Zur Entstehung des Sexagesimalsystems. (Q1444207)

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Zur Entstehung des Sexagesimalsystems.
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    Zur Entstehung des Sexagesimalsystems. (English)
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    1927
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    \newdimen\bboxwd \newdimen\sboxwd% \bboxwd=4.2cm% \sboxwd = \bboxwd% \divide \sboxwd by 7% Gegenüber der Herleitung des Ursprungs des Sexagesimalsystems der Sumerier aus dem sogenannten Rund- oder Rumpfjahr von 360 Tagen spricht der Verf. seine Überzeugung aus, daß jeder zählenden oder rechnenden Himmelsbeobachtung längst die volle Ausbildung des Zahlensystems vorausgeht; dazu stimmt, daß relativ wenige astronomische Texte, dagegen zahllose Wirtschaftstexte bekannt sind. Also betritt der Autor den Erklärungsweg zur Metrologie als von ungeheurer Bedeutung für die Anfänge der Mathematik. Die Studien zur Durchführung dieses Programms hat er am Institutum Pontificium Biblicum in Rom machen können unter Beratung von Professor P. A. Deimel S. J., dessen jahrzehntelange Arbeiten diese Resultate erst ermöglichten. Unter Verwendung instruktiver Tabellen wird gezeigt, wie 60 die nächste Cäsur nach 10 statt 100 ist; es tritt zugleich Mehrdeutigkeit des Zeichens \(V\) ein. Den Abschluß der Zahlenreihe bildete ursprünglich \(60^2 = 3600\), das sar = Weltall. Den l, 10, 60 entspricht das \(1 \cdot 60\), \(10 \cdot 60\), \(60 \cdot 60\) als charakteristische Folge. Die Brüche \(\dfrac 16\), \(\dfrac 13\), \(\dfrac 12\) werden durch Wiederholung des Winkelhakens \(\ll=10\) bezeichnet, \(\dfrac 16\) ist also gleichbedeutend mit \(\dfrac {10}{60}\), während alle eingangs erwähnten Theorien (Oppert, Schrader, Zimmern) das Sechstel selbst zu entscheidender Bedeutung bringen müssen. Letztgenannter weist dem Vollkreis \(=\) sar \(=\) (3600) die Bedeutung 360 zu. Eine vollere Form für \(\dfrac {10}{60}\) ist gìn-u, d. h. 10 gìn, ein solches gìn ist aber \(=\) dem semitischen ``Schekel'' als \(\dfrac {1}{60}\) Mine, eine der gebräuchlichsten Währungseinheiten, als erstes Beispiel der Übertragung einer konkreten Maßbezeichnung in das Gebiet der reinen Zahlen, wie sie allen natürlichen Zahlbegriffen zugrunde liegen werden. Es bleibt als natürlicher Bruchbereich \(\dfrac 13\), \(\dfrac 12\), \(\dfrac 23\); aus den Bildzeichen ersieht man hier die Beziehung zu Hohlmaßen. Die Struktur des Zahlsystems wird durch einen dezimalen Kern charakterisiert mit sexagesimalem Rand: \[ \begin{tabular}{|ccccccc|} \cline{2-6} \hline \cline{2-6} \parbox[0pt][2,5em][c]{0cm}{} \large\(\frac{1}{60}\) &\!\!\!{\vline\vline} \large\(\frac{1}{3}\) &\!\!\!{\vline\hfill}\; \large\(\frac{1}{2}\) &\!\!\!{\vline\hfill}\; \large\(\frac{2}{3}\) &\!\!\!{\vline\hfill}\; 1 &\!\!\!{\vline\hfill}\; 10 &\!\!\!{\vline\vline} 60 \\ \cline{2-6} \hline \cline{2-6} \end{tabular} \] In dieser Ränderung liegen die Wurzeln fürs spätere Sexagesimalsystem. Diese Gliederung verfolgt Neugebauer im II. Kapitel durch das ganze Gebiet der Metrologie. Hier treten die Maße Schekel, Mine, Talent auf, die sich über die ganze Welt verbreitet haben und zum guten Teil mitverantwortlich sind an der Erhaltung sexagesimalen Rechnens bis auf den heutigen Tag. Im III. Kapitel spielen diese Begriffe der Ränderung und der Verkittung von Einheiten ihre wichtige Rolle, welche zunächst Angelegenheiten der Metrologie sind. Die Wahl jener ersten Stufe 60 ist der wahrhaft entscheidende Schritt. Historisch zufällig dabei ist, daß bei Notwendigkeit der Teilbarkeit durch 6 und 10 diese Normierung auf 60 in eine Zeit fällt, wo die dezimale Stufe 100 sich noch nicht eingebürgert hat und der Bruchbereich bei \(\dfrac 13\) endete. Die Loslösung des Zahlsystems als abstraktes Substrat alles Zählens von der Metrologie hat sich vollzogen und damit der Übergang zur Schreibung mit Stellenwert.
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