The image of mathematics -- and what one can do about it (Q1811222)

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The image of mathematics -- and what one can do about it
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    The image of mathematics -- and what one can do about it (English)
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    25 September 2003
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    Der Autor geht von einem traditionell schlechten Image der Mathematik in der Öffentlichkeit aus. Er bemerkt, dass sich an Formeln oft die Einstellung zur Mathe\-matik entscheidet. Mathematik wird aus der Kultur und der Bildung weitgehend ausgeschlossen, oder man spricht von zwei Kulturen, einer literarischen und einer naturwissenschaftlichen Intelligenz. Wieviel Mathematik zur Allgemeinbildung gehört, wurde u.a. in der Bielefelder Habilitationsschrift von Herrn Heymann diskutiert. Auch wenn Kommentare dazu manches vielleicht verkürzt oder verfälscht haben mögen, so wirft der Autor Heymann doch vor, das einseitige Bild der Mathematik in der Schule verstärkt zu haben: Es ging ihm nur um den Nützlichkeitsaspekt der Mathematik, primär um den Beitrag der Mathematik zu unserer Zivilisation. U.a. Ästhetik und Kunst in der Mathematik wurden vernachlässigt. An Beispielen wie Computertomographie oder Verschlüsselung von Nachrichten wird aufgezeigt, dass in der Öffentlichkeit nur der Beitrag von Medizin und Computern bzw. Computern allein gesehen wird, nicht aber die dahinterstehende (ältere) Mathematik. Der Autor führt dann eine Liste von aktuellen Anwendungen der Mathe\-matik auf. Zurückgehend auf die Antike wird anschließend das damalige Bild der Mathematik beleuchtet. Platon und Euklid sahen die Mathematik als Vorbild aller Wissenschaften und waren nicht an Anwendungen interessiert. Zum Ausgleich wird Archimedes aufgeführt, der bekanntlich eine andere Auffassung hatte. Von den Griechen her hatte die Mathematik aber -- und hier war es meist die reine Mathematik -- einen elitären Anspruch: absolute und ewige Wahrheiten, Objektivität, strenge Formalisierbarkeit, unverzichtbare Rolle von Beweisen. Dagegen verbinden die Laien viel zuwenig Mathematik mit Intuition und Eleganz. ``In der Mathematik [herrscht] eher die Atmosphäre der reinen und einfachen Kunst als diejenige der empirischen Wissenschaft [...]'' (John von Neumann). Das Selbstverständnis der forschenden Mathematiker, Verbindungen von Mathematik mit Musik und bildender Kunst oder Mathematik als Sprache werden der Öffentlichkeit meist nicht vermittelt. Öffentliches Interesse findet höchstens ein spektakuläres und spannendes Ereignis wie der Beweis von Formats letztem Satz (und die zeitweilige Lücke im Beweis). Um nicht die Vermutung, es gebe zwei Kulturen ja schon in der Mathematik, aufkommen zu lassen, geht der Autor hier auf Unterschiede zwischen reiner und angewandter Mathematik ein. Das oft gehörte Wort von der ``unreasonable effectiveness of mathematics'', führt er aus, war für Leibniz kein Problem. Damit kommt er zum Problem der schwierigen Öffentlichkeitsarbeit für Mathematik. Mathematik nennt er nachhaltig, mit sehr guter Rendite für wenig Geld. Die in den Filmen ``Good Will Hunting'', ``A Beautiful Mind'' vorkommenden Mathematiker sind leider Aussenseiter, aber: ``Die Mathematik sollte über mehr Publizität froh sein, nur so kann man heute Beachtung finden.'' Es besteht nämlich die Gefahr, dass einflußreiche Leute in Wirtschaft und Politik meinen, dass Mathematik letztlich irgendwann durch die Weiterentwicklung der Computer überflüssig werde. TIMSS und PISA haben neues Interesse auch an der Schulmathematik hervorgerufen. Gefordert werden neue Inhalte von Mathematik, Bezug zu anderen Fächern, die Vermittlung von Methoden, nicht aber von Tatsachen. Natürlich sind seiner Ansicht nach Experimente, Leitmotive, Phantasie und Intuition wichtig, man dürfe aber darüber nicht vergessen, auch in der Schulmathematik wieder Fakten und Formeln lernen zu lassen. Konsequent gedacht waren seiner Ansicht nach für 40 bis 50\% aller Schüler und Schülerinnen Leistungskurse in Mathematik notwendig. Es handelt sich hier also um einen interessanten, lesbaren und recht ausgewogenen Aufsatz. Zu diesem wichtigen Thema könnte man allerdings noch viel mehr sagen. Den Lesern empfehle ich u.a. den Vortrag von \textit{T. Gowers}, ``The Importance of Mathematics'' in [The CMI millenium collection, Springer VideoMath (2000; Zbl 0994.00002)], der einige andere, bedeutende Aspekte zur Verteidigung der Mathematik in der Öffentlichkeit und gegenüber Politikern ins Spiel bringt.
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