente in zwei Klassen, denen sie eindeutig zugehören; 2) Gehören zwei Elemente bezüglich zweier anderer zu verschiedenen Klassen, so auch die beiden letzten bezüglich der beiden ersten, und man spricht von zwei ``sich trennenden Paaren''; 3) Vier verschiedene Elemente (immer eines Grundgebildes 1.~Stufe) lassen sich stets und nur auf eine Art in zwei sich trennende Paare teilen ; 4) Die Anordnung ist projektiv, d.~h. durch Verbinden und Schneiden gehen sich trennende Elementenpaare in ebensolche über. Man schließt daraus, daß in einer Koordinatengeometrie diese vier Grundsätze dann gelten, wenn sie über einem Zahlensystem errichtet ist, das eine linear-geordnete Menge ist. Nachdem weiter noch die Begriffe des ``sich Trennens'' auf ungleichartige Elementenpaare übertragen sind und der Begriff der ``\textit{Reihenfolge}'' definiert ist, mit dessen Hilfe sich für das Zahlsystem der Würfe die Begriffe größer und kleiner erklären lassen, wird gezeigt, daß diese Würfe in einer Geometrie eine linear-geordnete Menge dann bilden, wenn die Anordnungssätze 1) bis 3) gelten, daß sie ein linear-geordnetes Größensystem dann bilden, wenn auch noch 4) erfüllt ist. Es folgen dann wieder die Unabhängigkeitsbeweise: Die Anordnungssätze 1) bis 4) sind unabhängig von sämtlichen Verknüpfungssätzen einschließlich des Pascalschen Satzes. Weiter sind jene Verknüpfungssätze, welche sich auf die Existenz von Schnittelementen (Geraden, Punkten) beziehen, unabhängig von den Anordnungsgrundsätzen und jenen Verknüpfungsgrundsätzen, welche sich auf die Existenz von Verbindungselementen (Ebenen, Geraden) beziehen. Es folgen nun in einem Abschnitt von grundlegendem Interesse, den wir für das ganze Werk wegen seiner Eigenständigkeit für besonders charakteristisch halten, die sogenannten ``\textit{Existentialsätze der Anordnung}''. Sie fordern die Existenz von Elementen, die gegebenen Anordnungsbeziehungen genügen sollen. Es handelt sich dabei um die \textit{Grundsätze der relativen Dichte, der Meßbarkeit und der Stetigkeit}. Die ersten beiden werden für Netze formuliert. Solche Netze heißen zunächst dicht, wenn es in ihnen zu jedem Punktepaare ein trennendes Paar gibt, und \textit{relativ dicht}, wenn es darin zu jedem Punktepaare \textit{einer Geraden} ein trennendes Punktepaar gibt. Bezeichnet man noch als Pascalsches Netz ein solches, in dem der Pascalsche Satz gilt, so wird einmal gefordert der für Vahlens Untersuchungen zentrale (und von den früheren unabhängige) \textit{Grundsatz der relativen Dichte}: ``Es gibt ein relativ dichtes Pascalsches Netz''. Er ist äquivalent dem Pascalschen Satze, d.~h. er ist notwendig und hinreichend, um mit den Verknüpfungs- und Anordnungssätzen zusammen den Pascalschen Satz, oder (was dasselbe ist) den Fundamentalsatz der projektiven Geometrie zu beweisen. Nennt man ein Netz rational, wenn es aus fünf Punkten, deren keine vier komplanar sind, hergeleitet werden kann, so lassen sich alle einer Geraden eines solchen rationalen Netzes angehörigen Punkte aus dreien von ihnen durch bloße harmonische Konstruktionen gewinnen, und es enthält alle Punkte mit ganzzahligen homogenen Koordinaten. Nennt man weiter eine Geometrie meßbar, wenn in ihr der Grundsatz der relativen Meßbarkeit besteht, so wird als zweiter Existentialsatz der Anordnung gefordert der \textit{Grundsatz der Meßbarkeit}: ``Ein rationales Netz ist auf jeder seiner Geraden relativ dicht''. Oder äquivalent dazu: auf jeder Geraden kommt man, von drei Punkten ausgehend, durch bloße harmonische Konstruktion zu einem Punktepaare, das ein gegebenes Punktepaar trennt (\textit{allgemeinere Form}) oder, wieder äquivalent dazu: konstruiert man auf einer den Punkt \(P\) enthaltenden Geraden von \(E_0E_1A_1\) ausgehend, die Punkte \(E_2\), \(E_3\), \(E_4\), \dots, \(E_{-1}\), \(E_{-2}\), \(E_{-3}\), \dots, so, daß immer \(E_{h-1}E_{h+1}\) zu \(E_hA_1\) harmonisch sind, so kommt man schließlich zu einem Punkte \(E_k\), für den \(A_1P\) und \(E_0E_1\) getrennte Paare sind (\textit{speziellere Form} des Grundsatzes der Meßbarkeit). Z.