Einleitung in die Mengenlehre. 3. Aufl. (Q1440056)

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Einleitung in die Mengenlehre. 3. Aufl.
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    Einleitung in die Mengenlehre. 3. Aufl. (English)
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    1928
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    Die vorliegende dritte, dem Andenken von \textit{Ernst Steinitz} gewidmete Auflage des bekannten Werkes ist gegenüber der zweiten Auflage (1923; JFM 49.0136.02) bedeutend, um nahezu 200 Seiten, erweitert worden. In der ersten, die abstrakte Mengenlehre Cantors behandelnden Hälfte hat Verf., wie er im Vorwort ausführt, sich damit begnügt, ``den Stoff in mäßigen Grenzen zu vermehren, die Darstellung straffer zu gliedern, Literaturangaben reichlicher einzustreuen und an die Mitarbeit und Selbstprüfung des Lesers sichtbar zu appellieren durch einfache Aufgaben am Schluß\ der einzelnen Paragraphen. Mit alledem erhalten die \S\S\,2-12 ein Gewand, das sich nicht mehr allzu weit unterscheidet von dem, wie es sonst bei mathematischen Lehrbüchern üblich ist.'' Eine größere Ausgestaltung des Abschnitts über Punktmengen hat Verf. nicht für erforderlich gehalten: die Beispiele aus diesem Gebiet ``sollen lediglich als Illustrationen zu vorausgegangenen Abschnitten dienen und u. a. auch gewisse Betrachtungen Cantors über geordnet Punktmengen, die inzwischen in den Hintergrund getreten sind, dem Leser vorführen''. ``Eine vollständige Umarbeitung hingegen, verbunden mit einer Verdoppelung des Umfangs, hat sich die zweite Hälfte (Kapitel IV und V) gefallen lassen müssen, die der Grundlegung der Mengenlehre und damit den Prinzipienfragen der Mathematik überhaupt gewidmet ist: also Fragen, die heute einen Mittelpunkt des Interesses und der Diskussion in weiterem als nur dem mathematischen Kreise bilden. In der Tat ist zu diesem in rascher Entwicklung befindlichen Gegenstand seit dem Erscheinen der zweiten Auflage eine wahre Flut von Veröffentlichungen von freilich sehr verschiedenem Werte erschienen'' ``Die Auseinandersetzung mit etwas älteren philosophischen Standpunkten zum Aktual-Unendlichen konnte als bereits überholt teils fortfallen, teils auf kurze Hinweise bei den einzelnen Begriffsbildungen beschränkt werden. Dagegen wurde die Schilderung des Intuitionismus in den Prägungen seiner verschiedenen Vertreter (die untereinander wohl nicht ganz so tief und grundsätzlich abweichen, als sie es selbst glauben) derart ausgestaltet, wie es den neuesten Originalarbeiten und der zunehmenden Klärung der Problemlage entspricht. Fernerhin glaubte ich dem gigantischen, wenn auch keineswegs endgültigen Werk der \textit{Principia Mathematica}, das in Deutschland bisher nur in engem Kreise gewürdigt und noch weniger gekannt wird, eine Darstellung schuldig zu sein. Diese kann zwar weder in die Details eingehen noch die Grundfragen in dem vollen erforderlichen Ausmaß\ behandeln; sie hat das nur vorschwebende Ziel erreicht, wenn sie das Interesse des Lesers erweckt und ihm den -- ebenso wie beim Intuitionismus nicht gerade bequemen -- Zugang zu den Quellen merklich ebnet. Bei Niederschrift dieser Zeilen sind gerade die ``Grundzüge der theoretischen Logik'' von \textit{Hilbert} und \textit{Ackermann} erschienen, die wohl zum erstenmal einem breiteren deutschen Leserkreis viele tieferliegende Hauptgedanken der Logik \textit{Russells} darlegen; auch \textit{nach} dieser Schilderung, die andere Zwecke verfolgt, wird meine Skizze noch einem Bedürfnis entgegenkommen.'' ``Das V. Kapitel gibt eine dem heutigen (keineswegs schon endgültigen) Stand entsprechende Darstellung der axiomatischen Mengenlehre in dem durch \textit{Zermelo} angebahnten Sinn, wobei die psychologisch-didaktische