Zum Problem von Lagrange. 4 Vorträge, gehalten im Mathematischen Seminar der Hamburgischen Universität (7.-24. Juli 1928). (Q1441609)

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Zum Problem von Lagrange. 4 Vorträge, gehalten im Mathematischen Seminar der Hamburgischen Universität (7.-24. Juli 1928).
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    Zum Problem von Lagrange. 4 Vorträge, gehalten im Mathematischen Seminar der Hamburgischen Universität (7.-24. Juli 1928). (English)
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    1928
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    Verf. hat die Lehre von \textit{Lagrange}s Problem In wesentlichen Punkten vervollkommnet, hier vor allem hinsichtlich der zweiten Variation; zu seiner Behandlung der konjugierten Punkte, mit der er die Vorträge beschließt, vgl. den Bericht in F. d. M. 53, 483 (JFM 53.0483.*). Bei allen Gegenständen der vorliegenden Abhandlung weist Verf. auf die Bedeutung der noch nicht genügend ausgenutzten gruppentheoretischen Gesichtspunkte hin. Er beginnt mit einer neuen Herleitung der \textit{Lagrange}schen Gleichungen \((L)\), die wie folgt mit unterbestimmten Systemen von Differentialgleichungen zusammenhängt. Genügt im Grundbereiche \(a \leqq x \leqq b\) ein Bogen \(C_0\) mit den Gleichungen \(y_i=y_i^0(x)\) \((i=1,2,\dots,n)\) den \(m<n\) Differentialgleichungen \[ (M)\quad \varphi_\mu(x,y,y')=\varphi_\mu(x,y_1,\dots,y_n,y_1',\dots,y_n')=0 \;(\mu=1,2,\dots,m), \] so heiß\ t er frei, wenn es möglich ist, von demselben Anfangspunkte \((a,y_i^0(a))\) aus einen ebenfalls \((M)\) befriedigenden Bogen nach dem beliebigen Endpunkte \((b,\gamma_i)\) zu ziehen, der nur hinlänglich nahe an \((b,y_i^0(b))\) liegt. Andernfalls heiß\ t \(C_0\) hinsichtlich \(M\) gebunden. Es gilt der Satz, daß\ es zu jeder gebundenen Lösung von \((M)\) Multiplikatoren gibt, stetige Funktionen \(\lambda_\mu(x)\), nicht sämtlich verschwindend, welche den Gleichungen genügen: \[ \lambda_\mu \varphi_{\mu y_i}-\frac{d}{dx}(\lambda_\mu \varphi_{\mu y_i'})=0. \] Handelt es sich jetzt um den Kleinstwert des Integrals \(I=y_0(b)=\int_a^b f(x,y,y')dx\) mit den Nebenbedingungen \((M)\), so liefert die Tatsache, daß\ der Bogen \(y_i=y_i^0(x)\), \(y_0=\int_{x_0}^{x} f(t,y^0,y^0{}')dt\) gebunden ist hinsichtlich des aus \((M)\) und aus \(y_0'-f(x,y,y')=0\) bestehenden Systems, gerade die \((L)\). -- Verf. gewinnt dann die Grenzformel \[ \left.\delta I=(F-y_i' F_{y_i'})\delta x+F_{y_i'} \delta y_i \right|_{x_1}^{x_2} \] und zeigt ihre Bedeutung für gruppentheoretische Integration der \((L)\): Sind z. B. \(I\) und \((M)\) invariant bei einer eingliedrigen Gruppe mit der infinitesimalen Transformation \(\delta x \frac{\partial}{\partial x}+\delta y_i \cdot \frac{\partial}{\partial y_i}\), dann ist \[ (F-y)i' F_{y_i'})\delta x+F_{y_i'}\delta y_i \] ein Integral der \((L)\). So kommen bei dem Integrale \(\int f(k)ds\) (\(k\) erste Krümmung, \(s\) kommen bei dem Integrale Bogen einer Raumkurve) mit