Mémoire sur les pinceaux de droites et les normalies, contenant une nouvelle exposition de la théorie de la courbure des surfaces. (Q1561225)

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Mémoire sur les pinceaux de droites et les normalies, contenant une nouvelle exposition de la théorie de la courbure des surfaces.
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    Mémoire sur les pinceaux de droites et les normalies, contenant une nouvelle exposition de la théorie de la courbure des surfaces. (English)
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    1872
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    Die Theorie der Strahlenbündel, welche der Verfasser in vorliegender Arbeit entwickelt, und die sich daran schliessende Theorie der Krümmung der Flächen ist wesentlich aus den Theoremen über die Verrückung starrer Systeme erwachsen, welche der Verfasser in dem Mémoire: ``Étude sur la déplacement d'une figure de forme invariable'' (Journal de l'École Polytechnique, Cah. 43. 57--122, siehe F. d. M, II. 654, JFM 02.0654.*) veröffentlicht hat. Es gelingt ihm mit den einfachsten Mitteln auf rein geometrischem Wege sowohl alle die wichtigen Lehrsätze herzuleiten, welche Kummer durch analytische Behandlung dieser Gebilde (Borchardt J. I. VII.) gewonnen hat, als auch eine Reihe neuer Eigenschaften aufzudecken. Bevor ich daran gehe, den Gedankengang, welchen der Verfasser nimmt, zu skizziren, ist es nothwendig, mit einigen Vorbegriffen vertraut zu machen, welche Herr Mannheim mit besonderem Erfolge bei der Entwickelung der Theorie verwendet. \(G\) sei eine Generatrix einer windschiefen Fläche. Zwischen den Punkten der Generatrix und den Tangentialebenen in diesen Punkten besteht eine eindeutige Wechselbeziehung. Denkt man in einem beliebigen Punkte \(o\) der Generatrix die Tangentialebene, so lassen sich alle Punkte durch ihre Abstände \(y\) von \(o\) und alle Tangentialebenen, welche den einzelnen Punkten entsprechen, durch ihre Neigungen \(Y\) gegen jene Tangentialebene in \(o\) bestimmen, und die eindeutige Wechselbeziehung zwischen Tangentialpunkt und Tangentialebene lässt sich durch eine in Bezug auf \(y\) und tg\,\(Y\) lineare Relation darstellen, welche, da \(y\) und tg\,\(Y\) gleichzeitig verschwinden, in der Form \[ y \text{\, tg\,} Y + \lambda y+ \mu \text{\, tg\,} Y = o, \] worin \(\lambda\) und \(\mu\) Constanten bezeichnen, zum Ausdruck gelangt. Indem man \(\frac{y}{\text{\,tg\,}Y} = x\) setzt, erhält die Relation die Form \[ y+\lambda x+\mu=o; \] diese Gleichung lässt sich auffassen als die Gleichung einer Geraden \(A\), bezogen auf \(G\) als Axe der \(y\) und auf ein Perpendikel in \(o\) als Axe der \(a\). Ist \(a^\prime\) ein Punkt auf \(A\), dem als \(y\) Coordinate \(oa\) und als \(x\)-Coordinate \(aa\prime\) zukommt so ist \(y=x\,\text{tg}\,aa^\prime o\), und da andererseits \(y=x\,\text{tg}\,Y\) ist, so ist \(Y\) durch den Winkel \(aa^\prime o\) dargestellt oder auch durch den Winkel, welchen der Radius vector \(oa^\prime\) mit der \(x\) Axe bildet. Mit Hülfe der Geraden \(A\) ist es demnach leicht möglich zu jedem \(y\) den Winkel \(Y\) zu finden: sie veranschaulicht daher das Gesetz der Veränderung der \(Y\), wenn \(y\) alle Werthe durchläuft. Zu jedem Punkt \(o\) der Generatrix gehört eine besondere Gerade \(A\), sie wird ``Hülfsgerade'' (droite auxiliaire) in Bezug auf \(o\) genannt und mit besonderem Erfolg den