Die Idee der Riemannschen Fläche. (Q1477072)
From MaRDI portal
scientific article
Language | Label | Description | Also known as |
---|---|---|---|
English | Die Idee der Riemannschen Fläche. |
scientific article |
Statements
Die Idee der Riemannschen Fläche. (English)
0 references
1913
0 references
Der Inhalt dieses kleinen Werkes läßt sich mit den Worten des Vorworts folgendermaßen umgrenzen: Im I. Kapitel handelt es sich um dreierlei: ``1. eine genaue Auseinandersetzung des Verhältnisses der\textit{Weierstraß}schen Begriffe ``analytische Funktion'' und ``analytisches Gebilde'' zu der Idee der \textit{Riemann}schen Fläche (\S\S\ 1--3); 2. eine strenge Fixierung des Begriffes der Fläche überhaupt und insbesondere der \textit{Riemann}schen Fläche (\S\S\ 4--7); 3. eine exakte Begründung derjenigen Analysis-situs-Sätze, die zum Aufbau der \textit{Riemann}schen Funktionentheorie unbedingt vonnöten sind (\S\S\ 8-11)\dots Den Gegenstand von Kapitel II bildet vor allem das Grundproblem der \textit{Riemann}schen Funktionentheorie: zu einer vorgegebenen \textit{Riemann}schen Fläche die zugehörigen Funktionen zu finden, insbesondere für den Fall der geschlossenen \textit{Riemann}schen Fläche. Die Existenzbeweise werden hier auf dem von \textit{Riemann} selbst in Aussicht genommenen Wege mit Hülfe des sogenannten ``\textit{Dirichlet}schen Prinzips'' erbracht (\S\S\ 12--15). Die Gangbarkeit dieses Weges hat bekanntlich \textit{Hilbert} gezeigt, indem er das früher für evident gehaltene, aber dann von \textit{Weierstraß} angefochtene \textit{Dirichlet}sche Minimumprinzip durch einen zuverlässigen Beweis stützte\dots. Die \S\S\ 16-18 bringen dann einen Abriß der an die Existenztheoreme sich anschließenden systematischen Theorie der Funktionen auf einer geschlossenen \textit{Riemann}schen Fläche, geben aber nur soviel von dieser Theorie, als nötig ist, um die funktionentheoretische Fruchtbarkeit der \textit{Riemann}schen Grundidee deutlich zu machen und die beherrschende Rolle aufzuzeigen, welche die der Analysis situs entstammende Geschlechtszahl im Reiche der Funktionen spielt. \dots Die letzten Abschnitte endlich (\S\S\ 19-21) sind der von \textit{Klein} und \textit{Poincaré} in kühnem Riß entworfenen, von \textit{Koebe} in jüngster Zeit auf ein breites Fundament gestellten Theorie der Uniformisierung gewidmet''. Die Hauptleistung des Verf. in seinem ersten Kapitel, nämlich die strenge Fassung und Begründung der Analysis-situs-Sätze, die zum Aufbau der Funktionentheorie nötig sind, die aber bisher immer mit mehr oder weniger Berufung auf die Anschauung, d. h. also mehr oder weniger unvollständig bewiesen wurden, erforderte nicht nur völlige Vertrautheit mit den neuesten Forschungen auf diesem Gebiete, insbesondere mit den tiefschürfenden Arbeiten \textit{Brouwers}, sondern auch ein nicht geringes Maß eigener Erfindungsgabe. Diese bewährte sich auch im zweiten Kapitel, insbesondere an den \textit{Riemann}schen Existenzbeweisen, bei denen der Verf. bekannte Ansätze mit eigenen Gedanken geschickt durchwebte. Die Sorgfalt, die überall auf scharfe Begriffe und strenge Beweise verwandt ist, erstreckt sich weiter bis auf die Einzelheiten der Bezeichnung und des Druckes; die flotte Sprache macht den abstrakten Stoff genießbarer. So sehr demnach das Buch geeignet ist, dem Kenner der Funktionentheorie Genuß zu bereiten, der durch gelegentliche andere Meinung über Werturteile nicht beeinträchtigt wird, so werden doch selbst unter den besten Studenten nur wenige sein, denen es ohne Anleitung restlos verständlich wird; eine Vorlesung wird immer viele feine Hülfsmittel voraus haben, die bei der Umgestaltung zu einem Buche notwendig verloren gehen müssen. Und so denke ich mir die Wirkung, die von diesem kleinen Werke \textit{Weyl}s ausgehen kann und soll, vornehmlich in der Art, daß es, aus einer Vorlesung hervorgegangen, wieder für neue Vorlesungen fruchtbar werde: in solchen wird der Vortragende einzelnes weiter ausführen und vor allem die Theorie überall durch Beispiele ergänzen; auch dürfte er wohl versuchen, teils durch eigene Überlegung, teils auf Grund der fortschreitenden Forschungsarbeit anderer manches zu vereinfachen und der ursprünglichen Auffassung wieder zu nähern, immer aber wird ihm das \textit{Weyl}sche Buch Muster und Maßstab seiner eigenen Leistung sein.
0 references