Hilfe der Bewegungsgruppe 6 Integrale der \((L)\) zustande. Es folgen ähnliche Bemerkungen in gewissen Fällen allgemeineren Verhaltens von \(I\). Sonderergebnisse dieser Art sind: Die 10 Integrale der Dynamik eines Punktsystems, dessen Potential zeitunabhängig und bewegungsinvariant ist; die Ermittelung der \(\infty^4\) Extremalen des Integrals \(\int y^{\prime\prime-\frac 12}y^{\prime\prime\prime 2}dx\) aus einer einzigen \(x=\zeta u,y=\zeta^2u-\wp u\) (\(\wp u,\zeta u\) äquianharmonische Funktionen). Nachdem Verf. durch die Ansätze \(F_{y_i'}=p_i\), \(y_i' F_{y_i'}-F=H(x,y,p)\) die kanonischen Gleichungen \[ \frac{dy_i}{dx}=H_{p_i},\;\frac{dp_i}{dx}=-H_{y_i} \] bereitgestellt hat, leitet er \textit{Jacobi}s Bedingung aus dem Gedanken von \textit{Bliss} her: Die zweite Variation \(\delta^2I\) kann zu negativen Werten kommen, wenn es eine Lösung der zum Integrale \(\delta^2I\) gehörigen \textit{Lagrange}schen Gleichungen gibt, die für ein \(\xi\) im Innern des Grundbereiches verschwindet, ohne dort identisch null zu sein. Dann lassen sich nämlich Variationen angeben, die \(\delta^2I\) zu null machen, aber nicht zu einem Kleinstwerte. Die gefundene notwendige Bedingung kann man dahin aussprechen, daß\ der Bogen \(C_0\) keinen zum Anfangspunkte konjugierten Punkt enthalten darf, d. h. daß\ auf \(C_0\) eine gewisse Determinante \(\Delta(a,x)\neq 0\) ist. Zur wirklichen Aufsuchung konjugierter Punkte kann bei bestimmten Invarianzeigenschaften der Extremalen wieder die Gruppentheorie dienen: Die Bahnkurven einer gewissen eingliedrigen Gruppe berühren die Extremalen in \(a\) und \(x\). Sonderfälle: Sind die Extremalen des Integrals \(\int f(x,y,y')dx\) invariant gegen Schiebung in der \(x\)-Richtung und Streckung von \(O\) aus, so schneiden sich die Tangenten konjugierter Punkte auf der \(x\)-Achse. Sind die Extremalen des Integrals \(\int f(x,y,y',y'')dx\) invariant bei den Ähnlichkeitstransformationen, so sind konjugierte Punkte \(P, P'\) dadurch gekennzeichnet, daß\, wenn \(K, K'\) die zugehörigen Krümmungsmittelpunkte sind, \(PP'\bot KK'\) ist. Verf. behandelt weiter \textit{Clebsch}s Umformung der zweiten Variation, die einen unmittelbaren Schluß\ auf deren Vorzeichen erlaubt. Er gewinnt, kanonische Veränderliche benutzend, eine matrizenrechnerische Gestalt von \(\delta^2I\). Es tritt eine Differentialgleichung \((R)\) auf, die man als \textit{Riccati}sche Gleichung der Matrizenrechnung bezeichnen kann. Besitzt ein gewisses mit \((R)\) zusammenhängendes lineares System eine konjugierte Lösung (vgl. obige Anführung), so kann man \(\delta^2I\) die Form geben \[ \delta^2I=\int_a^b (\delta p'-\delta y'W)\Gamma(\delta p-W \delta y)dx. \] (\(W\) Lösung der \((R)\); \(\Gamma=(H_{p_ip_k})\); der Strich bezeichnet die Vertauschung der Matrizenreihen mit den Spalten). Hieraus läß\ t sich bei passenden Voraussetzungen folgern, daß\ die quadratische Form \(H_{p_ip_k}\alpha_i \alpha_k\) nicht negativ werden darf.
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