Zur Theorie der fastperiodischen Funktionen. I. Eine Verallgemeinerung der Theorie der Fourierreihen. (Q1457665)

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Zur Theorie der fastperiodischen Funktionen. I. Eine Verallgemeinerung der Theorie der Fourierreihen.
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    Zur Theorie der fastperiodischen Funktionen. I. Eine Verallgemeinerung der Theorie der Fourierreihen. (English)
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    1924
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    In zwei kurzen Comptes Rendus-Noten (vgl. F. d. M. 49, 189 (JFM 49.0189.*)-190, 1923) hat H. Bohr die ersten Mitteilungen über einige der wesentlichsten Resultate seiner Untersuchungen über fastperiodische Funktionen gemacht. In zwei großen, je über 100 Seiten langen Abhandlungen, von denen die erste hier zu besprechen ist, entwickelt er ausf ührlich die von ihm geschaffene Theorie, die eine hochbedeutsame Verallgemeinerung der Theorie der Fourierreihen rein periodischer Funktionen darstellt, und zwar nach einer Richtung, in der sich u. a. wichtigste Anwendungen in der Theorie der Dirichletschen Reihen erschließen. Eine (komplexe) Funktion \(f(x)\) der reellen Veränderlichen \(x\) soll eine \textit{fast periodische Funktion} \((fpF)\) genannt werden, wenn sie für alle reellen \(x\) definiert und stetig ist und wenn sich jedem \(\varepsilon > 0\) eine Länge \(l=l(\varepsilon)\) so zuordnen läßt, daß\ in jedem Intervall der Länge \(l\) mindestens eine ``zu \(\varepsilon\) gehörige Verschiebungszahl'' \(\tau\) existiert, so daß\ also für alle \(x\) stets \(| f(x+\tau)f(x)| <\varepsilon\) ist. Zu jedem \(\varepsilon\) soll es also unendlich viele Verschiebungszahlen geben; deren Menge aber soll nicht beliebig große Lücken aufweisen. Dieser letztere, zunächst vielleicht befremdliche Zusatz ist dabei sehr wesentlich, er ermöglicht erst die ganze Theorie. -- Die rein periodischen stetigen Funktionen \((rpF)\) sind natürlich in der Klasse der \(fpF\) enthalten. Ein Hauptresultat der Untersuchungen besteht nun in dem Nachweis, daß\ die \(fpF\) gewiß\ in eine endliche oder abzählbare Anzahl von rein periodischen Schwingungen \(a_n e^{i \lambda nx}\) aufgelöst werden können, bei denen die \(\lambda_n\) ganz beliebige reelle Zahlen sind und das dabei in bezug auf rationale ganze Operationen die formalen Rechenregeln (samt dem Eindeutigkeitssatz) gelten. Als Hauptsatz der Theorie der Fourierreihen der \(rpF\) kann man den folgenden Satz ansehen: ``Zu jeder rein periodischen (stetigen) Funktion \(f(x)\) mit der Periode \(p=2\pi/k\) gehört eine bestimmte Reihe der Form \(\sum_{-\infty}^{+\infty} a_ne^{tnkx}\), die Fourierreihe von \(f(x)\), welche ihrerseits die Funktion \(f(x)\) eindeutig bestimmt und welche im Mittel gegen \(f(x)\) konvergiert in dem Sinne, daß\ der Ausdruck \[ \frac 1p \int_0^p \left| f(x)-\sum_{-N}^N a_ne^{-nkx} \right| ^2 dx \] für \(N \to \infty\) gegen 0 konvergiert''. Das Hauptziel der vorliegenden ersten Abhandlung ist der Beweis des folgenden vollständigen Analogons hierzu bei den \(fpF\): ``Zu jeder \(fpF\) \(f(x)\) gehört eine eindeutig bestimmte Folge von reellen Zahlen \(\lambda_1,\lambda_2,\dots,\lambda_n, \dots\) und eine Reihe der Form \(\sum a_n e^{i \lambda nx}\), die Fourierreihe der Funktion \(f(x)\). Diese Fourierreihe bestimmt ihrerseits die Funktion \(f(x)\) in eindeutiger Weise und konvergiert im Mittel gegen \(f(x)\) in dem Sinne, daß\ der Ausdruck \[ \lim_{T=\infty} \frac 1T \int_0^T \left| f(x)-\sum_1^N a_n