Beweis einer Carathéodoryschen Vermutung. II, III. (Q2584136)

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Beweis einer Carathéodoryschen Vermutung. II, III.
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    Beweis einer Carathéodoryschen Vermutung. II, III. (English)
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    1941
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    \textit{Carathéodory} hat gelegentlich die Vermutung geäußert, es gäbe auf einer geschlossenen konvexen Fläche \(F\) immer mindestens zwei verschiedene Nabel \(N\), das heißt Punkte, in denen eine Kugel \(F\) mindestens in zweiter Ordnung berührt. Die \(N\) sind auch die Punkte, in denen die Differentialgleichung der Krümmungslinien von \(F\) versagt. Carathéodorys Behauptung \textit{im Großen} läßt sich leicht auf eine \textit{im Kleinen} zurückführen. Ein Wanderer auf der Außenseite von \(F\) kann seine Richtung in jedem Nichtnabel \(P\) mod \(\pi : 2\) durch den Winkel zwischen einer Krümmungsrichtung in \(P\) und seiner Wegrichtung festlegen, wobei die Winkel etwa nach links herum positiv gezählt werden. Ist ein Weg \(W\) geschlossen, und liegt auf ihm kein \(N\), so ist die stetige Gesamtrichtungsänderung \(\varrho\) längs \(W\) ein ganzzahliges Vielfaches von \(\pi : 2 \) (sogar von \(\pi\)). Ändert man \(W\) stetig, ohne ein \(N\) zu überschreiten, so ändert sich auch \(\varrho\) stetig, bleibt also fest. Gäbe es eine \(F\) mit nur einem einzigen \(N\) (es ist ``offenkundig'', daß es mindestens einen gibt), so würde die Richtungsänderung bei einem Umlauf \(W\) links um \(N\) notwendig \(\varrho = - 2\pi\) sein, denn man könnte \(W\) auf einen Punkt \(P \not = N \) von \(F\) zusammenziehen, der einmal rechts um \(P\) umlaufen würde. Damit kommt die Behauptung zurück auf die folgende örtliche: Die Richtungsänderung um jeden alleinstehenden Nabel ist immer \(\varrho > - 2\pi\). Diese Zurückführung steht in etwas umständlicherer Form bei \textit{Hamburger}, Math. Z. 19 (1923), 50-66 (F. d. M. 49, 402 (JFM 49.0402.*)) und bei \textit{Blaschke}, Math. Z. 24 (1925), 617-621 (F. d. M. 51, 585 (JFM 51.0585.*)). Der Beweis von \(\varrho > - 2\pi\) ist aber deshalb aussichtsreich, da man durch Arbeiten von \textit{A. Gullstrand} (Nova Acta Upsal. (3) 18 (1900), Acta Math., Stockholm, 29 (1904), 59-100; F. d. M. 35, 614 (JFM 35.0614.*)) über das Verhalten der Krümmungslinien in der Nähe eines alleinstehenden \(N\) ziemlich Bescheid weiß. Allerdings ist der Weg zu den schönen Ergebnissen des schwedischen Arztes mühsam, da sein mathematisches Werkzeug wenig handlich ist. Verf. versucht nun, die Behauptung \(\varrho > - 2\pi\) in einer Folge von drei Schriften von zusammen etwa 170 Seiten zu beweisen, von denen die erste (I) Ann. Math., Princeton, (2) 41 (1940), 63-86 (F. d. M. 66, 827 (JFM 66.0827.*)) erschienen war. Legt man in \(N\) ein kartesisches Achsenkreuz derart, daß die \(x\) und \(y\)-Achsen \(F\) in \(N\) berühren, so kann man \(F\) in der Umgebung von \(N\) durch eine Gleichung \(z = z(x, y)\) darstellen, während für die Schmiegkugel \(S\) von \(F\) in \(N\) \(z = z^\prime (x, y)\) sein soll. Es seien dann \(\zeta = z - z^\prime\) und \(r\), \(\varphi\) Polarkoordinaten in der \(x\), \(y\)-Ebene. Es sei ferner \(d^k\zeta : dr^k =0\) für \(r=0\) und \(k = 1, 2,\dots, n - 1\) und alle \(\varphi\), aber nicht mehr für \(k = n\). Dann berührt die Kugel \(S\) die Fläche \(F\) in \(N\) in der Ordnung \(n-1 \geqq 2\). Zur Bestimmung der Richtung \(\varphi\), für die auch noch \(d^n \zeta : dr^n = 0\) wird, genügt die Ermittlung der reellen Nullstellen eines Polynoms \(p\) der Ordnung \(n\). Wir nennen einen Nabel \textit{allgemein}, wenn die reellen Nullstellen etwa alle \textit{verschieden} sind. Für solche \textit{allgemeine} Nabel kommt die Behauptung \(\varrho > - 2\pi\) zurück auf einen einfachen Satz über Nullstellen gewisser Polynome \(p\), den G. Bol kürzlich in wenigen Zeilen bewiesen hat (nicht veröffentlicht). Damit wäre das Ergebnis von Hamburgers Schrift I aufs einfachste wiedergelunden und noch einiges mehr. In den Schriften II und III versucht Verf. auf 150 Seiten \(\varrho > - 2\pi\) für \textit{besondere Nabel} nachzuweisen, und zwar für den Fall, daß \(z (x, y)\) eine im kleinen konvergente Potenzreihe ist. Die wesentlichen Hilfsmittel sind dabei zuerst die Entwicklung von Puiseux für Zweige einer analytischen Kurve an einer Ausnahmestelle und dann ein Rechenverfahren von \textit{F. Enriques-O. Chisini}, Lezioni sulla teoria, geometrica..., II (1918; F. d. M. 46, 941 (JFM 46.0941.*)), S. 459-477. Wie das Verständnis von Gullstrand durch geringe Gelehrtheit des Verfassers (auf mathematischem Gebiet!) erschwert ist, so umgekehrt das von Hamburger durch allzugroße. Während aber bei Gullstrand eine Fülle handgreiflicher geometrischer Ergebnisse vorliegt, fehlen sie bei Hamburger fast völlig. Die Stichhaltigkeit der Arbeit nachzuprüfen, wäre wohl eine härtere Arbeit, als sie neu zu machen. So ist zu hoffen, daß diese Schriften die Anregung für einen Geometer geben werden, die einfache Vermutung \textit{Carathéodorys } einfach zu begründen. Insbesondere scheint es auf diesem Wege möglich, die Ergebnisse über Singularitäten ebener algebraischer Linien z. T. reell zu deuten. Dazu kommen Zusammenhänge mit der Lehre von den analytischen Funktionen zweier Veränderlicher.
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