Neubegründung der Klassenkörpertheorie (Q795099)
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scientific article
Language | Label | Description | Also known as |
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English | Neubegründung der Klassenkörpertheorie |
scientific article |
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Neubegründung der Klassenkörpertheorie (English)
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1984
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Der Klassenkörpertheorie wird ein einfacherer Zugang eröffnet. Dazu wird zuerst eine geeignete formale Klassenkörpertheorie entwickelt. Ihre Grunddaten sind ein G-Modul A über einer proendlichen Gruppe G, ein stetiger Epimorphismus deg: \(G\to {\hat {\mathbb{Z}}}\) sowie ein Homomorphismus v: \(A^ G\to {\hat {\mathbb{Z}}}\) mit Bild \({\mathbb{Z}}\) bzw. \({\hat {\mathbb{Z}}}\), so daß für jede offene Untergruppe \(G_ K\) von \(G=G_ k\) die Gleichung \(\deg(G_ k) : \deg(G_ K)=v(A_ k) : v(N_{K/k} A_ K)\) erfüllt ist; dabei bezeichne \(A_ K\) den Fixmodul von A unter \(G_ K\) und \(N_{K/k}\) die zu \(G/G_ K\) gehörige Normabbildung. Das Paar (deg,v) wird eine Klassenkörpertheorie genannt, wenn A das ''Klassenkörperaxiom'' erfüllt, d.h. für jedes zyklische L/K vom Grade n habe \(H^ i(G(L/K),A_ L)\) für \(i=0\) die Ordnung n und sei trivial für \(i=1.\) Auf direkte Weise wird dann eine Reziprozitätsabbildung \(r_{L/K}: G(L/K)\to A_ K/N_{L/K} A_ L\) angegeben. Ihre Definition beruht auf der Beobachtung, daß jedes \(\sigma \in G(L/K)\) einen ''Frobenius-Lift'' besitzt; etwas Mühe macht allein der Nachweis der Wohldefiniertheit und Multiplikativität von \(r_{L/K}\). Danach ist es ein Leichtes, zu zeigen, daß \(r_{L/K}\) einen Isomorphismus \(G(L/K)^{ab}\simeq A_ K/N_{L/K} A_ L\) auf der Faktorkommutatorgruppe von G(L/K) vermittelt (''Formales Reziprozitätsgesetz''). Außerdem ist klar, daß bei ''unverzweigten'' Erweiterungen ''Primelemente'' und ''Frobeniusautomorphismen'' einander unmittelbar entsprechen. Die Definition von \(r_{L/K}\) für allgemeines L/K stellt die direkte Verallgemeinerung dieses Zusammenhanges dar. Wie die Daten der formalen Klassenkörpertheorie im Falle eines lokalen Körpers zu interpretieren sind, ist unmittelbar klar: Die Abbildung \(\deg_ k: G_ k\to {\hat {\mathbb{Z}}}\) erhält man aus der maximalen unverzweigten Erweiterung \~k/k von k, die \(A_ K\) sind die multiplikativen Gruppen der endlichen Erweiterungen K/k, und v: k\({}^{\times}\to {\hat {\mathbb{Z}}}\) ist die normierte Exponentenbewertung von k. Da sich das Klassenkörperaxiom relativ leicht verifizieren läßt, erhält man so die Lokale Klassenkörpertheorie auf sehr direkte und befriedigende Weise. Im Falle eines globalen Körpers k liefert die zyklotomische \({\hat {\mathbb{Z}}}\)-Erweiterung \~k/k die Abbildung deg: \(G_ k\to {\hat {\mathbb{Z}}}\), die Rolle der \(A_ K\) spielen die Idèlklassengruppen \(C_ K\). Es wird dann v zunächst auf der Idèlgruppe \(I_ k\) definiert als das Produkt der lokalen Normrestsymbole zu \~k/k, gefolgt von deg. Um v als Abbildung auf \(C_ k\) zu erhalten, ist die Produktformel für zyklotomische Erweiterungen zu verifizieren. Hierzu wird die (im Anhang der Arbeit bewiesene) explizite Darstellung des Normrestsymbols im Körper der \(p^ n\)-ten Einheitswurzeln über \({\mathbb{Q}}_ p\) herangezogen (ein in seiner Aussage so zwingend klarer Sachverhalt, daß man sich dafür eine entsprechend einfache Begründung wünschte). Die geforderten Eigenschaften von v ergeben sich aus den Grundlagen, die man zur Verifikation des globalen Klassenkörperaxioms ohnehin benötigt. Die vorgelegte Arbeit erleichtert das Eindringen in die Klassenkörpertheorie nicht allein in technischer Hinsicht; sie lenkt den Blick auch auf ein Prinzip, welches zumindest den abelschen Reziprozitätseigenschaften der lokalen wie globalen Körper einheitlich zugrundeliegt.
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profinite group
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formal reciprocity law
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product formula for cyclotomic extensions
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formal class field theory
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local class field theory
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global class field theory
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Frobenius-Lift
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