e^{t \lambda nx} \right| ^2 dx \] für \(N \to \infty\) gegen 0 konvergiert''. Das erste Kapitel behandelt die allgemeine Theorie der \(fpF\). \S\,1. Die Invarianz der Fastperiodizität gegenüber einfachen Rechenoperationen. Hier wird insbesondere der durchaus nicht triviale (Haupt-)Satz bewiesen, daß\ Summe und Produkt zweier \(fp\) wieder fast periodisch sind, und daß\ dasselbe mit der Grenzfunktion einer gleichmäßig konvergenten Folge von \(fpF\) der Fall ist. In \S\,2 (Mittelwertsatz) wird bewiesen, daß\ für jede \(fpF\) der oben schon benutzte Mittelwert \[ M \{ f(x) \} = \lim_{T \to \infty} \frac 1T \int_0^T f(x) dx \] existiert. Dieser Satz, zusammen mit dem über das Produkt zweier \(fpF\), bildet den Schlüssel zu der Auflösung einer \(fpF\) in rein periodische Schwingungen im \S\,3: Zu jeder \(fpF\) gibt es eine höchstens abzählbar unendliche Anzahl von reellen Zahlen \(\lambda\), für welche der Mittelwert \(M \{ f(x) e^{-i \lambda x} \}\) von 0 verschieden ist. Werden diese \(\lambda\)Werte in irgend einer Reihenfolge mit \(\Lambda_1,\Lambda_2,\dots,\Lambda_n,\dots\) bezeichnet, die zugehörigen Mittelwerte mit \(A_1, A_2, \dots, A_n, \dots\), so soll \[ f(x) \sim \sum A_n e^{i \Lambda_nz} \] geschrieben und diese letztere Reihe als die zu \(f(x)\) gehörige Fourierreihe bezeichnet werden. Ohne Schwierigkeit ergibt sich für die Koeffizienten \(A_n\), daß\ die Quadratsumme ihrer Beträge \(\sum | A_n| ^2\) konvergiert und \(\leqq M \{ | f(x)| ^2 \}\) ist. Dagegen liegt es sehr tief und bildet den Fundamentalsatz der ganzen Theorie, daß\ auch hier der zum Parsevalschen Theorem analoge Satz gilt, daß\ bei der letzten Beziehung stets das Gleichheitszeichen gilt. (In etwas anderer Form besagt dies: Die Abschnitte der Fourierreihe konvergieren im Mittel gegen \(f(x)\); s. o.). Bevor dieser Satz im 2. Kapitel bewiesen wird, bringen die \S\,4 und 5 einige einfache Folgerungen aus diesem Fundamentalsatz. \S\, 4 beweist den Eindeutigkeitssatz (Eine \(fpF\) ist durch ihre Fourierreihe eindeutig bestimmt) und \S\,5 bringt einige Sätze über das formale Rechnen mit den Fourierreihen der \(fpF\). Das zweite Kapitel liefert den recht schwierigen, aber äußerst interessanten Beweis des Fundamentalsatzes. Im dritten Kapitel endlich wird ein besonders überraschender und schöner Konvergenzsatz bewiesen. Während die gewöhnlichen Fourierreihen der \(fpF\) ``im allgemeinen'' nicht zu konvergieren brauchen, sind hier die Fourierreihen der \(fpF\) ``im allgemeinen'' absolut konvergent. Genauer: Wenn zwischen den Fourierexponenten \(\Lambda_n\) von \(f(x)\) keine homogene lineare Relation mit ganzzahligen Koeffizienten besteht, ist nicht nur \(\sum| A_n| ^2\), sondern sogar \(\sum| A_n| \) konvergent, d. h. die Fourierreihe von \(f(x)\) ist für alle \(x\) absolut und gleichmäßig konvergent! Der Reiz der ganzen Abhandlung, die in vollendetem Wurf eine neue schöne Theorie aufbaut, wird noch dadurch erhöht, daß\ bei den wichtigsten Sätzen, insbesondere dem Fundamentalsatz, die verschiedenen Beweismöglichkeiten gründlich erwogen werden, und ferner daß\ in einem Anhang mannigfache Möglichkeiten diskutiert werden, in anderer als der beschriebenen Weise vorzugehen und eine Verallgemeinerung der klassischen Theorie der Fourierreihen \(rpF\) zu versuchen. Es zeigt sich u. a., daß\ man bei einer sich zunächst etwa aufdrängenden Möglichkeit nicht zum Ziele kommen kann, da bei ihr die Summe zweier Funktionen der Klasse nicht wieder zur Klasse zu gehören braucht.
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