Begründung der Axiome, die wirkliche Herleitung der Theorie aus den Axiomen und die großen allgemeinen Probleme der axiomatischen Methode überhaupt gleichmäßig zu ihrem Rechte kommen. Auf Einzelheiten einzugehen ist möglichst vermieden worden um so mehr als dafür mehrfach auf meine 1927 in der Sammlung Wissenschaft und Hypothese'' erschienene Schrift'' (JFM 53.0170.01) ``verwiesen werden kann, Dagegen glaubte ich dem Leser nicht nur Fertiges bieten, sondern ihn auch zu dem am Rande der heutigen Forschung noch gähnenden Klüften und Abgründen heranführen zu sollen -- selbst da, wo die offenen Fragen viel mehr philosophische oder weltanschaulische als eigentlich mathematische Züge tragen. Daß\ die mathematische Forschung sich regelmäßig einer gedrängten, dogmatischen und unpsychologischen Darstellung befleißigt, die dem Studenten und selbst dem nach anderer Richtung spezialisierten Forscher das Eindringen in einem fast prohibitiven Ausmaß\ erschwert hat neben gewissen inneren vor allem historische (z. B. das allzu suggestiv wirkende Vorbild von \textit{Gauß}) und äußere Grunde (Umfang der Zeitschriften). Der Erfolg muß\ lehren, ob die völlige Abkehr von dieser Darstellungsart auch in den Schlußteilen des vorliegenden Buches es zuwege bringt, dem weniger Geübten das Verständnis selbst schwieriger Dinge zu erschließen und weiteren philosophischen Kreisen klarzumachen, welche Bedeutung (qualem et quantam) für sie die mathematische Grundlagenforschung besitzt -- wie das zu meiner Freude mit der 2. Auflage vielfach gelungen ist.'' ``Während es bei der Schilderung der gegensätzlichen Prinzipie und Schulen in der zweiten Hälfte des Buches mein Bestreben war, die äußerste Unparteilichkeit zu wahren und jede Richtung mit den ihr selbst gemäßen Argumenten zu begründen, glaubte ich dem Leser am Schluß\ ein kurzes persönliches Glaubensbekenntnis schuldig zu sein (Ende des \S\,18): daß\ dieses auch für mich schon morgen überholt oder modifiziert sein kann und für die Überzeugung des Lesers keineswegs maßgebend sein darf, sei auch an dieser Stelle betont für Leser, die sich etwa das \textit{iurare in verba magistri} noch nicht in dem für den Mathematiker und Philosophen wünschenswerten Maße abgewöhnt haben.'' Inhaltsverzeichnis: \S\,1. Einleitung. Kap. I: Grundlagen. Begriff der Kardinalzahl. \S\,2. Begriff der Menge. Beispiele von \S\,3. Die Begriffe der Äquivalenz, der Teilmenge, der unendlichen Menge. \S\,4. Abzählbare Mengen. \S\,5. Das Kontinuum. Kap. II: Das Rechnen mit Kardinalzahlen. \S\,6. Die Größenanordnung der Kardinalzahlen. \S\,7. Addition und Multiplikation der Kardinalzahlen. \S\,8. Potenzierung der Kardinalzahlen. Das Problem des Unendlichkleinen. Kap. III: Ordnungstypen und Ordnungszahlen. \S\,9. Geordnete Mengen. Ähnlichkeit und Ordnungstypus. \S\,10. Lineare Punktmengen. \S\,11. Allgemeine Theorie der wohlgeordneten Mengen. Von den endlichen Mengen. \S\,12. Ordnungszahlen und Alefs. Die Wohlordnung beliebiger Mengen und ihre Bedeutung. Kap. IV. Erschütterungen der Grundlagen und ihre Folge. \S\,13. Die Antinomien der Mengenlehre. \S\,14. Der Intuitionismus, besonders Brouwer. \S\,15. Die nicht-prädikativen Begriffsbildungen. Russell und die logizistische Methode. Kap. V: Der axiomatische Aufbau der Mengenlehre. Die axiomatische Methode. \S\,16. Das Axiomensystem. \S\,17. Die Tragweite des Axiomensystems. \S\,18. Die Axiomatik in allgemeinmethodischer Hinsicht. \S\,19. Schluß. Die Bedeutung der Mengenlehre. Literaturverzeichnis. Namenverzeichnis. Sachverzeichnis. Besprechungen: T. Bonnesen; Mat. Tidsskrift B 1929. 29-30. T. C. Benton; Bulletin A. M. S. 36 (1930), 27-28. L. Bieberbach; Jahresbericht D. M. V. 38 (1929), 97 kursiv. (I 2.)
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