folgenden Betrachtungen zu Grunde gelegt. Wenn \(a\) auf der Generatrix sich in das Unendliche entfernt, so wird der correspondirende Radius vector \(oa^\prime\) parallel mit \(A\); andererseits gehört zu dem Radius vector \(oc^\prime\), welcher senkrecht gegen \(A\) gerichtet ist, ein Punkt \(c\) auf der Generatrix, das ist der Projectionspunkt des Punktes \(c^\prime\) auf dieselbe. Daraus folgt, dass die Ebene, welche die windschiefe Fläche im unendlich entfernten Punkt der Generatrix berührt, senkrecht steht auf der Tangentialebene im Punkte \(c\), oder mit anderen Worten, dass die Tangentialebene im unendlich fernen Punkt der Generatrix, normal im Punkte \(c\) der windschiefen Fläche ist. Dieser Punkt \(c\) ist gleichfalls ein für die fernere Betrachtung ausgezeichneter Punkt; es wird ``Centralpunkt'' (point central) genannt, und die Tangentialebene in ihm ``Centralebene'' (plan central). Für den Centralpunkt \(c\) der Generatrix stellt sich die Hülfsgerade \(A\) als eine Linie dar, welche mit der Generatrix parallel läuft; ihre Gleichung erscheint deshalb unter der Form \(x=k\). Die Relation zwischen \(y\) und \(Y\) ist daher \(y=k\,\text{tg}\,Y\). Die Constante \(k\) heisst ``Vertheilungsparameter der Tangentialebenen'' (paramètre de distribution des plans tangents). Errichtet man in \(c\) ein Perpendikel zu \(G\) und schneidet auf demselben \(cc\prime=k\;ab\), so ist \(c^\prime\) ein durch den Charakter der windschiefen Fläche bestimmter Punkt; durch ihn gehen hindurch alle Hülfsgeraden, welche den verschiedenen Punkten der Generatrix entsprechen. Ist der Punkt \(c^\prime\) also bekannt, so wird zu einem Punkt \(o^\prime\) die Hülfsgerade \(A^\prime\) dadurch gefunden, dass man auf \(o^\prime c^\prime\) in \(c^\prime\) eine Senkrechte \(A\prime\) errichtet. Hiermit sind im Wesentlichen die Elemente dargelegt, auf welche der Verfasser sich bei Betrachtung der windschiefen Flächen stützt; die Probleme, welche sich bieten, finden mit ihrer Hülfe ohne Schwierigkeiten ihre Lösung. Im \(\S\) II wendet sich der Verfasser nunmehr zur Entwickelung der Theorie der Strahlenbündel. Die Geraden, welche der Betrachtung zu Grunde liegen, sind durch einen ihrer Punkte bestimmt, dieselben sind also zwei Bedingungenen unterworfen. Eine Gerade \(G\) mit den ihr unendlich nahen Geraden bildet das Strahlenbündel (pinceau de droites). Dieses schneide man durch eine Fläche \(S\), welche von \(G\) in \(a\) getroffen wird, und trage von \(a\) aus zwei beliebige Strecken \(ab\) und \(ac\) auf \(G\) und dieselben Strecken auf den benachbarten Strahlen von den Punkten aus ab, in denen \(S\) geschnitten wird. Die Punkte \(b\) gehören alsdann einer Fläche \(S_I\), die Punkte \(c\) einer Fläche \(S_{II}\) an. Die Nachbarstrahlen von \(G\) können nun aufgefasst werden als verschiedene Lagen der Geraden \(G\), wenn man diese so verschiebt, dass drei ihrer Punkte \(a,b,c\), auf drei gegebenen Flächen \(S,S_I,S_{II}\) gleiten. Jeder andere Punkt von \(G\) beschreibt bei dieser Verschiebung eine Flächentrajectorie, und die Normalen aller Flächentrajectorien, welche von den einzelnen Punkten der beweglichen Geraden beschrieben werden, gehören einem Hyperboloid an. Dieses Hyperboloid hat zwei reelle oder imaginäre Erzeugende, welche senkrecht zu \(G\) gerichtet sind; diese mögen \(G\) in \(f_1\) und \(f_2\) schneiden, denen wieder als Flächentrajectorien \(F_1\) und \(F_2\) entsprechen. Diese