Recherches sur l'action de la matière pondérable sur l'éther. (Q1544552)

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Recherches sur l'action de la matière pondérable sur l'éther.
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    Recherches sur l'action de la matière pondérable sur l'éther. (English)
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    1884
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    Während Cauchy den Aetherteilchen im Innern eines Krystalls dieselbe regelmässige Anordnung zuschrieb, welche die ponderablen Krystallmolecüle wirklich besitzen, ging Briot in seinen ``Essais sur la theorie mathématique de la lumiere'' (Paris 1864), indem er einen Fresnel'schen Gedanken wiederaufnahm, von der Annahme aus, der Aether innerhalb eines ponderablen Mediums sei seinem Wesen nach vom freien Aether nicht unterschieden; die Anwesenheit der ponderablen Teilchen verursache nur gewisse Deformationen des Aethers, und zwar verschiedene in verschiedenen Richtungen. Zur Erklärung dieser Deformationen geht der Verfasser der vorliegenden Arbeit auf die Kräfte zurück, die zwischen den ponderablen und den Aetherteilchen wirksam sind. Er behandelt zunächst das Gleichgewicht des von den Aetherteilchen gebildeten Punktsystems genau in derselben Art, wie es von Cauchy und Briot geschehen ist, nur mit Hinzufügung der Kräfte, welche von den ponderablen Teilchen auf die Aetherteilchen ausgeübt werden. Allein durch die Hinzufügung der letzteren Kräfte unterscheiden sich auch die resultirenden Gleichungen von den Bedingungen des Gleichgewichts elastischer isotroper Körper. Die Gleichgewichtsbedingungen haben somit folgende Form: \[ (1)\quad \begin{cases} (g+h)(u^2+v^2+w^2)\delta x+2h(u^2\delta x+uv\delta y+uw\delta z) \\ \qquad +\sum_1m_1F_1(r_1)(x_1-x)=0. \end{cases} \] In dieser Gleichung, zu der noch zwei analoge hinzukommen, sind \(\delta x, \delta y, \delta z\) die Verschiebungen eines Aetherteilchens, dessen ursprüngliche Coordinaten \(x, y, z\) sind; \(u, v, w\) sind symbolische Factoren, deren Bedeutung die ist, dass \( u^2.\delta x = \frac{\partial^2 (\delta x)}{\partial x^2} \) etc.; \(g\) und \(h\) sind gewisse dem freien Aether eigentümliche Constanten (Summen, die über alle Aetherteilchen auszudehnen sind und von dem Gesetz abhängen, nach dem sich diese Aetherteilchen unter einander anziehen). \(f_1(r_1) = r_1.F_1(r_1)\) ist das Gesetz der Wirkung zwischen Körper- und Aetherteilchen; \(x_1, y_1, z_1\) sind die Coordinaten eines Körperteilchens, dessen Masse \(m_1\) und dessen Abstand von dem Aetherteilchen \(x, y, z = r_1\) ist. Der Index 1 am Summenzeichen deutet an, dass die Summe über alle ponderablen Teilchen zu erstrecken ist. Sind nun \(\delta'x, \delta'y, \delta'z\) Lösungen der Gleichungen (1) für den Fall, dass keine ponderablen Teilchen vorhanden sind, also \(F_1 (r_1) = 0\) ist, so sind die wirklichen Lösungen der Gleichungen (1) von der Form: \[ (2)\quad \begin{cases} \delta x=\delta'x +\sum_1m_1\varphi(r_1) (x_1-x), \\ \delta y=\delta'y +\sum_1m_1\varphi(r_1) (y_1-y), \\ \delta z=\delta'z +\sum_1m_1\varphi(r_1) (z_1-z). \end{cases} \] \(\delta'x,\delta'y,\delta'z\) sind Verrückungen des freien Aethers, daher für den Gleichgewichtszustand = 0. Für \(\varphi(r_1)\) ergiebt die Einsetzung der Ausdrücke (2) in (1) eine lineare Differentialgleichung, deren Integration nach gehöriger Bestimmung der Integrationsconstante und unter der weiteren Annahme, dass \[ f_1(r_1) = r_1F_1(r_1) =\frac{\mu_1}{r_1{}^{n_1}} \] ist, das Resultat ergiebt: \[ (3)\quad \varphi(r_1)=\frac{ -\mu_1}{ (n_1-1)(n_1-4)(g+3h)} \cdot \frac{1}{r_1^{n-1}}, \] falls \(n_1\) von 1 und 4 verschieden ist, während \[ (3^{\text{a}}) \quad \begin{cases} \varphi(r_1)=\frac{ -\mu_1}{3(g+3h)} \text{ log } r_1 \text{ für } n_1=1, \\ \varphi(r_1)=\frac{ \mu_1 }{3(g+3h)} \{ \text{ log } r_1 +\frac 13 \} \cdot \frac{1}{r_1^3} \text{ für } n_1=4 \end{cases} \] ist. Um die Natur der Verrückungen \(\delta x, \delta y, \delta z\) zu übersehen, hat man zu beachten, dass in jedem Krystall die ponderablen Molecüle regelmässige Punktsysteme bilden derart, dass die Coordinaten eines solchen Molecüls die Form haben \[ x_1=ma,\quad y_1 = nb,\quad z_1 = pc, \] wo \(a, b, c\) constant, \(m, n, p\) irgend welche ganzen Zahlen sind. Da ferner \(\sum_1\) eine über alle positiven und negativen ganzen Zahlen \(m, n, p\) zu erstreckende dreifach unendliche Summe ist, so werden \(\delta x, \delta y, \delta z\) periodische Functionen von \(x, y, z\) mit den Perioden \(2a, 2b, 2c\). Die Aetherteilchen zeigen also rings um die ponderablen Teilchen eine zellenartige periodische Anordnung. Für die Verteilung der Teilchen innerhalb einer ein ponderables Teilchen umgebenden Zelle ergiebt sich ferner durch Entwickelung nach dem Taylor'schen Satze und Vernachlässigung der Glieder höherer Ordnung, dass die Gesamtverrückungen \(\delta x, \delta y, \delta z\) aller Punkte normal zu gewissen concentrischen, ähnlichen und ähnlich liegenden Flächen zweiter Ordnung sind. Werden die Hauptaxen dieser Flächen zu Coordinatenaxen genommen, so wird \[ \delta x=A.x,\quad \delta y=A'.y, \quad \delta z= A''.z, \] wenn der Coordinatenanfangspunkt im Mittelpunkt der Zelle liegt; d. h. der Aether hat durch die Wirkung der ponderablen Molecüle innerhalb einer jeden Zelle Contractionen und Dilatationen parallel zu drei Hauptaxen erlitten. Für reguläre Krystalle und isotrope Körper ist \(A=A'=A''\). Nachdem so die Briot'sche Vorstellung über die Anordnung der Aetherteilchen innerhalb eines Krystalls aus den von den ponderablen Teilchen ausgeübten Kräften abgeleitet ist, werden diese Kräfte auch in die Bewegungsgleichungen des Aethers eingeführt. Die neuen Gleichungen enthalten, verglichen mit den Bewegungsgleichungen für den freien Aether, wie sie von Cauchy entwickelt sind, einmal dieselben Glieder mit andern Coefficienten (wegen der modificirten Anordnung der Aetherteilchen), zweitens neue Glieder, direct von den neu hinzugefügten Kräften herrührend. Für reguläre Krystalle und isotrope Körper ergeben sich so drei Gleichungen, deren erste lautet: \[ (4)\quad \begin{cases} \left[ D_t^2- \frac{g+h}{(1+g_1)^{n-1}}\;(u^2+v^2+w^2) \right] \xi \\ -\frac{2h}{(1+g_1)^{n-1}} (u^2\xi+ uv\eta + uw\zeta) + l_1\xi=0. \end{cases} \] Die Coefficienten \(u, v, w\) haben dieselbe symbolische Bedeutung wie oben, ferner ist \(D_t^2\xi = \frac{\partial^2\xi}{\partial t^2};\;\; \xi,\eta,\zeta \) sind die Verrückungen eines Teilchens aus der Gleichgewichtslage; \(g, h\) sind die schon in (1) und (3) vorkommenden Constanten des freien Aethers. Die Constanten \(g_1\) und \(l_1\) sind gewisse über die ponderablen Teilchen erstreckte Summen, die von der oben erwähnten Function \(\varphi\) abhängen; speciell ist für den Fall \(n_1\gtrless 4\) \[ g_1=\frac{ -\mu_1}{ 3(n_1-1)(g+3h)}\;\sum_1 \frac{m_1}{\varrho_1^{n-1}}, \] wo \[ \varrho_1=\sqrt{x_1^2+y_1^2+z_1^2} \] ist. Für den freien Aether sind \(g_1\) und \(l_1\), natürlich gleich Null. In üblicher Weise werden nun Lösungen der Gleichungen (4) gesucht, die ebene Wellen darstellen. Wie bei Cauchy treten neben den transversalen auch longitudinale Wellen auf. