Ueber Sturm'sche Functionen. (Q1552963)

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Ueber Sturm'sche Functionen.
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    Ueber Sturm'sche Functionen. (English)
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    1878
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    Die Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit der Darlegung des Zusammenhanges zwischen den verschiedenen Methoden der Untersuchung, die auf das Sturm'sche Theorem führen. Im ersten und fünften Paragraphen wird die Beziehung zwischen dem vom Herrn Verfasser (1869 siehe F. d. M. II. p. 203, JFM 02.0203.02) aufgestellten Begriffe der Charakteristik eines Functionensystems und dem Sturm'schen Satze gezeigt; im zweiten und dritten führt die Verwendung der Jacobi'schen Behandlung des Cauchy'schen Interpolationsproblems zu demselben Ziele; im vierten bilden die Hermite'schen quadratischen Formen den Ausgangspunkt. \S1. Sind \({\mathfrak F}(x),\,{\mathfrak F}_1(x)\) ganze Functionen der Grade \(n,\,n-n_1\), und liefert die Kettenbruchentwicklung \[ {\mathfrak F}_{\alpha-1} -g_{\alpha}{\mathfrak F}_{\alpha} +{\mathfrak F}_{\alpha+1}=0, \;({\mathfrak F}_0 ={\mathfrak F}; \,{\mathfrak F}_{r+1}=0), \] wo \( {\mathfrak F} \) vom Grade \( n-n_{\alpha} \) ist, so folgt \[ {\mathfrak F}_k={\mathfrak F}_1 \psi_{k-1} -{\mathfrak F}\varphi_{k-1} \] Bezeichnet man mit \([a]\) die Werthe \(0, +1, -1\), je nachdem \(a\) Null, positiv oder negativ ist, so folgt für eine zwischen \(z_1\) und \(z_2>z_1\) endliche, stetige Function \({\mathfrak F}(z)\), deren Wurzeln \(\zeta_h\) sein mögen, \[ \frac12 \left[{\mathfrak F}(z_2)\right] - \frac12\left[{\mathfrak F}(z_1)\right] ={\sum_h} \left[{\mathfrak F}' \zeta_h\right] \quad \text{für} \quad z_1<\zeta_h<z_2. \] Diese Formel auf die \({\mathfrak F}_{\alpha-1} \cdot {\mathfrak F}_{\alpha}\) angewendet, liefert sofort den Sturm'schen Satz \[ \sum_{\lambda} \left[{\mathfrak F}' (\xi_{\lambda}) {\mathfrak F}_1 (\xi_{\lambda})\right]= \frac12 \sum_h \left\{ \left[ {\mathfrak F}_{h-1}(x_2){\mathfrak F}(x_2)\right] -\left[{\mathfrak F}_{h-1}(x_1){\mathfrak F}(x_1)\right] \right\} \] \[ \left( h=1,2,\dots,\nu;\, {\mathfrak F}(\xi_{\lambda})=0; \, x_1<\xi_{\lambda}<x_2 \right) \] und für \(x_1=-\infty, \, x_2=\infty\) und reguläre Entwicklung, (bei der also \(n_k=k\) und \(g_k=g_k'\cdot x-g_k^0\) wird), den Specialsatz \[ \sum_{\lambda=1}^n \left[{\mathfrak F}'(\xi_{\lambda}) {\mathfrak F}_1(\xi_{\lambda})\right] =\sum_h \left[g_k'\right]. \] \S 2. Die obige Gleichung für \({\mathfrak F}\) zeigt, dass \({\mathfrak F}\) für \(x=\zeta_1,\dots \zeta_n\) mit \({\mathfrak F}(\zeta):\psi_{k-1}(\zeta)\) übereinstimmt. Bestimmt man also der Cauchy'schen Interpolationsaufgabe gemäss, zwei Functionen \(F(x), \, \psi(x)\) durch die Bedingungen, dass \(\psi\) vom Grade \(r\) und \(F(\zeta): \psi(\zeta)={\mathfrak F}(\zeta)\) sein soll, so finden sich, abgesehen von gemeinsamen Factoren, für \(n_k-1\leqq r<n_k\) als einzige Lösungen \({\mathfrak F}_k\) und \(\psi_{k-1}\), ja für \(r=n_k-1\) und \(r=n_{k-1}\) werden die Factoren zu Constanten, was im sogenannten regulären Falle stets geschieht. Das Jacobi'sche, auf die Euler'schen Formeln gegründete Verfahren, dessen Resultate sich übrigens, wie Herr Kronecker in \S 3 zeigt, leicht aus den Cauchy'schen ableiten lassen, muss also in diesen beiden Fällen \({\mathfrak F}_k\) und \(\psi_k\) bis auf constante Factoren in Form von Determinanten \[ D(x)=--xs_{p+q}-s_{p+q+1}--, \, \left(s_{\alpha}=\sum_h \frac{\xi_h^{\alpha}} {{\mathfrak F}_1(\xi_h) {\mathfrak F}' (\xi_h)} \right) \] liefern, und daraus wird weiter geschlossen, dass die Reihe der \(D(x)\), wie Herr Hattendorf zuerst gezeigt hat, auch im nichtregulären Falle als Reihe der Sturm'schen Functionen eintreten kann, wobei, wie sich aus vorliegenden