On the distribution of primes. (Q5968536)

Diese Arbeiten (die erste [C. R. 130, 1243--1246 (1900; JFM 31.0201.01)] ist ein während des Druckes der zweiten erschienener Auszug) enthalten für das Primzahlproblem eine wichtige Erweiterung der Methoden. Zur Umkehrung der Gleichung \[ \log\zeta(s) = \sum p^{-s} + \frac12\sum p^{-2s} + \frac13\sum p^{-3s} +\cdots,\tag{1} \] welche die Riemannsche \(\zeta\)-Function durch die unendliche Folge der Primzahlen ausdrückt, war es herkömmlich, als Discontinuitätsfactor das Integral \[ J(v) = \lim_{s=\infty}\int_{\alpha-si}^{\alpha-si} e^{vz}d\log z\quad (\alpha>0) \] zu nehmen (vgl. \textit{P. Bachmann}, Die analytische Zahlentheorie. Leipzig: Teubner (1894; JFM 25.0249.02), S. 172--174 und 385). Statt dessen geht Verf. von der Bemerkung aus, dass, wenn \(x\) und \(s\) zwei positive Zahlen bedeuten, \[ \lim_{s=\infty}(1 - e^{(-x^s)}) = 1\text{ oder }1 - e^{-1}\text{ oder }0 \] ist, je nachdem \(x\gtreqqless1\). Betrachtet man nun den Ausdruck \[ \sum_{\nu=1}^\infty \frac{(-1)^{\nu-1}}{\nu!}x^{\nu s} \log\zeta(\nu s), \] ersetzt \(\zeta(\nu s)\) durch die aus (1) folgende Doppelreihe und lässt \(s\) unendlich wachsen, so ergiebt sich als Grenzwert der dreifach unendlichen Summe \(f(x)-\varepsilon\), wo \(F(x)\) die Anzahl der Primzahlen bis \(x\) ist, wo \[ f(x) = F(x) + \frac12F(x^\frac12) + \frac13F(x^\frac13) +\cdots \] gesetzt ist und wo \(\varepsilon=0\), wenn \(x\) keine Primzahlpotenz ist, dagegen für \(x=p^\lambda\) gleich \(1/\lambda e\). Es bedeute ferner im Anschluss an Tschebyschef \(\vartheta(x)\) die Summe der natürlichen Logarithmen aller Primzahlen \(\leq x\) und \(\psi(x)\) die Summe \(\vartheta(x) + \vartheta(x^\frac12) + \vartheta(x^\frac13) +\cdots\). Wenn zur Abkürzung \(\frac{\zeta'(s)}{\zeta(s)}=Z(s)\) gesetzt wird, so ergiebt sich, analog wie oben: \[ \psi(x) = \omega - \lim_{s=\infty}\sum_{\nu=1}^\infty \frac{(-1)^{\nu-1}}{\nu!}x^{\nu s} Z(\nu s),\tag{2} \] wo \(\omega\) für \(x=p^\lambda\) gleich \(e^{-1}\log p\), sonst gleich 0 ist. Unter Benutzung der bekannten Sätze über die Verteilung der Nullstellen der \(\zeta\)-Function, speciell über die absolute Convergenz gewisser aus ihnen gebildeter Reihen, wird aus (2) der Schluss gezogen, dass \[ \psi(x) = x + \eta(x)\tag{3} \] ist, wo der Fehler \(\eta(x)\) dem absoluten Betrage nach \(<k\sum\limits_\varrho |\frac{sx^\varrho}{\varrho(\varrho-s)}|\) ist; hierin bezeichnet \(k\) eine Constante, \(s\) eine beliebige Zahl \(\geq x^2\), und \(\varrho\) durchläuft alle complexen Nullstellen der \(\zeta\)-Function. Nunmehr wird die Richtigkeit der Riemann'schen Vermutung angenommen, dass jedes \(\varrho\) den reellen Teil \(\frac12\) habe. Dann ergiebt die Formel (3), dass \[ \psi(x) = x + O(x^{\frac12+\sigma})\tag{4} \] ist, wo \(\sigma\) eine beliebig kleine positive Zahl bezeichnet. Da \(\psi(x)\) sich von \(\vartheta(x)\) nur um \(O(\sqrt x)\) unterscheidet, ist auch \[ \vartheta(x) = x + O(x^{\frac12+\sigma}).\tag{5} \] Durch Combinirung dieser Resultate mit einer Formel aus de la Vallée-Poussin's in [Belg. Mém. cour. in 8^\circ, 59, 74 S. (1899; JFM 30.0193.03)] besprochener Arbeit folgert Verf., dass die Primzahlmenge bis \(x\) \[ F(x) = Li(x) + O(x^{\frac12+\sigma})\tag{6} \] ist, wo \(Li(x)\) den Integrallogarithmus von \(x\) bezeichnet. In einem Nachtrag zur zweiten Arbeit wird durch einen neuen Kunstgriff die Annäherung noch weiter getrieben, indem \(O(x^{\frac12+\sigma})\) in (4) und (5) durch \(O(x^{\frac12}\log^2x)\) und in (6) durch \(O(x^{\frac12}\log x)\) ersetzt wird, alles unter der unbewiesenen Annahme \(R(\varrho)=\frac12\). Dies ist jedoch für \(\psi(x)\) (also auch \(\vartheta(x)\)) genau das Ergebnis, zu dem auf anderem Wege schon \textit{J. Franel} in seiner Arbeit, ``Sur la fonction \(\xi(t)\) de Riemann et son application à l'arithmétique'' (vgl. [Zürich. Naturf. Ges. 41, 2. Teil, 7--19 (1896; JFM 27.0153.01)] gelangt war, welche dem Verf. entgangen ist. Die Annäherung für \(F(x)\) hat Franel allerdings nur in der Form (6). Aber es muss bemerkt werden, dass, wenn einmal die Formel \[ \vartheta(x) = x + O(x^{\frac12}\log^2x) \] bewiesen ist, man daraus die andere \[ F(x) = Li(x) + O(x^\frac12\log x) \] ganz elementar herleiten kann, ohne, wie Verf. es thut, zur Theorie der \(\zeta\)-Function von neuem seine Zuflucht zu nehmen; man braucht nur die Identität \[ \begin{multlined} F(x) = \sum_{p\leq x} 1 = \sum_{p\leq x} \frac{\log p}{\log p} = \sum_{\nu=2}^x \frac{\vartheta(\nu)-\vartheta(\nu-1)}{\log\nu}\\ = \sum_{\nu=2}^x \frac1{\log\nu} + \sum_{\nu=2}^x O(\nu^\frac12\log^2\nu) \left(\frac1{\log\nu} - \frac1{\log(\nu+1)}\right) + \frac{O(x^\frac12\log^2x)}{\log(x+1)}\end{multlined} \] anzuwenden.