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeiten \(\omega,\omega'\) beider Arten von Wellen werden, falls \(\omega_0\) und \(\omega_0'\) dieselben Grössen für den freien Aether sind, falls ferner unter I die Wellenlänge in dem ponderablen Medium verstanden wird, durch die Formeln bestimmt: \[ (5)\quad \begin{cases} \omega^2=\frac{ \omega_0^2}{ (1+g_1)^{n-1}} + \frac{l_1 I^2}{4\pi^2}, \\ \omega'^2=\frac{{\omega'_0}^2}{ (1+g_1)^{n-1}} + \frac{l_1 I^2}{4\pi^2}. \end{cases} \] Hieraus folgt, dass der Brechungsexponent für beide Arten von Schwingungen derselbe ist, dass also durch einfache Brechung keine Trennung der longitudinalen und transversalen Wellen erfolgt. Die wichtigsten Schlüsse ergeben sich aus dem Vorzeichen von \(g_1\) und \(l_1\). Da \(g_1\) stets positiv sein muss, ist \(\frac{\mu_1}{g+3h}\) negativ; \(\sqrt{g+3h}\) ist aber die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der longitudinalen Wellen im freien Aether. Können sich daher im freien Aether longitudinale Wellen überhaupt fortpflanzen, so muss \(\mu_1\) negativ sein, d. h. zwischen dem Aether und den ponderablen Teilchen findet Abstossung statt. Zugleich ist die Dichtigkeit des Aethers innerhalb der ponderablen Medien geringer, als im freien Aether. Die den Gleichungen (4) entsprechenden Bewegungsgleichungen werden ferner auch für krystallinische Medien aufgestellt. Die Form derselben unterscheidet sich von der Briot'schen Form nur wenig, und auch hinsichtlich ihrer Integration wird wesentlich auf Briot verwiesen. Zwischen den Brechungsindices \(\nu\) derjenigen transversalen Wellen, die sich in den Richtungen der drei Hauptaxen des Krystalls fortpflanzen, ergiebt sich dabei folgende Beziehung, welche den numerischen Wert von \(g_1\) zu finden gestattet: \[ \frac{1}{\nu_1^2} + \frac{1}{\nu_2^2} + \frac{1}{\nu_3^2} = \frac{3}{(1+g_1)^5} \cdot \] Einen grossen Teil der Arbeit nimmt weiter die Untersuchung der Frage ein, wie das Verhältnis des ordentlichen und ausserordentlichen Brechungsindex von der Gestalt des Krystalls abhängt. Durch eingehende Discussion der Summe, durch die \(g_1\) für Krystalle dargestellt wird, ergiebt sich, dass stets der kleineren krystallographischen Axe der grössere Brechungsindex entspricht. Bei quadratischen Prismen z. B. hängt das Vorzeichen der Differenz beider Brechungsindices allein von dem Zeichen der Differenz zwischen Basiskante und Höhe ab; und zwar ist für diejenigen Krystalle, deren Basiskante kleiner als die Höhe ist, der ordentliche Brechungsindex grösser als der ausserordentliche. Für Krystalle des rhomboedrischen Systems ist das Gleiche der Fall, wenn der Cosinus des Winkels der dreiseitigen Ecke, welche von den an den Endpunkten der Axe liegenden Flächen gebildet wird, positiv ist. Diese Resultate ergeben sich, wenn in Krystallen ebenso, wie es für isotrope Körper oben sich ergeben, zwischen Körper- und Aethermolecülen Abstossung stattfindet. Umgekehrt beweist das Zutreffen jener Folgerung in der Natur, dass die genannte Kraft eine Abstossung ist. Aus einer solchen Kraft lässt sich auch die am Kalkspat gemachte Beobachtung erklären, wonach dieser Krystall bei Erwärmung sich längs der Axe ausdehnt und senkrecht dazu zusammenzieht, während zugleich der ordentliche Brechungsindex abnimmt, der ausserordentliche wächst. Auf die Einzelheiten der zu diesen Resultaten führenden Discussion kann hier nicht eingegangen werden. Zu Bedenken geben diese Resultate insofern Anlass, als sie die Existenz longitudinaler Wellen bei der Lichtbewegung voraussetzen. Die gewichtigen Gründe, die gegen die Existenz solcher Schwingungen sprechen, bleiben völlig unberücksichtigt.
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