Die Antinomien und die Unvollständigkeit der Mathematik. (Q2619857): Difference between revisions

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English
Die Antinomien und die Unvollständigkeit der Mathematik.
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    Statements

    Die Antinomien und die Unvollständigkeit der Mathematik. (English)
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    1934
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    Diese äußerst wichtige Arbeit lehnt sich an die bekannten Untersuchungen von \textit{Gödel} (1931; F. d. M. \(57_{\text{I}}\), 54) an und stützt sich auf Ergebnisse, die der Verf. in seinem Buch ``Logische Syntax der Sprache'' (1934; F. d. M. \(60_{\text{I}}\), 19) gewonnen hat. Die Überlegungen des ersten Teils gehen von einer Analyse der epistemologischen Antinomien der Logik und Mathematik aus. Als epistemologisch oder syntaktisch bezeichnet der Verf. nach dem Vorgange \textit{Ramseys} diejenigen Antinomien, die nicht unmittelbar in der symbolisierten Sprache der Logik und Mathematik auftreten, sondern in dem Begleittext, in welchem über die Ausdrücke der ersten Sprache gesprochen wird, und der der Syntaxsprache der betreffenden mathematisch-logischen Sprache angehört. Beispiele: Der Lügenr, \textit{Richards} Paradoxie. Wie \textit{Gödel} a. a. O. gezeigt hat, läßt sich in jeder Sprache \(S\), die eine Arithmetik enthält, die Syntax von \(S\) selbst in einem gewissen Umfange formulieren: die Syntaxsprache von \(S\) ist dann eine Teilsprache von \(S\). Es entsteht die Frage, ob für solche Sprachen die epistemologischen Antinomien nicht formal streng in \(S\) nachgebildet werden können, ob also nicht jede solch Sprache widerspruchsvoll ist. - \textit{Carnap} zeigt hier folgendes: Im Fall des ``Lügners'' hängt die Antwort davon ab, wie die Begriffe ``wahr'' und ``falsch'' syntaktisch interpretiert werden. Deutet man ``falsch'' durch ``nichtbeweisbar'' oder durch ``widerlegbar'' (beide Begriffe sind in \(S\) definierbar, wenn \(S\) eine Arithmetik enthält), so führt der Gedankengang der Paradoxie zu keinem Widerspruch, wohl aber zu dem Nachweis, daß in jeder Sprache \(S\), die eine Arithmetik enthält, gewisse angebbare Sätze nichtbeweisbar bzw. unentscheidbar sind. - Deutet man ``falsch'' dagegen durch ``kontradiktorisch'' und entsprechend ``wahr'' durch ``analytisch'' (wobeidiese Begriffe zunächst nur in Worten, nicht in der Sprache \(S\) definiert werden), so gelingt es, die Antinomien nachzubilden. Hieraus folgt: Falls \(S\) widerspruchsfrei ist, können jene zunächst in Worten definierten Begriffe in \(S\) nicht streng definierbar sein: ``Ist \(S\) widerspruchsfrei, so kann `analytisch (in\(S\))' in \(S\) nicht definiert werden. Dasselbe gilt für `kontradiktorisch (in\(S\))' und eine Reihe anderer Begriffe''. In ähnlicher Weise führt eine Untersuchung der \textit{Richards}chen Antinomie u. a. zu folgendem Satz: ``Für jede Sprache \(S\) läßt sich eine reelle Zahl angeben, die in \(S\) nicht definiert werden kann''. Auf Grund der Tatsache, daß die Begriffe und Sätze der reinen Syntax sich als arithmetisch gedeute Begriffe und Sätze der Arithmetik darstellen lassen, werden aus den vorstehend genannten Ergebnissen folgende Konsequenzen abgeleitet: Jede in irgendeiner Sprache in irgendeinem Umfang formulierte Arithmetik ist notwendig in zweifacher Hinsicht lückenhaft: Für jedes System einer Arythmetik lassen sich undefinierbare arithmetische Begriffe und unentscheidbare arithmetische Sätze angeben. - Es gibt aber stets eine reichere Sprache, die die ursprüngliche als Teilsprache enthält, und in der der ursprünglich unentscheidbare Satz entscheidbar wird; Ähnliches gilt für die in einer gewissen Sprache nicht definierbaren arithmetischen Begriffe. Es ergibt sich also: Alles Mathematische ist formulierbar, aber die Mathematikist nicht durch ein System erschöpfbar, sondern erfordert eine unendliche Reihe immer reicherer Sprachen. Im zweiten Teil der Arbeit wird gezeigt, daß sich dem relationstheoretischenBegriff der Isomorphie, wie er z. B. in der Sprache der ``Principia Mathematica'' definiert wird, zwei syntaktische Isomorphiebegriffe an die Seite stellen lassen; syntaktische Isomorphie kann dabei nicht zwischen Beziehungen, sondern nur zwischen Zeichen für Beziehungen bestehen. Auf Grund dieser Unterscheidung gelingt es dem Verf., die Paradoxien der überabzählbaren Mächtigkeiten auszuschalten, insbesondere diejenige, die sich aus dem bekannten Nachweis ergibt, daß im \textit{Fraenkels}chen Axiomensystem der Mengenlehre nur abaählbar viele Mengen konstruierbar sein können - während andererseits die Existenz einer abzählbaren Menge sowie der Potenzmengensatz in \textit{Fraenkels} System beweisbar sind. \textit{Carnap} zeigt, daß der Beweis jener Abzählbarkeit sich auf eine syntaktische, im System nicht ausdrückbare Isomorphie stützt, und daß allgemein zwei transfinite Mengen des \textit{Fraenkels}chen Systems stets syntaktisch gleichmächtig (jede von ihnen ist syntaktisch abzählbar), aber nicht notwendig gleichmächtig (d. h. durch eine im System definierbare Isomorphie aufeinander abbildbar) sind. Es bleibt also sinnvoll, innerhalb eines Systems der Mengenlehre verschiedene transfinite Mächtigkeiten zu unterscheiden. In analoger Weise wird auch die \textit{Löwenheim-Skolems}che Paradoxie aufgeklärt.
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