Über die Laplacesche Kaskadenmethode. (Q1833873)

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Über die Laplacesche Kaskadenmethode.
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    Über die Laplacesche Kaskadenmethode. (English)
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    1930
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    Die hyperbolische Differentialgleichung \[ L(z)=z_{xy}+az_x+bz_y+cz=0 \] mit analytischen Koeffizienten \(a(x,y)\), \(b(x,y)\), \(c(x,y)\) kann in speziellen Fällen mit Hilfe der \textit{Laplace}schen Kaskadenmethode vollständig integriert werden. Diese besteht bekanntlich darin, daß durch wohlbestimmte Transformationen der abhängigen Veränderlichen \(z(x, y)\) in \(z_1(x,y) = \dfrac{\partial z}{\partial y}+az\), \(z_1(x,y)\) in \(z_2(x, y)\) usw., die Differentialgleichung \(L(z)=0\) nacheinander in \(L_1(z_1) = 0\), \(L_2(z_2) = 0\) usw. überführt wird. Dabei werden die sogenannten \textit{Laplace}schen Invarianten \(h_0(x,y)\), \(h_1(x,y)\) usw. benutzt, die aus den Koeffizienten der Differentialgleichung \(L_{\nu} = 0\) gebildet werden. Es zeigt sich, daß \(L=0\) dann und nur dann nach der \textit{Laplace}schen Kaskadenmethode (L. K. M.) integriert werden kann, wenn die Folge der \textit{Laplace}schen Invarianten (L. I.) abbricht, wenn also \(h_n\equiv 0\). Dann erhält man das allgemeine Integral von \(L=0\) als einen Ausdruck, der außer von den beiden willkürlichen Funktionen von der Folge der L. I. abhängt. Da die L. K. M. bezüglich \(x\) und \(y\) nicht symmetrisch ist, gibt es eine zweite Kette von Transformationen, die gegebenenfalls auch zur Konstruktion des allgemeinen Integrals führt, und zwar dann und nur dann, wenn die ihr entsprechende Folge von L. I. \(k_{\nu}(x,y)\) abbricht; die Differentialgleichung \(L=0\) heißt dann vom \textit{Laplace}schen Typus hinsichtlich \(y\) (entsprechend, wenn es nur endlich viele L. I. \(h_{\nu}(x, y)\) gibt, vom \textit{Laplace}schen Typus hinsichtlich \(x\)). Der Verf. gibt nun eine Abänderung der L. K. M. an, mit deren Hilfe das allgemeine Integral von \(L=0\) auch dann gewonnen werden kann, wenn weder die Folge \(h_{\nu}\) noch die Folge \(k_{\nu}\) abbricht, d. h. wenn die L. K. M. im engeren Sinne versagt. Dazu wird der Begriff der \textit{Laplace}schen Koeffizientenfolge (L. K. F.) eingeführt: Die unendliche Folge von Funktionen \(l_0(x, y)\), \(l_1(x, y),\ldots\) heißt eine L. K. F. der Differentialgleichung \(L=0\) in bezug auf \(x\), wenn die formal, d. h. ohne Rücksicht auf Konvergenz, gebildete Reihe \[ \varSigma\sim\sum_0^{\infty}l_n(x,y)\varphi_n(x) \] bei gliedweiser Differentiation die Differentialgleichung \(L=0\) befriedigt, und zwar für jede beliebige, der Bedingung \(\dfrac{d\varphi_{n+1}}{dx}= \varphi_n(x)\) genügende Folge von Funktionen \(\varphi_n(x)\). Dieser Ansatz des Integrals als unendliche Reihe wird dadurch motiviert, daß das mit Hilfe der L. K. M. konstruierte Integral einer Differentialgleichung vom \textit{Laplace}schen Typus hinsichtlich \(x\) sich als endliche Summe darstellen läßt, deren Glieder nach den Ableitungen der willkürlichen Funktion \(\varphi(x)\) fortschreiten, und zwar erhält man diese Darstellung durch Spezialisierung der zweiten willkürlichen Funktion. Entsprechend heißt eine unendliche Folge von Funktionen \(l^*_0(x, y)\), \(l^*_1(x, y),\ldots\) eine L. K. F. in bezug auf y, wenn die formale Reihe \[ \varSigma^*\sim\sum_0^{\infty}l^*_n(x,y)\psi_n(y) \] die Differentialgleichung \(L=0\) befriedigt für jede beliebige, der Bedingung \[ \frac{d\psi_{n+1}}{dy}=\psi_n(y) \] genügende Folge von Funktionen \(\psi_n(y)\). Es zeigt sich, daß die Funktionen \(l_n(x,y)\) (bzw. \(l_n^*(x,y)\)) einer