Raum, Zeit, Materie. Vorlesungen über allgemeine Relativitätstheorie. (Q1471597)

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Raum, Zeit, Materie. Vorlesungen über allgemeine Relativitätstheorie.
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    Raum, Zeit, Materie. Vorlesungen über allgemeine Relativitätstheorie. (English)
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    1918
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    Der Verf. gibt eine ausführliche Gesamtdarstellung der allgemeinen Relativitätstheorie. Der leitende Gesichtspunkt des Buches ist das Bestreben, Geometrie und Physik in eine Wissenschaft zu verschmelzen. Das I. Kapitel ist dem Aufbau der euklidischen Geometrie gewidmet. Zunächst wird eine bloß\ affine Vektorrechnung eingeführt, in der nur die Begriffe der Parallelverschiebungen und der linearen Abhängigkeit von Vektoren eine Rolle spielen. Der Übergang zur Metrik wird dadurch vorgenommen, daß Vektoren (\(\mathfrak{x,y}\) mit den Komponenten \(\xi_i\), bzw. \(\eta_i\)) eindeutig eine Zahl, ihr skalares zwei Produkt zugeordnet wird: \(Q({\mathfrak{x,y}})=\sum_{i, k} g_{ik} \xi_i \eta_k\). Es kommen dann nur solche Eigenschaften von Vektoren in Betracht, die mit der genannten Fundamentalform kovariant sind. Es werden dann kontravariante Vektorkomponenten \(\xi^i\) und kovariante \(\xi_i\) im Sinne von \textit{Ricci} und \textit{Levi-Civita} unterschieden und ein Tensor erster Stufe definiert als Linearform, zweiter Stufe als Bilinearform usw. in beliebig kombinierten kovarianten und kontravarianten Vektorkomponenten, z. B. \(\sum_{i, k, l} a_{ik}^l \xi^i \eta^k \zeta_l\), ein Tensor dritter Stufe. Die Koeffizienten heißen dann Tensorkomponenten. Es werden Addition und Multiplikation für diese Tensoren definiert durch Ausführung der entsprechenden Operationen an den Formen und Koeffizientenvergleichung. Schließlich wird der Begriff der Verjüngung eines Tensors eingeführt. Er besteht im Gleichsetzen eines unteren und eines oberen Index und Summierung über diesen, z. B. \(a_k^i\) wird verjüngt in \(\sum_i a_i^i\). An dem Beispiel der \textit{Euler}schen Kreiselgleichungen wird die Tensorrechnung physikalisch gedeutet. In einem Abschnitt ``feinere Systematik der Tensoren'' werden die Tensoren danach eingeteilt, ob die Formen, welche sie repräsentieren, als Formen in Punktkoordinaten, Flächenstückkoordinaten oder Koordinaten höherer ebener Räume dargestellt werden können. Schließlich wird die Tensoranalysis durch Einführung des symbolischen Tensors \(\frac{\partial}{\partial x_k}\) dargestellt und als Beispiel ihrer Anwendung das stationäre elektromagnetische Feld behandelt. Das II. Kapitel stellt die \textit{Riemann}sche Geometrie dar. Nach einer ganz kurzen Einleitung über die leitenden Ideen der nicht-euklidischen Geometrie wird die Riemannsche Auffassung einer beliebigen \(n\)-dimensionalen Mannigfaltigkeit wiedergegeben, der durch eine quadratische Differentialform \(\varSigma g_{ik} dx^i dx^k\) ein geometrischer Charakter aufgedrückt wird. Dabei weist der Verf. darauf hin, daß\ schon Riemann der Auffassung war, daß\ diese \(g_{ik}\) durch die den Raum erfüllende Materie bestimmt sind. Der Tensorbegriff läßt sich aus der euklidischen Geometrie herübernehmen, indem jetzt an die Stelle gewöhnlicher Formen Differentialformen treten. Der Verf. behandelt nun die durch Differentiation aus Tensoren entstehenden neuen Tensoren. Wo die zweiten Differentiale sich wegheben, ist das analog wie im euklidischen Raum möglich, so bei der Bildung des Rotors \(\frac{\partial f_i}{\partial x^k} - \frac{\partial f_k}{\partial x^i}\), wo aber zweite Differentiale vorhanden sind, ist diese Bildung mit Hilfe der \(g_{ik}\) möglich. Der Verf. nennt ein Koordinatensystem geodätisch in einem Punkte, wo alle \(\frac{\partial g_{ik}}{\partial x_r}\) verschwinden. Die Bedingung dafür, daß\ die \(x_i\) in einem Punkt ein geodätisches Koordinatensystem bilden, ist die, daß\ dort die zweiten Differentiale die Bedingung \(d^2x_i + \left\{ \begin{matrix} rs \\ i \end{matrix} \right\} dx_r ds_s=0\) erfüllen. Die Parallelverschiebung eines Vektors \(\zeta^i\) um ein infinitesimales Stück \(dx_k\) läßt sich dann so definieren, daß\ in einem im Ausgangspunkt geodätischen Koordinatensystem der verschobene Vektor dieselben Komponenten haben soll wie im ursprünglichen. Die Komponenten \(\zeta^i+\delta \zeta^i\) nach der Verschiebung sind dann durch \(\delta \zeta^i=- \left\{ \begin{matrix} rs \\ i \end{matrix} \right\} \xi^r dx_\kappa\) gegeben. Verschiebung eines Vektors parallel mit sich selbst