~B. gilt in jeder Geometrie, die über einem Zahlsystem mit arithmetischem Grundsatze der Meßbarkeit errichtet ist, der Grundsatz der Meßbarkeit in der spezielleren Form; gilt er jedoch in der allgemeineren, so folgt umgekehrt wieder für die Arithmetik der Koordinatengeometrie Meßbarkeit. Man kann den Beweis des Fundamentalsatzes der projektiven Geometrie (oder des Pascalschen Satzes) statt (wie hier geschehen) auf den Grundsatz der relativen Dichte auch auf den der Meßbarkeit gründen, wie es Hilbert unter Hinzunahme des Parallelenaxioms und einiger Kongruenzaxiome getan hat, und Hilberts Satz, daß der Pascalsche Satz nicht beweisbar ist auf Grund der Verknüpfungs- und Anordnungssätze unter Ausschluß der Meßbarkeit, kann dahin präzisiert werden, daß der \textit{Pascalsche Satz} wohl \textit{beweisbar} wird, \textit{wenn man den Grundsatz der Meßbarkeit durch den weniger enthaltenden Grundsatz der relativen Dichte ersetzt.} Man kann einen Punkt \(P\) einer Geraden \(g=[PR]\) eindeutig bestimmen durch Angabe aller Punktepaare einer relativ-dichten Menge auf \(g\), welche das Paar \(PR\) trennen. Dies vorausgeschickt, können stetige Geometrien als solche definiert werden, in denen folgender \textit{Grundsatz der Stetigkeit besteht}: ``Es gibt auf jeder Geraden stets Punkte \(X\), welche mit irgendeinem, gegebenen Punkte \(P\) der Geraden zusammen Paare bilden, die zu beliebig vielen gegebenen Paaren \(AB\) mit \(P\neq A\) und \(P\neq B\) in gegebenen widerspruchslosen Beziehungen des Trennens bzw. Nichttrennens stehen.'' Das Zahlensystem der Koordinaten ist dann im arithmetischen Sinne stetig und umgekehrt. Unter Voraussetzung der reinen Anordnungsgrundsätze 1-3 ist der Grundsatz der relativen Dichte und damit auch der \textit{Fundamentalsatz der projektiven Geometrie} unabhängig von jenem der Stetigkeit, er ist aber aus den Grundsätzen 1-4 und der Stetigkeit herleitbar. Dieser letzte, auch hier noch angeschlossene Weg, ist vor Hilbert zum Beweise des Fundamentalsatzes üblicherweise eingeschlagen worden, wobei die Stetigkeit projektiv zu definieren ist. Hilbert führt an Stelle der Stetigkeit den Grundsatz der Vollständigkeit ein, wobei die Stetigkeit aus der Meßbarkeit und der Vollständigkeit zusammengesetzt erscheint. Die gegebene \textit{Begründung der projektiven Geometrie} bezieht sich auf den \textit{Raum}. Sie läßt sich aber sofort auf die \textit{Ebene} übertragen, wenn dort der Desarguessche Satz gilt. Dessen Unabhängigkeit von den reinen Anordnungsgrundsätzen folgt aus den über reellen stetigen Zahlsystemen errichteten Nichtdesarguesschen Geometrien. Da die Grundsätze der Verknüpfung, der Anordnung und der relativen Dichte hinreichen, um Koordinaten aus einem gewöhnlichen reellen Zahlsystem einzuführen, kann man, dieses Zahlsystem ins Imaginäre erweiternd, \textit{imaginäre Elemente} koordinaten-geometrisch definieren. Man kann sie aber auch nach dem Vorgange von \textit{v.~Staudt} und \textit{F.~Klein} auf rein geometrischem Wege erhalten, indem man sie in der bekannten Weise durch reelle Elemente darstellt, nämlich durch reelle sich trennende Paare von Elementen eines Grundgebildes erster Stufe (etwa noch vom Doppelverhältnis \(-1\) oder \(-3\) (das hier wegen der Verbindung zur Kleinschen Darstellung gewählt wird), oder mit F.~Klein durch Tripel solcher reellen Elemente, d.~h. durch zyklische Projektivitäten. Diese letzte ``äquianharmonische'' Darstellung wird gegenüber obiger ``harmonischer'' bevorzugt, und es wird an ihrer Hand gezeigt, daß alle Verknüpfungssätze auch für imaginäre Elemente unverändert gültig sind. Nicht jedoch sind es auch die Anordnungssätze, denn es besitzen z.~B. die imaginären Punkte einer Geraden planare Anordnung, wie koordinatenmäßig und rein geometrisch mittels des Hesseschen Übertragungsprinzips einzusehen ist. Eine Erweiterung der Elemente über das Reelle und Imaginäre hinaus bei Fortbestehen aller Verknüpfungssätze ist bekanntlich nicht mehr möglich. Because of technical reasons the fourth part of the abstract is in JFM 66.0694.01.
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