beiden Flächen berühren die Gerade \(G\), also auch die Strahlen des Bündels. Somit ist der Satz von Malus gewonnen: ``Die Strahlen eines Bündels sind Tangenten an zwei reellen oder imaginären Flächen''. Diese Flächen heissen ``Brennpunktenflächen'' (surfaces focales) und die Punkte, in denen sie einen Strahl des Bündels berühren, sind die ``Brennpunkte'' dieses Strahls, die Ebenen aber, welche in diesen Punkten die Brennpunktenflächen berühren, die ``Focalebenen''. Die Gerade \(G\) bestimmt jeder Nachbargeraden ein Element einer windschiefen Fläche, ``Elementarfläche des Bündels'' (surface élémentaire du pinceau) genannt. Alle diese Elementarflächen berühren die Brennpunktenflächen in den Brennpunkten \(f_1\) und \(f_2\) von G. Nimmt man \(f_2\) zum Anfangspunkt, und die Senkrecht in \(f_2\) zur Axe der \(x\), so gehört in Bezug auf ihn zu jeder Elementarfläche eine Hülfsgerade. Alle diese Hülfsgeraden gehen durch einen Punkt \(f\), welcher auf dem Lothe, das in \(f_1\) errichtet ist, liegt, und dessen Radiusvector \(f_2 f\) mit der \(x\)-Axe den Winkel \(\psi\) bildet, welchen die beiden Focalebenen mit einander einschliessen. Ein Kreis durch \(f,f_1,f_2\) hat \(f_2 f\) zum Durchmesser. Irgend eine Gerade durch \(f\) schneide den Kreis in \(c\prime\), dessen senkrechte Projection auf \(G\) der Punkt \(c\) sei. Die gezogene Gerade ist eine Hülfsgerade einer Elementarfläche, für welche, da \(f_2 c^\prime\) senkrecht zu dieser Geraden steht, der Punkt \(c\) der Centralpunkt ist. Die Centralpunkt ist. Die Centralpunkte aller Elementarflächen sind die senkrechten Projectionen der Punkte des Kreises (\(ff_1 f_2\)). Sie bedecken ein gewisses Stück \(c_1c_2\) der Geraden \(G\), welches gleich dem Durchmesser des Kreises ist; daher ist \(f_1f_2=c_1c_2 \sin\psi\). Die Punkte \(c_1\) und \(c_2\) sind von Kummer ``Grenzpunkte'' genannt, und somit ist der Satz gewonnen: ``Die Focaldistanz ist gleich dem Abstand der Grenzpunkte, multiplicirt mit dem Sinus des Winkels, welchen die Focalebenen bilden''. Die Centralebenen in den Grenzpunkten sind die Kummer'schen Hauptebenen; dass diese senkrecht auf einander stehen, liest man unmittelbar aus der ebenen Figur ab, welche die wichtigsten Elemente des Strahlbündels und ihren gegenseitigen Zusammenhang versinntlicht. Somit wäre in den Hauptzügen die Methode gekennzeichnet, welche der Verfasser bei der Untersuchung der Strahlenbündel anwendet; in Betreff der Entwickelung der zahlreichen Eigenschaften derselben muss auf das Mémoire selbst verwiesen werden. /par Der \(\S\) III beschäftigt sich mit den besonderen Strahlenbündeln, welche aus Normalen einer Fläche gebildet sind. Die Elementarflächen eines solchen Bündels sind die Elemente von windschiefen Flächen, welche Herr Mannheim mit dem Namen ``normalies'' bezeichnet, worunter er den Ort der Normalen einer Fläche versteht, welche durch irgend eine auf die Fläche verzeichnete Curve bestimmt sind. Um die Realität der Brennpunkte eines solchen Normalenbündels zu beweisen, geht der Verfasser abermals von einem Theorem über die Verrückung eines starren Systems aus. Dasselbe lautet: ``Wenn ein starres System sich so verschiebt, dass vier seiner Punkte auf vier festen Flächen gleiten, so gehen in jedem Moment die Normalen der Flächentrajectorien aller Punkte des Systems durch zwei bestimmte Gerade''. Gleiten die drei Punkte \(a,b,c\) eines starren Systems auf einer Fläche \(S\), während