erzeugt eine geodätische Linie. Mit Hilfe dieser Parallelverschiebung lassen sich dann durch Differentiation Tensoren herleiten, z. B. aus dem Skalar \(\varphi_i \zeta^i\), wo \(\varphi^i\) ein Vektorfeld ist, durch Fortschreiten um \(\delta x_i\) wobei \(\zeta^i\) parallel mit sich verschoben ist, die Form \(\left( \frac{\partial \varphi_i}{\partial x_k} - \left\{ \begin{matrix} ik \\ r \end{matrix} \right\} \varphi_r \right) \xi^i \delta x_k\), wobei der Klammerausdruck Tensorkomponenten \(g_{ik}\) bildet. Fordern wir, daß\ ein Vektor bei Parallelverschiebung längs eines geschlossenen Weges in seine alte Lage zurückkehrt, so ergeben sich Bedingungen von der Form \(R_{jhk}^i = 0\), wo die linke Seite der \textit{Riemann-Christoffel}sche Tensor ist. Bilden wir den entsprechenden vollkommen kovarianten Tensor vierter Stufe \(R_{ij, hk}\), so entspricht er den Koeffizienten einer quadratischen Form in Flächenstückkoordinaten. Durch Verjüngung entsteht \(R_{ihk}^i = R_{hk}\), der in der Gravitationstheorie auftretende Tensor zweiter Stufe. Das III. Kapitel behandelt die spezielle Relativitätstheorie. Zuerst wird die \textit{Galilei}sche Relativitätstheorie ganz nach Analogie der Geometrie im vierdimensionalen Raum dargestellt. Die metrische Fundamentalform zerfällt hier in eine Linearform \(t\) und eine dreidimensionale Quadratsumme. An den Gleichungen des elektromagnetischen Feldes wird dann gezeigt, daß\ hier eine andere Fundamentalform im vierdimensionalen, nämlich \(-c^2t^2+x_1^2+x_2^2+x_3^2\) zugrunde gelegt werden muß. Es wird gezeigt, wie durch die \textit{Einstein}sche Theorie, daß\ die Physik eine Geometrie bei dieser Fundamentalform sei, die Schwierigkeiten der Ätherhypothese beseitigt werden. Der Verf. stellt dann die \textit{Einstein}sche Kinematik und Optik dar, soweit sie aus dieser vierdimensionalen Geometrie sich ableiten läßt. Und zwar leitet er durch ``Zerspaltung der Welt in Raum und Zeit'', (Projektion nach einem zeitartigen Vektor) in sehr gedrängter Form die Maßstab- und Uhreneigenschaften, das Additionstheorem, das \textit{Doppler}sche Prinzip, die Aberration u. a., ab. Die Elektrodynamik bewegter Körper wird nach \textit{Minkowski} behandelt und durch die Anwendung der genannten Zerspaltung auf die Tensoren elegant mit den üblichen Formeln in Zusammenhang gebracht. Die Mechanik der \textit{Einstein}schen Relativitätstheorie wird durch Verallgemeinerung der Gesetze der Elektronenbewegung gewonnen. Die mechanischen Gleichungen werden auch in die Form \(\frac{\partial T_i^k}{\partial x_k}=0\) des Energieimpulssatzes gebracht. Im Anschluß\ daran wird die Trägheit der Energie behandelt. Da das Gleichgewicht eines Elektrons nach der bisherigen Theorie nicht erklärbar ist, muß\ innerhalb des Elektrons eine besondere Theorie des Feldes gelten. Als Beispiel einer solchen bespricht der Verf. die \textit{Mie}sche Theorie der Materie. Im IV. und letzten Kapitel wendet sich der Verf. der Gravitationstheorie zu. Sie wird als Geometrie der vierdimensionalen \textit{Riemann}schen Welt behandelt. Der Verf. gewinnt die Bewegungsgleichungen durch Verallgemeinerung des Energieimpulssatzes der speziellen Relativitätstheorie und der \textit{Mie}schen Theorie der Materie. Es läßt sich dann ein Variationsprinzip aufstellen, aus dem durch Variation der Nullinien die Bewegungsgleichungen und durch Variation des elektromagnetischen Potentials die elektromagnetischen Feldgleichungen entstehen. Die Funktion unter dem Integralzeichen hängt, weil sie im Sinne der \textit{Riemann}schen Geometrie invariant sein soll, auch von den \(g_{ik}\) ab. Durch Variation der \(g_{ik}\) ergeben sich die \textit{Einstein}schen Feldgleichungen der Gravitation: \(R_{ik}-\frac 12 g_{ik} R=-T_{ik}\). Zwischen den linken Seiten bestehen 4 Identitäten, welche für den Energietensor der Materie \(T_{ik}\) dieselben Bedingungen ergeben, die aus der Theorie der Materie für ihn folgen. Der Verf. behandelt dann insbesondere das statische Gravitationsfeld, für das er ein rein räumliches Variationsprinzip herleitet, ein Analogon zum \textit{Fermat}schen Prinzip, leitet die \textit{Einstein}sche Lichtablenkung und Rotverschiebung ab und behandelt einheitlich die genauen Lösungen des Einkörperproblems im Anschluß\ an \textit{Schwarzschild}und \textit{Hilbert}. Am Schluß\ gibt der Verf. einen Ausblick darauf, wie man sich das Gravitationsfeld in der Welt als Ganzem vorstellen müsse, und bespricht die Annahme einer räumlich geschlossenen Welt im Sinne von \textit{Einstein}s kosmologischen Betrachtungen.
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