Untersuchungen noch ergiebt, die Producte von zwei aufeinanderfolgenden Functionen \(D(x)\) verschwinden, wenn der Werth des grösseren Index nicht mit dem einer Restfunction \({\mathfrak F}_k\) zusammenfällt. \S 4. Unter der Voraussetzung regulärer Kettenbruchentwicklung kann die Hermite'sche quadratische Form \[ \sum_h \frac { x-\xi_h}{ {\mathfrak F}_1(\xi_h){\mathfrak F}'(\xi_h) } {\left( \sum_k g_k' \upsilon_k {\mathfrak F}_k (\xi_k)\right)}^2 \quad (h, k=1,2,\dots n) \] in eine nur \(2n-1\) Glieder umfassende Jacobi'sche Form (Crelle J. XXIX.) \[ \sum_{k=1}^n g_k \upsilon_k^2 -2\sum_{k=1}^n \upsilon_k \upsilon_{k-1}= \sum_{k=1}^n {\mathfrak F}_{k-1} {\mathfrak F}_k {\left( \frac {\upsilon_{k-1}} {{\mathfrak F}_{k-1}} -\frac {\upsilon_k} {{\mathfrak F}_k} \right)}^2 \] umgewandelt werden, welche in ihrer letzten Form wegen der Constanz der Anzahl der Vorzeichen gleichfalls zum Sturm'schen Satz in der obigen Ausdrucksweise führt, andrerseits unter Zuhülfenahme der vom Herrn Verfasser (Berl. Ber. 1783 VII. ; F. d. M. V, 74-76, JFM 05.0074.01) entwickelten Resultate die Transformation einer beliebigen Hermite'schen und die orthogonale Transformation einer beliebigen quadratischen Form in eine Jacobi'sche Form liefert. Dieselbe Transformation, auf die Gleichung \[ --xS_k\delta_{ik} -C_{ik}--=0 \quad (\delta_{i,i}=1; \,\delta_{i,k}, \,i \gtrless k) \] angewendet, liefert den unmittelbar auf den Sturm'schen Satz gestützten Beweis für die Realität der Wurzeln jener Gleichung, falls die \(S_k\) sämmtlich positiv sind, da sie ergiebt \[ \sum_k S_k V_k^2 =\sum_k g_k' \upsilon_k^2. \] \S 5. Sind \(\varphi(z),\,\psi(z)\) zwei ganze Functionen, \(\xi\) die sämmtlichen reellen Wurzeln von \(\varphi(z)=0\), so ist \[ \chi(\varphi(z),\, \psi(z))=+\frac12 \sum_h \left[\varphi'(\xi_h) \psi(\xi_h) \right] \] die Charakteristik der Functionen \(\varphi, \, \psi\) (vgl. Ber. Ber. 1869; 4. März; F. d. M. II. 203, JFM 02.0203.02). Es folgt aus den Formeln von \S1, dass durch die Differenz der Charakteristik von \(f(z),(x_1-z)f_1(z)\) und \(f(z),(x_2-z)f_1(z)\) das Sturm'sche Theorem gegeben ist, und dies führt den Herrn Verfasser darauf, die Coefficienten von \(\varphi, \,\psi\) als von \(\nu\) Grössen \(x_1, \dots x_{\nu}\) abhängig anzusehen und die Aenderung der Charakteristik bei Aenderung der Coefficienten zu untersuchen. Es ergiebt sich, dass nur dann eine Aendernung der Charakteristik eintritt, wenn solche Werthe passirt werden, für welche die Resultante \(R\) der beiden Functionen verschwindet. Haben dieselben dabei nur einen linearen Factor gemeinsam, so beträgt die Aenderung nur eine Einheit und erfolgt in demselben Sinne, wie die Aenderung des Ausdrucks \(\varphi'(z) \psi(z) -\varphi(z) \psi'(z)\) an demjenigen Werthe von \(z\), für den jener gemeinsame lineare Factor gleich Null ist, oder auch, wenn man \[ R=--s_{i+k}--, \,R_1=--s_{g+h}-- \quad (g,h=0,1,\dots n-2; \,i,k=0,1,\dots n-1) \] setzt, wie \([R_1.\delta R\), für die Werthe, welche \(R=0\) machen. Nach den Werthen der Charakteristik theilt sich dann die \(\nu\)-fache Mannigfaltigkeit der \(x_1,\dots x_{\nu}\) in verschiedene, durch die \((\nu-1)\)-fache Mannigfaltigkeit \(R=0\) getrennte Gebeite der Art, dass (wie Herr Kronecker in seiner Wintervorlesung 1878/79 bewies) zu jedem Werthe der Charakteristik ein einziges in sich zusammenhängendes Gebiet gehört. Das Passiren der Grenze \(R=0\) kann als Eintritt oder Austritt, je nach der Aenderung von \(\chi\) angesehen werden, und dadurch erhält der Satz über die Charakteristik eine geometrisch anschauliche Form. Die Scheidung in Gebiete zeigt sich dabei als das Wesentliche bei der Aufstellung Sturm'scher Functionen und als das Bleibende in den mannigfach verschiedenen Formen derselben. Für \(f_1=f'\) tritt die Discriminante an die Stelle der Resultante.
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