L. K. F. gewissen Rekursionsformeln genügen, durch die sie jedoch nicht eindeutig bestimmt sind, da die Rekursionsformeln für \(l_n(x,y)\) (bzw. \(l_n^*(x,y)\)) eine unendliche Folge willkürlicher Funktionen von \(x\) (bzw. \(y\)) allein enthalten. Damit ist die Frage gegeben, welche Beziehungen zwischen den Koeffizienten \(l_n\) und \(l_n'\) zweier verschiedener L. K. F. in bezug auf dieselbe Veränderliche, etwa \(x\), bestehen. Verf. zeigt, daß \(l_n'(x,y)\) gleich einer linearen Form von \(l_0, l_1,\ldots, l_n\) ist, deren Koeffizienten analytische Funktionen von \(x\) allein sind. Die Konvergenzuntersuchung der formalen Reihen \(\varSigma\) bzw. \(\varSigma^*\), die die vorbereitenden Betrachtungen (Existenztheorem, Reihenentwicklungen von Integralen der Differentialgleichung \(L=0\)) des \S\ 1 benutzt, führt durch eine den obigen Bedingungen gemäße Spezialisierung der Funktionen \(\varphi_n(x)\) bzw. \(\psi_n(y)\) zu folgenden Ergebnissen: 1. Jede Differentialgleichung \(L(z)=0\) besitzt konvergente Integrale der Form \(\sum\limits_0^{\infty}l_n(x,y)\varphi_n(x)\). 2. Notwendig und hinreichend für die gleichmäßige Konvergenz der Reihen \(\varSigma\) und \(\varSigma^*\) ist die gleichmäßige Konvergenz gewisser Potenzreihen, deren Koeffizienten die in den Rekursionsformeln für \(l_n(x, y)\) bzw. \(l^*_n(x,y)\) auftretenden willkürlichen Funktionen \(f_n(x)\) bzw. \(g_n(y)\) sind. Daraus folgt sofort, daß die mit den speziellen Funktionen \(f_0=1\), \(f_n = 0\) für \(n\geqq1\) und \(g_0 = 1\), \(g_n=0\) für \(n\geqq 1\) konstruierten L. K. F. auf konvergente Integrale \(\varSigma\) und \(\varSigma^*\) führen. Sodann untersucht der Verf. die Differentialgleichungen vom \textit{Laplace}schen Typus in bezug auf \(x\) (oder \(y\)), also die Differentialgleichungen \(L(z)=0\), deren allgemeine Integrale sich mit Hilfe einer endlichen Anzahl \textit{Laplace}scher Transformationen explizit konstruieren lassen. Eine Differentialgleichung vom \textit{Laplace}schen Typus hinsichtlich \(x\) kann dadurch charakterisiert werden, daß unter den unendlich vielen L. K. F. \(l_n(x, y)\) hinsichtlich \(x\) mindestens eine \textit{endliche} Folge existiert. Dieser Satz stammt schon von \textit{Laplace}. Verf. zeigt weiter, wie man an einer vorgegebenen unendlichen L. K. F. erkennen kann, ob die zugehörige Differentialgleichung vom \textit{Laplace}schen Typus ist oder nicht. Da die Reihe \[ \sum_0^{\infty}l_n(x,y)\varphi_n(x)\qquad (\text{bzw.}\;\;\sum_0^{\infty}l^*_n(x,y)\psi_n(y)) \] nur \textit{eine} willkürliche Funktion enthält, liefert sie nicht das allgemeine Integral von \(L(z)=0\); dieses läßt sich aber, wie bewiesen wird, als Summe jener beiden Reihen darstellen. Anschließend wird gezeigt, wie das vom Verf. entwickelte Verfahren mit der \textit{Riemann}schen Integrationsmethode zusammenhängt. Weiter werden einige Beziehungen zwischen den L. I. \(h_{\nu}\) (bzw. \(k_{\nu}\)) und den Funktionen einer beliebigen L. K. F. hinsichtlich \(x\) (bzw. \(y\)) abgeleitet. In den beiden letzten Paragraphen dehnt der Verf. sein Integrationsverfahren auf ein System partieller Differentialgleichungen (das mit der Differentialgleichung \(L(z)=0\) eng zusammenhängt) und schließlich auf Integrodifferentialgleichungen aus. Da es sich dabei um Integrationsprobleme handelt, auf die der Verf. in seinen Untersuchungen zur Theorie der sphärischen Abbildung im Großen (M. Z. 31 (1930), 629-708; F. d. M. \(56_{\text{II}}\)) gestoßen ist, vergleiche man auch die diesbezüglichen Referate, besonders im Hinblick auf die Anwendbarkeit der verallgemeinerten Kaskadenmethode auf geometrische Fragestellungen. (V 6 B.)
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