ein vierter Punkt \(e\) auf einer Fläche \(E\) sich bewegt, so sind die beiden im Theorem gekennzeichneten Geraden \(D\) und \(\varDelta\) diejenigen, welche die vier Normalen schneiden, die in \(a,b,c,e\) an den bezüglichen Flächen, auf denen die Punkte gleiten, gezogen sind. Denkt man \(b\) und \(c\) unendlich nahe an \(a\), so ist die Bewegung des Systems der Bedingung unterworfen, dass eine seiner Ebenen in einem Punkte \(a\) die Fläche \(S\) berührt, während ein anderer Punkt \(e\) sich auf einer Fläche \(E\) bewegt. Die beiden Geraden \(D\) und \(\varDelta\) schneiden nunmehr drei Nachbarnormalen von \(S\) und die Normale der Flächentrajectorie von \(e\). Da aber die Verschiebung des Systems dieselbe bleibt, welche von den Nachbarpunkten von \(a\) man auch auszeichnen möge, so müssen die beiden Geraden \(D\) und \(\varDelta\) alle Normalen schneiden, welche der Normale A in \(a\) benachbart sind. Die beiden Ebenen (\(A,D\)) und (\(A,\varDelta\)) berühren demnach alle Normalflächen (normalies), deren Directricen Curven sind, die auf der Fläche \(S\) von \(a\) auslaufen, oder in anderer Form ausgedrückt, die Normale \(A\) beschreibt bei allen möglichen Bewegungen des Systems Flächen, welche dieselben zwei Tangentialebenen (\(A,D\)) und (\(A,\varDelta\)) haben. Die beiden Geraden \(D\) und \(\varDelta\) sind nichts anderes als die augenblicklichen Drehaxen (axes simultanés de rotation), vermittelst man alle möglichen Verschiebungen von \(A\) erhalten kann. Dass die Normalflächen für den Punkt \(a\) sich in denselben zwei Punkten \(f_1\) und \(f_2\) der Normale \(A\) berühren, ist eine Eigenschaft, welche unabhängig ist von \(E\). Wenn \(E\) sich ändert, werden sich allerdings die Geraden \(D\) und \(\varDelta\) in der Lage ändern; indessen die Punkte \(f_1\) und \(f_2\), in denen sie die Gerade \(A\) treffen, werden dieselben bleiben. Es genügt also, um die Realität der Brennpunkte \(f_1\) und \(f_2\) zu zeigen, nachzuweisen, dass ein Paar reeller Geraden \(D\) und \(\varDelta\) existirt. Diese Geraden sind aber Erzeugende des Hyperboloids, welches durch \(A\) und zwei Nachbarnormalen bestimmt ist, und zwar sind es diejenigen, welche durch die Punkte hindurch gehen, in denen das Hyperboloid von der Normale in \(e\) getroffen wird. Da man nunmehr über diese Normale so disponiren darf, dass sie das Hyperboloid in reellen Punkten schneidet, so gelangt man zu zwei reellen Geranden \(D\) und \(\varDelta\), welchen wieder reelle Punkte \(f_1\) und \(f_2\) entsprechen. Unter den möglichen Verschiebungen von \(A\) giebt es zwei, welche durch einfache Rotation um jede der Geraden \(D\) und \(\varDelta\) hervorgebracht werden. Bei einer einfachen Drehung um \(D\) muss \(\varDelta\) ein Flächenelement beschreiben, für welches die Ebene (\(A,\varDelta\)) Tangentialebene ist; daher stehen die Ebenen (\(A,D\)) und (\(A,\varDelta\)) senkrecht auf einander. Da die Focalebenen (\(A,D\)) und (\(A,\varDelta\)) aber senkrecht auf einander stehen, so muss, weil \(f_1f_2=c_1c_2 \sin\psi\), beim Normalenbündel \(f_1f_2=c_1c_2\) sein, also jener Kreis, welcher bei der Theorie der Strahlenbündel auftrat, muss sein Centrum auf \(A\) haben. Aus dieser besonderen Lage des Kreises, gewissermaassen der Characteristik des Normalenbündels, gegen die Gerade \(A\) wird nunmehr die ganze Theorie der Krümmung der Flächen entwickelt.
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