Georg Hermann Valentin (1848-1926). (Q562648)
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Language | Label | Description | Also known as |
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English | Georg Hermann Valentin (1848-1926). |
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Georg Hermann Valentin (1848-1926). (English)
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1932
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In dem hier wiedergegebenen, vor der Sektion VII des Internationalen Mathematikerkongresses im Jahre 1928 gehaltenen Vortrag berichtet Verf. über das Leben und über die Lebensarbeit von \textit{G. H. Valentin}, den er ``den größten der mathematischen Bibliographen'' nennt. \textit{Valentin} hat 1884 mit seiner ``allgemeinen mathematischen Bibliographie'' begonnen, die ihn neben seiner bibliothekarischen Berufsarbeit (er war zuletzt Direktor an der Preußischen Staats-Bibliothek) bis zu seinem Tode in Anspruch nahm. Nach mannigfachen Änderungen des ursprünglichen Planes schwebte ihm vor, das vor 1900 gedruckte mathematische Schrifttum in systematischer Ordnung zu verzeichnen. In 25-jähriger aufopfernder Tätigkeit hat er über 150000 Titel auf Zetteln verzeichnet und das gesammelte Material so vorgeordnet, daß an die Drucklegung des in sechs Bände gegliederten, auf 350 Bogen in Oktav zu veranschlagenden Werkes gedacht werden konnte. Die durch den Krieg unterbrochenen Druckverhandlungen sind später endgültig gescheitert. Heute befindet sich das Manuskript in der Preußischen Staats-Bibliothek, damit es für die Öffentlichkeit soweit als möglich nutzbar gemacht werden kann. Nach \textit{Valentin}s Tod hat \textit{A. Schoenflies} die Bibliographie durchgesehen. Er befürwortete den Druck des Bandes 1 der Bibliographie, der nach \textit{Valentin}s Angaben druckfertig ist und die Literatur zur Geschichte, Philosophie und Didaktik der Mathematik, die Zeitschriften, Reihen, Sammelwerke, die Biographien und Bibliographien, sowie das Schrifttum über die Beziehungen der Mathematik zu ändern Wissenschaften umfaßt. Unter der Begründung, daß das ``Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik'' von 1870 ab eine hinreichende Zusammenstellung mathematischer Literatur biete, schlug \textit{Schoenflies} weiter vor, den Inhalt der Bände 2 bis 4 (reine Mathematik) in die Abteilung der vor 1870 und in die Abteilung der darnach erschienenen Schriften zu trennen und nur die erste Abteilung für den Druck zu bearbeiten, im übrigen aber der Zukunft anheimzustellen, was mit dem restlichen Material geschehen soll. So hoffte er, in einem einzigen weiteren Band mit 30000 Titeln die dringendsten Wünsche zu befriedigen. Die vorgeschlagene Trennung hat \textit{Schoenflies} kurz vor seinem Tode noch durchgeführt. Auf \textit{Archibald}s Vortrag hat die obgenannte Sektion die Entschließung gefaßt, daß die Veröffentlichung von \textit{Valentin}s allgemeiner mathematischer Bibliographie von sehr großem Wert für die Geschichte der Mathematik und für die Forschungen der Mathematiker der ganzen Welt wäre und daß es höchst erwünscht sei, wenn das Werk in ungekürzter Form erscheine, erweitert durch ein Verfasserregister, so wie es \textit{Valentin} geplant habe. - Bis heute hat dieser Beschluß aber keine Weiterungen gehabt. Im Jahre 1933 hat sich der Referent eingehend mit der \textit{Valentin}schen Bibliographie beschäftigt. Auch er kommt wie \textit{Archibald} zum Schluß, daß die \textit{Schoenflies}sche Trennung durchaus abwegig ist und daß eine zuverlässige mathematische Bibliographie von größtem Wert für die Wissenschaft wäre. Aber er betont, daß die \textit{Valentin}sche Bibliographie in ihrem derzeitigen Zustand auch nicht teilweise druckfertig ist. Zweifellos hat \textit{Valentin} ein derart reiches Material zusammengetragen, wie es sich auf der ganzen Welt nicht wieder findet, zweifellos ist auch die Aufnahme der einzelnen Titel mit unübertrefflicher Pünktlichkeit erfolgt. Und mit dem Hauptmangel, daß das Material nach dem Prinzip der möglichsten Vollständigkeit, also ohne sachliche Kritik gesammelt worden ist, wird man sich wohl oder übel abfinden müssen. Aber die bisherige Gestaltung ist ihrer inneren Anlage nach ganz unzureichend, die systematische Gliederung läßt viel zu wünschen übrig; eine große Zahl von Einzeltiteln und ganze Systemabteilungen sind offenbar falsch eingereiht, da die Einordnung sehr oft nach dem Titel und nicht nach dem Inhalt der Schrift erfolgte. Will man also beim Druck keine unliebsamen Überraschungen erleben, so bleibt nur übrig, das gesamte Material nochmals eingehend durchzuprüfen. Nach der Meinung des Referenten sind mindestens fünf Jahre intensiver Arbeit eines Mathematikers erforderlich, um aus dem vorliegenden Manuskript ein befriedigendes, einheitlich und klar gegliedertes Hilfsmittel zu schaffen. Aus dieser Praxis heraus ließe sich dann erst entscheiden, ob die wissenschaftlichen, wissenschaftsgeschichtlichen, bibliographischen und bibliothekarischen Interessen tatsächlich den Druck der um mindestens 40 Jahre zu spät erscheinenden Bibliographie gebieten.
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